Cover-Bild Wohnverwandtschaften
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24,00
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  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 10.10.2024
  • ISBN: 9783462004199
Isabel Bogdan

Wohnverwandtschaften

Roman

Ein Roman über eine Wohngemeinschaft, in der vier Menschen unterschiedlichen Alters aus unterschiedlichen Motiven zusammenleben und feststellen: Freunde sind manchmal die bessere Familie.

Constanze zieht nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten in die Wohngemeinschaft von Jörg, Anke und Murat. Was zunächst als Übergangslösung gedacht war, entpuppt sich als zunehmend stabil. Da ist Jörg, dem die Wohnung gehört und der eine große Reise plant; Anke, die als mittelalte Schauspielerin kaum noch gebucht wird und plötzlich nicht mehr die einzige Frau in der WG ist; und Murat, der sich einfach keine Sorgen machen will und dessen Lebenslust auf die anderen mitreißend und manchmal auch enervierend wirkt. Constanze sorgt als Neuankömmling dafür, dass sich die bisherige Tektonik gehörig verschiebt. Alle vier haben ihre eigenen Träume und Sehnsüchte und müssen sich irgendwann der Frage stellen, ob sie eine reine Zweck-WG sind oder doch die Wahlfamilie.

In diesem virtuos komponierten, lebensklugen und humorvollen Roman kommen reihum vier grundverschiedene Menschen zu Wort, die jeweils auf ihre Weise ihre Lebensentwürfe neu justieren müssen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.10.2024

Voller Wärme und Menschlichkeit

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Isabel Bogdan hatte sich längst einen Namen als Übersetzerin ( z.B. von Jane Gardam ) gemacht, bevor sie 2016 mit ihrem ersten Roman „ Der Pfau“ einen Bestseller landete. Ernstere Töne schlug sie mit ihrem ...

Isabel Bogdan hatte sich längst einen Namen als Übersetzerin ( z.B. von Jane Gardam ) gemacht, bevor sie 2016 mit ihrem ersten Roman „ Der Pfau“ einen Bestseller landete. Ernstere Töne schlug sie mit ihrem nächsten Buch an; in „ Laufen“ schreibt sie über eine Frau, die den Suizid ihres Lebensgefährten mit Laufen verarbeitet.
„ Wohnverwandtschaften“ nun erzählt von einer Wohngemeinschaft, die zu einer Art Ersatzfamilie für alle wird. Jörg ist mit Ende Sechzig der Älteste, ihm gehört die Wohnung. Doch nach dem Tod seiner Frau ist sie ihm zu groß, außerdem lebt er nicht gerne allein. So sind Anke und Murat bei ihm eingezogen. Und zu ihnen gesellt sich zu guter Letzt noch Constanze. Die dreißigjährige Zahnärztin hat nach dem Heiratsantrag ihres Freundes die Flucht aus ihrer so spießigen wie langweiligen Beziehung ergriffen und findet auf die Schnelle keine Wohnung. Als Übergangslösung war das gedacht, schließlich träumt sie weiterhin von einer eigenen Familie. Doch Constanze findet zunehmend Gefallen an der neuen und für sie ungewohnten Situation. Denn die Vier verstehen sich gut, bis auf ein paar Eifersüchteleien , obwohl sie völlig unterschiedliche Typen sind.
Jörg war früher Journalist und träumt nun von einer langen Reise. Bis nach Georgien will er mit seinem alten VW-Bulli fahren. Da kommt ihm die Miete der anderen gerade recht für seine Reisekasse.
Die Schauspielerin Anke steckt in einer richtigen Krise. Mit Anfang Fünfzig bekommt sie keine Rollenangebote mehr. Das kratzt an ihrem Selbstwertgefühl und bringt sie in eine finanzielle Schieflage.
Murat ist der Sonnenschein der Truppe. Immer gut gelaunt, immer ein offenes Ohr für die Nöte der anderen, ein Liebling der Frauen und ein Kumpel für seine Fußballkollegen. In seiner Freizeit werkelt der IT- Spezialist mit Begeisterung in seinem Schrebergarten und verarbeitet danach dessen Erzeugnisse zu phantasievollen Gerichten, sehr zur Freude seiner Mitbewohner. „ Darin ist er echt gut, genießen kann er. Was auch immer. Essen, die Sonne, das Leben.“ so denkt, beinahe neidisch, Constanze, der diese Lockerheit fehlt.
Die Autorin schreibt vom Alltag dieser Wohngemeinschaft wechselweise aus den Perspektiven der vier Protagonisten. So entstehen aus der Innensicht und der Außenperspektive glaubhafte und lebendige Charaktere, die dem Lesenden bald vertraut sind. Dazwischen gestreut finden sich immer wieder lebensnahe Dialoge zwischen den Figuren. Das alles wird in einem lockeren, flapsigen Stil erzählt.
Doch dann schleicht sich zusehends ein ernsterer Tonfall ein. Denn Jörg gibt Anlass zur Sorge. Seine Schusseligkeit wird immer schlimmer. Gut, etwas verpeilt war Jörg schon immer. So versucht er und versuchen es seine Mitbewohner abzutun. Doch es häufen sich die Situationen, wo Jörg nicht mehr weiß, wo er sein Auto abgestellt hat oder nicht nach Hause findet. Manchmal erkennt er nicht mal mehr seine Freunde, versucht das aber geschickt zu verbergen. Aber irgendwann ist seine zunehmende Demenz für alle offensichtlich. „ Mir fallen die Wörter nicht mehr ein, wo sind meine Wörter hin, meine Schätze? …Sie fehlen mir, die Wörter. Die schönen. Und die hässlichen. Meine Schätze, Wortschatz, Wortschätze. Wo sind sie hin, meine Wörter?“ Dieses Defizit macht Isabel Bogdan durch Lücken im Text greifbar.
Für die Wohngemeinschaft stellt sich nun die Frage, wie sie mit Jörgs Erkrankung umgehen sollen. Sie wollen zusammenhalten, denn schließlich sind sie so etwas wie eine Familie geworden. Alle bringen sich ein, wechseln sich ab mit der Betreuung, suchen Hilfe von außen. Aber wie lange können sie das? Und welche Konsequenzen hat das für jeden von ihnen? Sie sehen mit Sorge, dass ihr Zusammenleben in Gefahr ist.
Isabel Bogdan verhandelt in diesem Roman ernste Themen. Sie zeigt, dass es Rücksicht braucht und ein Verantwortungsbewusstsein, wenn eine solche selbst gewählte Wohngemeinschaft auch in Krisenzeiten funktionieren soll. Gleichzeitig stellt ein solches Lebensmodell eine Alternative dar angesichts der vielen unfreiwilligen Singles und den horrenden Mieten in den Städten.
„ Wohnverwandtschaften“ ist ein unterhaltsamer Roman, der zugleich Stoff zum Nachdenken liefert. Ein Buch, das mit seiner Menschlichkeit und Wärme berührt und Hoffnung gibt.

Veröffentlicht am 13.10.2024

Ein emotionaler und warmherziger Roman über Freundschaft und Zusammenhalt

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Nach der Trennung von ihrem Freund sucht die Zahnärztin Constanze schnellstmöglich eine neue Bleibe in Hamburg und zieht in die WG von Anke, Murat und Jörg. Was als kurze Zwischenstation gedacht war, wird ...

Nach der Trennung von ihrem Freund sucht die Zahnärztin Constanze schnellstmöglich eine neue Bleibe in Hamburg und zieht in die WG von Anke, Murat und Jörg. Was als kurze Zwischenstation gedacht war, wird schnell zu ihrer neuen Heimat, denn sie harmoniert gut mit ihren Mitbewohner:innen. Anke ist eine arbeitslose Schauspielerin, die an einstige Erfolge schon länger nicht mehr anknüpfen kann, weil sie vermutlich aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters keine Rollen mehr erhält. Murat ist ein Genussmensch, der gern für die WG kocht und Zeit in seinem Garten verbringt. Jörg ist Ende 60 und der Eigentümer der Wohnung. Er plant, in Kürze mit seinem Bulli nach Georgien zu reisen. Doch dann wird er immer vergesslicher, was die WG vor einige Herausforderungen stellt und gleichzeitig noch enger zusammenschweißt.

Der Roman erstreckt sich über eine Zeitspanne von zwei Jahren und ist abwechselnd aus der Sicht der vier WG-Bewohner:innen geschildert. Dabei sind einige Kapitel aus der Perspektive des jeweiligen Charakters geschildert, bei anderen handelt es sich um Dialoge. So erhielt ich gute Einblicke sowohl in die Leben der einzelnen Personen als auch in ihr Miteinander in der WG. Auch wenn es hier und da mal Unstimmigkeiten gibt oder Eifersucht ins Spiel kommt, harmonieren die vier insgesamt doch sehr gut miteinander. Sie sind füreinander eine selbstgewählte Familie, weshalb ich den Titel „Wohnverwandtschaften“ sehr passend finde. Ich fand es schön, sie durch die Höhen und Tiefen des Alltags zu begleiten. Das Tempo ist dabei angenehm zügig, die Kapitel sind kurz und danach gibt es jeweils einen Zeitsprung von einer bis zu mehreren Wochen.

Jörgs Vergesslichkeit wird im Laufe der Monate immer schlimmer und bald müssen sich die anderen eingestehen, dass es sich hier um eine Krankheit handelt. Sie gehen sehr unterschiedlich damit um, doch für alle ist klar, dass sie ihn nicht im Stich lassen. Ich fand es interessant, wie das Thema unbezahlte Care-Arbeit hier behandelt wird. Beispielsweise übernimmt am Anfang Anke ungefragt den Großteil der Arbeit. Sie fühlt sich in besonderen Maße zuständig, da sie vorübergehend keine Miete zahlt. Erst in einer Aussprache reflektieren die Drei die Aufteilung der Aufgaben. Die meiste Zeit offenkundig abwesend ist Jörg Sohn, der sich irgendwann auch finanziell um das Thema Pflege kümmern muss, sich aber aus der Angelegenheit heraushält, solange die WG alles organisiert bekommt. Für mich ich „Wohnverwandtschaften“ ein emotionaler und warmherziger Roman über Freundschaft und Zusammenhalt, den ich sehr gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 11.10.2024

Warme Geschichte über Freundschaft

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Jörg ist Ende sechzig und plant eine Reise nach Georgien. Als Brigitte noch lebte, war er viel mit ihr unterwegs, aber fast nur in Europa, denn sie mochte es warm. Einmal zog es sie nach Dänemark, aber ...

Jörg ist Ende sechzig und plant eine Reise nach Georgien. Als Brigitte noch lebte, war er viel mit ihr unterwegs, aber fast nur in Europa, denn sie mochte es warm. Einmal zog es sie nach Dänemark, aber da hatte Basti ein schwer zu ertragenes Teenagertief, das Brigitte die Reise versaut hat. Jörg hat zwei Zimmer seiner Wohnung an Anke und Murat vermietet. Sein Arbeitszimmer hat er gerade für eine neue Mitbewohnerin freigeräumt.

Constanze hat sich von Flo getrennt. Er hatte ihr einen Antrag gemacht und sie die Flucht ergriffen. Eine bezahlbare Wohnung in Hamburg zu finden gestaltete sich schwierig, deswegen versucht sie übergangsweise in dieser WG zu wohnen. Das Klavier, das sie von Flo geschenkt bekommen hat, muss in dem 20 Quadratmeter Zimmer untergebracht werden, obwohl sie gar nicht spielen kann.

Anke, die Schauspielerin ohne Aufträge, war zuerst nicht erbaut, ihre beiden Mitbewohner mit einer Frau zu teilen. Allmählich jedoch gewöhnt sie sich an die Zahnärztin. Sie sehnt sich nach einer Rolle nicht nur finanziell, auch wegen des Selbstwerts. Die Regisseure bevorzugen allerdings Frauen, die mindestens zehn Jahre jünger sind als sie.

Murat liebt das Leben und weil er gern isst, kocht er oft für seine Mitbewohnerinnen. Er hat den kleinen Garten von Jörg übernommen, den früher Jörgs Brigitte bewirtschaftet hat. Von dort kommen die Kartoffeln, Kohlrabi und Bohnen, die Murat jedes Frühjahr setzt und hegt und pflegt. Er liebt seine Anke, der er zu gerne Rollen verschaffen würde und in seinem Herzen ist auch noch Platz für die neue Constanze, die viel lockerer ist, als Anke glaubt.

Fazit: Eine gelungene Geschichte, die Isabel Bogdan gezeichnet hat. Die Kapitel beginnen mit dem Tagesdatum und einer Protagonistin, der sie beim Denken zugeschaut hat. Wechselweise lese ich über das Innenleben aller Beteiligten oder schaue ihren Interaktionen zu. Die Autorin hat einen geübten Blick für die großen und kleinen Alltagsprobleme. Das Leben schweißt die unterschiedlichen Charaktere zusammen. Der Autorin ist eine warme Geschichte gelungen, in der sich Freundschaft zart entwickelt und stabil wird. Der Titel „Wohnverwandtschaften trifft den Kern des Konstrukts sehr genau, denn die vier Menschen werden zu einer Wahlfamilie, in der gemeinsam genossen, gelacht und geweint wird. Eine schöne Idee, so eine gut gelingende WG. Lesenswert!

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Veröffentlicht am 11.10.2024

Berührend

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Der Roman "Wohnverwandtschaften" ist tiefergehend als ich es vom Titel her erwartet hätte.

Es geht um eine Vierer-WG deren Bewohner nicht unterschiedlicher sein könnten. Zwei Männer, zwei Frauen. ...

Der Roman "Wohnverwandtschaften" ist tiefergehend als ich es vom Titel her erwartet hätte.

Es geht um eine Vierer-WG deren Bewohner nicht unterschiedlicher sein könnten. Zwei Männer, zwei Frauen.

Alles beginnt damit, dass zu der bestehenden Dreier-WG Constanze hinzukommt. Sie ist frisch getrennt und Zahnärztin. Sie kann und will sich die teuren Mieten nicht leisten. Zunächst halten alle sie für bieder und finden auch, dass sie nicht so recht zu den anderen passt.

Dann gibt es noch Murat, der gerne Fußball spielt, einen Schrebergarten bewirtschaftet und oft für die WG kocht und dabei immer wieder die neuesten Rezept-Kreationen entstehen.

Die zweite Frau im Bunde ist Anke, eine Schauspielerin, der es zur Zeit an Engagements fehlt und damit auch an Geld. Da sie bisher die einzige Frau der WG war kommt es mit Constanze nun zu der einen oder anderen Eifersüchtelei.

Und zum Schluss gibt es noch Jörg, 68 Jahre alt und der Vermieter und vierte Mitbewohner der WG. Er ist eine Abenteurer und möchte auf eine Rundreise durch Georgien. Doch auf einmal wird er immer vergesslicher.

Das Buch berichtet immer abwechselnd aus der Sicht eines der Bewohner, so dass man den Eindruck bekommt, dass man in vier Tagebüchern liest. Spannend, ist es auch wenn die gleiche Szene aus vier verschiedenen Sichtweisen geschildert wird. Zwischendurch gibt es immer Gespräche zwischen den verschiedenen Mitbewohnern.

Insgesamt stehen sie alle in den verschiedensten Lebenssituationen zueinander und nehmen Einfluss aufeinander und leben wie eine Familie zusammen. Jörg, der zunehmend an Hilfe benötigt spielt in der ganzen Vierer-Beziehung eine wichtige Rolle.

Schnell ist man durch die Seiten geflogen und fiebert mit allen mit. Ich könnte nicht sagen, wer mein Lieblingsbewohner ist. Schade, dass es so schnell vorbei ist. Vielleicht gibt es ja irgendwann eine Fortsetzung?

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Veröffentlicht am 10.10.2024

Eine Geschichte, so wunderbar wie eine Umarmung

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Wohnverwandtschaften ist ein großartiger Roman über eine Hamburger Wohngemeinschaft.

Constanze ist neu in der WG. Sie ist Zahnärztin und zieht nach einer Trennung ein, weil sie auf die Schnelle nix anderes ...

Wohnverwandtschaften ist ein großartiger Roman über eine Hamburger Wohngemeinschaft.

Constanze ist neu in der WG. Sie ist Zahnärztin und zieht nach einer Trennung ein, weil sie auf die Schnelle nix anderes findet. Gut, das Zimmer könnte etwas größer sein, aber vielleicht ist es auch das Klavier (ein unsinniges Geschenk vom Ex-Freund), dass einfach zu viel Platz einnimmt – oder sind es Constanzes Gedanken, dass sie eigentlich keinen Bock auf Zusammenwohnen hat, die zu viel Raum beanspruchen, um der Veränderung etwas Positives abzugewinnen?

Wohnungsinhaber ist Jörg. Er ist 68 und Journalist im Ruhestand. Seine Frau Brigitte ist bereits tot, der Sohn lebt mit seiner Familie in Südfrankreich. Jörg möchte mit dem Bulli nach Georgien zu fahren – eine große Reise … wollte er eigentlich immer mal mit Brigitte hin.

Ebenfalls in der WG wohnt die Schauspielerin Anke. Sie ist pleite, weil sie mit 53 den Rollen der jugendlichen Geliebten entwachsen und für die böse Alte noch zu jung ist, und nun überlegt sie, wie es weitergehen soll.

Komplettiert wird die Runde von Murat. Beruflich macht er irgendwas mit IT, er bekocht die Wohngemeinschaft gut und gerne, ist unbekümmert, hat einen großen Freundeskreis, liebt Grindcore und Wacken, beackert aber auch munter seinen Kleingarten und ist ein herzlicher Mensch.

Die Vier unterstützen einander, überwinden kleine Eifersüchteleien, bewältigen den Alltag, erfreuen sich an schönen Momenten und teilen die traurigen Erlebnisse.

„Ich gehe in die Küche und da sitzen meine drei am Tisch. Jörg, Anke und Constanze. Sie reden und lachen und haben ein Glas in der Hand. Ich sehe sie an und könnte die ganze Welt umarmen.“ (Murat - S.87)

Und genau so hat es sich beim Lesen für mich angefühlt – die Geschichte ist wie eine große, herzliche Umarmung. Isabel Bogdan hat eine wunderbare Art zu erzählen, ich war für eine Weile ein Teil der Wohngemeinschaft, habe beobachtet, wie ganz normale Menschen ein ganz normales Leben leben, welches sich jedoch aufgrund der Herzlichkeit im Miteinander, einfach gut angefühlt hat. Es gibt große und kleine Freuden und Schattenmomente im Alltag, die geteilt und gemeinsam bewältigt werden und eine Aufgaben, die zur Herausforderung wird.

Nebenher gibt es auch ein bisschen „Die Ente bleibt draußen“ und Yippie Yippie Yeah, Yippie Yeah! Krawall und Remmidemmi – großartig!
Die Charaktere sind nachvollziehbar beschrieben, der Autorin gelingt es gut, die vier durchaus unterschiedlichen Menschen zu verbinden, ohne dass es krampfhaft bemüht erscheint.

Und natürlich habe auch ich mich ein wenig in Murat verliebt. Kann er ja nix dafür, dass er von Natur aus Womanizer und Herzensbrecher ist - aber auf die gute Art und Weise. Ich möchte bitte auch einmal in seinem Schrebergarten auf der Hollywoodschaukel sitzen.


In verschiedenen Konstellationen, aber auch einzeln und in Dialogform lässt Isabel Bogdan die Charaktere ihre jeweilige und die gemeinsame Geschichte erzählen. Jede/r hat eigenen Wünsche, Sorgen und Momente, aber es gibt mehr und mehr ein zentrales Thema, dass sie verbindet, und es stellt sich die Frage: ist eine WG die Familie, die man sich selbst aussucht?

Das Buch wird durch ein Verzeichnis der Songs und Zitate abgerundet, ich find so etwas immer richtig gut.

„Wohnverwandtschaften“ ist ein Buch, mit dem man es sich kuschelig macht, die Zeit in Hamburg genießt, vier tolle Menschen trifft und sich von der Geschichte berühren lässt. Ich habe jeden Augenblick in der WG geliebt!

Ganz große, herzliche Leseempfehlung!

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