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Veröffentlicht am 19.11.2024

Pageturner

Bevor es geschah
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„Bevor es geschah“ von Celine Spierer
Verlag: Kein & Aber
Triggerwarnung: sexueller Missbrauch (beim ebook nicht vermerkt)

Das Buch beginnt mit einer Tragödie beim Familien-Barbecue im Hause Haynes. ...

„Bevor es geschah“ von Celine Spierer
Verlag: Kein & Aber
Triggerwarnung: sexueller Missbrauch (beim ebook nicht vermerkt)

Das Buch beginnt mit einer Tragödie beim Familien-Barbecue im Hause Haynes. Die vier Geschwister samt Partner:innen und Kindern kommen auf dem Anwesen der Mutter zu dem jährlichen Barbecue, veranstaltet von Jacquelyn der ältesten Tochter, zusammen.

Die privilegierte Familie behält Geheimnisse seit Jahrzehnten für sich; jeder hat sein Päckchen zu tragen und ganz voran Elisabeth, die kühle, distanzierte Mutter.

Der Familienroman wechselt zwischen Zeiten und Perspektiven. Die Konflikte innerhalb der Familie scheinen unüberwindbar; das komplexe Zusammenspiel der Ereignisse aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart zeichnen diesen exzellenten Roman aus.

Beim Eintreffen der Geschwister in ihrem Elternhaus ist die Spannung spürbar.
Rose, eine sehr schillernde und freizügige Frau, versucht Gelassenheit durch Alkohol und einen Joint zu erlangen. Jacquelyn möchte durch das Anordnen und Servieren der Speisen ihrer Person Aufmerksamkeit geben, sie ist die ruhige, besonnene, unscheinbare und immer hilfsbereite Tochter. Winston, nach dem frühen Tod des Vaters, das Familienoberhaupt nach der Mutter, trägt ein Geheimnis mit sich, dass er als Richter nicht nur seinem Arbeitgeber, sondern auch seiner Frau verheimlicht. Das Grauen vor dem BBQ ist nebensächlich im Vergleich zur Aussprache mit seiner Frau Mathilde. Nur sein kleiner Sohn Thomas freut sich auf das verwinkelte Anwesen der Großmutter. Dort gibt es so viel zu entdecken.
Sean ist der unbedarfte Sohn oder auch Nichtsnutz der Familie Haynes. Sein Erfolg besteht aus Lug und Betrug.

Auch Elisabeth hat vieles vor ihren Kindern zu verbergen, sie hat gravierende Fehler gemacht und war zu kalt und distanziert. Kann und will sie sich dies eingestehen? Oder wird sie auch im Alter nur tun was ihr gefällt?

Fesselnd verfolgt man als Leser:in die Geschehnisse der Vergangenheit, die unglaubliche Schuld mancher Familienangehöriger und deren Kunst, dies in den Tiefen der Familiengeheimnisse untergehen zu lassen. Die Ignoranz, das unfassbare Grauen aufgrund des Ansehens der Familie zu vertuschen und alle Schuld zu leugnen.

Die Autorin zeichnet eine authentische Tragödie einer angesehen Familie. Die Protagonisten wurden charakterstark beschrieben, die Szenen sehr realistisch dargestellt und emotional wurde ich als Leserin komplett abgeholt. In ihrem flüssigen, klar strukturierten Schreibstil zieht die Autorin die Leser:innen in den Bann. Das Versagen der Eltern, ihre Kinder zu beschützen, ihnen beizustehen, zu vertrauen, zu glauben und zuzuhören ist Thema in diesem Eltern-/Geschwisterkonflikt.

Die Geheimnisse der einzelnen Personen und/oder deren Schicksalsschläge lassen diese nicht los und beeinflussen ihr Leben. Céline Spierer schreibt über Ansehen, Macht und Vertuschungen in den besten Häusern. Nichts soll das gute Ansehen der Familie gefährden, alle Anschuldigungen werden vom Tisch gewischt und niemand wagte es, gegen diese Regeln zu verstoßen.

Ein Barbecue, welches nach und nach die Ereignisse aufzeigt. Kann jeder mit der Wahrheit umgehen? Oder ist es besser die Geheimnisse zu wahren.

Ein Thriller oder ein Familienroman? Auf jeden Fall ein Pageturner!
Klare Leseempfehlung.




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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.10.2024

Die Katze auf der Suche

Die Katze, die nach Weisheit sucht
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„Die Katze, die nach Weisheit sucht“ von James Norbury
Verlag: Wunderraum

Diese Geschichte handelt von einer Katze, die seit vielen Jahren auf der Suche nach innerem Frieden, Akzeptanz, Erkenntnis oder ...

„Die Katze, die nach Weisheit sucht“ von James Norbury
Verlag: Wunderraum

Diese Geschichte handelt von einer Katze, die seit vielen Jahren auf der Suche nach innerem Frieden, Akzeptanz, Erkenntnis oder dem Sinn des Lebens ist.
Eine Ratte erzählt ihr von einer uralten Kiefer, tief in den Wäldern, welche diese Empfindungen verspricht, sitzt man in deren Geäst.

Die Katze macht sich unverzüglich auf den Weg zu diesem Baum und trifft auf ihrer Reise verschiedene Tiere mit ganz unterschiedlichen Befindlichkeiten.

Viele Weisheiten werden übermittelt und helfen den verschieden Tieren, welche die Katze auf ihrer Reise getroffen hat, zu innerem Frieden. Die Katze ist ein aufmerksamer Zuhörer und geht doch alleine ihren Weg.
Freundlichkeit und Mitgefühl sind ein treuer Weggefährte, vor allem zu sich selbst. Die meiste Zeit des Lebens verbringt man in der eigenen Gesellschaft, deshalb sollte jeder freundlich mit sich selbst umgehen und Dankbarkeit lernen.

„Aber eines weiß ich genau, sagte die Katze. Je mehr ich mich bemüht habe, anderen zu helfen, desto reicher ist mein Leben geworden“ (Seite 110)

Auf dem Weg wird der Katze bewusst, dass sie die Reise nicht wegen eines uralten Baumes angetreten hat, sondern um ihr Wissen, ihre Erfahrungen und Gaben zu teilen.

Oft sind es die kleinen Dinge im Leben, die man wertschätzen sollte.

Der Autor ist ein wahrer Künstler in Wort und Zeichnung. Die Illustrationen, teilweise auf Reispapier mit schwarze Pinselstrichen gemalt, bezaubern mich als Leser:in. Es werden einige Aspekte aus dem Zen-Buddhismus eingearbeitet und auch wenn man tiefliegende Bedeutungen nicht so schnell verstehen kann, wurde das Buch in seiner Einfachheit für alle Menschen geschrieben die mehr Weisheit und inneren Frieden anstreben.

Ein wunderschönes Buch, welches uns den Sinn des Lebens näher bringt. Sehr inspirierend, voller Weisheiten und lehrreichen Erzählungen lässt uns der Autor mit seiner tiefgründigen, zarten Geschichte mit einem friedlichen Gefühl zurück. Nachdenklich sieht man als Leser:in nicht nur das Ziel, sondern auch den Weg mit all seinen kleinen Gabelungen und Weggefährten.

James Norbury überzeugt mich mit seinen klaren Worten, seinem Tiefgang und seiner Botschaft.

Eine absolute Leseempfehlung, auch als Geschenk ist das Buch mit seinen zauberhaften Illustrationen wunderbar geeignet.

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Veröffentlicht am 10.10.2024

Große Empfehlung!

Hetero-Haxe
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„Hetero Haxe“ von Uwe Krauser
Kochbuch
Verlag: Kampenwand

„Das Kochbuch der etwas anderen Art“, wie der Autor Uwe Krauser sagt,
erzählt die Geschichte des Autors und seines Lebensgefährten Oliver auf ...

„Hetero Haxe“ von Uwe Krauser
Kochbuch
Verlag: Kampenwand

„Das Kochbuch der etwas anderen Art“, wie der Autor Uwe Krauser sagt,
erzählt die Geschichte des Autors und seines Lebensgefährten Oliver auf dem Weg von ihrem Gay-Hotel in Spanien nach Bodenmais im Bayerischen Wald.

Die beiden Männer verlieben sich im touristischen Bodenmais in das Naturschauspiel auf dem Hügel einer mit Photoshop aufgehübschten Hotelimmobilie.

Uwe und Oliver erwerben die renovierungsbedürftige Pension und hoffen, nicht wie von der Schwiegermutter vorhergesagt, durch die Urbayern mit Mistgabeln aus dem Ort vertrieben zu werden. Aber es kommt alles ganz anders ….

Zwischen leckeren Rezepten wie z.B. Haxen, über Obazda bis zu Spritzgebäck erzählt der Autor auf urkomische Weise seine Geschichte. Die lieben und teilweise ungewöhnlichen Eigenarten der Einheimischen, die Unarten mancher Gäste und scharfe Autoverkäufer, wechseln sich mit lebhaften Geschichten über Orte und peinliche Auftritte der beiden Männer (meist Uwe) ab.

Die Rezepte lesen sich köstlich, es gibt tolle Bilder dazu und man hat sofort Appetit und möchte in die Küche gehen und mit dem Kochen loslegen oder noch besser, gleich mit dem Essen.

Aber noch viel mehr möchte man weiterlesen, mit den beiden super sympathischen Hotelbesitzern der „Montara Suites“ die Abenteuer in Bodenmais verfolgen.

Ihre rein platonischen Freundschaften mit super lieben und typisch bayerischen Frauen vertiefen und herzhaft über ihre Fauxpas in dem bayerischen Ort lachen.

Der Autor schreibt liebevoll und mit viel Humor über die neue Heimat, die Integration in das bayerische Dorfleben, über Neider und unglaubliche Gäste, aber vor allem über viel Freude und Spaß.

Vorausgesetzt die beiden Männer verstehen die Einheimischen mit ihrem Bodenmaiser Dialekt.

Zwischen lustigen Bildern und Texten der beiden Protagonisten und ihrem Umfeld, werden immer wieder schmackhafte Rezepte abgebildet und beschrieben.

Als Vegetarierin war ich anfangs sehr skeptisch, jedoch sind unglaublich viele fleischlose Rezepte enthalten und das Kochbuch mit der integrierten Geschichte -oder ist es andersherum?-
bezaubert auf seine ganz besondere Art.

Zwischen Hunger auf die Speisen und Einkaufsliste für die Rezepte schreiben, war ich so neugierig auf die Story, dass ich das Kochbuch nicht aus der Hand legen konnte. Passagenweise habe ich meiner Familie laut vorgelesen und wir haben uns köstlich amüsiert.

Ich bin restlos begeistert, ein Kochbuch der besonderen Art.
Liebevoll aufgebaut, flüssig und humorvoll geschrieben. Die Charaktere unglaublich gut und authentisch beschrieben; peinliche Szenen souverän gemeistert und vor allem die offene Art des Autors lässt mich als Leser:in das Buch wie eine warme Umarmung empfinden.

Kumpelhaft, liebevoll, lustig, offen und ehrlich fühle ich mich fast schon aufgenommen in den Kreis der Bodenmaiser Dorfgemeinschaft. Bei Uwe und Oliver in den Montara Suites mit dem phänomenalen Ausblick bin ich durch das gelesene schon angekommen.

Wer unbeschwert lachen möchte und währenddessen noch Appetit auf neue Rezeptideen hat, liegt mit diesem Kochbuch absolut richtig.

Große Empfehlung- absolute Begeisterung.

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Veröffentlicht am 27.09.2024

Nicht nur ein Funke

Für immer und ein Jahr
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„Für immer und ein Jahr“ von Stefanie Hansen
Verlag: Fischer

Stefan Hansen schreibt einen berührenden, wunderschönen Roman über das Verlieren, Loslassen und geschehen lassen.

Ihr Schreibstil ist humorvoll, ...

„Für immer und ein Jahr“ von Stefanie Hansen
Verlag: Fischer

Stefan Hansen schreibt einen berührenden, wunderschönen Roman über das Verlieren, Loslassen und geschehen lassen.

Ihr Schreibstil ist humorvoll, flüssig und ich wurde auf einfühlsame Weise mitgenommen, das Thema Sterben und Loslassen zu begleiten.

Jan und Kaya lebten mit ihren beiden Kindern in einem kleinen Dorf. Nun ist Kaya gestorben und der wortkarge Jan konnte ihr den letzten Wunsch nicht abschlagen. Ein Jahr lang alle Menschen aus Kayas Geburtstagskalender anzurufen, um zu gratulieren. Für ihn ist dies ein Graus, Kaya war immer diejenige, die die Verbindungen zu Freunden und Familie aufrechterhalten hat.

„Liebe ist das Einzige, das wir über die Grenzen des Lebens hinaustragen.“ (Pos.187)

Jan versucht sein Versprechen zu halten und es kostet ihn oft starke Überwindung die Geburtstagstelefonate zu tätigen.
Und doch ist jeder Anruf ein kleiner Meilenstein auf dem Weg.
Jan versteht dieses letzte Geschenk von Kaya erst nach einiger Zeit und etlichen Gesprächen.

Die Autorin zeigt auf, wie wichtig ein normaler Alltag nach einem Todesfall ist. Routine hilft, doch kann sie nicht die Stille vertreiben. Mitgefühl und Hoffnung kann man direkt im Herzen spüren, die Schwere wechselt sich mit Humor ab und man spürt nach und nach die leisen Schritte zu neuen Wegen.

Kaya hat alles für die Zeit nach ihrem Tod vorbereitet, sie hat Listen und Notizzettel erstellt und Jan musste sich nur an die Anweisungen halten. Was nicht immer einfach war.

„Lerne jeden Tag etwas zu verlieren.“ (Pos.238)

Kayas Mutter ist sehr esoterisch und egozentrisch. Nach deren Tod steht sie überraschend mit einem Campingbus und fremden Mann in Jans Einfahrt und beschliesst der kleinen Familie zu helfen.
Mit veganer Kost, Räucherstäbchen, Yoga und esoterischen Sprüchen kann Jan wenig anfangen, das heißt es freuen sich nur die Kids über den Besuch.
Als Jans vornehme Mutter plötzlich auch beschließt, die Familie mit Hausmannskost und Putzorgien zu unterstützen, wird es Jan zuviel.
Das Chaos ist komplett und seine Nerven liegen blank. Der Geburtstagskalender setzt ihm zu und plötzlich wächst ihm in seiner Trauer alles über den Kopf.

Bis er der Trauerrednerin von Kaya zum Geburtstag gratulieren soll. Dies ist der Tag, an dem sich Jans Leben ändert. Langsam, Schritt für Schritt führt ihn Kaya zurück ins Licht.

Ein absolut großartiges Buch über Trauerbewältigung. Stefanie Hansen hat das schwere Thema unglaublich gut in diesem Roman verpackt und auch wenn das Buch nicht für jedermann geeignet ist, kann ich es von Herzen empfehlen.

„Ich bin nicht nur ein Funke, der glüht und verglüht. Niemand ist nur das. Wir sind alle Teil dieser großen Urenergie, und jeder von uns hat eine Aufgabe. Die Schwierigkeit ist rauszufinden, welche das ist.“
(Pos. 1843)

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Veröffentlicht am 16.09.2024

Große Leseempfehlung

Akikos stilles Glück
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„Akikos stilles Glück“ von Jan-Philipp Sendker
Verlag: Blessing

Es lässt sich nicht ändern.
Shikata ga nai (仕方がない)


Jan-Philipp Sendker schreibt in seinem unnachahmlichen, sensiblen und sanften Schreibstil ...

„Akikos stilles Glück“ von Jan-Philipp Sendker
Verlag: Blessing

Es lässt sich nicht ändern.
Shikata ga nai (仕方がない)


Jan-Philipp Sendker schreibt in seinem unnachahmlichen, sensiblen und sanften Schreibstil mit diesem Roman wieder ein großartiges Buch über die Gesellschaft und Kultur in Japan.

Familien-/Arbeitsstrukturen, sowie Emotionen, Traditionen und Beziehungen in Japan sind für Menschen im Westen teilweise unverständlich und nicht nachvollziehbar. Und doch zieht uns der Autor mit seinem fundierten Wissen und seinen sehr intensiven Recherchen unaufgeregt in ein faszinierendes Land.

Akiko ist 29 Jahre alt und lebt nach dem Tod ihrer Mutter, alleine in einer Wohnung in Tokio. Sie arbeitet gewissenhaft in einer großen Firma als Buchhalterin und außer ihren Freundschaften zu Arbeitskollegen/innen hat Akiko wenig soziale Kontakte. Hobbys lassen ihre begrenzte Freizeit kaum zu.

Kobayashi Kento-kun, lebt seit 10 Jahren im gleichen Viertel in Tokio, er bewegt sich nur nachts außerhalb seiner Wohnung, ihm ist alles zu viel, er ist ein Hikikomori und versucht irgendwie mit dieser Krankheit zu leben. Seine Familie versteht dies nicht, nur sein Vater hat Rücksicht auf seine Gefühle genommen. Menschen und Eindrücke überwältigen ihn sehr schnell und kosten ihn unglaublich viel Energie.

In der Junior High School in Nara lernen sich die beiden kennen. Beide belegen denselben Bukatsu. Der bedachte, geheimnisvolle Kento, gemunkelt wurde er ist ein musikalisches Wunderkind, es handelt sich wohl um eine Gabe und die stille Akiko, ausgezeichnet für ihre wundervollen Texte und fantasievollen Geschichten, kommen sich im Bukatsu Fotografie näher.
Akiko schwärmt heimlich für den schlaksigen, zu großen und introvertierten Jungen mit den seltsamen Proportionen. Und dann verlieren sie sich aus den Augen……

Welch Zufall, dass sie sich in Tokio nachts vor einem Konbini wieder treffen. Als Akiko ihrem Jugenschwarm Kento, Jahre später, er ist etwas verwahrlost und noch introvertierter, von ihrem geplanten „Solo Wedding“ erzählt, fragt dieser erstaunt, ob sie sich das gut überlegt habe.
Seine nächsten Fragen wühlen Akiko jedoch auf und sind der Beginn in ein anderes Leben:
„Kennst du dich? Magst du dich?“

Sendker versteht es, die beiden Geschichten der jungen Menschen miteinander zu verweben. Akiko findet auf der Suche nach sich selbst viel über ihre Vergangenheit heraus und steht vor der Frage, ob alles nur eine Lüge in ihrem Leben war. Kann sie noch jemanden vertrauen, kann sie den Mut aufbringen, sich der Vergangenheit zu stellen? Zu verstehen, hinzunehmen und zu verzeihen? Kento versucht, soweit es ihm in seinem eingeschränkten Leben möglich ist, ihr beizustehen, mit Worten und Stille zu unterstützen und ohne Wertung für sie da zu sein.

Die junge Frau hat das Gefühl, die kleine (Vergangenheit) und große (Gegenwart) Akiko sind sich fremder als je zuvor. Herzerwärmend und feinfühlig nimmt uns der Autor mit, das Selbst zu finden, zu lieben und zu akzeptieren.
Auch Kento berührt mit seinen ruhigen Offenbarungen in seinen Mails an Akiko. Er beschreibt seine Sichtweise auf die Dinge und zeigt auf, wie schwer es ist, etwas zu wollen und etwas tatsächlich zu tun. Kento hat schon lange keine Stimme mehr, keine Worte für seine Gefühle und Gedanken.

Eine zarte Beziehung beginnt aufzublühen, wie ein Schmetterling so leicht und wie ein Windhauch so flüchtig. Akiko versucht zu akzeptieren und zu verstehen, sie will nicht „zu viel“ für Kento werden.

Wann beginnt die eigene Geschichte? Der Autor zeigt uns nicht nur nach und nach die Geschichte der beiden jungen Menschen, er zeigt uns auch Wege über das eigene Leben, die Ziele und die Selbstliebe nachzudenken.

Ein Buch, welches ich Satz für Satz inhaliert habe und mich selbst zurückhalten musste, es nicht zu verschlingen. Diese unglaublich schöne Sicht auf die Dinge, das Leben und unsere Vorstellung davon sind es wert, langsam und mit Bedacht gelesen zu werden,

Jan-Philipp Sendker beschreibt die Orte in Japan bildlich, die Menschenmassen in der U-Bahn oder an Straßenkreuzungen, nachts die ruhigeren Straßen im belebten Tokio und trotz der vielen Menschen kann man auch die Einsamkeit spüren.
Die Protagonisten werden authentisch, klar und sehr realistisch beschrieben. Die Emotionen, gesellschaftliche Zwänge und Traditionen werden verständlich beschrieben und auch wenn wir nicht alles begreifen, können wir es doch nachvollziehen.

Ein Herzensbuch mit vielen wichtigen Botschaften.

Eine große Leseempfehlung für dieses Jahreshighlight!

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