Leider ein Krimi zum Abgewöhnen
Der Leuchtturmwärter (Ein Falck-Hedström-Krimi 7)Auf diese Krimireihe bin ich durch den 9. Band "Die Schneelöwin" aufmerksam geworden, der mir sehr gut gefallen hat. Leider muss ich feststellen, dass ich sehr enttäuscht bin, so umständlich und langatmig ...
Auf diese Krimireihe bin ich durch den 9. Band "Die Schneelöwin" aufmerksam geworden, der mir sehr gut gefallen hat. Leider muss ich feststellen, dass ich sehr enttäuscht bin, so umständlich und langatmig hatte ich mir ein Buch von Camilla Läckberg nicht vorgestellt.
Daher fehlen mir bei diesem Buch fast die Worte für eine klare, aussagefähige Rezension.
Ich habe das Gefühl, dass die Autorin hier nicht eine Geschichte erzählen will, sondern von vielen schicksalshaften Beispielen berichten möchte. Es geht um häusliche Gewalt, traumatische Erlebnisse von Müttern, deren Kinder krank sind oder auch gestorben sind. Dabei sind viele Geschichten, die mich sehr berührt haben und deren Schicksale mich sehr betroffen machen. Doch passt das in einen Krimi? Als Nebenhandlung sicherlich, aber in der ausufernden Menge stört so etwas gewaltig.
Anerkennend finde ich, dass die Autorin dabei großen Wert auf das Seelenleben der einzelnen Charakter und die jeweiligen Beziehungen untereinander legt. Doch mich erschlägt die Fülle von negativen Erlebnissen, traumatisierten Personen und deren Verknüpfungen untereinander, sodass es für mich ein beschwerlicher Einstieg in das Buch war. Ich kann nicht sagen, ob man durch die Vorgängerbände soviel Vorwissen besitzt, um dieses Buch ohne große Probleme verfolgen zu können. Ich hatte auf jeden Fall nicht alle Personen und deren Verbindungen immer genau auf dem Schirm.
Es gibt vier verschiedene grobe Handlungsstränge, die man noch weiter unterteilen kann. Diese Aufstellung hätte ich vor der Lektüre haben müssen, dann wäre manches verständlicher erschienen.
- Das Ehepaar Patrik und Erica mit ihren drei Kindern und Ericas Schwester Anna, die bei einem Autounfall eine Frühgeburt erlitten hat.
- Ericas Jugendfreundin Annie, die mit ihrem Sohn auf die Leuchtturminsel geflüchtet ist und ihren toten Ehemann zurückgelassen hat.
- Erlebnisse aus der Perspektive Viviannes, von ihrem Lebensgefährten und ihrem Bruder Anders.
- Die historische Erzählung von Emelie und ihrem Mann Karl, der um 1870 Leuchtturmwärter auf der Geisterinseln war.
Jedenfalls gerät der eigentliche Krimifall, der Leichenfund, vor lauter Personenklüngel fast zur Nebensache. Von Spannung und eifrigem Mitraten nach dem Täter kann keine große Rede sein. Einige Sackgassen lassen nicht nur die Ermittler ratlos zurück. Bis zum Ende habe ich mich durch das Buch und die Personen gekämpft, schliesslich wollte ich den Ausgang der Geschichte unbedingt wissen. Leider blieb nicht einmal das Rätsel um den alten Leuchtturmwärter eine echte Überraschung. Dabei hat mich diese alte Geschichte um Emelie von allen am meisten interessiert.
Dieses Buch hat mich maßlos enttäuscht, mir fehlt eine solide Grundspannung und die vielen Geschichten über misshandelte und unterdrückte Frauen und deren Kinder erschlagen mich fast.
Über allem bringen noch die Geister, die auf der Schäreninsel spuken, unrealistische Effekte in den Krimi. Den Leuchtturm sieht man vor nebulösem Handlungswirrwarr kaum noch, den Krimi erst am Ende wieder. Schade!