Albert - ein aus dem Zoo von Adelaide geflohenes Schnabeltier - zieht durch den Kontinent, um das alte Australien zu finden, in dem es viele glückliche Tiere in Freiheit und sicher auch etliche Schnabeltiere geben soll. Das jedenfalls erzählten sich die Tiere im Zoo. Bereits zu Beginn seiner Reise muss Albert erkennen, dass das Leben in eigener Verantwortung und Einsamkeit kein Zuckerschlecken ist. So erlebt er im Laufe des Buches viele waghalsige und auch sehr unangenehme Abenteuer. Man könnte schon sagen, dass es eine Art Erwachsenwerden für Albert darstellt. Wobei dieser Begriff m. E. irreführend wäre, denn Albert hat bereits eine sehr hohe moralische Reife. Was für ihn neu ist, ist der Umgang mit Außenseitern, Vorurteilen, Gewalt und Vertrauen.
Es handelt sich hier um eine Fabel, in der sämtliche Rollen von Tieren eingenommen werden. Ausschließlich männlichen Tieren - warum auch immer. Es handelt sich überhaupt um eine ausgesprochen männliche Geschichte. Eine Abenteuergeschichte in bester Western-Manier - sehr spannend geschrieben und sehr zügig in seinen Abläufen und Wendungen. Es macht Spaß, dieses Buch zu lesen, wenn man sich darauf einlassen kann, dass es nichts weiter will als spannend unterhalten.
Womit ich etwas hadere, ist die Katalogisierung der Tiere. Jede Tierart bekommt eine Schublade zugewiesen und aus dieser gibt es auch keine spürbaren Ausnahmen. Hier einige Beispiele:
- Bandicoots sind Säufer, die für einen Drink alles tun würden
- Wallabys sind A....löcher
- Possums sind ganz üble Verbrecher
- Dingos sind harte Krieger und notfalls skrupellose Mörder
Albert selbst wird gleich zu Anfang ausgegrenzt, da er kein Beuteltier ist. Zum Glück findet er gleich einen Freund - Jack den Wombat - der sich seiner annimmt, was sich als Fluch und Segen herausstellt. Was Albert kennenlernen wird, ist echte Männerfreundschaft ohne Wenn und Aber, Treue ohne Zaudern, auch wenn es gefährlich oder gar leichtsinnig wird, Mut zur Verantwortung. Alles das, was echte Kerle so auszeichnet in einem wildwesten Kopf.
Ein kleines Problem hatte ich damit, dass die Tiere dort alle bekleidet und bewaffnet durch die Lande ziehen. Da der Ausgangspunkt der Story ja noch sehr realistisch war (Zoo in Adelaide, wo er von Besuchern gehänselt und mit Popcorn beworfen wurde), passte dies m. E. nicht so recht ins Bild. An dieser Stelle muss man einfach den Strich ziehen und sagen "Es ist eben ein Märchen!" und sich darauf einlassen.
Den auf dem Buchdeckel beschriebenen Humor konnte ich nicht wirklich finden. Nur an sehr wenigen Stellen stellte sich einmal ein Schmunzeln ein, wenn man sich ein Geschehen bildhaft vorstellte. Es ist wirklich eine 100 %ige Wildwestgeschichte mit Steckbrief, Kopfgeldjägern, blindwütigen Schießereien, Brandstiftungen, Besäufnissen, Glücksspiel, Raubüberfällen, Gefängnis-Ausbruch, Massenmorden, Vergiftung von Quellen, Goldrausch, Fast-Hinrichtungen und was es sonst noch alles so im Wilden Westen gibt. Der Autor ist eben kein Australier, sondern Amerikaner - und das merkt man auch!
Zu lesen ist das Buch ausgesprochen gut, wenn man sich an den tlw. brutalen Stellen in einem Tiermärchen nicht stört. Für heutige Verhältnisse ist das Buch aber durchaus auch von 11- oder 12jährigen gut zu lesen, denn die lesen bereits ganz andere Sachen, die wesentlich brutaler und auch realistischer sind. Gestört haben mich manche Kapitelüberschriften, die oft schon verrieten, was im folgenden Kapitel passieren wird. Die hätte man geschickter wählen können, ohne Wesentliches vorweg zu nehmen.
Fazit: Das Buch hat mir sehr viel Spaß gemacht und es hat mich gut unterhalten! Mehr darf man sich davon nicht versprechen. Weder zum Thema Nachhaltigkeit, noch Arterhalt oder gar Raubbau an der Natur - das erledigen in diesem Buch ohne jedes menschliches Zutun die Tiere ganz alleine. Nicht einmal Wissenswertes über die dort lebenden Tierarten darf man erwarten, da sie alle total vermenschlicht dargestellt und beschrieben werden. Mit der Realität in Australien hat das so viel zu tun wie MickeyMouse mit einer Feldmaus.