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Veröffentlicht am 11.10.2024

Ein Sommer auf Identitätssuche

Juli, August, September
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Worum geht’s?

Lou hat’s nicht leicht. Den Job als Galeristin hat sie nach einem Schicksalsschlag vorübergehend an den Nagel gehängt, eigentlich will sie ein Buch schreiben, treibt aber orientierungslos ...

Worum geht’s?

Lou hat’s nicht leicht. Den Job als Galeristin hat sie nach einem Schicksalsschlag vorübergehend an den Nagel gehängt, eigentlich will sie ein Buch schreiben, treibt aber orientierungslos dahin und verbringt viel Zeit mit ihrer kleinen Tochter Rosa. Sergej, ihr zweiter Ehemann, ist Pianist und jüdisch, genau wie sie. Eine ganz normale Familie in Berlin. Bis Lou einer Einladung zum 90. Geburtstag ihrer Tante folgt, die auf Gran Canaria feiert. Plötzlich wieder mit dem alten ex-sowjetischen Clan aus Israel konfrontiert, der sich dort trifft, wächst in ihr das Bedürfnis nach einer Identitätssuche. Sie stellt ihre Ehe in Frage, sinniert über ihre Familiengeschichte und landet schließlich unverhofft in Israel, um den drängenden Fragen auf den Grund zu gehen.

Wie war’s?

Ein Buch, das ich innerhalb weniger Tage verschlungen habe. Prinzipiell habe ich mich gut unterhalten gefühlt, auch wenn mir nicht so richtig klar ist, worauf die Autorin mit ihrer Geschichte nun eigentlich hinauswollte.
Gut nachvollziehbar waren für mich Lous Probleme mit ihrem Mann, ich kann mir gut vorstellen, dass das Leben mit einem Künstler, der sozusagen in seiner eigenen Welt lebt, nicht einfach ist. Auch die Beziehung zu ihrer Mutter und ungeliebten Schwiegermutter wurde sehr glaubhaft dargestellt. Die Buschtrommeln, mit denen die Gerüchte über Lou in ihrer Familie die Runde machen, haben mich oft zum Lächeln gebracht. An einem bestimmten Punkt scheint die Scheidung schon fast beschlossene Sache zu sein, obwohl von Lous Seite davon niemals die Rede war.
Weniger gelungen fand ich den Handlungsstrang rund um ihre Tante Maya und deren verstorbene Schwester Rosa. Was genau war die Message dahinter? Dass in keiner Familie die Dinge so sind, wie sie zu sein scheinen? Dass es immer mehrere Wahrheiten hinter einer Geschichte gibt?

Fazit

Da sich das Buch flüssig liest und man sich beim Lesen gut unterhalten fühlt, vergebe ich gerne 3 Sterne, auch wenn die Handlung bei mir so einige Fragen offen gelassen hat.

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Veröffentlicht am 14.09.2024

Der Junge, der immer nur eines wollte – schreiben!

Die Leuchttürme der Stevensons
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Worum geht’s?

In »Die Leuchttürme der Stevensons« von Sabine Weiss erfahren wir alles über eine wenig bekannte Zeit im Leben des bekannten Schriftstellers Robert Louis Stevenson – seine Kindheit und Jugend ...

Worum geht’s?

In »Die Leuchttürme der Stevensons« von Sabine Weiss erfahren wir alles über eine wenig bekannte Zeit im Leben des bekannten Schriftstellers Robert Louis Stevenson – seine Kindheit und Jugend bis hin zum Abschluss seines Studiums.

Robert, der kränkliche kleine Junge mit der blühenden Fantasie aus Edinburgh, der immer nur eines wollte: Schreiben. Allerdings hat sein Vater Tom andere Pläne mit ihm. Robert soll der nächste in einer Dynastie der Leuchtturmbauer werden, der schon sein Großvater und auch sein Vater angehören. Doch das Ingenieurstudium ist für ihn stets nur Nebensache und er verfolgt es mit wenig Begeisterung, viel wichtiger ist ihm von Anfang an seine Schreiberei. Als er sich darüber hinaus noch in Jeannie verliebt, eine junge Frau, die sein Vater für unstandesgemäß hält, muss er die Stadt verlassen. Sein Vater will dem Sohn die Flausen austreiben, nimmt ihn mit auf seine Leuchtturm-Inspektionsreisen, wo er die praktische Seite kennenlernen soll. Immer enger wird das Korsett, in das sein ehrgeiziger Vater ihn pressen will. Immer wieder versucht Louis, auszubrechen und sich von den Zwängen zu befreien, was ihm einfach nicht gelingt. Kurse an der Uni werden geschwänzt, Rauschmittel konsumiert, bis er schließlich nach seinem Studienabschluss endlich den Mut findet, dem Vater zu sagen, dass er Schriftsteller sein will. Um des lieben Friedens willen schließt er nach dem Ingenieurs- noch ein Jurastudium an, doch auch diesen Beruf übt er nicht lange aus. Was später aus ihm wurde, ist weltbekannt.

Wie war’s?

Vorab muss ich sagen, dass historische Romane eigentlich gar nicht mein Beuteschema sind, allerdings habe ich hier mal eine Ausnahme gemacht und trotzdem zum Buch gegriffen, da mich das Leben des Schriftstellers sehr interessierte und ich auch schon einiges von ihm gelesen habe. Es ist auf jeden Fall spannend, zu sehen, woher er die Inspiration für seine wunderbaren Geschichten genommen hat.

Schon das Cover passt perfekt zum Buch und stimmt einen sehr schön auf den Inhalt und die raue See ein.
Was mir gut gefiel, ist die Art, wie Sabine Weiss mit Sprache spielt, mit ihrem Sätzen Atmosphäre schafft. Es geht schon direkt im ersten Kapitel los: »Finsternis. Flappernde, klappernde Finsternis.« Sie versteht es, die damals oft bedrückende Atmosphäre, Armut, Krankheit und die schwierigen Bedingungen, unter denen sich die ärmere Bevölkerung durchs Leben schlagen musste, so zu schildern, dass man sich viel darunter vorstellen kann.

Mein persönlicher Kritikpunkt an diesem Buch ist die Tatsache, dass vieles einfach zu sehr ins Detail geht. Diese detaillierten Beschreibungen von Leuchttürmen, Wellenbrecherbau etc. waren mir einfach »too much information« und ich habe hier oft nur noch überflogen, um nicht völlig die Leselust zu verlieren.

Auch die dargestellten Personen (abgesehen von Robert Louis und seinen Eltern, die wirklich ausführlich skizziert werden) waren mir persönlich oft zu blass, vieles wurde nur angerissen und man konnte sich nicht wirklich mit ihnen identifizieren.

Fazit:

Für alle, die historische Romane lieben, mit Sicherheit eine Leseempfehlung. Auch Schottlandfands oder Menschen, die sich für technische Einzelheiten von Bauprojekten interessieren, dürften voll auf ihre Kosten kommen, Fans von Robert Louis Stevenson sowieso. Ich persönlich war eher froh, dass das Buch dann nach 462 Seiten „endlich“ vorbei war.

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Bühne frei für Sally und Johnny!

Mord in der Charing Cross Road
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Worum geht’s?

Butcher, ein unbeliebter Mitarbeiter des Londoner Antiquariats Heralds, wird erstochen an seinem Schreibtisch aufgefunden.

Natürlich taucht schon bald Scotland Yard auf, doch parallel beginnen ...

Worum geht’s?

Butcher, ein unbeliebter Mitarbeiter des Londoner Antiquariats Heralds, wird erstochen an seinem Schreibtisch aufgefunden.

Natürlich taucht schon bald Scotland Yard auf, doch parallel beginnen Sally, eine junge Mitarbeiterin und Johnny, ein Juniorpartner, mit ihren eigenen Ermittlungen.

Wer hat Butcher ermordet und was hat das alles mit dem Geist zu tun, der kurz zuvor mal wieder im Antiquariat gesichtet wurde? Und wer steckt hinter den Diebstählen wertvoller Bücher, die auch aus anderen Antiquariaten gemeldet wurden?

Wie war’s?

Man spürt auf jeder Seite, dass dieser Krimi in den sechziger Jahren geschrieben wurde. Die ganze Geschichte wirkt ein wenig angestaubt, allerdings nicht auf eine negative Art und Weise, es ist eher eine Art Zeitreise in die Vergangenheit. Ein klassisch britischer Krimi, bis auf den einen Mord recht unblutig und mit einer ganz interessanten Story.

Warum ich persönlich wahrscheinlich den zweiten Teil eher nicht lesen werde? Alle Protagonisten wirkten auf mich seltsam blass, ich konnte mich mit niemandem so recht identifizieren und habe schon auf den ersten Seiten, in denen wie in einem Theaterstück ein Mitarbeiter nach dem anderen vorgestellt wurde, langsam den Überblick verloren. Auch die angekündigte Liebesgeschichte kommt erst auf den letzten Seiten so langsam ins Rollen und konnte mich nicht wirklich abholen

Auch die ellenlagen Beschreibungen, wer wann in welchem Raum gewesen sein könnte und wer an wem vorbeigelaufen sein müsste, haben mich irgendwann nur noch gelangweilt und ich muss ehrlich zugeben, dass ich hier doch das eine oder andere überblättert habe.

Fazit

Für Fans klassischer englischer Krimis sicherlich eine Leseempfehlung, allerdings kein Vergleich mit Miss Marple oder ähnlichem. Mein persönliches Fazit: kann man lesen, wenn gerade der Lesestoff knapp wird, „muss“ man aber nicht unbedingt.

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Veröffentlicht am 05.05.2024

Inselalltag, der mich seltsam emotionslos zurücklässt

Die Tage des Wals
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Die Tage des Wals von Elizabeth O’Connor (Übersetzung: Astrid Finke)

Worum geht’s?

Das Leben auf einer kleinen walisischen Insel irgendwo im nirgendwo hält für die achtzehnjährige Manod nicht viele ...

Die Tage des Wals von Elizabeth O’Connor (Übersetzung: Astrid Finke)

Worum geht’s?

Das Leben auf einer kleinen walisischen Insel irgendwo im nirgendwo hält für die achtzehnjährige Manod nicht viele Überraschungen bereit. Das Leben orientiert sich am Rhythmus der Gezeiten und Jahreszeiten. Manod, deren Mutter schon früh gestorben ist, hilft dem Vater mit den gefangenen Hummern, kümmert sich um ihre jüngere Schwester Llinos und verbringt die Freizeit mit kunstvollen Stickereien, während sie immer wieder davon träumt, das Leben auf der Insel, das ihr kaum Perspektiven bietet, hinter sich zu lassen („Im Kopf hatte ich es geplant. Ich träumte immer wieder davon“, S. 99)

Als eines Tages ein Wal strandet und kurz danach zwei Engländer eintreffen, gerät nicht nur der Alltag auf der Insel, sondern auch Manods Innenleben gehörig aus den Fugen.

Wie war’s?

Eine schwierige Frage. Das Buch lässt mich nach dem Zuklappen der letzten Seite merkwürdig emotionslos zurück. Eigentlich liebe ich Bücher mit maritimem Setting, auch hier hat mich die bildhafte Sprache der Autorin gedanklich direkt ans Meer transportiert:

„Möwen lassen Fische aus dem Schnabel auf den Hof fallen, die in die schmalen Ritzen und Löcher der Steine kriechen, sodass er monatelang ranzig riecht. Die Hitze bringt sie nur noch näher zu uns: ihre Vogelgerüche, ihre Rufe, ihre rosig roten Jungen .“ Seite 10

Also die Grundstimmung passt für mich, erinnert an ein aufgewühltes Meer. Auch die Kapitelstruktur passt dazu, kurze, manchmal nur ½ Seite umfassende Kapitel wechseln sich mit Kapiteln ab, die über etliche Seiten gehen.

Mein Kritikpunkt an der Geschichte ist, dass die Charaktere seltsam blass bleiben. Hier wäre meiner Meinung nach deutlich mehr Potenzial gewesen, so bleibt man als unbeteiligter Beobachter ein wenig außen vor, kann sich mit niemandem näher identifizieren, was sehr schade ist.

Thematisch fühlte ich mich immer wieder ein wenig an Dörte Hanssens „Zur See“ erinnert, dort geht es ja auch um einen gestrandeten Wal, der den Alltag auf der Insel durcheinander bringt, im Vergleich dazu finde ich „Die Tage des Wals“ leider recht flach.

Außerdem hat mich gestört, dass einfach viel zu viele Fragen unbeantwortet geblieben sind, was Manods Zukunft und den Tod ihrer Mutter angeht. Das Ende konnte mich hier leider nicht überzeugen.

Gut gefallen hat mir als Literaturübersetzerin die Qualität der deutschen Übersetzung und auch die immer wieder eingestreuten walisischen Wörter und Sätze. Was für eine schöne, fremdartige Sprache, mit der ich mich gerne irgendwann näher beschäftigen würde.



Fazit

Mein Fazit fällt eher durchschnittlich aus. Ja, ich habe mich beim Lesen gut unterhalten gefühlt, ja, die Geschichte ist durchaus interessant, trotzdem glaube ich nicht, dass mir dieses Buch aus irgendeinem Grund länger in Gedächtnis bleiben wird.

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Veröffentlicht am 04.05.2024

Meine erste Begegnung mit High Fantasy - bin noch etwas unschlüssig

Der Rabengott
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Der Rabengott von Ann Leckie (ins Deutsche übersetzt von Michael Pfingstl)

So, nun ist der allererste High-Fantasy-Roman ausgelesen. Und ich bin ein bisschen hin- und hergerissen, wie mir das nun gefallen ...

Der Rabengott von Ann Leckie (ins Deutsche übersetzt von Michael Pfingstl)

So, nun ist der allererste High-Fantasy-Roman ausgelesen. Und ich bin ein bisschen hin- und hergerissen, wie mir das nun gefallen hat und wie ich ihn bewerten soll.

Worum geht’s?

Seit Jahrhunderten wird das Königreich Iraden von einem Gott beschützt: Er heißt der Rabe und residiert in einem Turm in der mächtigen Hafenstadt Vastai. Von dort wacht er über das Reich. Seinen göttlichen Willen lässt er über einen Rabenvogel an seinen menschlichen »Statthalter« kundtun.
Der Vogel des Rabengottes ist tot, und die göttliche Regel schreibt vor, auch der „Statthalter“ muss unverzüglich sterben, um Platz für seinen Nachfolger zu machen. Als Mawat, der rechtmäßige Erbe, mit seinem Freund, dem Kämpfer Eolo, in der Hauptstadt eintrifft, sitzt bereits ein Regent auf dem Herrscherstuhl – sein Onkel. Mawats Zorn kennt keine Grenzen und während er versucht, sein Reich zurückzuerobern, entdeckt Eolo, dass der Turm des Raben ein dunkles Geheimnis birgt: In seinem Fundament harrt eine Prophezeiung, die, wenn sie sich erfüllt, Iraden für immer zerstören könnte

Wie war es?

Der uralte Konflikt (Erbe, der von einem Familienmitglied um den Thron betrogen wird) ist ja nichts neues. Trotzdem bietet dieses Buch eine ungewöhnliche Herangehensweise. Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Einer in der Gegenwart mit Mawat und Eolo, der andere in der Vergangenheit, hier geht es um die Entstehung und Geschichte des Gottes von Iraden.

Die Erzählperspektive ist ungewöhnlich, da praktisch nur aus Sicht des Gottes, der Stärke und Geduld des Hügels, erzählt wird. Hier muss ich dem Kollegen Michael Pfingstl wirklich ein großes Kompliment zu seiner sehr gelungenen Übersetzung machen, es gehört schon viel Durchhaltevermögen dazu, das so konsequent ins Deutsche zu übertragen. Einziger Kritikpunkt ist für mich die Darstellung der Xulahni. Dass sie die Sprache nicht beherrschen und eigentlich auf einen Dolmetscher angewiesen sind, wird ja deutlich. Diese penetrant immer gleichen Fehler, die aber unter Umständen im englischen Original ähnlich sind, empfand ich als eher nervig (..wenn er ist haben/ …er ist sein…). Das hätte ich persönlich in der Übersetzung etwas sparsamer eingesetzt.

Die Protagonisten fand ich interessant, insgesamt aber etwas blass. Prinzipiell konnte ich gut in die Geschichte abtauchen und das World Building von Ann Leckie ist sehr gelungen, aber die ausschweifenden Erzählungen des Gottes, der oft sehr langatmig über seine Entstehung schwadroniert, waren mir einfach zu lang und ich wurde dadurch immer wieder aus dem Lesefluss geworfen.

Fazit:
Ein wunderschön gestaltetes Buch, Cover und Farbschnitt sind optisch wirklich ein Hingucker. High Fantasy als Buchgenre ist für mich neu, deshalb habe ich (bis auf Filme) nicht viele Vergleichsmöglichkeiten. Fans mag es gefallen, für mich war es eher ein durchschnittliches Lesevergnügen

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