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Veröffentlicht am 27.09.2017

Familienbande

Portugiesische Rache
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Dass was die Fans vom ersten Portugal-Krimi geliebt haben, bekommen sie von Luis Sellano auch im zweiten Teil seiner Reihe serviert.
Der Wiedererkennungswert zum ersten Band ist super, zwar versprühte ...

Dass was die Fans vom ersten Portugal-Krimi geliebt haben, bekommen sie von Luis Sellano auch im zweiten Teil seiner Reihe serviert.
Der Wiedererkennungswert zum ersten Band ist super, zwar versprühte das erste Cover ein wenig mehr Flair, aber jedem Leser ist sofort klar, dass diese beiden Bücher zueinander gehören. Der Klappentext verrät zwar leider schon einiges, dennoch ist die Spannung gut dosiert. Denn dieser Roman ist mehr als nur ein Krimi, für mich ist er in erster Linie ein Roman der in Portugal spielt, der Mordfall und die Entführung kommen für mich erst an zweiter Stelle.
Luis Sellano schafft es sehr gekonnt das Flair, das Lebensgefühl und die eigentümliche Lebensweise der Portugiesen einzufangen, ob es der Fado ist, der Tejo, der die Quelle der Stadt ist, die Cafés, die Touristen, alles schafft ein herrliche und vor allen Dingen stimmiges Bild dieser Stadt.
Zudem hat der Autor mit Henrik Falkner eine Figur geschaffen, die äußerst facettenreich und damit authentisch wirkt. Er ist ein Mann der Wiedersprüche und Gegensätze, dennoch verrät er seine hohen und idealistischen Werte als Polizist nicht. Er ist ein Mann der gezeichnet ist vom Schicksal, der versucht neu anzufangen und dennoch nicht die Konsequenz zu 100% aufbringen kann.
Da der Roman zum größten Teil aus seiner Perspektive erzählt wird, bekommen wir als Leser auch sehr viel vom „Innenleben“ des Henrik Falkner mit. Beim Lesen haben mir besonders die guten und abwechslungsreichen Dialoge gefallen. Mit Helena hat Henrik eine Gegenspielerin und Partnerin, die dem Leser eben so viel Freude bereitet. Sie hat viele Gemeinsamkeiten mit Henrik und ein Happy End ist bei den Beiden hoffentlich nicht ausgeschlossen.
Für Krimi-Fans, die sich vor allen Dingen einen spannenden Kriminalfall erhoffen, mag dieses Buch nichts sein. Denn der Fall ist ein verworrenes Konstrukt, welches der Autor zwar schlussendlich aufdröselt, welches aber nicht unbedingt sehr überzeugend und spannend daherkommt. Wer fesselnde Unterhaltung sucht, wird mit diesem Roman sicherlich nicht allzu glücklich sein.
Diesen Portugal-Roman kann ich aber allen nur ans Herz legen, die in diese Stadt eintauchen wollen, die in Lissabon Urlaub im Kopf machen wollen. Ein absolut solider und atmosphärischer Portugal-Roman, der einen wunderbar auf den nächsten Urlaub in Lissabon einstimmt. Der Kriminalfall ist etwas schwächer als noch im ersten Band, dennoch löst der Autor das Rätsel und den Fall sehr geschickt und zum Schluss auch dramatisch auf.
Der Roman kann meiner Ansicht nach unabhängig vom ersten Teil gelesen werden, dennoch ist es gerade bei den zwischenmenschlichen Beziehungen von Vorteil die Story und die Hintergründe aus Band 1 zu kennen.

Veröffentlicht am 12.10.2024

Die Glasgeschichte von Murano

Das Geheimnis der Glasmacherin
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Eine Zeitreise durch das Venedig von gestern bis heute untermalt mit der Kunst des Glashandwerks. Die Reise beginnt im Jahr 1468 und die junge Orsola Rosso muss nach dem Tod ihres Vaters, dem Inhaber einer ...

Eine Zeitreise durch das Venedig von gestern bis heute untermalt mit der Kunst des Glashandwerks. Die Reise beginnt im Jahr 1468 und die junge Orsola Rosso muss nach dem Tod ihres Vaters, dem Inhaber einer familiären Glasmanufaktur auf Murano, mit ihrer Familie versuchen zu überleben. Dabei versucht sie gegen die Meinung ihres großen Bruders Marco sich selbst in das Handwerk einzuarbeiten. Doch das Leben ist in dieser Zeit sehr hart und Orsola wird vor verschiedenste Probleme gestellt. Dabei scheint auf einmal ein Lichtblick, der ihr Hoffnung verleiht. Doch die Probleme werden nicht weniger. Wie wird Orsolas Weg aussehen?

Orsola hat mir als Charakter gut gefallen. Sie ist eine Frau, die trotz der damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse versucht in dem vermeintlichen “Männerberuf” der Glasherstellung Fuß zu fassen. Dabei nimmt sie es auch mit ihrem manchmal herrischen Bruder Marco auf, den ich persönlich nicht so gut leiden konnte. Er wirkte sehr plump und undankbar und ich fragte mich öfters, warum Orsola sich sowas bieten lässt, aber es war wohl in dieser Zeit leider üblich, sich öfters den Älteren unterwürfig zu verhalten. In nahezu jedem Kapitel sind Zeitsprünge über einen größeren Zeitraum zu erkennen. Diesen kann man durchaus folgen, was mir dabei persönlich sehr schwerfiel, war die Tatsache, dass die Figuren in diesem Zeitraum nur sehr langsam gealtert sind. Und so über eine Spanne von über 500 Jahren gelebt haben.

Ich habe es verstanden, was die Autorin damit auszudrücken vermag, da es mehr um die Historie des Glasmachens und der Verwandlung der Orte Murano und Venedig um die Zeit von 1468-2019 geht. Gerade das Handwerk des Glasmachens wird sehr detailliert und auch interessant geschildert. Allerdings fiel es mir öfters sehr schwer dabei die Figuren im Blick zu behalten. Das ist ein Balanceakt wie die Autorin es in ihrem Nachwort auch ausgedrückt hat. Ich hätte mir sehr gerne z.B. eine Lösung über einige Generationen etc. Gewünscht, wobei mir bewusst ist, dass sich die Autorin dann eventuell für wenige Zeiträume in der Geschichte entscheiden hätte müssen.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr schön beschreibend und gut lesbar. Aufgrund der schön erzählten Geschichte bin ich nicht enttäuscht, aber auch nicht richtig begeistert. Das Fazit ist ein schön erzählter Roman, der aufgrund seiner Zeitfülle den Charakteren nicht immer gerecht werden kann.

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Veröffentlicht am 04.08.2024

Die erste Kinderrechtserklärung

Papierkinder
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Julia Kröhn hat einen monumentalen Roman über die erste Kinderrechtserklärung geschrieben, mit dem ich mich leider stellenweise etwas schwergetan habe.

Es geht in dem Roman um drei beeindruckende Frauen, ...

Julia Kröhn hat einen monumentalen Roman über die erste Kinderrechtserklärung geschrieben, mit dem ich mich leider stellenweise etwas schwergetan habe.

Es geht in dem Roman um drei beeindruckende Frauen, die sich für die Rechte der Kinder stark gemacht haben. Die Sozialistin Emma Dölz, die Montessori-Lehrerin Clara Grunwald und die Wohltäterin Eglantyne Jebb stehen im Mittelpunkt dieses Romans, denn ihnen ist es zu verdanken, dass 1924 die Genfer Erklärung unterschrieben wurde.

Besonders Clara Grunwald hat mich beeindruckt und ich mochte sie im Laufe des Romans sehr.

Leider habe ich mich etwas schwergetan, zum einem hat mich die Rahmenhandlung (spielt im Jahr 2023) verwirrt, der Prolog und auch der Epilog waren für mich irgendwie überflüssig. Zum anderen ist mir die Zeitspane zu groß, in der der Roman erzählt wird. Der Roman beginnt 1874 und endet 1925, die Gliederung gibt dem Roman zwar eine Struktur und einen Rahmen, dennoch waren mir die Zeitsprünge manchmal ein bisschen viel.

Es geht um die Not der Kleinsten und Schwächsten in unsere Gesellschaft, die Kinder. Sie wachsen in Armut auf und haben ein scheinbar vorbestimmtes Leben vor sich. Es geht aber auch um das Arbeitnehmerrecht, um die Frauenrecht, um den Sozialismus, die SPD, Maria Montessori und die Reformpädagogik, den ersten Weltkrieg und vieles mehr.

Die drei großen Frauen werden durch die fiktionale Geschichte um die Familie Albrecht in einen Kontext gesetzt. Für mich wirkte genau dies, manchmal etwas zu sehr gewollt.

Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt sehr flüssig und gut zu lesen. Ich hatte streckenweise auch sehr viel Spaß mit dem Buch, leider gab es aber auch einige Stellen, die sich etwas gezogen haben.

Ich empfehle jedem dieses Buch, der sich etwas näher mit den Kinderrechten auseinandersetzen möchte.

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Veröffentlicht am 04.08.2024

Gute Geschichte mit kleinen Schwächen

Bücherliebe im kleinen Café am See
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Ein wahrer Wohlfühlroman der einen sofort in Urlaubsstimmung versetzt. Eine warmherzige Geschichte, die berührt, zum Nachdenken anregt und gleichzeitig Hoffnung spendet. Für mich ein gelungener Mix, um ...

Ein wahrer Wohlfühlroman der einen sofort in Urlaubsstimmung versetzt. Eine warmherzige Geschichte, die berührt, zum Nachdenken anregt und gleichzeitig Hoffnung spendet. Für mich ein gelungener Mix, um dem Alltag zu entfliehen. Einzig und allein die Spannung hätte ein wenig ausgefeilter sein können.

Themen des Romans sind neben Büchern bzw. ein Buch schreiben, familiärer Zusammenhalt, Verlust, Verzeihen und Neuanfang. Es geht darum aus der eigenen Komfortzone herauszutreten und das Alte hinter sich zu lassen. Ein Neunanfang ist nur möglich, wenn wir etwas wagen.

Maj ist von ihrer besten Freundin betrogen worden, sie hat das Gefühl alles verloren zu haben, da sie sich so sehr mit den identifiziert hat, was ihr genommen wurde.

Henrik merkt, dass Maj immer unter ihren Möglichkeiten bleibt und will ihr helfen, doch er begibt sich auf ein gefährliches Terrain. Verspielt er das Vertrauen von Maj?

Der Roman wird unterschiedlich aus den Perspektiven vom Maj und Henrik erzählt.

Der Spannungsbogen ist ebenfalls solide, eigentlich ist seit der Hälfte des Buches klar gewesen, wie es ausgeht. Da hätte ich mir doch ein wenig mehr Einfallsreichtum gewünscht, so ist es ganz nett, aber auch ein bisschen viele „heile Welt“ am Ende des Buches. Ob dies so der Realität entspricht, stelle ich einfach mal in den Raum.

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Veröffentlicht am 11.02.2023

Die Freiheit der Gedanken

Die Freundinnen vom Strandbad (Die Müggelsee-Saga 1)
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Der erste Teil der Müggelsee-Saga lag schon länger auf meinem virtuellen SUB. Nachdem ich eine Podcast-Folge mit der Autorin gehört hatte, habe ich dann dieses Buch in Angriff genommen, da mich Zeitgeschichte ...

Der erste Teil der Müggelsee-Saga lag schon länger auf meinem virtuellen SUB. Nachdem ich eine Podcast-Folge mit der Autorin gehört hatte, habe ich dann dieses Buch in Angriff genommen, da mich Zeitgeschichte immer sehr interessiert. Es geht um die DDR, die Stasi, das Schulwesen in der DDR, die 60er Jahre in Ost-Berlin und alles, was Mädchen / junge Frauen beim Erwachsenwerden so interessiert. Mit Martha, Betty und Clara erleben wir eine sehr intensive Zeit, diese Drei könnten nicht unterschiedlicher sein und so verläuft auch ihr Leben. Doch ihre Lebenswege kreuzen sich immer wieder. Sie sind einander immer Halt und Rat zugleich. Die Familien und die erste Liebe macht es ihnen nicht leicht, die eine oder andere Welt gerät gehörig ins Wanken. Dabei fangen die Freundinnen an selbst zu denken und Fragen zu stellen. Sie bilden sich ihre eigene Meinung und grenzen sich ab, sie schaffen es zu eigenen Persönlichkeiten heranzureifen. Und genau hier liegt die Stärke des Romans.

Man erfährt sehr viel über das Leben in der DDR, die Verflechtung des Staates in alle Lebensbereiche seiner Bürger. Weitere Themen sind Adoption, illegale Radiosender und die heißbegehrten (und gleichzeitig verbotenen) Waren aus dem Westen.

Die Figurenzeichnung ist der Autorin im Hinblick auf die Protagonistinnen sehr gut gelungen. Bei den Nebenfiguren hätte ich mir dies auch gewünscht, zu ihnen konnte ich leider teilweise keine so intensive Beziehung aufbauen. Gerade die männlichen Figuren kommen sehr blass und statisch daher. Hier hätte ich mir mehr Aktion gewünscht. Auch hätte ich es mir teilweise noch politischer gewünscht. Teilweise waren mir die Abhandlungen über die Stasi etc. zu oberflächlich, hier hätte ich gerne noch sehr viel mehr erfahren.

Der Schreibstil der Autorin ist leicht und lebendig, und somit sehr gut lesbar. Der Aufbau der Geschichte ist chronologisch aber mit einigen Zeitsprüngen versehen, der gesamte Roman wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, sodass wir als Leser*innen eine gute Beziehung zu den Protagonistinnen aufbauen können.

Am Ende finden sich Rezepte von Gerichten, die im Roman vorkommen. Das Ende ist sehr offen gestaltet, sodass man neugierig auf den zweiten Band wird.

Ein Roman für alle, die gerne Geschichten lesen, die in der DDR spielen und in denen Frauen die Hauptrollen spielen. Hier wird das Leben in der DDR in Mädchenzimmern lebendig

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