Profilbild von walli007

walli007

Lesejury Star
offline

walli007 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit walli007 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2024

Lebensringe

Die Vegetarierin
0

Yong-Hye wurde von ihrem Mann ausgesucht, weil sie so normal und unauffällig ist. Inzwischen sind die eine Weile verheiratet, Yong-Hye ist still und bringt immer schmackhaftes Essen auf den Tisch. Ihr ...

Yong-Hye wurde von ihrem Mann ausgesucht, weil sie so normal und unauffällig ist. Inzwischen sind die eine Weile verheiratet, Yong-Hye ist still und bringt immer schmackhaftes Essen auf den Tisch. Ihr Mann ist zufrieden und so langsam könnte man vielleicht mal an Kinder denken. Dann fängt Yong-Hye an, nur noch vegetarisch zu essen. Das ist in Südkorea nicht an der Tagesordnung und ihr Mann versucht sie davon abzubringen. Alle Überzeugungsarbeit hilft jedoch nicht, es bleibt dabei, dass für Yong-Hye der Fleischkonsum unerträglich ist. Als letztes Mittel soll die junge Frau während einer Familienveranstaltung doch nicht überzeugt werden, wieder normal zu essen.

Aus drei verschiedenen Perspektiven wird die Geschichte von Yong-Hye beleuchtet. Sie selbst ist zwar immer dabei, ergreift aber selten das Wort. Zunächst lässt sich ihr Ehemann aus, der sich als sehr gefühllos entpuppt. Dann gerät Yong-Hye an ihren Schwager, was zunächst hilfreich zu sein scheint, schließlich aber doch bergab geht. Schließlich versucht ihre ältere Schwester sich um sie zu kümmern.

Nicht alles erfährt man über oder von Yong-Hye. Dass sie sich von Menschen abgrenzen möchte, die ihr gegenüber nicht wohlwollend auftreten, kann man allerdings gut nachvollziehen. Ob man die gänzliche Abgrenzung noch verstehen kann, obliegt dem eigenen Empfinden. Selbst wenn einen einiges fremd bleibt, so besticht dieser Roman durch eindringliche Beschreibungen, die einen mitunter einen Schauer nach dem anderen den Rücken runterlaufen lassen. Die Extremität ist nicht ganz nachvollziehbar, aber man wünschte, die Familie wäre untereinander liebevoller und verständnisvoller gewesen.

Hat man sich bei Erscheinen des Romans noch gefragt, ob man die Handlung gänzlich durchdringen kann und dann die mögliche Lektüre erstmal verschoben, ist das Interesse durch den Gewinn des Literatur Nobelpreises 2024 der Autorin neu geweckt. Und man ist sehr froh, dass man diesmal nichts verschoben hat.

Veröffentlicht am 18.10.2024

Edies bester Apfelkuchen

Das mörderische Christmas Puzzle
0

Die Weihnachtszeit ist für die achtzigjährige Edie O’Sullivan nicht die schönste Zeit des Jahres. Sie verbindet die Feiertage mit den Verlusten, die sie im Leben erlitten hat. Von der Familie geblieben ...

Die Weihnachtszeit ist für die achtzigjährige Edie O’Sullivan nicht die schönste Zeit des Jahres. Sie verbindet die Feiertage mit den Verlusten, die sie im Leben erlitten hat. Von der Familie geblieben ist ihr nur ihr Neffe Sean, den sie als Kind angenommen hat. Sean ist inzwischen in einer guten Position bei der Polizei. Vielleicht hat Edie, die ein großes Faible für Puzzles und Rätsel hat, auch schon mal einen Fall mit ihm diskutiert. Doch in diesem Jahr kurz vor Weihnachten erhält Edie einen seltsamen Umschlag mit einigen Puzzleteilen und einer bedrohlichen Nachricht. Edie ist besorgt, hoffentlich gerät hierdurch niemand in Gefahr.

Einen Weihnachtskrimi gab es von der Autorin bereits im letzten Jahr und auch in diesem Jahr hat sich die Autorin ein weiteres Rätsel ausgedacht. Diesmal kommt Edie O’Sullivan eine Hauptrolle zu, die damals auch unter den Passagieren des Zuges war. Und nun kann Edie ihre ganzen Fähigkeiten ausspielen. Sie hat eine besondere Kombinationsgabe und die wird gebraucht. Es scheinen Menschen in Gefahr zu sein. Edies größte Befürchtung ist, dass auch Sean in Gefahr sein könne. Da ist ihr ganzer Einsatz gefragt und Sean soll nichts davon wissen. Als ein Mann überfallen wird, verkompliziert das die Sache zusätzlich.

Bei der ehemaligen Lehrerin Edie O’Sullivan handelt es sich um eine etwas eckige aber liebenswürdige Persönlichkeit. Besonderes mit welchem Geschick sie sich an die Lösung der Rätsel begibt, ist sehr interessant. Sehr für sei eingenommen wird man als, wenn man liest, wie selbstlos sie Sean bei sch aufgenommen und großgezogen hat. Die beiden haben eine enge Bindung. Mit ihren weiteren Mitmenschen ist Edie nicht so eng, da hagelt es manchmal schon deutliche Worte. Doch auch die Gefühle kommen nicht zu kurz, so dass trotz aller Rätsel und schließlich auch Mordfälle, auch eine weihnachtliche Stimmung aufkommen kann. Dieser anheimelnde Kriminalroman ist spannend zu lesen und die stimmungsvollen Formulierungen wecken den Wunsch, selbst den Apfelkuchen zu backen und ihn mit einer Tasse Kaffee in einem gemütlichen Sessel zu genießen.

Veröffentlicht am 13.10.2024

Alpenglühen

Lückenbüßer (Ein Kluftinger-Krimi 13)
0

Zum ersten Mal leitet Kommissar Kluftinger als Interimspolizeipräsident eine Antiterror-Übung. Nicht alles geht glatt, aber alles in allen. Gerade im Moment des Zurücklehnens kommt die Meldung, dass ein ...

Zum ersten Mal leitet Kommissar Kluftinger als Interimspolizeipräsident eine Antiterror-Übung. Nicht alles geht glatt, aber alles in allen. Gerade im Moment des Zurücklehnens kommt die Meldung, dass ein Kollege tot aufgefunden wurde. Ist bei der Planung etwas schief gelaufen oder war nicht genug für Sicherheit gesorgt? Klufti ist verunsichert, besonders als sich herausstellt, dass der Kollege Lothar Schaller überhaupt nicht für die Übung eingeteilt war. Diese ganze Sache ist garnicht gut. Zudem ist Kluftinger auch abgelenkt, der er hat sich bereit erklärt, für den Gemeinderat zu kandidieren. Zwar soll er nur die Liste auffüllen, aber irgendwie beginnt er doch den Wahlkampf ernst zu nehmen.

In seinem 13. Fall hat Klufti ganz schön viel zu tun, auch wenn nicht immer die Arbeit gemeint ist. Der Wahlkampf nimmt immer mehr Zeit in Anspruch, schließlich ist Doktor Langhammer als Konkurrent mit dabei. Den gilt es auszustechen, das wäre doch gelacht, wenn Klufti es nicht schaffte, mehr Wähler zu gewinnen. Außerdem ist Pilzsaison, da muss man auch aufmerksam schauen, um genug Steinpilze für ein leckeres Mahl zusammen zu kriegen. Der Tot des Kollegen Schaller wirft einige Rätsel auf. Zunächst besteht die Hoffnung, es könnte ein Unfall gewesen sein, doch die zerschlagt sich schnell.

In seinen guten Momenten läuft Kommissar Kluftinger zu Höchstform auf. Man kennt ihn einfach schon eine Weile und so fühlt sich ein neues Buch wie ein Wiedertreffen mit alten Bekannten an. Kommissarischer Polizeipräsident ist nicht Kluftis Traumjob, aber er gewöhnt sich dran. Und dann noch der Wahlkampf. Wenn sich einer wie Kluftinger aufstellen lässt, mit Erika und Eltern im Hintergrund, kann man schon ahnen, dass es zeitweilig hoch hergeht. Politikersprech liegt Klufti eigentlich nicht, da muss er sich ganz schön zusammenreißen. In Momenten, in denen das nicht klappt, sitzt jede Pointe. Über den ganzen Ablenkungen, denen Klufti ausgesetzt ist, kommt der Fall manchmal etwas zu kurz. Bei den vielen humorvollen Eskapaden verzeiht man das aber schnell. Gefühlt hört der Roman allerdings einen Satz zu früh auf.

Das Hörbuch wird super interpretiert von den Autoren selbst, die die Mundart von Klufti und seinen Kollegen wirklich lebendig machen. Dazwischen sorgt Martin Umbach für etwas ruhigere Momente. Eine sehr gelungene Mischung.

Das Cover passt zum Inhalt, denn Kluftinger ermittelt mehr als ein Mal im Wald und kann dabei an den Pilzen kaum vorbeigehen.

Veröffentlicht am 12.10.2024

Zeitbeben

Going Back – Wo fing das Böse an?
0

Die Anwältin Jen und Kelly sind seit Jahren glücklich verheiratet. Wie wahrscheinlich jede Mutter fragt sich Jen, ob sie mit der Erziehung ihres Sohnes Todd alles richtig gemacht hat. So manches Mal war ...

Die Anwältin Jen und Kelly sind seit Jahren glücklich verheiratet. Wie wahrscheinlich jede Mutter fragt sich Jen, ob sie mit der Erziehung ihres Sohnes Todd alles richtig gemacht hat. So manches Mal war ihr die Arbeit wichtiger. Nun ist Todd fast erwachsen und er scheint Geheimnisse vor seinen Eltern zu haben. Aus seiner Beziehung mit Clio macht er ein Geheimnis. Und machmal ist er doch etwas ruppig zu Jen. Als Todd jedoch eines Morgens nach Hause kommt, muss Jen mit ansehen, wie er einen Fremden ersticht. Jan traut ihren Augen nicht. Ihr hochintelligenter Sohn soll einem anderen Menschen nach dem Leben trachten?

Das möchte wohl keine Mutter erleben, mitansehen zu müssen, wie das eigene Kind gewalttätig wird. Sie und Kelly begleiten Todd auf die Polizeistation, es darf alles nicht wahr sein. Trotz aller Aufregung schläft Jen irgendwann ein. Ihr letzter Gedanke ist, sie muss Todd unbedingt helfen, koste es, was es wolle. Und als sie am nächsten Morgen aufwacht, ist es der Tag vor dem Ereignis. Wie kann das sein? Die Zeit läuft vorwärts. In Jen wächst die Hoffnung, dass sie doch verhindern kann, dass ihr geliebter Sohn zum Täter wird. Als Jen das nächste mal erwacht, ist das Datum noch einen Tag zurückgesprungen.


Wenn man den Anfang des Buches liest, denkt man, wie soll das denn klappen. Selbst wenn Jen weiß, dass sie die Zeit rückwärts erlebt, so weiß es doch niemand sonst. Dass heißt, jeder der ihr helfen könnte, am nächsten oder rückwärtigen Tag nichts mehr weiß. Immerhin, Jen schafft es an jedem Tag kleine Informationsschnipsel zusammenzufügen. Und sie findet heraus, dass in ihrer Familie kaum etwas so ist, wie es scheint. Auch wenn man manche der Schnipsel selbst in einen Kontext bringen kann und somit einige Wendungen erahnt, ist dieser Thriller sehr spannend zu lesen. Zum einen fühlt man mit Jen, die alles ihre Welt einsetzt, um ihren Sohn zu retten. Und zum anderen hat man einen packenden Roman, der das Leben förmlich auf den Kopf stellt und einen anregt, mal andersherum zu denken.

Veröffentlicht am 06.10.2024

Ab in den Süden

Sörensen macht Urlaub
0

Sörensen muss seinen Resturlaub nehmen und hat sich für zwei Wochen in Österreich auf einem Bauernhof eingemietet. Auf dem Weg will er bei seiner Ex-Freundin Nele und der gemeinsamen kleinen Tochter in ...

Sörensen muss seinen Resturlaub nehmen und hat sich für zwei Wochen in Österreich auf einem Bauernhof eingemietet. Auf dem Weg will er bei seiner Ex-Freundin Nele und der gemeinsamen kleinen Tochter in Hamburg Station machen. Nele hat einer Bekannten ein Zimmer überlassen, die offensichtlich einige Probleme hat. In der Zwischenzeit wird in Katenbüll ein Toter aufgefunden. Endlich ein Fall für Jenni Holstenbeck, denkt sie. Aber ihr wird ein KHK Mommsen vor die Nase gesetzt, der zumindest selbst von sich überzeugt ist. Jenni gerät doch stark in Versuchung einige Untersuchungen selbst in die Hand zu nehmen.

In diesem fünften Band der Reihe macht Sörensen tatsächlich Urlaub. Das kann man sich garnicht vorstellen, wenn man ihn so kennt. Dann meint man doch eher, es ist im am Liebsten, wenn alles ist wie immer. Natürlich gerät dann schon die Fahrt nach Hamburg länger als man so meinen würde. Zumindest in Sörensens Gedanken. Und dann muss er sich auch noch damit abfinden, dass Nele einer entfernten Bekannten einfach ein Zimmer zur Verfügung stellt. Und dann legt diese Bekannte ein so seltsames Verhalten an den Tag, dass Sörensen sich gezwungen sieht, ein wenig vor sich hin zu ermitteln, um der Dame, die sich Achim nennt, zu helfen.

Das ist mal was anderes, ein Kommissar auf Urlaub, der Schwierigkeiten hat, sich überhaupt richtig auf den Weg zu machen. Und weil er nicht anders kann, ermittelt er irgendwie doch, obwohl es eigentlich keinen Fall gibt. Denn Fall hat dafür Jenni, die sich mit diesem eitlen Gockel Mommsen rumplagen muss und die eigentlich viel klüger an die Nachforschungen herangeht als jener, der es am ehesten versteht, sich mit fremden Federn zu schmücken. Das Ganze erscheint erstmal alles ein wenig weit hergeholt. Erst nach und nach erfasst man, was für eine spannende und ausgeklügelte Geschichte den Roman zusammenhält. Wenn man sieht, dass die Bücher der Reihe immer umfangreicher werden, könnte man schon denken, es muss nicht immer mehr sein. Natürlich entscheidet ein Autor selbst, wann seine Story erzählt ist. Gerne liest man wieder die witzigen Dialoge und folgt Sörensens Gehirnfeuerwerk, wenn er versucht, die Normalität festzuhalten und dabei mitunter erfolgreich ist und das sogar obwohl es Normal eigentlich nicht gibt.

Die Reihe um Sörensen möchte man nicht mehr missen, ebenso wenig wie die Verfilmungen, die der Erzählung gut gerecht werden.