Wissen und Wahrheit
„Ich aber weiß es. Ich weiß, dass alles mit Sebastian begann und alles mit ihm aufhörte.“ S. 60
Maja Norberg, achtzehn Jahre alt, steht vor Gericht, angeklagt nach einem Amoklauf an ihrer Schule. Ihr ...
„Ich aber weiß es. Ich weiß, dass alles mit Sebastian begann und alles mit ihm aufhörte.“ S. 60
Maja Norberg, achtzehn Jahre alt, steht vor Gericht, angeklagt nach einem Amoklauf an ihrer Schule. Ihr beste Freundin Amanda lag am Boden des Klassenzimmers, deren Freund, der Freund von Maja, Sebastian, der Lehrer, ein weiterer Freund von Maja. Sie beobachtet, analysiert, ist dabei über ihr Alter hinaus zynisch, abgeklärt. Sie redet so eigentlich über jeden, außer über Lina, die kleine Schwester, vielleicht noch über den Großvater. Maja ist hochintelligent, eine der besten in der Klasse, beliebt. Doch sie hat auch eine andere Seite.
Das ist gleichzeitig einer der ruhigsten und packendsten Romane in diesem Genre, ich bin sehr begeistert. Genre? Nun, nicht ganz Krimi, dazu ist zu vieles eindeutig, auch wenn sich die Handlung erst langsam entpackt. Etwas Psychothriller, mehr Psychodrama, Gerichtsdrama, Beziehungsdrama. Das direkte Umfeld von Maja bleibt fern, die reichen Vorstadtkinder, die schon ihre Konfirmation in Designerkleidchen gefeiert hatten, die Drogen, der unverbindliche Sex. Auf der anderen Seite stehen die Eltern, die nichts verstehen, es bequem haben wollen, die unterschiedlichen Milieus der Mitschüler, der Bedarf nach einem Ziel, einer Richtung, die Oberflächlichkeit, das verlogene Wegsehen. An letztere Themen erinnere ich mich gut.
Autorin Malin Persson Giolito lässt ihre Ich-Erzählerin in ganz eigenem Tonfall berichten, oft schnoddrig, aber immer echt wirkend. Und am Ende des Buches bleiben die Fragen an den Leser, was hätte ich selbst getan, wann beginnt Schuld, wann ist es vorbei.
„Ich weiß die Antwort! Nein, das tust du nicht. Du weißt nichts." S. 321
Sehr beeindruckend. 5 Sterne.
Ich hatte das Buch hier durch Punkte erworben - jeden einzelnen war es wert; ich liebe Bücher, die nicht "einfach nur" ein Genre erfüllen.