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Pantoffeltier

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2021

Anderes erwartet

Fühlen lernen
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Meine Erwartungen konnte das Buch nicht so recht erfüllen, was aber eher an der Aufmachung als am Inhalt liegt.
Im Klappentext und auch auf den ersten Seiten wird suggeriert, es ginge der Autorin ...

Meine Erwartungen konnte das Buch nicht so recht erfüllen, was aber eher an der Aufmachung als am Inhalt liegt.
Im Klappentext und auch auf den ersten Seiten wird suggeriert, es ginge der Autorin ganz allgemein darum, die Lage der Nation bezüglich Gefühlen und vor allem dem Umgang mit Gefühlen zu beschreiben. Nach einem flammenden Vorwort kommt da aber relativ wenig. Es geht viel um Kinder und wie sie ihre Gefühle zu verstehen bzw. zu unterdrücken lernen. Und dann viel um Gefühlsblindheit, was, wie die Autorin schreibt, aber nur 10% der Menschen betrifft. Am Ende gibt es einen ganz netten Psychotest, dessen Nutzen sich für mich nicht so ganz erschließt. Gut gefallen haben mir die Beispiele von realen Menschen.
Ich persönlich hätte mir mehr Aha-Erlebnisse für normale Menschen erhofft. Sicher, es ist kein Ratgeber, aber so viel mehr habe ich jetzt nicht verstanden und auch das "große Ganze" bleibt sehr nebulös. Vielleicht hatte ich mich auch zu sehr mit dem Thema beschäftigt bisher. Insofern wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Ich fand es trotzdem ganz gut und interessant zu lesen. Wer mehr über Gefühlsblindheit lernen möchte, findet hier auf jeden Fall Informationen. Ich würde 3,5 Sterne vergeben, weil es für mich persönlich weniger interessant war als erhofft.

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Für Fortgeschrittene

Antichristie
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Die Deutsch-Inderin Durga ist in London damit beschäftigt mit einem AutorInnenteam ein Drehbuch für eine woke Neuauflage von Agatha Christies Krimis zu entwickeln. Der Tod von Königin Elizabeth II rückt ...

Die Deutsch-Inderin Durga ist in London damit beschäftigt mit einem AutorInnenteam ein Drehbuch für eine woke Neuauflage von Agatha Christies Krimis zu entwickeln. Der Tod von Königin Elizabeth II rückt das Projekt stärker ins Rampenlicht als gedacht.

Durga, die gerade noch dabei ist den Tod ihrer exzentrischen Mutter (die fasziniert vom indischen Widerstand gegen England und nebenbei auch Anhägnerin etlicher Verschwörungstherien war) zu verarbeiten, springt unvermittelt ins Jahr 1906, wo sie als junger Mann in Kreise ins India House gerät. Dort treffen sich indische Widerstandskämpfer und Durga muss ihre bisherigen Ansichten über Widerstand gegen Kolonialismus, Erinnerungskultur und die indische Kultur in Frage stellen.

Es fällt mir schwer die Handlung zusammen zu fassen und im Grunde genommen geht es auch eher um bestimmte Konzepte, Theorien und Diskurse. Es geht darum was genau wie in welchem Staat und auch Büchern/Filmen erinnert wird, die Unangemessenheit von Personenkult, die Frage ob Widerstand gewalttätig oder gewaltlos sein darf/muss/kann, Rassismus, Kolonialismus, Feminismus, eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung, Dr. Who... Und dann tauchen neben den von der Autorin erdachten Figuren nicht nur Gandhi, der Hindu-Nationalist Savarkar und Charlotte Despard, sondern auch Sherlock Holmes.

Die Autorin wirft nicht nur mit Namen, sondern auch mit Zitaten um sich. Teilweise springt die Handlung innerhalb weniger Abschnitte zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Man ist also gleichzeitig bei Diskussionen im India House und Diskussionen im Autorenraum dabei. Das ermüdet schnell und besonders die Namen der endlosen Parade von politisch/kulturell irgendwie wichtigen Personen konnte ich mir kaum merken. Es gibt kaum Handlung und es wird wahnsinnig viel geredet. Das fand ich schade, denn die Konzepte, die verhandelt werden, sind interessant und die Fragen, die aufgeworfen sind wichtig, aber als Person, die wenig über die indische Politik/Geschichte weiß, habe ich mich bei den Diskussionen meist außen vor gefühlt.

Schwierig fand ich auch, dass es eine deutsche Hauptperson gab. Neben englisch-indischer Kolonialgeschichte kam also auch noch die Frage dazu, wie man als Deutsche zu allem steht (Singularität des Holocausts und so) und dann auch noch Durgas Probleme mit ihrer Mutter und der Geschlechterwechsel bei der Zeitreise... Alles wahnsinnig viel.

Ich habe bei der Lektüre eher wieder Lust bekommen mich näher mit Doktor Who zu beschäftigen, als mit der politischen Situation in Indien und den Folgen von Kolonialismus. Das ist schade und kann kaum das Ziel der Autorin gewesen sein. Am Interessantesten fand ich ehrlicherweise das Nachwort.

Also ja, ein Buch, das Debatten anstoßen kann, aber eher für ein intellektuelles Publikum geschrieben, dass sich schon etwas mit Kolonialgeschichte und damit zusammenhängenden Diskursen und geschichtlichen/politischen Ereignissen auskennt.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Eher aufgesetzt als realistisch

Verbrannte Gnade
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Schwester Holiday ist eine ungewöhnliche Nonne. Unter ihrem Habit verbirgt sie zahlreiche Tätowierungen, sie hört gerne Punk und schleicht sich immer wieder weg um zu rauchen. Als ein Brandanschlag auf ...

Schwester Holiday ist eine ungewöhnliche Nonne. Unter ihrem Habit verbirgt sie zahlreiche Tätowierungen, sie hört gerne Punk und schleicht sich immer wieder weg um zu rauchen. Als ein Brandanschlag auf die Saint Sebastian Privatschule verübt wird, bei dem ein Hausmeister stirbt, beschließt Schwester Holiday auf eigene Faust zu ermitteln.

Das Cover ist sehr klug gestaltet. Das Bild erinnert an eine Mariendarstellung auf einem Kirchenfenster, zeigt jedoch eine Nonne mit einer Zigarette in der Hand auf deren Fingern das Wort „Lost“ steht. Das macht neugierig. Jedoch verlässt sich die Autorin zu sehr auf die Wirkung der betont ungewöhnlichen Protagonistin. Der Kriminalfall bleibt dagegen blass.
Die Schreibweise ist ebenfalls ungewöhnlich und kam mir sehr amerikanisch vor. Es wird sich stark bemüht die heiße, kaputte Atmosphäre von New Orleans zu transportieren. Alles ist sehr cool, es gibt viele bedeutungsschwere Sätze. Das wirkte auf mich eher aufgesetzt als realistisch. Das hat mich mit der Zeit ermüdet. Ich hatte eine eher leichte Geschichte mit schwarzem Humor erwartet, und konnte mit der aufgesetzten Coolness und Düsternis nicht so richtig etwas anfangen. Wird seine Fans finden, mich hat es nicht überzeugt.

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Veröffentlicht am 20.06.2024

Potential nicht ausgeschöpft

Der Vertraute
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Madrid, Ende des 16. Jahrhunderts. Die Inquisition herrscht in Spanien, aber es gibt Personen, die kleine Wunder wirken können. Für diese Personen ist das ein zweischneidiges Schwert, denn wenn sie glaubhaft ...

Madrid, Ende des 16. Jahrhunderts. Die Inquisition herrscht in Spanien, aber es gibt Personen, die kleine Wunder wirken können. Für diese Personen ist das ein zweischneidiges Schwert, denn wenn sie glaubhaft versichern können, dass ihre Kräfte göttlicher Natur sind, winkt Ruhm und Ehre, wenn sie jedoch als Diener des Teufels verunglimpft werden, droht der Scheiterhaufen.
Das Küchenmädchen Luzia Cotado hat magisches Talent und im Alltag wirkt sie immer wieder heimlich „Milagritos“, die ihr die Arbeit erleichtern. Eines Tages wird ihr Talent entdeckt und sie findet sich im Zentrum von Intrigen wieder und muss sich behaupten.
Die Vermischung von Historischem und Fiktion gefiel mir gut. Hier hängt Magie mit bestimmten Wörtern, alten sprachlichen (gesungenen bzw. gebeteten) Sprüchen zusammen. Das fand ich eine spannende Idee, wenn auch etwas irritierend, dass gerade am Anfang die jüdische Abstammung reingemischt wurde, aber zu keinem Zeitpunkt irgendetwas erklärt wurde. Das fand ich schade, gerade das leider kurze Nachwort hat mich neugierig gemacht. Allgemein wurde mir nicht gut genug erklärt, was das Torneo soll und wie die Welt allgemein funktioniert.
Die Atmosphäre ist schön und die Welt gut beschrieben, aber irgendwie wurde ich nicht so recht reingezogen. Der Anfang war sehr ansprechend geschrieben, aber es dauert lange bis die Personen in Stellung gebracht sind, Motive und Hintergründe erzählt wurden und endlich etwas passiert. Es wird wahnsinnig viel geredet und erklärt wie schwierig das Leben von Frauen in verschiedenen Positionen in der Gesellschaft ist. Das war mir etwas zu anstrengend.
Also ein Buch was man durchaus lesen kann, aber kein Fantayhighlight.

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Veröffentlicht am 26.03.2024

Wikingerromantik

Nordic Clans 1: Mein Herz, so verloren und stolz
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Yrsa ist das Oberhaupt des Küstenclans. Sie nimmt an einem Wettkampf teil um die oberste Anführerin aller Clane zu werden. Dort trifft sie Kier, den Anführer des Schwingenclans. Er ist klug, einfühlsam, ...

Yrsa ist das Oberhaupt des Küstenclans. Sie nimmt an einem Wettkampf teil um die oberste Anführerin aller Clane zu werden. Dort trifft sie Kier, den Anführer des Schwingenclans. Er ist klug, einfühlsam, gutaussehend, stark, kampferprobt, geduldig… aber leider der Sohn des Mannes, der für den Tod von Yrsas Vater verantwortlich ist. Yrsa muss also Blutrache nehmen und Kier töten. Doch je weiter der Wettbewerb fortschreitet, desto klarer wird, dass die beiden zusammenarbeiten müssen.


Leider ist die Handlung sehr vorhersehbar, das liegt vermutlich daran, dass der Fokus auf der Liebesgeschichte liegt. Es gibt beispielsweise eine Sexszene zwischen sich Unbekannten, bei der man sofort weiß, wer beteiligt war. Die anderen Clanführer:innen bleiben leider völlig im Hintergrund, es werden nicht einmal alle Namen genannt. Insofern ist es sehr klar, dass es nur um Yrsa und Kier geht und alle anderen nur Beiwerk sind. Das ist sehr schade, denn es hätte die Geschichte vielschichtiger und interessanter und auch die Wettkämpfer spannender gemacht mehr von anderen Clans zu erfahren. Immerhin gibt es in Yrsas und Kiers Begleitern Nebencharaktere über die man etwas mehr erfährt und ganz am Ende werden noch ein paar tiefergehende Geheimnisse angedeutet. Kier ist der etwas zu ideale Traummann (Einziger Makel, dass er keinen Bart hat… Es war schon fast niedlich wie versucht wurde das zu einem irren Problem zu machen.), Yrsa dagegen steckt voller Zweifel, reagiert oft sehr emotional und schlägt sich mit ihrem kreischendem Schwurschemen herum, was sie etwas nervig macht. Auch der Weltenentwurf ist nicht besonders detailliert ausgebaut und über die Mythologie erfährt man kaum etwas.

Ein Pluspunkt sind der Sprecher und die Sprecherin. Die beiden geben sich wirklich Mühe die Stimmung der Charaktere zu transportieren und passen gut zu den Charakteren.

Wer nach einer Liebesgeschichte mit romantisch angehauchten Wikingersetting sucht, ist hier richtig, wer mehr nach Fantasy und nordischer Mythologie sucht, könnte enttäuscht werden.

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