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Veröffentlicht am 08.11.2024

Als wärs ein andres Leben

Endlich das ganze Leben
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Der Debütroman von Roberta Recchia teilt das Leben der italienischen Familie Ansaldo in ein ”Davor” und ein “Danach”. Nichts wird nach diesem Schicksalsschlag für die Familie sein, wie es einmal war. Das ...

Der Debütroman von Roberta Recchia teilt das Leben der italienischen Familie Ansaldo in ein ”Davor” und ein “Danach”. Nichts wird nach diesem Schicksalsschlag für die Familie sein, wie es einmal war. Das “Danach” fühlt sich an wie ein anderes Leben.

Davor: Marisa und Stelvio Ansaldo leben mit ihren zwei Kindern, Ettore und Elisabetta ein zufriedenes und glückliches Leben. Auch Marisas Mutter Letitia wohnt bei ihnen. Marisa und Stelvio verbindet eine lange und tiefe Liebe, obwohl ihr Schicksal einmal an einem seidenen Faden hing. Damals, als Marisa schwanger war und von ihrem untreuen Verlobten verlassen wurde. Damals, als Stelvio die sitzengelassene Braut heiraten sollte und damals, als sich Marisa lange ihrer Zuneigung zu Stelvio nicht sicher war. Doch am Ende wurde es eine glückliche Ehe und Stelvio betreibt noch immer den Feinkostladen, in dem er bei Marisas Vater angefangen hat.

Ettore ist wenig bei der Familie, er war ein Wunderkind und ist als Konzertpianist auf der ganzen Welt unterwegs. Elisabetta, genannt Betta, ist ein sechzehn Jahre alter Teenager, schon sehr fraulich, wunderschön, lebenslustig, extravertiert und liebevoll. Aber Betta hat Asthma. Daher verbringt die Familie die Ferien in ihrem Haus am Meer. Auch Miriam, die Tochter von Marisas Schwester Emma, einer bekannten Modeschöpferin, ist bei ihnen. Und am 10. August 1980 endet das “Davor”.

Zwischen dem “Davor” und dem “Danach” liegt eine lange Nacht, in der am Strand ein furchtbares Verbrechen geschieht, das nur Miriam überlebt. Damit beginnt das

“Danach”: Als die Trauer sich über das Haus legt, als Marisa dieses nicht mehr verlassen kann und eine eisige Gleichgültigkeit verhindert, dass der Schmerz ihr Leben überwältigt, danach, als Ettore hilflos versucht, zu seiner Frau durchzudringen, danach, als Letitia Marisa Mitschuld an diesem Verbrechen gibt.

Danach, als Miriam einsam von ihrem Schicksal in die Knie gezwungen wird und Jahre lang nichts sucht als Vergessen. Danach, als ihr Leben bereits zu verlöschen droht. Aber auch danach, als Mitgefühl und menschliche Wärme langsam beginnen, ihren Schutzmantel zu durchbrechen und danach, als sie Leo trifft, dem sie erst nach langer Zeit erlaubt, sie zu retten.

In ihrer sachlichen, unaufgeregten Schreibweise schildert die Autorin den Verlauf der Geschichte, immer beobachtend, nie wertend oder urteilend. Gefühle wie Entsetzen oder Mitleid überlässt sie bis auf ganz wenige Ausnahmen den Lesenden. Hier wird das Trauma einer Familie abgehandelt, die weder mit dem Erlebten noch mit ihren Empfindungen umgehen kann, die hilflos vor den Trümmern ihres bisherigen Lebens steht und deren weiteres Schicksal lange ungewiss ist.

Die Protagonisten des Romanes nehmen den Schicksalsschlag, der sie alle getroffen hat, unterschiedlich an. Marisa kapselt sich ab, bringt es aber fertig, mit harschen Worten ihren Sohn Ettore ins Leben zurückzustoßen. Emma, ihre Schwester, weigert sich lange, der Tatsache, dass sie ihre Tochter Miriam im Stich gelassen hat, ins Auge zu sehen. Letitia, die Mutter von Marisa und Emma, deckt das Geschehene und seine Folgen mit Schweigen zu, um, wie sie glaubt, die Familie zu schützen. Durch dieses Schweigen erscheint sie gefühlskalt und verliert die Liebe ihrer Töchter. Miriam, hilflos gefangen in ihrem Schicksal, möchte sich am liebsten “auflösen” und alles tun, um die Wahrheit über das Erlebte zu verbergen. Die Arbeit der Polizei und der Gerichte, geprägt durch Bequemlichkeit, Schlamperei und persönliche Interessen, erscheint machtlos, zur Aufklärung des Verbrechens beizutragen.

Den Männern teilt Roberta Recchia bessere Rollen vor. Stelvio ist ein liebender, geduldiger Ehemann und Vater. Leo, der Miriam das Leben rettet, entwickelt sich aus Liebe zu ihr vom Drogendealer zu einem geduldigen und mitfühlenden Freund, mit dem es Miriam letztlich gelingt, ihr Schicksal zu bewältigen. Und endlich, nach langer Zeit, wird auch das furchtbare Verbrechen aufgeklärt, das sich in der Unglücksnacht im August 1980 am Strand zugetragen hat.

Auf dem umlaufenden Cover dieses hochwertig ausgestatteten Buches verlässt eine junge Frau den Strand und scheint ihren Schatten, der sich zum Meer wendet, hinter sich zu lassen, ein Symbol der Hoffnung, Erlebtes verarbeiten zu können, gelebte Schmerzen hinter sich zu lassen und den Weg zurück ins Leben zu finden. “Endlich das ganze Leben” ist ein Roman, der die Lesenden daran erinnern kann, was im Leben wirklich zählt und wie dankbar man sein muss, wenn man niemals das Schicksal der Protagonisten dieses absolut lesenswerten Buches teilen muss. Von mir daher eine klare Leseempfehlung und fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Menschen in Glanz und Elend: Eine mitreißende und bewegende Familiensaga üder das Leben in einem Luxushotel

Palais Heiligendamm - Ein neuer Anfang
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In ihrem historischen Roman “Palais Heiligendamm-Ein neuer Anfang” führt uns die Spiegel Bestseller-Autorin Michaela Grünig (ua. Die Blankenese Romane) mit ihrer Familiensaga über die Hoteliersfamilie ...

In ihrem historischen Roman “Palais Heiligendamm-Ein neuer Anfang” führt uns die Spiegel Bestseller-Autorin Michaela Grünig (ua. Die Blankenese Romane) mit ihrer Familiensaga über die Hoteliersfamilie Kuhlmann in die 10er Jahre des letzten Jahrhunderts. In Doberan, sechs Kilometer von der Ostsee entfernt, hat Heinrich Kuhlmann das Luxushotel Palais Heiligendamm erbauen lassen, in dem die Gäste mit exquisiten Speisen versorgt und mit zuvorkommenden Service betreut werden. Doch hat die Familie finanzielle Schwierigkeiten, das Hotel wurde mit hohen Schulden errichtet, auch die Konkurrenz des Grand Hotels, das direkt an der See liegt, macht dem Palais zu schaffen.

Heinrich Kuhlmann leitet das Hotel mit seinem Sohn Paul, einem Musiker, der am liebsten Klavier spielt und sich nur der Familie zu Liebe in seine Rolle als Mitdirektor fügt. Ebenso hat von den drei Töchtern der Familie- Johanna, die Älteste, Elisabeth und Louise, die Jüngste- nur Elisabeth Interesse am Hotel. Heimlich verfolgt sie alle geschäftlichen Abläufe und würde gerne die Hotelfachschule in Lausanne besuchen, was ihre Mutter Ottilie verbietet. Ottilie ist verhaftet in den Konventionen ihrer Zeit, eine Frau solle heiraten und Kinder bekommen.

Doch auch Heinrich Kuhlmann ist nicht geschäftstüchtig und als das Hotel vor dem Ruin steht, schaltet sich Elisabeth ein, die vor einiger Zeit Julius Falkenhayn kennengelernt hat, den Sekretär des vermögenden Grafen von Seitz. Dieser rettet das Hotel, macht Falkenhayn zum zweiten Geschäftsführer und Helfer von Elisabeths Plänen. Falkenhayn ist angetan von der geschäftstüchtigen jungen Frau und gibt ihr seine Zuneigung zu verstehen, die Elisabeth lange nicht erwidern kann.

Während Elisabeth sich ihrer Liebe nicht sicher ist, verfällt Paul immer mehr den Avancen des Oberkellners Robert, zu dem er eine tiefe Zuneigung entwickelt, immer geprägt durch die Angst vor der Entdeckung ihrer verbotenen Beziehung.

Nach glanzvollen Zeiten kündigt sich der erste Weltkrieg an, von vielen verblendeten jungen Männern mit vaterländischen Parolen begrüßt. Die von Schrecken und Hilflosigkeit geprägte Zeit verlangt fürchterliche Opfer, nicht nur die Angestellten des Hotels werden Opfer des Wütens, sondern auch Paul kehrt gebrochen und versehrt von der Front zurück.

Auch Elisabeth, die Falkenhayn doch noch ihre Liebe gezeigt hat, wird -wenn auch durch eigene Zögerlichkeit und falsche Rücksichtnahme auf ihren Geliebten,- Entsetzliches durchmachen müssen und vor dem größten Unglück ihres Lebens stehen. Doch bleibt ihr das Hotel…..

Mit “Palais Heiligendamm-Ein neuer Anfang” hat Michaela Grünig nicht nur einen gut recherchierten historischen Roman geschrieben, sondern sie zeigt auch eindrücklich die Rolle der Frau in der damaligen Zeit. Ottilie, die Mutter der Familie, ist streng konservativ und eher bereit, ein Verbrechen zu begehen als gegen die Moralnormen des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts zu verstoßen. Weder die Töchter Johanna, die ihre Erfüllung in der Gründung einer Stiftung für bedürftige Kinder findet, noch Louise, die jung heiratet, um der Enge ihrer Familie zu entkommen, haben die Chance, einen Beruf zu ergreifen. Nur Elisabeth, die nach dem frühen Tod von Heinrich Kuhlmann die Abläufe des Hotels leitet, kann sich dort selbst verwirklichen. Doch auch Elisabeth ist ein Kind ihrer Zeit, auch sie zögert aus Angst vor Schande und vor dem Verlust des Geliebten zu lange, ihrem Leben eine positive Wendung zugeben.

Ebenso beschreibt die Autorin die sozialen Missstande dieser Epoche. Minna, das Stubenmädchen der Kuhlmanns, wird sexuell belästigt, kann sich aber gegen Anschuldigungen, dass sie selbst daran schuld sei, nicht wehren, ihr droht die Entlassung. Erst Falkenhayn, der selbst aus einfachsten Verhältnissen stammt und sich als großmütig und gerecht erweist, kann ihr eine Ausbildungsstelle in der Hotelküche verschaffen. Bewegend beschreibt die Autorin einfache Menschen in Armut und Not, die aber auch das Hotel während des Krieges einholt, als es zu einem Lazarett umfunktioniert wird.

Wer dieses Buch liest, liest einen Aufschrei gegen den Krieg. Die Ängste und Leiden der Soldaten werden so eindrücklich und bildhaft gezeichnet, dass den Lesenden die Sinnlosigkeit des Tötens aus jeder Buchseite entgegen springt. Durch dieses furchtbare Wüten wird nicht nur das Hotel in Mitleidenschaft gezogen, auch die Leiden der Versehrten und ihre furchtbaren Geschichten stehen hinter jedem persönlichen Schicksal.

Mit dem ersten Band der Familiensaga “Palais Heilgendamm- Ein neuer Anfang” hat Michaela Grünig in einer lebendigen Sprache und präzise beschriebenen Szenerie einen Roman geschrieben, dem es nie an Spannung fehlt und in dem die persönlichen Schicksale der Protagonisten die Lesenden zutiefst berühren werden. Von mir eine eindeutige Leseempfehlung und fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 07.10.2024

Weihnachtswünsche und Weihnachtswunder in der Rosenholzvilla

Weihnachten in der Rosenholzvilla
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In ihrem Weihnachtsroman hat die Bestsellerautorin Tabea Bach (u.a die Reihen “Die Kamelieninsel”, Die Seidenvilla”) ihrer Familien-Saga über die Rosenholzvilla eine sehr gefühlvolle Geschichte hinzugefügt. ...

In ihrem Weihnachtsroman hat die Bestsellerautorin Tabea Bach (u.a die Reihen “Die Kamelieninsel”, Die Seidenvilla”) ihrer Familien-Saga über die Rosenholzvilla eine sehr gefühlvolle Geschichte hinzugefügt. Schon das stimmungsvolle Cover versetzt die Lesenden in Feststimmung, die durch ein weihnachtliches Rezept für eine Tessiner Spezialität, die Weihnachtsleckerei “Stampezie”, noch verstärkt wird, sobald man das liebevoll ausgestattete Buch aufgeschlagen hat.

Die Familiensaga über die Tessiner Instrumentenbauerfamilie Fasetti und Elisa Eschbach, die Enkelin des berühmten und mittlerweile verstorbenen Dirigenten Niklas Eschbach, setzt sich in diesem Roman nahtlos fort. Elisa, früher Cellovirtuosin, hat nach dem Tod ihres Großvaters die Aufgabe übernommen, die Rosenholzvilla zu betreuen. Diese hat ihr Großvater zu einer Stiftung für in schwierigen Verhältnissen lebende erkrankte Musiker gemacht. Doch gleich der erste Gast, ein ehemaliger Konkurrent von Elisa, macht ihr mit seiner überheblichen Art das Leben schwer. Während Elisa mit ihrem Partner Danilo Fasetti versucht, Ruhe in den vorweihnachtlichen Trubel zu bringen, überschlagen sich die Ereignisse. Drei Tage vor Weihnachten kommen weitere Festgäste hinzu, darunter Elisas Mutter, mit der sie kein ganz einfaches Verhältnis hat, sowie ihr Vater Sven, den Elisa noch kaum kennt.

Besonders auf das Weihnachtsfest, das auch gleichzeitig ihr Geburtstag ist, freut sich Mimi, Danilos sechs Jahre alte Nichte. Das aufgeweckte, musikalische Kind wünscht sich eine Campanula, ein Instrument, das Danilo erfunden hat und mittlerweile erfolgreich vertreibt. Noch mehr aber wünscht sich Mimi, dass ihr Vater zur Familie zurückkehrt, die er vor einem dreiviertel Jahr verlassen hat.

Um Mimi eine Freude zu machen, plant Elisa mit ihrer Familie einen Ausflug zu einem Bergkirchlein, denn ein Tessiner Brauch will es, dass vor Weihnachten jeder dort die Glocken läuten darf. Der Ausflug wird nur getrübt durch den schon tagelang anhaltenden Regen. Bei der Kirche angekommen, treffen sie auf eine dort lebende Bauernfamilie, deren Haus akut bedroht ist, denn der darüber liegende Hang hat sich in Bewegung gesetzt und droht abzurutschen….

In ihrem Roman “Weihnachten in der Rosenholzvilla” erzählt uns Tabea Bach eine einfühlsame Geschichte über schwierige Familienmitglieder, die sich aber, wenn sie eine gemeinsame Aufgabe vorfinden, zu einer Einheit zusammenschließen. Elisa ist die besonnene und treibende Kraft, die nicht nur versucht, ihre Familie und Freunde stets gut zu betreuen und zufriedenzustellen, sondern die auch lernt, mit ihrer Vergangenheit abzuschließen. In einem wichtigen Konzert vor vielen Jahren hatte sie beim Cellospiel versagt und danach nie wieder ein Instrument angegriffen. Nunmehr findet sie erneut Freude am Spiel und an der Musik.

Außerdem bringt uns die Autorin Tessiner Weihnachtsbräuche näher, lässt uns am Schmücken des Christbaums teilhaben und an der besinnlichen Weihnachtsfeier der Familie. Diese steht aber nicht nur unter einem guten Stern, denn der Hang über dem Kirchlein ist weiter abgerutscht und die dort lebende Bauernfamilie, die um ihr Hab und Gut bangt, ist auch in der Rosenholzvilla untergekommen. Wird ein Weihnachtswunder geschehen und das Haus der Familie sowie das Kirchlein verschont bleiben?

Neben vielen Spannungselementen und persönlichen Schicksalen versetzt Tabea Bach jeden, der das Weihnachtsfest mag, in festliche Stimmung. Das Buch ist Familiensaga und romantischer Liebesroman in Einem, mit ihrem schwungvollen und authentischen Schreibstil hat die Autorin lebensechte Figuren entworfen, in deren Gefühlslage man sich ohne Schwierigkeiten hineinversetzen kann. Auch klingt die Liebe zur Musik immer wieder durch, denn Tabea Bach hat früher als Operndramaturgin gearbeitet. Die Atmosphäre in der Rosenholzvilla wird so bildhaft beschrieben, dass die Lesenden das Gefühl haben, sich selbst mitten im Geschehen zu befinden.

Vor allem hat Tabea Bach aber einen sehr stimmungsvollen und berührenden Weihnachtsroman geschrieben, der besonders die menschliche Seite des Festes hervorhebt. Eindrücklich beschreibt die Autorin in ihrer fein konstruierten und liebevoll erzählten Geschichte, wie nahe Freude und Leid menschlicher Schicksale bei einander liegen können. Durch die weihnachtliche Atmosphäre entsteht bereits beim Lesen Vorfreude auf Weihnachten, das ein Fest der Versöhnung und manchmal auch der Wunder sein kann. Lassen auch Sie sich durch dieses Buch verzaubern!

Und wenn Sie gerne weiterlesen mögen: Das Buch bietet noch eine Leseprobe aus “Entscheidung in der Rosenholzvilla” und setzt damit den Weihnachtsroman von Tabea Bach fort.

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Veröffentlicht am 22.09.2024

Drei Frauen und ein Todesfall

Mrs Potts’ Mordclub und der tote Bürgermeister
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In seinem neuesten Kriminalroman “Mrs Potts` Mordclub und der tote Bürgermeister” hat der englische Drehbuchautor und Schriftsteller Robert Thorogood eine Geschichte mit typisch britischem Humor und feiner ...

In seinem neuesten Kriminalroman “Mrs Potts` Mordclub und der tote Bürgermeister” hat der englische Drehbuchautor und Schriftsteller Robert Thorogood eine Geschichte mit typisch britischem Humor und feiner Ironie geschrieben. Auch das Cover des Buches- es ist der dritte Roman über die Mordclub-Frauen, -ist very british und lädt stimmungsvoll zu einem Besuch im idyllischen Städtchen Marlow ein, das wieder einmal zum Schauplatz eines Verbrechens wird.

Unter den Augen der Mitglieder des städtischen Bauausschusses verstirbt der allseits beliebte Bürgermeister Geoffrey Lushington, nachdem er sich in einer Stadtratssitzung eine Tasse Kaffee gemacht hat. Nur vier Personen waren anwesend: Marcus, Jeremy, Sophia und Debbie, die Schriftführerin. Allerdings sitzt auf der Galerie auch Suzie Harris, ein Mitglied des Mordclubs, der der Polizei schon mehrmals geholfen hat, schwierige Fälle aufzuklären. Und wieder stellt sich die Frage, ob hier ein Mord geschehen ist.

Tatsächlich wurde der Bürgermeister vergiftet, mit Eisenhut, der “Königin der Gifte”. Doch wie hat er das Gift zu sich genommen? Und wer hat es verabreicht? Die Mitglieder des Mordclubs, Judith Potts, Suzie Harris und Becks Starling werden zu zivilen Ermittlerinnen ernannt und versuchen, Licht in den Fall zu bringen.

Alle Ausschussmitglieder hätten ein sehr gutes Motiv, den geschätzten Bürgermeister getötet zu haben, allerdings haben sie scheinbar auch ein Alibi. Sophia ist zusätzlich verdächtig, denn in ihrem Garten wächst blauer Eisenhut. Ebenso wird das Umfeld der Verdächtigen von den drei Damen des Mordclubs mit Verve und Entschlossenheit untersucht. Doch trotz vieler Indizien gelingt es auch dort nicht, einen Täter ausfindig zu machen. Ebenso lässt sich nicht mehr feststellen, wer den Kaffee vorbereitet hat. Und warum ist die Zuckerdose verschwunden?

Mit “Mrs Potts` Mordclub und der tote Bürgermeister” beschreibt uns Robert Thorogood mit leichter Feder und sehr charmant drei Frauen, die über großen kriminalistischen Spürsinn verfügen und mit Nachdruck ihre Ziele verfolgen. Allerdings hat jede der drei selbst eine liebenswerte Marotte. Suzie strebt immer wieder neue Projekte an, die sich dann als undurchführbar herausstellen, außerdem versteckt sie gerne Kekse in Judiths Haus. Als Hundesitterin kennt sie sich jedoch gut in Marlow aus. Judith, eine Dame in den Siebzigern, entwirft hervorragende Kreuzworträtsel und hat ein halbes Zimmer mit alten Zeitungen voll geräumt. Auch spricht sie gerne dem Whisky zu und schwimmt nackt in der Themse. Becks hat gerade ihre ungeliebte Schwiegermutter zu Besuch und flüchtet daher häufig auf das Polizeirevier, um sich durch Akten zu wühlen. Sie ist oft eher zögerlich, während ihre Mitstreiterinnen sehr bestimmt ermitteln, ohne sich manchmal um rechtliche Belange zu kümmern. Jedoch bringt Becks mit Fingerspitzengefühl die Befragten dazu, Dinge zu verraten, die sie vielleicht lieber für sich behalten hätten.

Vor der Auflösung des Falles werden alle Verdächtigen in einem Raum versammelt und mit ihren Verfehlungen und Intrigen konfrontiert. Doch auch eine Rekonstruktion der Abläufe des Mordtages bringt kein Licht in die Geschehnisse. Dieser Fall stellt die drei Frauen lange vor fast unvereinbare Tatsachen und erst Judith gelingt es, die Zusammenhänge zu erkennen. Um zu einer Lösung zu kommen, muss sie allerdings sehr raffiniert, aber auch sehr drastisch vorgehen. Und plötzlich brennt es in ihrem Garten….

Dieses locker geschriebene und wunderbar unterhaltende Buch ist ein Cosy-Crime Roman, den man, ohne Albträume zu bekommen, auch vor dem Einschlafen lesen kann. Phantasievoll werden immer wieder neue Fallstricke für die Verdächtigen ausgeworfen und unerwartete Wendungen machen den Ermittlerinnen das Leben schwer. Viele niedere Beweggründe der sehr lebensnah beschriebenen Figuren kommen ans Tageslicht und komplizieren den Fall zusätzlich. Nicht nur für Fans von Agatha Christie ist dieses Buch ein Muss, sondern auch alle, die die Fernsehserie “Death in Paradise” lieben, deren Schöpfer ebenfalls Robert Thorogood ist, werden dieses Buch mit einem Schmunzeln lesen. Aus diesem Grund auch eine uneingeschränkte Leseempfehlung von mir und fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 17.09.2024

Eine Geschichte voll magischer Schönheit

Enia und der Regenzauber
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In ihrem Roman “Enia und der Regezauber” entführt die bekannte Kinder- und Jugendbuchautorin Antonia Michaelis (“u.a. “Das Blaubeerhaus”,“ Der Koffer der tausend Zauber”, “Die Bucht des blauen Oktopus”) ...

In ihrem Roman “Enia und der Regezauber” entführt die bekannte Kinder- und Jugendbuchautorin Antonia Michaelis (“u.a. “Das Blaubeerhaus”,“ Der Koffer der tausend Zauber”, “Die Bucht des blauen Oktopus”) Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren auf die Insel Madagaskar zu einem Abenteuer, bei dem sich Realität und Magie verweben. Schon das stimmungsvoll und beeindruckend gestaltete Cover weist auf das Thema der Erzählung hin: Eine Gewitterszenerie über rotem Sand und darin der Lemur, der angeblich Wasser finden kann.

Enia, ein zwölf Jahre altes Mädchen aus Deutschland, hat in einem Reisebericht über Madagaskar die Beschreibung eines angeblich ausgestorbenen Wasserlemuren, eines winzig kleinen Lebewesens mit Flügeln, gefunden. Da dieses Tier noch nie beschrieben wurde und keinen lateinischen Namen hat, möchte sie ihren Vater überzeugen, nach Madagaskar zu reisen und das Tier zu finden. Denn ihr Vater ist Wissenschaftler, der sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Tierwelt beschäftigt. Und in Madagaskar hat es seit drei Jahren nicht mehr geregnet.

Die Kinder des Dorfes, zu dem Enia und ihr Vater fahren, nehmen sie freundlich auf. Enia lernt Don, Fito mit seiner Ziege und die blinde Feno kennen. Obwohl bitterste Armut herrscht, sind die Kinder freundlich und großzügig. Enia, die von Madagaskar begeistert ist, schließt schnell Freundschaft mit ihnen und lernt auch ihre Lehrerin, Maitresse Tui, kennen. Sie kommt immer mit ihrem Fahrrad zur Dorfschule, die nur aus ein paar geflochtenen Ästen besteht. Und obwohl sie nichts mitbringt, gelingt es ihr, den Kindern nicht nur Französisch und Rechnen beizubringen, sondern sie auch satt zu bekommen, indem sie Geschichten über schmackhaftes Essen erzählt. Maitresse Tui wird sowohl die Dorfkinder wie auch die “Vazahas“, Enia und ihren Vater, der sich immer selbst durch seine Tollpatschigkeit in die unmöglichsten Situationen bringt, auf vielen Abenteuern begleiten und ihnen mit Magie aus gefährlichen Situationen helfen. Und sie hilft, den Wasserlemuren zu finden und zu beschützen.

Dieses spannende Jugendbuch erzählt von einem fremden, ausgedörrten Land, aber auch von seiner Schönheit und seinen liebenswerten Menschen. In altersgerechter Sprache und kurzen Kapiteln werden Probleme unserer Zeit thematisiert: Der Hunger ausländischer Konzerne nach Bodenschätzen, gefährliche Räuber, die nicht davor zurückschrecken, das eigene Dorf zu bestehlen und Menschen zu entführen,
die Armut der Einheimischen und der Hunger nach Bildung, für die keine Ressourcen zur Verfügung stehen. Und natürlich der Klimawandel, denn das ausgedörrte Land hat seit drei Jahren keinen Regen gesehen. In ihrer empathischen Schreibweise und durchsetzt von Magie gelingt es der Autorin, ohne erhobenen Zeigefinger Figuren zu schaffen, die durch Stärke und Zusammenhalt auch die schwierigsten Situationen meistern.

Ein inspirierendes Buch, das zum Nachdenken anregt, aber die Kinder auch mitnimmt in ein faszinierendes Land mit wunderbaren Menschen, die ihre Träume nicht aufgeben und unter schwierigsten Umständen alles versuchen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Eine absolute Leseempfehlung und daher von mir fünf Sterne.

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