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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.11.2024

Wunderschöne und emotionale Liebesgeschichte

Love is Bold – Du gibst mir Mut
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Seit Bonnie Jasper als Jugendliche das erste Mal gesehen hat, ist sie in ihn verliebt. Gemeinsam mit ein paar anderen Jugendlichen gründen sie eine Band, die bis heute besteht und gemeinsam auftritt. Doch ...

Seit Bonnie Jasper als Jugendliche das erste Mal gesehen hat, ist sie in ihn verliebt. Gemeinsam mit ein paar anderen Jugendlichen gründen sie eine Band, die bis heute besteht und gemeinsam auftritt. Doch Jasper heiratete damals Bonnies beste Freundin und bekommt zwei Kinder mit ihr. Bonnie lässt sich ihre Enttäuschung und ihren Schmerz über all die Jahre nicht anmerken. Nachdem Jaspers Frau gestorben ist, nähern sich Bonnie und er langsam an. Doch kann und darf diese Liebe der beiden wachsen unter diesen Umständen?

"Love is Bold" ist der zweite Roman der "Love is"-Reihe von Kathinka Engel. Nachdem ich den ersten Roman regelrecht verschlungen habe, war ich sehr gespannt auf den zweiten Teil. Und ich wurde, wie immer bei Kathinka Engel, nicht enttäuscht!
Sie entführt den Leser wieder in das quirlige und bunte New Orleans, was ich schon im ersten Roman sehr geliebt habe. Mit ihrer unvergleichlichen Erzählweise schafft sie es immer wieder, den Leser einzufangen und eine hervorragende und gefühlvolle Stimmung zu erzeugen ohne je kitschig oder überladen zu wirken. Die Charaktere werden allesamt toll beschrieben, ich fühle mich jedes Mal beim Lesen wie live dabei. Die Geschichte spielt in der heutigen Zeit, in Rückblenden wird kapitelweise das Kennenlernen der beiden und auch der anderen Bandmitglieder beschrieben, wie sich Jasper in Bonnies Freundin verliebt und auch der nahende Tod seiner Frau. Wie immer in Kathinka Engels Büchern sind auch bei mir diesmal wieder ein paar Tränen geflossen.
Bonnie und Jasper sind beide so sympathische Charaktere, dass man beim Lesen ständig hofft, sie mögen nun endlich zueinanderfinden und man unbedingt weiter lesen möchte. Die Entwicklung der beiden wird trotz des schwierigen Themas so hervorragend beschrieben.

Von mir eine absolute Leseempfehlung für alle, die gerne eine gefühlvolle Geschichte lesen möchten!

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Veröffentlicht am 07.11.2024

Kurze, prägnante Geschichte mit überraschend viel Tiefgang auf wenigen Seiten

Reichlich spät
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Cathal ist ein einfacher Angestellter, der in Irland lebt. Aus seiner Sicht wird ein typischer Tag, Freitag, der 29. Juli, erzählt. Zunächst wirkt Cathal noch sympathisch: er kehrt von der Arbeit heim ...

Cathal ist ein einfacher Angestellter, der in Irland lebt. Aus seiner Sicht wird ein typischer Tag, Freitag, der 29. Juli, erzählt. Zunächst wirkt Cathal noch sympathisch: er kehrt von der Arbeit heim und ist nicht zufrieden in seinem Leben. Als er zu Hause den Duft einer Frau riecht, erinnert er sich an eine frühere Beziehung mit Sabine und der Leser geht gemeinsam mit ihm auf eine Reise in die Vergangenheit.

Das Cover hat mich zunächst verwirrt: die Kirschen sind übergroß dargestellt, in der Buchhandlung hätte ich wahrscheinlich nicht zu dem Buch gegriffen, auch wegen seiner Kürze mit knapp fünfzig Seiten. Doch nach der Lektüre passt das Cover umso mehr zur Geschichte und die Kirschen sind durchaus gut gewählt.
Der Einstieg in das Buch fällt leicht, es wird ein typischer Tag im Leben Cathals beschrieben, wie ihn die meisten Menschen tagtäglich erleben. Er wirkt wie ein sympathischer Mann, aber dieses Bild wird auf wenigen Seiten immer mehr zerstört. Er beginnt von seiner Beziehung mit Sabine zu erzählen und es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Cathal keineswegs der "nette Typ von nebenan" ist.
Sabine bringt Cathals Leben (wie es in Beziehungen und bei einem Zusammenzug in eine Wohnung nun mal so ist) ziemlich durcheinander: sie bringt Möbel mit, Badutensilien und beansprucht nicht nur den Platz in seiner Wohnung sondern auch in seinem Leben. Nach und nach kommt Cathals wahrer Charakter zum Vorschein: für ihn ist es selbstverständlich, dass sich die Frau um den Haushalt und die Finanzen kümmert, während er sich ein entspanntes Leben zurecht rückt. Immer mehr kommt seine allgemeine Ablehnung Frauen gegenüber ans Licht und auch das Thema Misogynie wird hier hervorragend heraus gearbeitet. Sabine verlässt Cathal, für sie zum Glück, noch rechtzeitig vor der Hochzeit.

"Reichlich spät" ist eine leise, unaufgeregte Geschichte, die auf wenigen Seiten viele wichtige Themen behandelt und eindringlich und auf den Punkt erzählt wird. Eine große Leseempfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 28.10.2024

Hundert Wörter pro Tag in einer düsteren Zukunft - wichtiges und eindrückliches Buch

Vox
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Jean ist Linguistikwissenschaftlerin und forscht an Wernicke-Apathien. Die Betroffenen können nicht mehr deutlich sprechen, Jean und ihr Team forschen zu einem Heilmittel, das den Betroffenen die Sprache ...

Jean ist Linguistikwissenschaftlerin und forscht an Wernicke-Apathien. Die Betroffenen können nicht mehr deutlich sprechen, Jean und ihr Team forschen zu einem Heilmittel, das den Betroffenen die Sprache zurückgibt. Ein Regierungswechsel allerdings stellt die Pläne auf den Kopf: Frauen dürfen nicht mehr als hundert Wörter am Tag sprechen, nicht mehr arbeiten gehen, nicht mehr reisen und müssen dem Idealbild der klassischen Rollenverteilung der 1950er Jahre entsprechen. Jede Frau bekommt ein elektronisches Armband, das bei jedem Wort zu viel Stromschläge aussendet. Auch Mädchen haben nicht mehr als hundert Wörter am Tag zur Verfügung, sie lernen in der Schule kochen und nähen und werden auf ihren Job als Hausfrau vorbereitet um so schnell wie möglich verheiratet zu werden. Homosexualität und außer- und vorehelicher Sex sind verboten. Als der Bruder des Präsidenten erfährt, dass er eine Wernicke-Apathie hat, versucht der Präsident alles um die Forschung für das Heilmittel schnellstens zu bekommen. Jean soll mit einem Team unter Verschluss daran weiter arbeiten, doch sie weiß nicht, worauf sie sich einlässt...

Das Cover ist eher schlicht gehalten und ich hätte in der Buchhandlung nicht zuerst zu diesem Buch gegriffen. Auf den zweiten Blick jedoch entfaltet es seine Botschaft in aller Deutlichkeit: Frauen wird der Mund sprichwörtlich "zugeklebt" und auch der Titel "Vox", lateinisch für Stimme hätte nicht passender gewählt sein können.
Ich wurde in das Buch förmlich hineingezogen und konnte es nicht aus der Hand legen. Die Spannung wird stets aufrecht erhalten, weil die Geschichte eine unglaubliche Dynamik aufbaut und sich die Lage immer weiter zuspitzt. Die Figuren sind alle gut gezeichnet, auch wenn man durch die Ich-Perspektive Jeans meist nur subjektive Eindrücke erhält. Auch die Nebencharaktere sind allesamt hervorragend ausgearbeitet. Beim Lesen kann man den Schmerz und die Not der Frauen und Mädchen förmlich mitfühlen und nicht nur einmal hat es mir fast das Herz zerbrochen als es um Jeans kleine Tochter geht.
Das Buch zeigt eindrücklich, was passiert, wenn die Falschen gewählt werden, aber auch, was passiert, wenn man seine Stimme nicht erhebt und zur stillen Mehrheit gehört. Wenn man sich dann noch beim Lesen vor Augen hält, dass es in vielen Ländern und Kulturen der Welt Alltag ist, dass Frauen nicht arbeiten dürfen, kein Auto fahren dürfen und auch sonst keine Rechte haben, läuft es einem kalt den Rücken hinunter.

Ein wichtiges Buch, das jeder lesen sollte und das ich mir auch sehr gut als Schullektüre vorstellen kann. Absolut zu empfehlen!

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Veröffentlicht am 24.10.2024

Der große Traum Chinas - hochspannender Thriller und ein absoluter Pageturner!

Die Übermacht
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Die chinesische Wissenschaftlerin Jun Ji Bao möchte in einer deutschen Livesendung "das größte Geheimnis Chinas" enthüllen. Sie stirbt jedoch unerwartet mitten in der Sendung und niemand weiß zunächst, ...

Die chinesische Wissenschaftlerin Jun Ji Bao möchte in einer deutschen Livesendung "das größte Geheimnis Chinas" enthüllen. Sie stirbt jedoch unerwartet mitten in der Sendung und niemand weiß zunächst, was es damit auf sich hat. Robert Forster, ehemaliger BND-Mitarbeiter, soll herausfinden, was die Chinesin enthüllen wollte.
In China erhält Maria, die Nichte Jun Ji Baos, eine Videobotschaft, in der ihre Tante sie auffordert, mit einem USB-Stick mit geheimen Dokumenten nach Berlin zu reisen und diese Dokumente öffentlich zu machen. Schon bald wird Maria Staatsfeind Nummer eins in China und sie muss, mithilfe von Komplizen, aus China flüchten und gerät immer wieder in gefährliche Situationen. Robert und Maria müssen zusammenarbeiten um das Geheimnis aufzudecken, das die chinesische Regierung mit aller Macht und Gewalt zu vertuschen versucht. Wird ihnen das gelingen?

"Die Übermacht" ist Stefan Grebes Debüt - ein gelungener Thriller mit aktuellen Themen und viel Spannung. Allein das Cover zieht den Blick auf sich und verspricht eine spannende Handlung mit China im Mittelpunkt.
Die Kapitel sind meist nur wenige Seiten lang und spielen an verschiedenen Orten in verschiedenen Ländern. Zunächst fällt es schwer, den vielen Personen und Orten zu folgen, man findet jedoch sehr schnell in die Geschichte hinein. Durch die schnellen Szenenwechsel entsteht eine unglaublich gut aufgebaute Dynamik und die Kapitel enden meist mit einem Cliffhanger, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.
Der Schreibstil ist sachlich, vermittelt aber gut die Spannung und Bedrohlichkeit, die stets im Raum schwebt. Stefan Grebe versteht es, den Leser einzufangen und eine düstere Atmosphäre zu schaffen, in die man als Leser vollends eintaucht.
Auch die Figuren sind allesamt detailliert gezeichnet und man sich stets gut in sie hinein fühlen. Man fiebert mit ihnen und alle Personen werden ausreichend gut beschrieben.

Man merkt der Geschichte an, dass Stefan Grebe unglaublich gut recherchiert hat zu dem Thema. Es ist beängstigend zu lesen, wie wenig man im Allgemeinen über China und seine verborgenen Machenschaften weiß - auch wenn der Thriller fiktional ist, lässt er einen als Leser doch schaudernd zurück.
Ich empfehle dieses Debüt jedem, der einen gut konstruierten Thriller sucht mit viel Spannung. Man lernt zudem viel über China als Machtzentrum und Weltmacht. Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Erschütternd und bedrückend - ein Lesehighlight, das eindrücklich ist

Notizen zu einer Hinrichtung
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Ansel Packer sitzt in den USA als zum Tode Verurteilter im Gefängnis und wartet auf seine Hinrichtung, die in zwölf Stunden stattfinden soll. Er hat mehrere Frauen ermordet und immer wieder versucht, sein ...

Ansel Packer sitzt in den USA als zum Tode Verurteilter im Gefängnis und wartet auf seine Hinrichtung, die in zwölf Stunden stattfinden soll. Er hat mehrere Frauen ermordet und immer wieder versucht, sein Leben in den Griff zu bekommen und sein Trauma aus der Kindheit zu verarbeiten. Er weiß, was er getan hat und dass er schuldig ist, aber er möchte gehört und verstanden werden. Abwechselnd wird die Geschichte seiner Mutter, seiner Schwägerin und der leitenden Polizeikommissarin in seinem Fall erzählt.

Das ist das Besondere am Roman: das Hauptaugenmerk wird nicht, wie in den meisten Büchern, auf den Täter gelegt sondern auf die Frauen in seinem Umfeld und deren Angehörige. Auch die Ermittlungsarbeit oder die Beschreibungen der Täter geraten in den Hintergrund, die Geschichte ist vor allem den Frauen und Opfern gewidmet.
Es ist wahrlich eine Sammlung von "Notizen", die zeigen, wie die Frauen in Anselm Umfeld ihn kränkten, auf ihn heran fielen, ihm vertrauten und gelitten haben. Es wird kein konkreter Auslöser für Ansels Wesen und seine Taten beschrieben, ein möglicher Anhaltspunkt liegt in seiner schwierigen Kindheit. Es ist ein sehr gelungener Roman, der besonders ist und viele Einblicke gewährt. Dies wird durch gekonnte Sprünge in der Zeit, unterschiedliche Charaktere und persönliche Szenen erzeugt. Trotzdem zeigt die Autorin nicht mit dem Zeigefinger auf den Täter wie es oft der Fall ist. Vielmehr gibt sie den Frauen eine Stimme, die normalerweise ungehört bleiben.

Für mich ist dieses Buch ein absolutes Lesehighlight, Danya Kukafka gelingt ein hervorragender Umgang mit einem sensiblen Thema und durch die ungewöhnliche Erzählweise kann man das Buch kaum aus der Hand legen. Absolute Empfehlung!

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