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Veröffentlicht am 01.11.2024

Liebevolles, ironisches Sittenbild einer Dorfgemeinschaft im hier und heute

Vielleicht hat das Leben Besseres vor
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Der Name Anne Gesthuysen sagte mir zunächst nichts. Doch als ich das Foto auf der Buchhülle bzw. in derem Inneren gesehen habe, wusste ich sofort, diese Frau kennst du. Natürlich kannte ich sie als Moderatorin. ...

Der Name Anne Gesthuysen sagte mir zunächst nichts. Doch als ich das Foto auf der Buchhülle bzw. in derem Inneren gesehen habe, wusste ich sofort, diese Frau kennst du. Natürlich kannte ich sie als Moderatorin. Das sie auch Bücher schreibt war mir neu. Ich kenne keines ihrer bisherigen Bücher. Doch das werde ich schnellstens nachholen.

Denn diese begabte und beliebte Moderatorin ist auch eine begnadete Schriftstellerin. Wie sie mit viel niederrheinischem Humor diese tragische Familiengeschichte erzäht und dabei das Bild einer kleinen Dorfgemeinschaft treffsicher und haargenau zeichnet, ist genial.

Ich wohne ebenfalls in einem kleinen 400-Seelen-Dorf (allerdings in Thüringen) und kann den Kampf von Pastorin Anna mit dem Klatsch und Tratsch der Dorfgemeinschaft voll nachempfinden. Doch eins weiß ich gewiss: Auf diese Dorfgemeinschaft ist Verlass, wenn es darum geht, dass eine Person aus unserer Mitte Hilfe braucht.

Anne Gesthuysen berührt mit ihrer Dorfgeschichte viele Themen der gegenwärtigen Zeit wie Homosexualität, Drogen, Menschen mit Beeinträchtigungen, Standes- und Klassendünkel. Dabei ist das Buch zu keiner Zeit belehrend oder überfrachtet. Es liest sich flüssig und leicht, betrachtet die Vorgänge humorvoll, manchmal ironisch, mit gebührendem Ernst. Der Leser fühlt sich, als ob er mittendrin wäre in diesem Dorfgeschehen und bangt mit Anna und Heike nicht nur um das Schicksal der jungen Raffa, sondern auch um das persönliche Glück der Pastorin.
Und ganz nebenher erfährt der Lesende, die Macht und die Kraft, die einer solchen Familie aber auch solch einer Dorfgemeinschaft innewohnt.

Meine Lieblingsfiguren neben Freddy, dem Hund der jungen Pastorin, sind eindeutig Großtante Ottilie und Postbote Martinchen. Solche Freunde braucht ein Mensch.

Das Coverbild soll wohl Pastorin Anna mit ihrem kleinen Hund abbilden, passt aber meines Erachtens nicht so gut. Ich hätte anhand dieses Bildes vermutet, das die Geschichte vor 40 bis 60 Jahren spielt und nicht nach der Jahrtausendwende. Die Kleidung der Pastorin fällt etwas aus dieser Zeit. Doch dieser kleine Mangel ist entschuldbar und führt zu keinem Abzug in der Bewertung.

Hilfreich hätte ich allerdings gefunden, wenn im Klappentext ein Hinweis auf den Vorgängerroman enthalten wäre. Ich habe erst aus anderen Rezenzionen erfahren, dass dies ein Fortsetzungsroman des Buches "Wir sind schließlich wer" ist. Hätte ich das gewusst, hätte ich mir erst das vorangegangene Buch besorgt und gelesen.

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Veröffentlicht am 30.10.2024

Toller zweiter Teil der Blumentöchter-Saga

Die Wildblütentochter (Die Blumentöchter 2)
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In diesem zweiten Teil der Blumentöchter-Saga von Tessa Collin passt fast alles perfekt.
Nach dem Tod der geliebten Großeltern der Carterfamilie fallen die fünf Enkelinnen in eine Sinn - oder Schaffenskrise. ...

In diesem zweiten Teil der Blumentöchter-Saga von Tessa Collin passt fast alles perfekt.
Nach dem Tod der geliebten Großeltern der Carterfamilie fallen die fünf Enkelinnen in eine Sinn - oder Schaffenskrise. Nachdem im ersten Teil Dalia auf die Suche nach ihrem Vater bis nach Mexiko reist und dort nicht nur eine neue Familie, sondern auch die Liebe findet, verschlägt es in diesem Teil ihre Cousine Soley, die als bekannter Teeniestar der Musikszene große Erfolge feiert, nach Island, dem Geburtsland ihres Vaters. Soley befindet sich in einer großen Schaffenskrise
Sie ist ausgebrannt. Dann folgen einige Ereignisse, die sie veranlassen kurzfristig in die unbekannte Heimat ihres Vaters zu fahren. Dort begibt sie sich auf die Spuren ihrer bereits vor mehr als 20 Jahren verstorbenen Urgroßmutter Sigrun aber auch auf die Suche nach neuen Zielen für sich selbst. Wie im ersten Teil werden die Lebensgeschichten der beiden Frauen in zwei Zeitschienen erzählt. Für mich war vor allem die während des 2. Weltkrieges handelnde Geschichte von Sigrun sehr packend. Sie vermittelt Einblicke in das harte Leben der Landbevölkerung Islands zur damaligen Zeit. Ich hatte bis zu diesem Buch keine Ahnung von der Ablehnung der Isländer gegen ihre englischen "Besatzer " während des Krieges. Diese Geschichte ist historisch interessant und sehr spannend geschrieben.
Aber auch die Story der Gegenwart um das Lebensglück von Soley liest sich sehr gut und lässt sich gut nachvollziehen.
Mir hat dieser zweite Teil deutlich besser gefallen als Teil 1 der Saga.
Ich hätte es allerdings begrüßt, wenn die übrigen Familienmitglieder der Carterfamilie öfter mitgespielt hätten. Außer Soleys Eltern spielen sie kaum eine Rolle und werden nur am Rande erwähnt.
Besonders liebenswert in diesem Buch sind Großvaters Ylfa und Soleys Vaterland Island, welches liebevoll beschrieben wird. Nun freue ich mich auf Teil 3.

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Meinschönstes Weihnachtsgeschenk

Velvet Winter
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Ich kenne Theresa Baumgärtner schon einige Jahre vor allem aus der Fernsehsendung „ARD-Buffet“ und mag sie sehr. Von ihren Büchern kenne ich bisher nur „Theresas Küche“. Das habe ich einmal an meine Nichte ...

Ich kenne Theresa Baumgärtner schon einige Jahre vor allem aus der Fernsehsendung „ARD-Buffet“ und mag sie sehr. Von ihren Büchern kenne ich bisher nur „Theresas Küche“. Das habe ich einmal an meine Nichte verschenkt. Es hat mir sehr gut gefallen.
Oxford kenne ich aus vielen Filmen. Ich war selbst noch nie da. Aber es hat sich mir vor allem in der Krimiserie „Lewis“ als Stätte formvollendeter Architektur, als enorme Ansammlung historischer Gebäude eingeprägt.
Samt liebe ich seit Kindheitstagen. Mein erstes eheliches Wohnzimmer, welches ich 1980 einrichtete, war mit dunkelgrünen Samtübergardinen ausgestattet.
Wegen meinem Interesse für Theresas Arbeit sowie für die Stadt Oxford und meiner Liebe zum Samtstoff habe ich mich für dieses Buch beworben und es, welch Glück, auch gewonnen.
Schon das äußerliche Erscheinungsbild des Buches ist eine Wucht. Wie Samt kommt dieses Buch sehr edel daher. Damit ich ausreichend Zeit und Muße für die Lektüre des Buches hatte, habe ich damit bis zum Wochenende gewartet. Nun sitze ich zur besten „Tatort“-Fernsehzeit auf meiner Couch und genieße. Das TV-Gerät ist, sehr ungewöhnlich für einen Sonntagabend aus, mein Liebster zum Männerabend delegiert und ich genieße dieses Buch. Das Warten hat sich gelohnt.
Dieses Buch ist wunderschön. Es vereinbart das Genre des Reisejournalismus mit Koch- und Backrezepten der bereisten Region. Theresa überrascht mich mit lyrischen Texten. Hier nur ein Zitat von Seite 69: „Die Stadt (Oxford) verabschiedet uns mit Schönwetterwolken, aber auch mit einem rauen Wind, der uns hinausschiebt aufs Land.“ Herrlich!
Ergänzt und vervollständigt werden diese schönen Formulierungen durch qualitativ hochwertige Fotografien von Oxford und den Cotswolds, aber auch von den mit ausführlichen Rezepten vorgestellten Speisen und Gebäckstücken.
Der Abschnitt „Velvet Christmas“ ist leider weniger very british, sondern vielmehr deutsch bzw. luxemburgisch. Lediglich die Rezepte sind an britische Traditionen angelehnt.
Im Buch werden viele Empfehlungen für gute Übernachtungs- und Einkehradressen genannt. Vermisst habe ich hingegen Adressen, an denen man Samt oder andere traditionelle britische Stoffe wie Tweed erwerben kann oder deren Herstellung bewundern kann.
Trotzdem war ich begeistert.
Fazit: Wenn man das Buch erst einmal zur Hand nimmt, mag man es kaum noch bei Seite legen. Wenn man mit der Lektüre des Buches fertig ist, möchte man am liebsten sofort ins Auto steigen, um die beschriebene Reiseroute nachzufahren und die ein oder andere genannte Location wie das Old Parsonage Hotel in Oxford oder Lucy’s Tearoom zu besuchen.
Dieses Buch ist nicht nur für koch- und backbegeisterte Leser oder Englandliebhaber sehr zu empfehlen, sondern bietet viel, viel mehr. Ein großartiges Geschenk nicht nur für Weihnachten.

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Veröffentlicht am 07.10.2024

Fränkisches Weihnachtswunderland

Weihnachtswunder im Hotel Mistelzweig
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Die wunderschöne Stadt Rothenburg sowie die fränkischen Weihnachtsmärkte Nürnberg, Würzburg und das Ochsenfurter Adventsgässle, alle drei nur zu empfehlen und absolute Highlights für Weihnachtsliebhaber ...

Die wunderschöne Stadt Rothenburg sowie die fränkischen Weihnachtsmärkte Nürnberg, Würzburg und das Ochsenfurter Adventsgässle, alle drei nur zu empfehlen und absolute Highlights für Weihnachtsliebhaber wie mich, bilden den weihnachtlichen Rahmen für diese wunderschöne Liebesromanze.
Die Geschichte ist kurz umrissen. Amelie, eine erfahrene Hotelfachfrau erfährt, dass ihre große Liebe und gleichzeitig ihr Chef seit Jahren ein Doppelleben führt. Er hat zu Hause Frau und Kinder. Kurz entschlossen schmeißt sie ihren guten Job in München, um nach Hause nach Rothenburg zurückzukehren und ihre Oma im kleinen Familienhotel zu unterstützen. Gerade zur rechten Zeit wie sich herausstellt. Das kleine Hotel steckt in großen Schwierigkeiten. Um das Hotel zu retten, bietet Amelie Pauschalpakete für Weihnachten an: Eine Woche Übernachtung mit dem Besuch von verschiedenen fränkischen Weihnachtsmärkten!
Diese Woche ist für die sympathischen Hotelbetreiberinnen nicht nur gespickt mit romantischen Weihnachtsmärkten, sondern auch mit einem Auf und Ab an Gefühlen. Amelie muss sich gegen die kriminellen Machenschaften des Vertreters ihrer Hausbank zur Wehr setzen und bekommt dabei unerwartete Unterstützung durch Franklin, einen ihrer Hotelgäste. Während Franklins Großvater Georg das Gefühlsleben von Amelies Großmutter Ruth gehörig durcheinanderwirbelt.
Ein wunderschönes Weihnachtsmärchen mit viel Liebe, tollen Weihnachtserlebnissen und einem schönen Happy End.
Ich liebe Weihnachten! Als Thüringerin ist für mich natürlich Thüringen das Weihnachtswunderland. Mit der Heimat der Weihnachtskugeln, Lauscha, dem wunderschönen Erfurter Weihnachtsmarkt, aber auch vielen anderen sehr schönen Adventsmärkten wie dem Mittelaltermarkt auf der Wartburg oder dem Weihnachtsmarkt in meiner Schulstadt Schmalkalden ist Thüringen für mich Weihnachten pur. An zweiter Stelle lag für mich viele Jahre das Erzgebirge mit seinen regionalen Adventsmärkten und den Bergmannsparaden. Doch seitdem mein Sohn 2017 sein Studium in Würzburg aufnahm und nun auch nach dem Studium dauerhaft dort sesshaft wurde, kann ich die Beschreibungen der Autorin nur bestätigen und einen Besuch des fränkischen Weihnachtswunderlandes sehr empfehlen. Es ist traumhaft!
Nur der beschriebene Schneefall gerade zur Zeit der Adventsmärkte bleibt wohl ein großer Wunsch. Schnee zum Advent ist in dieser Region noch viel seltener als in Thüringen oder im Erzgebirge. Aber als perfekte Ergänzung des Settings natürlich entschuldbar. Volle Leseempfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 05.10.2024

Heimkehr an Weihnachten

Weihnachten mit Tony
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Carrie, die vor 7 Jahren wegen gebrochenem Herzen Schottland in Richtung Australien verließ, will zu Weihnachten ihre Familie besuchen, da es ihrem Vater anscheinend gesundheitlich nicht gut geht. Sie ...

Carrie, die vor 7 Jahren wegen gebrochenem Herzen Schottland in Richtung Australien verließ, will zu Weihnachten ihre Familie besuchen, da es ihrem Vater anscheinend gesundheitlich nicht gut geht. Sie kommt anscheinend gerade zur rechten Zeit, denn die Känguru-Insel Inchconnachan wurde verkauft und soll mit einem riesigen Hotelprojekt bebaut werden. Der Architekt und Planer des Projektes ist kein Geringerer als Marc Stewart, der Mann der Carrie Weihnachten vor 7 Jahren das Herz brach, der Mann, der sie der Heimat vertrieb und wegen dem sie Weihnachten nicht mehr feiern mag.

Stella Lucas erzählt eine berührende Liebesgeschichte um eine zweite Chance in der Liebe mit einem realen Hintergrund, was die Geschichte der Känguru-Insel betrifft. Nur die Liebesgeschichte samt ihren Helden ist frei erfunden.

Die Geschichte erzählt abwechselnd die Erlebnisse aus Sicht von Carrie oder von Marcs Seite. Sehr schön fand ich die eingestreuten Abschnitte mit Erlebnissen verschiedenster Tiere: aus Sicht des Katers, aus Sicht der Maus, von Hirsch und Känguru.

Es wird schnell klar, dass die beiden Liebenden damals das Opfer einiger Missverständnisse wurden. Beide fühlen sich als vom anderen verlassen und um ihre Liebe betrogen. Jeder gibt dem anderen die Schuld am Ende ihrer damaligen Beziehung. Das Übel der damaligen Zeit, dass beide nicht offen miteinander reden, setzt sich in der Gegenwart fort. Dies führt zu einem spannenden Auf und Ab in ihrer neu aufkeimenden Beziehung.

Der Kampf um die Känguru-Insel und ihre tierischen Bewohner sowie das Ringen der beiden Liebenden um ihr Glück führt zu einem spannenden Finale.

Besonders erfrischend fand ich Möchtegern-Casanova Darren sowie die Powerfrau Fiona. Sie sind mir besonders ans Herz gewachsen und sogen für etwas Auflockerung.

Fazit: Eine tolle weihnachtliche Liebesgeschichte mit liebenswerten tierischen Hauptdarstellern und viel schottischem Flair.

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