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Veröffentlicht am 14.10.2024

Eine gelungene Märchenstunde

Feenstaub und Enterhaken
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Die Geschichte von „Feenstaub und Enterhaken: Ein Märchen für 1001 Nachmittage" von Jacqueline Weichmann-Fuchs entführt Lesende in eine fesselnde Märchenwelt voller Abenteuer, Magie und überraschender ...

Die Geschichte von „Feenstaub und Enterhaken: Ein Märchen für 1001 Nachmittage" von Jacqueline Weichmann-Fuchs entführt Lesende in eine fesselnde Märchenwelt voller Abenteuer, Magie und überraschender Wendungen. Im Mittelpunkt steht die Fee Seira, die sich entgegen ihrer Bestimmung als Tierfee auf ein Piratenschiff begibt, um ihr eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Dort trifft sie auf den griesgrämigen Piratenkapitän Raven, der mit seinen eigenen Dämonen kämpft und vor einer herausfordernden Aufgabe steht. Was folgt, ist eine spannende Reise voller Action, unerwarteter Wendungen und einer Slow-Burn-Romance.

Bereits nach den ersten Seiten konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm, was das Eintauchen in die Geschichte besonders leicht macht. Trotz der eher geringeren Anzahl an Absätzen, was vielleicht ungewohnt erscheint, wird der Lesefluss dadurch in keiner Weise gestört. Im Gegenteil: Die zahlreichen Dialoge und der Perspektivwechsel zwischen Seira und Raven verleihen der Erzählung eine besondere Lebendigkeit und treiben die Handlung voran. Diese dynamische Erzählweise fesselt und sorgt für eine Nähe zu den beiden Hauptfiguren.

Die beiden Hauptcharaktere wirken durchdacht und vielschichtig: Seira ist mutig, frech und manchmal auch unbeholfen, während Raven mit seinen inneren Konflikten und seiner Vergangenheit kämpft. Wer eine klassische Märchenromanze erwartet, in der die Fee von ihrem Märchenprinzen gerettet wird, wird überrascht sein. Nicht nur einmal ist es Seira, die das Steuer übernimmt und Raven mit ihren kreativen Lösungen aus brenzligen Situationen hilft. Die vertrauten Märchenmotive werden auf kreative Weise neu interpretiert, was der Handlung eine frische und moderne Note verleiht. Neben Abenteuern und einer schönen Liebesgeschichte werden auch große Themen wie Selbstfindung, Familienkonflikte, verpasste Chancen und Suchtprobleme geschickt eingeflochten, wodurch die Geschichte zusätzliche Tiefe gewinnt. Besonders hervorzuheben sind die vielen unerwarteten Wendungen und die Vielfalt der Szenen, die auch mit Hilfe anderer Charaktere mal actiongeladen, mal emotional und humorvoll daherkommen.

Das Buch ist nicht nur eine spannende Abenteuergeschichte, sondern auch ein Märchen für Erwachsene, die sich noch einmal in eine magische Welt träumen wollen. Besonders gefällt mir, wie die Autorin es schafft, mit Liebe zum Detail ein Setting zu kreieren, das zum Träumen, Mitfiebern und Schmunzeln einlädt. Jacqueline Weichmann-Fuchs integriert dabei Elemente und Figuren aus bekannten Märchen und Disney-Filmen, um eine ganz neue Welt zu schaffen. Insgesamt hat mich „Feenstaub und Enterhaken: Ein Märchen für 1001 Nachmittage“ nicht nur gut unterhalten, sondern auch ein wohliges Gefühl hinterlassen. Für mich gehört es definitiv in die Kategorie Wohlfühlbuch, das sich leicht lesen lässt und dennoch berührt. Es war sicher nicht meine letzte Märchenstunde von Jacqueline Weichmann-Fuchs.

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Veröffentlicht am 28.09.2024

Bewegender Roman über ungelebte Leben von Frauen

Die Ungelebten
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Auf den ersten Blick scheint Jennifer Boyard alles erreicht zu haben: Sie ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und leitet erfolgreich eine Plattenfirma in der Schlagerbranche. Doch hinter der makellosen ...

Auf den ersten Blick scheint Jennifer Boyard alles erreicht zu haben: Sie ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und leitet erfolgreich eine Plattenfirma in der Schlagerbranche. Doch hinter der makellosen Fassade wird deutlich, dass ihr Leben von den Entscheidungen und Erwartungen anderer dominiert wird. Als ein Vergewaltigungsvorwurf gegen ihren Vater Bernd, den Gründer der Firma, ans Licht kommt, beginnt diese Fassade zu bröckeln.
Die Ungelebten von Caroline Rosales ist ein bedrückender und eindringlicher Roman, der generationsübergreifende Benachteiligungen von Frauen durch toxische Familienstrukturen, Sexismus, gesellschaftliche Rollenbilder und sexualisierte Gewalt im Musikgeschäft thematisiert.
Rosales' Schreibstil ist zugleich angenehm zu lesen und dabei anspruchsvoll sowie tiefgründig. Obwohl der Roman nicht von vielen Spannungsbögen getragen wird, zieht er die Lesenden dennoch in seinen Bann. Besonders gelungen ist die Darstellung des psychosozialen Umfelds der Protagonistin und wie dieses Jennifers Leben prägt und einschränkt. Vor allem die Figur des Vaters sticht als toxischer, manipulativer Charakter heraus.
Es gelingt der Autorin, eine Protagonistin zu erschaffen, mit der man auf vielschichtige Weise mitfühlt, auch wenn sie nicht immer Sympathie erweckt. Man schwankt zwischen dem Wunsch, sie zu schütteln, ihr eine Schulter zum Ausweinen anzubieten, sie zu bemitleiden, zu schützen und sie zugleich für ihre Entscheidungen zu kritisieren.
Die Ungelebten hat mich tief bewegt und zum Nachdenken angeregt. Obwohl die dargestellten Schicksale extrem wirken, glaube ich, dass viele Frauen zumindest Teile von sich in den Figuren wiederfinden können.

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Veröffentlicht am 10.09.2024

Und plötzlich war da Licht ...

Die Unmöglichkeit des Lebens
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Die pensionierte Mathematiklehrerin Grace Winters wird durch einen Brief von einem ehemaligen Schüler kontaktiert, der sich in einer schwierigen Lebenssituation befindet. In ihrer Antwort erzählt Grace ...

Die pensionierte Mathematiklehrerin Grace Winters wird durch einen Brief von einem ehemaligen Schüler kontaktiert, der sich in einer schwierigen Lebenssituation befindet. In ihrer Antwort erzählt Grace ihre eigene Geschichte: Ihr Mann und ihr Sohn sind bereits verstorben. Allein und von Trauer erfüllt, lebt sie in einem Bungalow in Lincoln, bis sie überraschend von einer ehemaligen Kollegin ein heruntergekommenes Haus auf Ibiza erbt. Ohne genau zu wissen, was sie dort erwartet, fliegt Grace nach Ibiza. Dort begibt sie sich auf die Spurensuche ihrer Freundin Christina, die nicht nur Antworten auf Christinas mysteriösen Tod liefern soll, sondern auch Grace' Leben völlig verändert.

Das Buch "Die Unmöglichkeit des Lebens" von Matt Haig ist ein spannender Roman voller unerwarteter Wendungen, der Trauer, Heilung, Freundschaft, Naturschutz und Übernatürliches thematisiert.

Als lesende Person kann man sich darauf freuen, die Protagonistin Grace auf ihrer Reise nach Ibiza und ihrem Prozess der Selbstheilung zu begleiten. Matt Haig gelingt es dabei hervorragend, die ehemalige Mathelehrerin authentisch darzustellen. Lesende lernen Grace’ skeptische, rationale und zugleich humorvolle Art kennen – eine willkommene Abwechslung zu der tiefen Trauer und Leere, die sie durch das Buch begleitet.

Grace' Reise zu der malerisch beschriebenen Insel Ibiza beginnt zunächst als eine emotionale Erkundung ihrer Vergangenheit und der Geheimnisse ihrer verstorbenen Freundin. Je tiefer Grace in die Geschichte eintaucht, desto mehr drängt sich das Übernatürliche in den Vordergrund und wird zum elementaren Bestandteil des Buches. Dies wird im Klappentext nicht ganz deutlich und könnte möglicherweise nicht jedermanns Geschmack treffen. Bis zum Ende der Geschichte sorgen die verschieden Charaktere, Themen und Wendungen für ein spannendes und unvorhersehbares Lesevergnügen.

Matt Haig schreibt in einem klaren und leicht zugänglichen Stil. Die Sprache ist einfach, aber keineswegs oberflächlich. Besonders eindrucksvoll sind die vielen Metaphern und Analogien, die Haig verwendet, um komplexe Themen und Lebensweisheiten auf eine zugängliche Art zu vermitteln und die Lesende zum Nachdenken anzuregen.

Ein herausragender Aspekt des Buches sind die kurzen Kapitel. Es fällt leicht, „nur noch ein Kapitel“ zu lesen – und plötzlich hat man Stunden mit dem Buch verbracht. Die Kapitelstruktur trägt dazu bei, den Spannungsbogen konstant zu halten. Die kurzen Abschnitte machen das Buch ideal für Leser*innen, die sich in kurzen Leseintervallen Zeit nehmen oder einfach zügig durch die Handlung vorankommen wollen.

Insgesamt ist "Die Unmöglichkeit des Lebens" eine bewegende Geschichte, die mit einem wohligen Gefühl und vielen Denkanstößen zurücklässt. Auch wenn das Buch bis zum Ende einige kleinere Unstimmigkeiten und offene Fragen aufweist, verzeiht man diese gern

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Veröffentlicht am 07.09.2024

Fesselner Romatik-Thriller mit kleinen Schwächen

Verity
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„Verity" von Colleen Hoover handelt von der bisher recht erfolglosen Schriftstellerin Lowen Ashleigh, die das Angebot erhält, die erfolgreiche Buchreihe der Bestsellerautorin Verity Crawford abzuschließen. ...

„Verity" von Colleen Hoover handelt von der bisher recht erfolglosen Schriftstellerin Lowen Ashleigh, die das Angebot erhält, die erfolgreiche Buchreihe der Bestsellerautorin Verity Crawford abzuschließen. Verity ist nach einem Unfall ans Bett gefesselt und kann nicht mehr schreiben kann. Während Lowen sich in Veritys Notizen im Haus der Crawfords einarbeitet, entdeckt sie ein verstörendes Manuskript einer Autobiographie, das dunkle Geheimnisse über Veritys Ehe und die Schicksale der gemeinsamen Kinder mit Ehemann Jeremy enthüllt.

„Verity" ist ein Buch, das man so schnell nicht aus der Hand legen kann – und dennoch musste ich es gelegentlich weglegen, um zuvor gelesene Textstellen zu verarbeiten (m.E. sollte eine Inhaltswarnung für (werdende) Eltern ausgsprochen werden). Das Buch ist ein intensiver Romantik-Thriller, der Lesende in eine verstörende Geschichte hineinzieht.

Zu Beginn konnte ich mich gut in die Charaktere hineinversetzen und mit ihnen sympathisieren. Doch je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr verändert sich diese Wahrnehmung. Die Enthüllungen über die Gedanken und psychischen Abgründe der Hauptfiguren lassen einen zunehmend grübeln, was wirklich passiert ist und was nicht.

Der Schreibstil von Colleen Hoover ist leicht und flüssig, was es ermöglicht, das Buch nahezu in einem Rutsch zu lesen. Der Spannungsaufbau ist gelungen, und es gibt einige unvorhersehbare Wendungen, die das Lesen bis zum Schluss spannend machen. Allerdings empfand ich das Ende als etwas flach und nicht ganz so überzeugend wie den Rest des Buches. Es bleibt das Gefühl, dass das Finale den hohen Erwartungen, die durch die vorangegangenen Ereignisse aufgebaut wurden, nicht vollständig gerecht wird. Zudem bleiben einige Fragen offen und erscheinen unlogisch, was die sonstige Stärke der Geschichte etwas schmälert.

Als Romantik-Thriller bietet "Verity" auch eine Portion Romantik, die durch einige detaillierte Sexszenen untermalt wird. Diese Szenen bieten gelegentlich eine angenehme Pause von der düsteren Grundstimmung, doch es bleibt fraglich, ob sie in diesem Detailgrad wirklich notwendig waren, um die Handlung voranzutreiben. Je nach Vorliebe könnten diese für manche Lesende eher ablenkend wirken, während sie für andere die Beziehung zwischen den Charakteren vertiefen ;).

Ein besonders gelungener Aspekt des Buches ist die zunehmende Beklemmung, die sich bei Lesenden einstellt. Je näher man dem Ende kommt, desto mehr möchte man nicht in der Haut der Charaktere stecken – und dieses Gefühl bleibt auch nach dem Lesen bestehen.

Insgesamt gebe ich "Verity" 4 von 5 Sternen.

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