Subtile Machtspiele
Thyl Osterholz hat sein Biologiestudium hinter sich und ist unschlüssig, was er als nächstes machen soll. Er bewirbt sich für einen Aushilfsjob am Institut für Soziales. Der Institutsleiter Lavetz sieht ...
Thyl Osterholz hat sein Biologiestudium hinter sich und ist unschlüssig, was er als nächstes machen soll. Er bewirbt sich für einen Aushilfsjob am Institut für Soziales. Der Institutsleiter Lavetz sieht vor, dass Thyl eine kleine Aufgabe in Seymours Abteilung übernimmt. Thyl wird markierte Zeitungsartikel in fünf Stichworten in vorgedruckten Formularen zusammenfassen. Ein Computer ermittelt dann, welche gesellschaftspolitischen Diskussionen wichtig werden.
Schon nach kurzer Zeit soll Thyl die Tagung zum Thema Fettsucht organisieren und gezielt Fachleute zu bestimmten Fragestellungen hinzuziehen. Inwiefern beeinflusst die Convenience Food Industrie Übergewicht und inwieweit profitieren Pharmaindustrien von den Adipositas begleitenden Krankheiten wie Herz-Kreislauf und Diabetes?
Seine Lebensgefährtin Isabelle versteht Thyl nicht, warum er sich keine richtige Arbeit wie eine Dozententätigkeit sucht. Wie so oft fühlt Thyl sich bevormundet. Sie treffen sich regelmäßig zum Abendessen bei seinem besten Freund Serge und dessen Frau Fania. Serges Vater hatte damals Thyls Vater, der Direktor der örtlichen Keramik Manufaktur gewesen war, vom Thron gestoßen. Sie mussten aus der Villa ausziehen und das Feld den Martons überlassen. Sie hatten sich aus den Augen verloren und waren später doch wieder aufeinandergetroffen, um die alte Freundschaft erneut zu besiegeln.
Dem Institut war klar, dass der Ölschock von 1973 allen hochrangigen Geschäftsmännern noch in den Knochen saß. Die ölproduzierenden Länder drosselten die Gewinnung, das Wachstum sank um 6,9 % und es folgten Depression, Deflation, Krise und Zerfall.
Fazit: Christian Haller hat eine klug durchdachte Geschichte geschaffen. Sein Protagonist rutscht immer tiefer in die Machenschaften des Instituts hinein. Zuerst fühlt er sich hofiert, weil ihm Verantwortung übertragen wird, doch dann merkt er, dass er benutzt wird. Es geht um den Austausch von Mitwissenden, um die Manipulation der Gesellschaft und den Erwerb von Spendengeldern durch hochrangige Industrielobbyisten. Die Geschichte liest sich spannend wie ein Krimi. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt.