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Veröffentlicht am 23.10.2024

Ein beeindruckender Auftakt

Lindt & Sprüngli (Lindt & Sprüngli Saga 1)
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Nach ihrer erfolgreichen Dallmayr -Saga (erschienen 2023 – 2024) hat Lisa Graf nun ihr neue Trilogie „Lindt & Sprüngli – Zwei Familien, eine Leidenschaft“, die im Oktober 2024 im Penguin – Verlag erschienen, ...

Nach ihrer erfolgreichen Dallmayr -Saga (erschienen 2023 – 2024) hat Lisa Graf nun ihr neue Trilogie „Lindt & Sprüngli – Zwei Familien, eine Leidenschaft“, die im Oktober 2024 im Penguin – Verlag erschienen, vorgelegt. Zwar kenne ich die Autorin und ihre vorherige Reihe vom Namen her, aber gelesen habe ich sie bisher noch nicht (warum eigentlich nicht?). Als ich diesen Roman bei den Neuvorstellungen entdeckt habe, war mir sofort klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Allein schon das Cover und der dazugehörige Titel haben meine Neugierde so weit nach oben geschraubt, dass kein Weg daran vorbei ging und so reiste ich (buchtechnisch) in die Schweiz, wo der Firmensitz der Familie Lindt & Sprüngli ist.
Der flüssige und leichte Schreibstil der Autorin hat mich mehr als nur angenehm überrascht. Nach den ersten Sätzen merkte ich, wie mich die Geschichte der Familie Sprüngli regelrecht in seinen Bann zog. Das Buch einfach so zur Seite legen, fiel mir sehr schwer. Zu jedem Zeitpunkt wollte, nein, musste ich wissen, wie es hier weitergeht. Aber nicht nur der Schreibstil gefiel mir außerordentlich gut, sondern auch der bildhafte Erzählstil. Wow, Lisa Graf gehört definitiv zu den Autoren, die nicht nur Romane schreiben. Nein, sie nimmt ihre Leserschaft mit auf eine einzigartige und beeindruckende Reise. Bei mir entstand das Gefühl, dass ich nicht nur als „Zuschauerin“ fungiere, sondern dass ich ein Teil des Geschehens bin. Hautnah und so intensiv hat sie die Geschichte erzählt. Während des Lesens lief das Kopfkino auf Hochtouren. Ein großes Kompliment! Die authentischen und facettenreichen Charaktere, die sich noch dazu gesellen dürfen. Bereichern durch ihre Art und Weise die Handlung Der ständige Perspektivenwechsel unterstreicht die Lebendigkeit und bringt die Figuren noch näher an die Leser. Lieblingsperson? Fehlanzeige! Ich habe alle Figuren geliebt.
Lisa Graf entführt uns in das Jahr 1826: der 10jährige Rudolf Sprüngli macht sich um seine kranke Mutter große Sorgen. Die Medizin, die sie bekommt, will ihr nicht so recht helfen, woraufhin Ruedi (sein Spitzname) beschließt zu seinem Freund und Apotheker Flückiger zu gehen. Vielleicht weiß er einen Rat, was Ruedi seiner kranken Mutter geben kann, damit sie wieder gesund wird. Mit all seinen Ersparnissen macht er sich auf den Weg und tatsächlich hat Flückiger etwas, was ihr helfen könnte: Schokolade! Man mag es kaum glauben, aber nach dem Verzehr dieser Neuheit wird die Mutter wieder gesund. Ab diesem Moment weiß Rudolf, was er beruflich machen möchte: er will Schokolade produzieren. Die Jahre ziehen ins Land und aus den kleinen Jungen wird ein Mann, der immer noch an seinem großen Kindheitstraum festhält. Jeder noch so kleine Schritt, der ihn ans Ziel bringt, nutzt er. Aber nicht nur seine beruflichen Träume verfolgt er zielstrebig. Die junge Züricherin Katharina, in die er sich als kleiner Junge verliebt hat, geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Wird er es schaffen, das Herz der jungen Frau zu erobern? Kann er wirklich seine eigene Schokolade herstellen und wie kommt sie bei der Kundschaft an? Sein Vater David Sprüngli hält von der schokoladigen Neuheit wenig. Viel lieber setzt er auf Altbewährtes. Eine sehr spannende Reise in die Zürcher Familiendynastie beginnt.
Mit ihrem Auftaktband „Lindt & Sprüngli – Zwei Familien, eine Leidenschaft“ hat Lisa Graf nicht nur eine beeindruckende und wunderbare Familiensaga geschrieben, nein, sie hat ein Lesehighlight kreiert. Ihrer intensiven und detailreichen Recherche über die Familien Lindt & Sprüngli ist es zu verdanken, dass sie die Lebens- und Familiengeschichte des Rudolf Sprüngli so beeindruckend und faszinierend 470 Seiten erzählen kann und den Leser auch daran teilhaben lässt. Wer jetzt meint, 470 Seiten wären zu lang und es würde gar langatmig werden, denn kann ich beruhigen. Dies ist nicht der Fall, eher das Gegenteil. Am liebsten hätte ich den zweiten Band gleich hinterher gelesen. Leider ist der Folgeband noch nicht erhältlich und so muss ich mich in Geduld üben (dies fällt mir besonders schwer).
Am Ende des Buches befindet es ein Personenregister und ein Glossar mit den wichtigsten Schweizer Begriffen. Auch der Literaturnachweis darf nicht fehlen!

Ein schokoladiger und kalorienarmer (wenn man keine Schokolade nebenher isst) Auftakt, aber dennoch Glücksendorphine frei. Er bereitet so viel Freude, da kann man unschwer nein sagen.
5 von 5 Sterne (hätte gerne mehr gegeben) und ich kann dieses Buch wirklich nur weiterempfehlen.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.10.2024

Die Eröffnung des Palais Heiligendamm

Palais Heiligendamm - Ein neuer Anfang
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Nach zahlreichen Veröffentlichungen hat Michaela Grünig 2020 ihre Heiligendamm – Saga gestartet. Der erste Band dieser Reihe ist im September 2024 nun als Taschenbuch - Ausgabe im Lübbe Verlag erschienen. ...

Nach zahlreichen Veröffentlichungen hat Michaela Grünig 2020 ihre Heiligendamm – Saga gestartet. Der erste Band dieser Reihe ist im September 2024 nun als Taschenbuch - Ausgabe im Lübbe Verlag erschienen. Zwar kenne ich die Autorin und ihre Romane vom Namen her, habe aber noch nie eins ihrer Bücher gelesen und somit war der Auftakt zugleich mein Debüt.

Von Beginn an, konnte mich der flüssige und leichte Schreibstil von Michaela Grünig begeistern und so tauchte ich in Elisabeths Geschichte ein und ab. Während des Lesens merkte ich wie mich die Hotelgeschichte immer mehr und mehr in ihren Bann zog und es fiel mir regelrecht schwer, dieses Buch einfach so aus den Händen zu legen. Zu jedem Zeitpunkt musste, nein, wollte ich wissen, wie es mit Elisabeth Kuhlmann und dem Palais Heiligendamm weitergehen wird. Was natürlich auch dem bildhaften Erzählstil zu verdanken war. Hier war ich nicht nur Leserin, sondern fühlte mich als Zeitzeugin. Bei mir entstand das Gefühl mitten im Geschehen zu sein, so einzigartig hat Michaela Grünig die Geschichte erzählt. Hinzu kommen noch die authentischen und facettenreichen Charaktere. Ihre Ecken und Kanten ließen sie eine Lebendigkeit ausstrahlen, dass man meinte, die Autorin hätte sie persönlich gekannt. Ganz gleich, welche Figur man hier herausnehmen würde, ihre Anwesenheit bereichert die Handlung. Auf 574 Seiten hat mir ihre fortwährende Entwicklung sehr gut gefallen.

In der Geschichte geht es um die Familie Kuhlmann, die ihr eigenes Hotel eröffnet. Das Palais Heiligendamm soll besser werden als das Grand Hotel. Das dieser Weg kein leichter sein wird, wissen alle, dennoch halten Heinrich und Ottilie Kuhlmann an alten Zöpfen fest. Das zeigt auch das Verhalten der High Society, denn die steigen viel lieber bei der Konkurrenz ab. Der finanzielle Engpass kommt schneller als erwartet. Heinrich setzt seine Erwartungen in seinen Sohn Paul, der einmal das Hotel übernehmen soll. Allerdings hat Paul wenig Interesse. Seine große Liebe gehört der Musik. Elisabeth, die zweite Tochter der Familie, hingegen zeigt großes Interesse und will sich geschäftlich einbringen. Was die Eltern gar nicht gerne sehen, lieber soll sie heiraten und Kinder bekommen. Als sich die finanzielle Lage drastisch zuspitzt, setzt Elisabeth ihr kaufmännisches Geschick gezielt ein und bringt Graf von Seitz ins Spiel. Allerdings wird dieser von seinem Sekretär Julius Falkenhayn vertreten, was Elisabeth absolut nicht gefällt. Die ersten Unstimmigkeiten sind schon vorprogrammiert.
Neben Elisabeth und Julius spielt Sohn Paul auch noch eine große Rolle. Paul ist ein sehr sensibler junger Mann, der das Klavier spielen über alles liebt. Als er eingezogen wird, ändert sich schlagartig sein Leben.

Die anderen Kinder, besonders Friedrich, haben zwar ihren Platz in der Geschichte gefunden, aber so richtig viel erfährt der Leser (noch) nicht über sie. Was sich natürlich in Band zwei und drei ändern kann.

Aber nicht nur das Familienleben der Kuhlmanns lernt der Leser kennen, sondern er erhält auch einen intensiven Blick in das Hotelgeschehen inkl. seinem Personal. Besonders das zweite Stubenmädchen Minna hat hier ihren großen Auftritt. Ihr Leben und ihre Entwicklung haben mir am aller besten gefallen. Was für eine starke Persönlichkeit.

Bei „Palais Heiligendamm – Ein neuer Anfang“ spürt man die große Leidenschaft die Michaela Grünig in sich trägt. Bei ihrer detaillierten und guten Recherche über die Zeit 1912 – 1919 sammelte sie Informationen und Fakten, die sie perfekt in ihre Geschichte einfließen ließ. Von Anfang bis zum Ende dieses Buches hatte ich das Gefühl, dass es die Familie Kuhlmann samt ihrem Hotel genauso gab. Die Autorin schafft es, ihre Leserschaft auf eine intensive Reise mitzunehmen. Ganz egal, ob man sich im Hotel befindet oder an der Kriegsfront. Der Leser ist hautnah dabei, wenn es um Tod, Trauer, Liebe, Tragödie oder Eifersucht geht. Bei dieser Geschichte fuhren meine Gefühle mehr als einmal Achterbahn.

Was mich ein wenig gestört hat, war der Cliffhanger womit das Buch beendet worden ist. Zum Glück warten Band zwei und drei bereits schon darauf, gelesen zu werden und ich freue mich auf ein Wiedersehen mit Familie Kuhlmann im Palais Heiligendamm.

5 von 5 Sternen. Ein brillanter Lesegenuss, der den Alltag mehr als nur vergessen lässt.

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Veröffentlicht am 12.10.2024

Biene und der Frauenchor "Harmonia"

Tote singen selten schief
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Nach zahlreichen Veröffentlichungen hat Vera Nentwich nun ihr neustes Werk „Tote singen selten schief“, dass im September 2024 bei Vera Books erschienen ist, vorgelegt. Dies ist nicht nur der achte Fall ...

Nach zahlreichen Veröffentlichungen hat Vera Nentwich nun ihr neustes Werk „Tote singen selten schief“, dass im September 2024 bei Vera Books erschienen ist, vorgelegt. Dies ist nicht nur der achte Fall der, in Grefrath lebenden Detektiv Sabine „Biene“ Hagen, sondern auch für mich. Seit dem Eröffnungskrimi „Tote Models nerven nur“ bin ich ein großer Fan dieser Cosy Crime Reihe und lasse mir ungern einen Fall entgehen und so fuhr ich erneut in das idyllische Örtchen Grefrath, um mit Biene und Jago auch diesen speziellen Fall zu lösen.
Wer schon einmal den einen oder anderen Krimi der Autorin gelesen hat, weiß ihren flüssigen und leichten Schreibstil mehr als nur zu schätzen. Ihren eigestreuten Wortwitz und die dazugehörige Situationskomik tragen ebenfalls zur allerfeinsten Unterhaltung bei. Ihre bildhafte Kulisse lässt zu, dass der Leser ein genaues Bild der beschriebenen Umgebung hat und wer sich noch in der Gegend auskennt, bekommt das Kopfkino gratis dazu geliefert. Ihre Charaktere sind authentisch und liebenswert. Hart gesottene Ganoven und blutiges Gemetzel sucht man vergebens, aber dieser Krimi braucht dies auch nicht. Wer jetzt aber denkt, dass es hier langweilig zu gehen wird, der irrt. Die Handlung ist, durch die zahlreichen Wendungen, ein gut durchdachter, solider und ebenso spannender Krimi, der wirklich viel Freude bereitet.
In ihrem neusten Fall geht es diesmal zum Oedter Frauenchor „Harmonia“. Ihre beste Freundin Betty, die dort Mitglied ist, hat Biene überredet, sie dorthin mal zu begleiten. Trotz der Bedenken über ihre Gesangskünste fährt sie dennoch mit zur Chorprobe. Es wird ein lustiger Abend, der leider jäh endet. Ein Chormitglied ist tödlich verunglückt. Wie sich leider herausstellt, liegt kein gewöhnlicher Unfall vor, sondern Mord. Betty und ein paar Chormitgliedern bitten Biene den Fall selbst in die Hand zu nehmen. Allerdings ist ihr Partner Jago ganz und gar nicht begeistert, dennoch hilft er bei den Nachforschungen. Den oder die Täter auf die Schliche zu kommen, erweist sich als sehr schwierig.
Bienes Privatleben hält ebenfalls einige Turbulenzen für sie parat. Nach der Trennung von ihrem jahrelangen Freund Jochen, will sie keine neue Beziehung eingehen. Unerwartet taucht ein damaliger Schulfreud von Jago in Grefrath auf. Chris ist nicht nur ein attraktiver Mann, nein, er sorgt dafür, dass Bienes Gefühle Achterbahn fahren.
Selbst Oma Trudi hält ihre Enkelin auf Trab. Bei einem Fahrradausflug wurde ihr geliebtes Fahrrad geklaut. Wer entwendet ein altes und vor allen Dingen so auffälliges Fahrrad?
Trotz der zahlreichen Baustellen versucht Biene die Übersicht zu behalten und will allen gerecht werden. Nicht nur Jago, sondern auch Chris sind ihr eine große Hilfe.
Mit „Tote singen selten schief“ hat Vera Nentwich erneut einen kurzweiligen, humorvollen und spannenden Krimi vorgelegt. Was ich am meisten liebe, ist, dass der Fall erst kurz vor Schluss aufgelöst wird. Selbst wenn der eine oder andere Verdacht aufkeimt (oder sich sogar bestätigt), wird es nicht langweilig, weil mehr über das Tatmotiv erfahren möchte.
Voller Neugierde warte ich schon heute auf den 9ten Fall von Biene und frage mich, wo der Mord passieren wird.
5 von 5 Sternen und wer Cosy Crime Krimis liest, ist hier Bestens aufgehoben!

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Veröffentlicht am 29.09.2024

Hof Kalmule im 16. Jahrhundert

Am Fluss der Zeiten
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Nach zahlreichen Veröffentlichungen (wie z.B. die Ostpreußen-Saga oder Seidenstadt – Saga) hat Ulrike Renk nun ihr neustes Werk „Am Fluss der Zeiten“, dass im Oktober 2024 beim Lübbe – Verlag erschienen ...

Nach zahlreichen Veröffentlichungen (wie z.B. die Ostpreußen-Saga oder Seidenstadt – Saga) hat Ulrike Renk nun ihr neustes Werk „Am Fluss der Zeiten“, dass im Oktober 2024 beim Lübbe – Verlag erschienen ist, veröffentlicht. Seit der Trilogie „Australien – Saga“ bin ich ein großer Fan ihrer Romane und jedes Mal freue ich mich, wenn wieder etwas Neues herausgebracht wird. Obwohl die Geschichte im Mittelalter spielt, konnte der Klapptext meine Neugierde wecken und so betrat ich „Neuland“.
Zu Beginn des Buches hatte ich mit dem Schreibstil ein paar Schwierigkeiten, aber diese legten sich recht schnell. Wahrscheinlich lag es einfach nur daran, dass ich noch nie ein Buch, dass im 16. Jahrhundert spielt, gelesen habe. Auch mit einigen Begriffen der damaligen Zeit tat ich mich ein wenig schwer und so beschloss ich, mich mit dem Glossar vertraut zu machen. Es half, denn ab diesem Zeitpunkt zog mich Elzes Geschichte regelrecht in ihren Bann und ich konnte, nein, wollte diesen Roman nicht mehr aus den Händen legen. Ich musste einfach wissen, wie es mit dem Hof Kalmule weitergehen wird. Zu dem flüssigen Schreibstil darf sich der unverwechselbare Erzählstil der Autorin gesellen. Bei jedem Buch bin ich immer wieder fasziniert, wie Ulrike Renk ihre Geschichte erzählt. Mein Kopfkino läuft auf Hochtouren. Hier habe ich jedes Mal das Gefühl, dass ich live vor Ort bin. Mag wahrscheinlich auch daran liegen, dass die Autorin für mich keine Romane schreibt. Sie nimmt ihre Leserschaft auf eine sehr beeindruckende und besondere Reise mit, die diesmal in die Gegend von Münster führt. Ulrike Renk ist bekannt dafür, dass ihre Handlungen auf wahren Begebenheiten basieren, wie auch hier. Trotzdem ist es hier ein wenig anders, denn nach einem Gespräch mit ihrem Bruder lässt sie der Gedanke nicht los, ihre Familiengeschichte zu erzählen. Dank ihrer akribischen und detaillierten Recherche, konnte sie zahlreiche Fakten und Informationen nicht nur über ihre Familie, sondern auch über die Widertäufer zusammentragen, um daraus einen sehr bewegenden und geschichtlichen Roman zu schreiben. Während des Lesens spürt der Leser wieviel Herzblut sie in ihre Geschichten investiert. Hier und da gibt es zwar kleine fiktive Ausschmückungen, aber die fallen kaum ins Gewicht. Welche ihrer Charaktere fiktiver oder wahren Ursprung ist, kann ich zwar nicht mehr sagen, aber eines weiß ich mit großer Gewissheit: ihre Figuren sind so authentisch und lebensnah dargestellt, dass man meint, sie hätten alle gelebt.
In dem ersten Band lernen wir Elze und den Hof Kalmule kennen, wo sie mit ihren Eltern und Geschwistern lebt. Ihr Vater Heinrich ist für den Hof verantwortlich, wäre da nicht Amtmann Valcke, der u.a. diesen Hof unter sich hat. Valcke bestimmt, was die Familie anbauen darf und wie viel Vieh sie behalten dürfen. Ein Unwetter bringt nicht nur Unmengen von Regen bzw. Überschwemmungen mit sich, sondern auch den einen oder anderen Schicksalsschlag. Kaum hat sich die Familie damit abgefunden, muss Elze zum Gesindedienst, den sie in Münster ableisten soll. Schweren Herzens reist sie dorthin, in die Stadt, wo vor ein paar Jahren die Täufer noch das Sagen hatten. Wird sie nach einem Jahr wieder nach Hause zurückkehren? Wie wird es mit ihrem Vater und dem Hof weitergehen? Mehr möchte ich nicht verraten…
Mit dem ersten Band ihrer Trilogie „Hof Kalmule“ hat Ulrike Renk erneut ein literarisches Meisterwerk abgeliefert. Nicht nur, dass sie einen Teil ihrer Familiengeschichte erzählt, nein, sie hat auch das damalige Zeitgeschehen eindrucksvoll eingefangen. Bis dato wusste ich kaum etwas über die Widertäufer von Münster oder wie das damalige Hofleben ausgesehen hat, aber, dank der Autorin, durfte ich in diese Zeit ein und abtauchen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich ihre Romane so gerne lese: sie sind nicht nur unterhaltsam, nein, sie sind informativ und vor allen Dingen sehr lehrreich! Mit ihren Büchern schließe ich besonders gerne meine Wissenslücken.
Leider waren die knapp 540 Seiten relativ schnell ausgelesen und jetzt heißt es warten, bis der zweite Band erscheint.
Dieser Roman ist definitiv eins meiner Lesehighlights 2024 und kann es wirklich nur weiterempfehlen.
5 von 5 Sternen!!!

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Veröffentlicht am 15.09.2024

Berghebamme Maria kehrt zurück

Die Berghebamme – Hoffnung der Frauen
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Nach den zahlreichen Veröffentlichungen (u.a. Das Haus der verlorenen Kinder, Solange die Hoffnung uns gehört) hat Linda Winterberg nun ihr neustes Werk „Die Berghebamme – Hoffnung der Frauen“, dass im ...

Nach den zahlreichen Veröffentlichungen (u.a. Das Haus der verlorenen Kinder, Solange die Hoffnung uns gehört) hat Linda Winterberg nun ihr neustes Werk „Die Berghebamme – Hoffnung der Frauen“, dass im September 2024 im Aufbau Verlag erschienen ist, vorgelegt. Mit großer Begeisterung habe ich vor ein paar Jahren die Hebammen – Saga, die ihren Spielort in Berlin hatte, gelesen und als ich erfuhr, dass eine neue Trilogie folgen soll, wurde meine Neugierde mehr als nur geweckt. Kaum hatte ich die Leseprobe dazu beendet, hätte ich am liebsten den ganzen Roman gelesen, nur um mehr über die Hebamme Maria und ihren Beruf zu erfahren.

Der flüssige und leichte Schreibstil (der mich schon damals begeistern konnte) zog mich erneut in seinen Bann. Die Seiten flogen nur so dahin und ich merkte, wie ich immer tiefer und tiefer in Marias Geschichte ein- und abtauchte. Dazu trug der brillante und unverwechselbare bildhafte Erzählstil der Autorin eine Menge bei. Für mich schreibt Linda Winterberg keine Romane, nein, sie nimmt ihre Leserschaft mit auf eine unbeschreibliche Reise und entführt sie in die damalige Zeit. Es ist unfassbar, wie authentisch sie ihre fiktiven Geschichten erzählt und die Geschehnisse so nah an den Leser heranbringen kann. Immer wieder entsteht der Eindruck, dass das Geschriebene auch so passiert ist. Leider ist dem nicht so, was dem Lesegenuss keinesfalls stört. Hinzu kommen noch die perfekt eingefangenen und meisterlich dargestellten Charaktere, die so einzigartig sind. Mit ihren Ecken und Kanten wirken sie, als ob sie dem wahren Leben entnommen worden sind. Ich liebe es, mit ihnen die Gefühle zu teilen.

Maria wächst als Findelkind (Bankert) auf. Trotz ihres schwierigen Starts ins Leben erhält sie in München eine hervorragende Hebammen - Ausbildung. Als diese beendet ist, bittet sie ihr bester Freund Max wieder in ihre alte Heimat zurück zu kehren, wo sie Almas Job übernehmen soll. Marias Zweifel sind sehr groß, dennoch wagt sie den Schritt. Berghebamme Alma ist von ihrer Nachfolgerin überhaupt nicht begeistert und wo sie nur kann, macht sie Maria das Leben schwer. Trotz allem kann Maria einige Patientinnen für sich gewinnen, aber eine Begegnung zwischen ihr und Max feuert die Gerüchteküche an. Bleibt Maria im Ort oder zieht es sie zurück nach München, da wo sie keiner kennt? Eine sehr berührende Reise beginnt, die Maria Höhen und Tiefen erleben lässt.

Mit „Die Berghebamme – Hoffnung der Frauen“ hat Linda Winterberg wieder eine sehr emotionale Geschichte geschrieben, die besser nicht hätte sein können. Maria auf ihren steinigen Weg als Berghebamme zu begleiten, war für mich eine Achterbahn der Gefühle. Hautnah durfte ich an Marias Gedanken, Selbstzweifel, aber auch die immer wiederkehrende Hoffnung teilhaben und erleben. Zudem muss ich ein großes Kompliment an die Autorin aussprechen, die die Geburten in der damaligen Zeit perfekt eingefangen und wieder gespiegelt hat. Hier durfte ich eine Menge lernen, denn ich wusste z.B. nicht, dass Kinder im Mutterleib notgetauft wurden, um sie dann auf einem Friedhof beerdigen zu dürfen. Zum Glück hat sich auf diesem Thema und in Sachen Hygiene sehr viel geändert und allen voran verbessert.

Eine kleine Anmerkung muss ich allerdings machen, denn im Laufe des Buches ist ein historischer Fehler unterlaufen. Die Geschichte spielt um 1893 und da waren weder Papst Johannes Paul II und Benedikt XVI im Amt, noch teilten sie uns ihre Meinung mit. Vielleicht kann man diese Stelle nacharbeiten.
Ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung und meine Neugierde, wie es mit Maria weitergehen wird, wächst stetig. Leider wird der zweite Band erst im Mai 2025 erscheinen.

Wer die Hebammen – Saga schon geliebt hat, wird hier bestens aufgehoben sein, aber auch für die Leserschaft, die emotionale Geschichten lieben. Sie werden auf ihre Kosten kommen und begeistert sein. Ich kann, nein, muss dieses Buch nur weiterempfehlen. 5 von 5 Sterne (hätte meiner Meinung mehr verdient).


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