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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2024

Königin des Klavierspiels

Adagio
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Sehr gern lese ich Romanbiografien von Maria Regina Kaiser, weil sie mit fundiertem Wissen und gründlichen Recherchen überzeugt. Mit „Adagio“ lässt sie mich in die Vergangenheit eintauchen und das Leben ...

Sehr gern lese ich Romanbiografien von Maria Regina Kaiser, weil sie mit fundiertem Wissen und gründlichen Recherchen überzeugt. Mit „Adagio“ lässt sie mich in die Vergangenheit eintauchen und das Leben und Wirken von Clara Schumann näherbringen.

Im Buch wird die Zeit von „Clara Schumann und Johannes Brahms in Baden-Baden“ beschrieben, wie auch der Untertitel des Buches lautet. Baden-Baden kenne ich nicht persönlich, doch das besondere Flair dieser Stadt in den 1860er-Jahren mit vielen bekannten Künstlerinnen und Künstlern um Clara Schumann herum wird anschaulich vermittelt und fasziniert mich genauso wie alles, was ich über die begnadete Künstlerin erfahre.

Das Inhaltsverzeichnis mit Seitenzahlen, Überschriften der Kapitel und dazu den Jahreszahlen von 1862 bis 1896 zeigt eine gute Übersicht. Es ist erstaunlich, wieviel Leben und Wissenswertes in den 130 Seiten dieses Buches steckt.

Auch der Anhang mit mehr als 30 Seiten hat viel zu bieten mit Anmerkungen zu angeführten Zitaten, einem kleinen Glossar, Tipps zum Weiterlesen, einer informativen Zeittafel sowie umfangreichen Personen- und Ortsbeschreibungen.

Durch das Buch habe ich meine Bewunderung für Clara Schumann entdeckt. Sehr gern gebe ich meine Empfehlung für ein weiteres großartiges Buch von Maria Regina Kaiser.

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Veröffentlicht am 01.10.2024

Vergessene Heldinnen

Die Frauen jenseits des Flusses
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Bisher hat mich noch keines der Bücher von Kristin Hannah enttäuscht. Doch die Geschichte von Frances McGrath, die als Krankenschwester nach Vietnam gegangen ist, weil sie so mutig sein wollte ...

Bisher hat mich noch keines der Bücher von Kristin Hannah enttäuscht. Doch die Geschichte von Frances McGrath, die als Krankenschwester nach Vietnam gegangen ist, weil sie so mutig sein wollte wie ihr Bruder, hat mich berührt wie kaum eine andere.
Ich bin nur einige Jahre jünger als Frankie und kann mich sehr gut an die Zeit erinnern, als der Vietnamkrieg gegen die USA geführt wurde. Schon damals hat mich das, was aus den Medien zu erfahren war, zutiefst erschüttert. Doch die ganze Grausamkeit eines Krieges in einer persönlichen Geschichte zu lesen, dadurch ganz nah dabei zu sein und die Gefühle der Hauptprotagonistin mitzuerleben, das ist nochmal eine andere Nummer.
„Wir lachen, um nicht zu weinen.“
„Eine verlorene Generation. Ihre Generation.“
„Im Krieg gab es keinen Gewinner … Es gab nur Schmerz, Tod und Zerstörung…“
Ich habe viele Zitate aus dem Buch herausgeschrieben, weil sie so viel mehr aussagen, als ich beschreiben könnte. Was Frankie auf medizinischem Gebiet alles geleistet hat, aber auch, wie sie den Soldaten allein durch einen Händedruck Trost geben konnte, wenn Ärzte nicht mehr helfen konnten, hat mich aufgerüttelt und tief bewegt.
Ganz schlimm habe ich empfunden, was Frankie nach ihrer Heimkehr erleben musste. Auch hier teile ich nur zwei Zitate, die einen kleinen Einblick geben.
„Kümmert es dich denn überhaupt nicht, was ich erlebt habe?“
„Sie sind jung. Sie können Vietnam doch einfach vergessen.“
Kristin Hannah hat mit ihrem Buch den Frauen, die in Vietnam gedient haben, die Würde gegeben, die sie verdient hätten. Leider wurden die Leistungen der Frauen, die wirkliche Heldinnen waren, nicht anerkannt – im Gegensatz zu den Männern.
An die Musik der damaligen Zeit, die im Buch erwähnt wird, „… die Animals, Dylan und die Doors. Die Musik von Vietnam. Die Musik ihrer Generation.“ habe ich mich nicht nur gern erinnert, sondern mich auch daran denken lassen, dass viele junge Menschen durch den Krieg ihre Jugend nicht wirklich leben konnten.

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Veröffentlicht am 25.09.2024

Nicht weinen, Honora

Sing, wilder Vogel, sing
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Mitte des 19. Jahrhunderts, zur Zeit der Hungersnot, lebt die junge Honora in einem kleinen Dorf in Westirland. Seit ihrer Geburt ist sie eine Außenseiterin. Daran beteiligt ist nicht zuletzt ...

Mitte des 19. Jahrhunderts, zur Zeit der Hungersnot, lebt die junge Honora in einem kleinen Dorf in Westirland. Seit ihrer Geburt ist sie eine Außenseiterin. Daran beteiligt ist nicht zuletzt ein kleines Rotkehlchen, dem in der irischen Mythologie eine besondere Bedeutung zukommt.
Am Beispiel der fiktiven Protagonistin Honora bringt die Autorin Jaqueline O’Mahony mir nicht nur die Geschichte vieler hungernder Menschen, die damals nach einem beschwerlichen Weg auf der Suche nach Hilfe ihr Leben lassen mussten, ganz nah.
"Man stelle sich vor, in einer Welt zu leben, in der es möglich war, solche Dinge (ein eisernes Tor) herzustellen, in der man sagen konnte: Lass uns Blumen für das Tor entwerfen, damit das Tor schöner wird, und dann Zeit, Mühe und Geld in die Fertigung dieser Blumen steckte, während jenseits des Tores Menschen waren, die nichts hatten." In einem einzigen Satz werden Mangel auf der einen und Überfluss auf der anderen Seite so deutlich gemacht, dass ich eine Gänsehaut bekomme.
Honora ist eine der wenigen Überlebenden, arm, hungrig, aber auch sehr mutig. Sie sieht keine andere Chance, als sich auf den Weg nach Amerika zu machen, um dort ein besseres Leben in Freiheit führen zu können.
Doch auch in Amerika ist das Leben nicht einfach. Honora gerät in schreckliche und menschenunwürdige Situationen. Sie muss viele Hindernisse überwinden. Das Wort „Freiheit“ rückt immer wieder in weite Ferne.
Gekonnt flicht die Autorin die Verbindungen zwischen Iren und indigenen Amerikanern in ihre Geschichte ein.

Großartig und wichtig, um die Geschichte der Iren zu verstehen, waren für mich die Nachbemerkung der Autorin sowie ein Interview unter dem Titel „Die gesamte moderne irische Geschichte ist aus der Hungersnot hervorgegangen“.

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Veröffentlicht am 14.09.2024

Bathseba und David

Die Löwin von Jerusalem
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Dieser Roman ist nicht frei erfunden, sondern basiert auf einer Geschichte aus der Bibel, aus dem Buch Samuel im Alten Testament. Inspiration fand der Autor Ruben Laurin auch in der zweiten Strophe des ...

Dieser Roman ist nicht frei erfunden, sondern basiert auf einer Geschichte aus der Bibel, aus dem Buch Samuel im Alten Testament. Inspiration fand der Autor Ruben Laurin auch in der zweiten Strophe des Liedes „Halleluja“ von Leonard Cohen.
Aus der Bibel kenne ich die Geschichte, wobei ich an Bathseba keine große Erinnerung hatte. Gespannt war ich darauf, wie der Autor mich mitnimmt nach Israel, in die Zeit 1000 Jahre vor Christus, wie er die Bibelerzählung und seine eigenen Gedanken verbindet und zu einem Roman werden lässt. Eine neue Erfahrung dabei war für mich die persönliche Anrede an mehreren Stellen.
Hauptsächlich dreht sich der Roman um die Liebe zwischen David und Bathseba, die damit beginnt, dass sie ihm das Leben rettet. Doch da ist auch noch der Soldat Uriah, den sie nach dem Willen ihres Vaters heiraten muss. Ich überlege, ob er wirklich so grausam war, wie er in dem Buch dargestellt wird.
Der ungleiche Kampf zwischen David und Goliath ist wohl den meisten Menschen bekannt. Mir hat besonders gut gefallen, diese Szene so bildhaft beschrieben und mit den fiktiven Gedanken des Autors ausgeschmückt zu erleben.
Ich habe bereits sehr interessiert einige „Bibelthriller“ einer anderen Autorin gelesen. Hier reihe ich gern die Geschichte der Löwin von Jerusalem, Bathseba, ein.
Die historische Landkarte auf den Klappeninnenseiten finde ich sehr hilfreich. Kann ich doch auf einen Blick sehen, wo wir uns in den jeweiligen Situationen befinden. Die Personenübersicht und die Zeittafel am Anfang des Buches sowie Glossar und Nachwort machen das Buch komplett.

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Veröffentlicht am 08.09.2024

Nachdenkenswertes Stück Geschichte

Briefe aus Taipeh
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Als ich „Briefe aus Taipeh“ entdeckte, gingen meine Gedanken gleich zurück zum Weltgebetstag des Jahres 2023, denn das Gastgeberland war damals Taiwan. Im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Weltgebetstags-Gottesdienstes ...

Als ich „Briefe aus Taipeh“ entdeckte, gingen meine Gedanken gleich zurück zum Weltgebetstag des Jahres 2023, denn das Gastgeberland war damals Taiwan. Im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Weltgebetstags-Gottesdienstes habe ich viel über Land und Leute erfahren – und auch über die Geschichte des Landes, deren Bewohner immer noch um die Unabhängigkeit bangen. China ist nicht weit entfernt…

Mit großem Interesse habe ich jetzt die Geschichte einer Familie gelesen, die in einem kleinen Dorf in China beheimatet ist. Fish Wu berichtet, was er aus vielen Gesprächen mit seiner Großmutter erfahren hat, und das nimmt seinen Anfang Ende der 1940er-Jahre.

Zwei Brüder, der eine ein Mann mit Frau und Kindern, der andere alleinstehend, wurden aus politischen Gründen verhaftet und bedroht. Alles wurde ihnen genommen. Der alleinstehende Shen Erchong flüchtet nach Taiwan, während Shen Erya mit seiner Familie in dem kleinen Dorf bleibt.

Fish Wu braucht nicht viele Worte, um die Familiengeschichte zu erzählen. Seine ausdrucksstarken Zeichnungen lassen die ganze Dramatik sprechen, ohne dass es langer Texte bedarf. Mit einer Graphic Novel hat Fish Wu eine Biografie seines Urgroßvaters und -onkels sehr eindrucksvoll und detailliert übermittelt. Das Buch ist erschienen im DIN A4-Format und jedes einzelne Bild spricht für sich.

Hat mich mein erster Eindruck beim anfänglichen Durchblättern noch vermuten lassen, dass die Bilder teilweise „wild und durcheinander“ wirken, so habe ich schnell feststellen können, dass die Zeichnungen den jeweiligen Gegebenheiten genau angepasst wurden.

Sehr dankenswert sind noch die Worte des Autors, mit denen er im Nachwort seine Gedanken zu dem Buch und ebenso seine ganz persönlichen auch mit seiner Leserschaft teilt.

Ich hätte gern noch etwas mehr über das Leben von Shen Erchong in Taiwan erfahren. Doch es waren ja in erster Linie die Erinnerungen der Großmutter, die in diesem Buch erzählt werden.

Auf jeden Fall bin ich froh, wieder etwas mehr über die nicht einfache Geschichte Chinas, auch wenn es in erster Linie „nur“ die einer kleinen Dorfgemeinschaft ist, erfahren zu haben.

Die Geschichte lässt mich nachdenklich zurück. In diesen Zusammenhang passt das von Fish Wu gewählte Sprichwort, das im Nachwort zu lesen ist: „Der Klangkörper eines Musikinstrumentes und der Kolben eines Gewehres stammen oft aus demselben Wald.“

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