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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.03.2020

Mord auf der Nordseeinsel Neuwerk

Tod im Leuchtturm
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Julia Lange hütet über Winter den Neuwerker Leuchtturm, die Einsamkeit ist ihr Recht, da sie seit 30 Jahren ein zurückgezogenes Leben führt, denn damals wurde sie Zeugin eines bis heute ungelösten Verbrechens. ...

Julia Lange hütet über Winter den Neuwerker Leuchtturm, die Einsamkeit ist ihr Recht, da sie seit 30 Jahren ein zurückgezogenes Leben führt, denn damals wurde sie Zeugin eines bis heute ungelösten Verbrechens. Als sie dort tot in der Badewanne gefunden wird, sieht zunächst alles nach Selbstmord aus, was aber eine Freundin von ihr nicht glauben kann, da Julia gerade neue Pläne für die Zukunft geschmiedet hatte. Diese Freundin lässt nicht locker, bis die Polizei Ermittlungen aufnimmt und sich der vermeintliche Selbstmord wirklich als Mord entpuppt....Hat der Fall von damals damit zu tun? Wer hat ein Interesse daran, Julia aus dem Weg zu räumen?
Der Krimi weckte sofort mein Interesse, da er viel Lokalcolorit über Cuxhaven und die vor Cuxhaven liegende Insel Neuwerk versprach. Und das hat er auch! Es geht zu vielen bekannten Plätzen dort, und man bekommt auch viele Hintergrundinformationen, die mir als oftmalige Cuxhavenurlauberin nicht bekannt waren. Besonders die Wattwagenfahrten zwischen Cuxhaven und Neuwerk spielen eine große Rolle, was Sehnsucht nach dem nächsten Urlaub dort entstehen lässt.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht lesbar, es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so dass die Geschichte aus mehreren Blickwinkeln heraus beleuchtet wird und man miträtseln kann, was und wer wohl hinter dem Ganzen steckt. Das hat mir gut gefallen.
Der Krimi fängt zunächst spannend an, als Julia im Leuchtturm über ihr bisheriges Leben sinniert und plötzlich Geräusche hört, die sie sich nicht erklären kann. Danach sinkt die Spannungskurve aber ab, und die langsam vorangehenden Ermittlungen dümpeln vor sich hin, was durch die vielen Szenen, die nicht zum eigentlichen Thema gehören, noch langatmiger wird. Erst in der zweiten Hälfte steigt die Spannung wieder an, so dass das Buch schließlich noch zum Pageturner wurd, da man unbedingt erfahren möchte, was damals passiert ist und was heute so brisant ist, dass gemordet wird.
Mit den Personen bin ich nicht so richtig warm geworden, besonders die Malerin Margo fand ich total überzeichnet. Aber auch die Kommissarin Rike hatte nicht sofort meine Sympathie, denn ich empfand sie als spröde und unfreundlich. Erst allmählich habe ich mich mit ihr angefreundet, da sie ausdauernd und ehrgeizig ermittelt und dann endlich auch mal menschliche Züge zeigt. Auch den neuen Polizeichef fand ich unglaubwürdig, denn so parteiisch wird sich keiner in einer leitenden Position präsentieren, zumondest nicht beim Neueinstieg.
Gefallen hat mir das Buch schon, besonders die vielen lokalen Einflechtungen, die einem Gedanken durch den Kopf jagen wie 'das kenn ich' oder 'da war ich schon mal'. Bei unserem nächsten Cuxhavenurlaub werde ich mich sicher wieder an dieses Buch erinnern. Sternemäßig lege ich mich zwischen drei und vier fest, da mich nicht alles überzeugt hat.

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Veröffentlicht am 01.09.2018

Fremdbestimmung vs. Selbstbestimmung

Die Hochhausspringerin
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In dieser Dystopie geht es um die existentiellen Probleme, die ein extrem fremdbestimmtes Leben mit sich bringen kann.
Julia von Lucadou macht uns bekannt mit Riva Karnovsky, einer Hochhausspringerin, ...

In dieser Dystopie geht es um die existentiellen Probleme, die ein extrem fremdbestimmtes Leben mit sich bringen kann.
Julia von Lucadou macht uns bekannt mit Riva Karnovsky, einer Hochhausspringerin, sehr beliebt und perfekt in ihrer attraktiven Rolle, die sich aber plötzlich aus diesem glamourösen Leben zurückzieht und in Lethargie verfällt. Dann ist da noch Hitomi Yoshida, die für Psy-Solutions arbeitet und durch geeignete Maßnahmen Riva reanimieren soll, damit sie sich wieder dem Highrise Diving zuwendet. Diese Maßnahmen bestehen in erster Linie aus minutiöser Überwachung, die Gründe für den Rückzug herausfinden und geeignete Therapiemöglichkeiten bieten soll.
Schnell wird deutlich, dass in dieser neuen Welt jeder permanent überwacht wird, bis in die Intimsphäre hinein, um die bestmögliche Optimierung der einzelnen Individuen zu gewährleisten, denn nur dann kann die Gesellschaft funktionieren. So wird auch Hitomi immer mehr bewußt, dass auch ihr Leben komplett fremdbestimmt ist, und wenn sie nicht funktioniert wie gewünscht, erfolgt der gesellschaftliche Abstieg, bis hinaus in die Peripherien, wo die Menschen bei ihren Biofamilien selbstbestimmt leben, aber eben nicht vollkommen sind.
Mir scheint es, als gehe es darum, sich zu entscheiden. Was möchte ich, Ruhm und Anerkennung, wobei ich mich dann aber in totale Fremdbestimmung begebe und mich anpasse, quasi meine eigene Persönlichkeit aufgebe. Oder möchte ich ein Individuum bleiben, selbstbestimmt, aber ohne Rückendeckung durch die Gesellschaft?
Offensichtlich ist Riva es leid, vom System vermarktet zu werden und im goldenen Käfig zu leben. Hitomi hingegen schätzt ein solches Leben, merkt aber sehr schnell, wie schwierig es ist, den gesellschaftlichen Ansprüchen dieser neuen Welt zu genügen.
Ein Sympathieträger ist keiner der Protagonisten, denn Hitomi missfällt mir durch ihren Ja-Sager Status, während ich über Rivas Beweggründe wenig erfahre, da der Roman aus Hitomis Sicht geschrieben ist. Ich denke aber, dass Rivas Aufbegehren ihr Wesen aufwertet.
Die Grundidee der Autorin ist lobenswert und in der heutigen Zeit keine reine Utopie mehr. Allerdings muss ich sagen, dass sich in der Umsetzung eine gewisse Langatmigkeit deutlich macht, denn es passiert einfach seitenweise nichts wirklich Neues, auf der einen Seite ständige Lethargie und auf der anderen permanente Überwachung. Besonders im Mittelteil war die Motivation zum Weiterlesen sehr niedrig. Zum Ende hin kam dann wieder deutlich mehr Spannung auf, denn Rivas und Hitomis weiterer Lebensweg wurde aufgezeigt.
Auf jeden Fall bringt einen die Geschichte um Riva und Hitomi zum Nachdenken. Wie ist unsere Rolle in der Gesellschaft und möchten wir daran etwas ändern?

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Was will das Buch mir sagen?

Aus dem Haus
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Dies ist mir bis zum Ende nicht klar geworden. Ich habe mich sehr gefreut, das Buch lesen zu dürfen, denn der Klappentext versprach eine unterhaltsame Auseinandersetzung mit Familienleben, im Speziellen ...

Dies ist mir bis zum Ende nicht klar geworden. Ich habe mich sehr gefreut, das Buch lesen zu dürfen, denn der Klappentext versprach eine unterhaltsame Auseinandersetzung mit Familienleben, im Speziellen und im Allgemeinen. Unter dieser Prämisse habe ich zu lesen begonnen und anfangs wurde ich nicht enttäuscht, denn ich fand das Buch unterhaltsam. Besonders die Wortspiele fand ich sehr gelungen (schockgealtert, todgesund usw.), und die Fähigkeit der Autorin, ellenlange verschachtelte Sätze zu schreiben, die man dennoch versteht, fand ich beeindruckend.
Den etwas merkwürdigen Alltag der leicht schrulligen Mutter fand ich humorvoll beschrieben: die vielen TV-Geräte, die zwar laufen, aber nicht beachtet werden, und eine Frau, die die Nacht zum Tag macht und deshalb ihren Mann oft nicht sieht. Hier könnte ich noch viele Beispiele anfügen, die mich beim Lesen grinsen ließen, denn wer weiß, welche ungewöhnlichen Eigenheiten man sich selber noch zulegt....
Ich fand das Buch durchaus unterhaltsam bis diese immense Aversion gegen Kassel und seine Bewohner einsetzte. Mich verbindet zwar mit Kassel überhaupt nichts, aber diese Gehässigkeit war mir unverständlich. Zunächst habe ich alles mit Einsamkeit der Mutter entschuldigt, die sich im neuen Wohnort erstmal einleben muss. Aber dann weitete sich der Hass auch auf das HAUS aus. Es scheint ein großes und gut ausgestattetes Haus zu sein, trotzdem strahlt es nur Negatives aus, sowohl in den Augen der Mutter, aber nun kommt auch noch die Tochter dazu.
Das Verhalten der Tochter, die übrigens bis zum Schluss 'anonym' bleibt, ist rätselhaft. Einerseits ist sie froh, dem Alltag im HAUS zu entfliehen, als sie anfängt, in Berlin zu studieren. Aber andererseits sucht sie auch immer wieder den Kontakt.
Irgendwann setzte der Punkt ein, an dem ich mich fragte, was das Buch mir denn sagen will und ob ich nicht Zeit verschwende, wenn ich weiterlese. Es wurde zusehends langweilig, trotzdem habe ich bis zum Ende durchgehalten. Aber ich frage mich immer noch, was ich aus dem Buch für mich 'mitnehmen' kann....

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Veröffentlicht am 09.07.2024

Einblicke in das Leben der Agatha Christie

Agatha Christie
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Die famose Krimi-Autorin sollte eigentlich Pianistin werden, da sie gut Klavier spielen konnte und darin ausgebildet wurde. Nur machte ihr das Lampenfieber so zu schaffen, dass die Familie allmählich von ...

Die famose Krimi-Autorin sollte eigentlich Pianistin werden, da sie gut Klavier spielen konnte und darin ausgebildet wurde. Nur machte ihr das Lampenfieber so zu schaffen, dass die Familie allmählich von dieser Idee abkam. Außerdem war es in dieser Zeit üblich, die Töchter so zu verheiraten, dass sie auch ohne eigenes Einkommen ein sorgloses Leben führen konnten und dadurch versorgt waren. Deshalb dreht sich auch gefühlt die Hälfte der Biografie um die Suche nach einem geeigneten Ehemann.
Diesen findet sie schließlich selbst und setzt sich gegen die Bedenken ihrer Mutter durch, heiratet sogar heimlich, weil ihr Ehemann, ein Pilot der Royal Air Force, wieder in den Krieg ziehen muss. Sie hob sich mit Sicherheit von vielen anderen Frauen dieser Zeit ab durch ihren Mut und ihre Entschlossenheit.
Agatha Christie ist 86 Jahre alt geworden, und ich kann mir vorstellen, dass sie ein abwechslungsreiches und interessantes Leben geführt hat, denn sie war eine starke Frau. Leider enden die Einblicke in Mrs Christies Leben in diesem Buch schon sehr früh, nämlich Ende der 20er Jahre, nachdem ihre Mutter verstorben ist, zu der sie eine sehr intensive und freundschaftliche Beziehung hatte. Ihr Tod hat sie stark getroffen, aber ihre Stärke lag darin, weiter zu machen.
Gern hätte ich mehr erfahren über ihre zweite Ehe und ihre produktiven Zeiten als Kriminalromanschriftstellerin. So erscheinen mir die vielen Dialoge zwischen Agatha und ihrer Mutter, in denen es um Tanzveranstaltungen, potentielle Ehemänner und Wohlverhalten in der Gesellschaft geht, ziemlich langatmig und ohne großen Aussagewert. Zwar ist dies auch unterhaltsam und informativ, denn man erhält viele Einblicke in die damalige Zeit, aber dies ist eben nur ein Teilbereich in Agathas Leben.
Der Schreibstil der Autorin ist anschaulich und angenehm zu lesen. Sie bedient sich des Perspektivenwechsels, mal erfährt man als Leser mehr über Agatha nach dem Tod ihrer Mutter, dann wiederum kehrt man zurück in ihre Kindheit und Jugend.
Alles in allem hat mich das Buch zwar unterhalten, aber mir erscheint es irgendwie unvollständig, weil ich einfach gern mehr über Agathas späteres Leben erfahren hätte.

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Veröffentlicht am 21.05.2024

Cosy Crime an der Nordsee

Tödliche Tide in St. Peter-(M)Ording (St. Peter-Mording-Reihe 3)
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Zunächst möchte ich das Cover loben, denn es präsentiert auf anziehende Weise viele Elemente, die man mit einem Nordseeurlaub verbindet, wobei im Zentrum das Deichschaf steht. Niedlich!
Inhaltlich geht ...

Zunächst möchte ich das Cover loben, denn es präsentiert auf anziehende Weise viele Elemente, die man mit einem Nordseeurlaub verbindet, wobei im Zentrum das Deichschaf steht. Niedlich!
Inhaltlich geht es um den Mord an einem bekannten Schauspieler, Titus Frank, der zu einer Filmcrew gehört, die z.Zt. in St. Peter Ording einen Film dreht.
Viel Lokalkolorit schmückt diesen Softkrimi, für jeden, der schon einmal in diesem Ort Urlaub gemacht hat, sicher interessant und anziehend. Der Schreibstil ist einfach und flüssig, so dass sich das Buch zügig lesen lässt.
Allerdings muss man sagen, dass die Krimihandlung nur so nebenbei abläuft, denn im Vordergrund stehen die Familiengeschichten der beiden ermittelnden Polizisten Fred und Ernie. So erfahren wir viel über deren Essgewohnheiten, ihre Vorlieben und die jeweilige Familienstruktur, nur die Spannung lässt zunächst auf sich warten. Erst ab Kapitel 4, als der Mörder zum ersten Mal aus seiner Perspektive erzählt, setzt sie langsam ein, denn man überlegt, auf wen die Hinweise wohl zutreffen könnten. Das Miträtseln kann beginnen, denn nach und nach erfährt man mehr über den Täter. Recht bald kann man bereits einige Verdächtige ausschließen, und die gesuchte Figur kristallisiert sich heraus.
Die Charaktere sind gemütlich, freundlich und sympathisch und spiegeln eine heile Welt wider. Das wirkt mir alles zu klischeehaft, denn das Leben ist nicht so, auch nicht an der Nordsee. Das Berufsleben von Fred und Ernie, und auch das von Ernies Schwester Ilva und deren Freundin, beide Lehrerinnen, läuft auch problemlos ab. Nette Schüler, nette Kollegen....Es gibt keine Stresssituationen, irgendwie sehr realitätsfern. Es gibt höchstens mal Bauchschmerzen, aber auch hier erahnt man schnell die Ursache.
Sehr irritierend fand ich, dass die Polizisten ihre Ermittlungsaufgaben zeitweilig an Familienangehörige abgeben, was im realen Leben eindeutig zu einem Disziplinarverfahren führen würde. Auch weiß die ganze Familie über den Ermittlungsstand Bescheid, es wird einfach alles ausgeplaudert. Im realen Polizeidienst könnte das ein Grund für einen Rauswurf sein.
Somit ist dieses Buch eine entspannende Urlaubslektüre, mich hat es leider nicht fesseln können, aber für diejenigen, die auf harmlose Familiengeschichten stehen, sicher unterhaltend.

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