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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2024

Wohlfühlroman it historischem Hintergrund auf Madeira

Der Ruf des schwimmenden Gartens
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Sofie stammt aus Bremen und hat in Zürich Medizin studiert. 1914 war das nur in der Schweiz für Frauen möglich. Durch Richard, einen Geschäftspartner ihres Vaters, gelangt sie nach Madeira. Doch das Krankenhaus, ...

Sofie stammt aus Bremen und hat in Zürich Medizin studiert. 1914 war das nur in der Schweiz für Frauen möglich. Durch Richard, einen Geschäftspartner ihres Vaters, gelangt sie nach Madeira. Doch das Krankenhaus, das die deutsche Minderheit dort angeblich schon fast fertig gebaut hat, ist noch lange nicht fertig. Und es scheint mehr im Argen zu liegen als gedacht. Sofie findet Arbeit und lernt Richards Bruder Ludwig kennen, einen Schriftsteller, der so ganz anders tickt als sein Bruder. Musisch, künstlerisch interessiert, dabei handfest und sprachgewandt hilft er ihr Dinge aufzudecken, mit denen sie so nicht gerechnet haben.

Haigh thematisiert einen versuchten Putschversuch der deutschen Minderheit auf Madeira. Die Insel gehörte zwar damals auch schon zu Portugal, unterstand allerdings auch dem Commonwealth. Die Briten arbeiteten mit allen Nationen gut zusammen und Sofie findet Arbeit im Allgemeinen Krankenhaus unter Engländern. Und bemerkt immer mehr Merkwürdigkeiten seitens Richards Familie bei der sie wohnt. Dazu kommt noch ein Waisenjunge, den sie am Hafen kennenlernte.

Anfänglich dachte ich, es sei eine Liebesgeschichte auf Madeira im historischen Gewand. Aber es steckt deutlich mehr dahinter. So langsam schraubt sich auch die Spannung ab der Mitte zum Ende hin höher. Dennoch ist es eher ein Wohlfühlroman mit historischem Hintergrund, der deutsche Kolonialfantasien noch Anfang des 20. Jahrhunderts mit aufs Korn nimmt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2024

Lesenswert

Kein Land in Sicht
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Sarah Peters ist Kriminalkommissarin und ermittelt in einem sehr verzwickten Fall undercover. Dazu gehört eine Reise auf einem Kreuzfahrtschiff, etwas, dass Peters sonst eigentlich nicht liegt. Aber nun ...

Sarah Peters ist Kriminalkommissarin und ermittelt in einem sehr verzwickten Fall undercover. Dazu gehört eine Reise auf einem Kreuzfahrtschiff, etwas, dass Peters sonst eigentlich nicht liegt. Aber nun wacht sie in einer Kabine auf und kann sich an nichts erinnern. Weder, wer sie ist noch warum sie auf so einem Schiff unterwegs ist. Als ihre Erinnerung wiederkehrt, wird es für sie immens gefährlich. Sie ist einem Verbrecherring auf der Spur und weiß nicht, wem sie trauen kann. Das betrifft auf Kollegen ihres Teams.

So ein Hotelschiff bietet viele Möglichkeiten sich zu verstecken bei allerdings stark begrenztem Platz und vielen Menschen auf engem Raum. Die Zeit der Reise bietet eine zusätzliche Grenze innerhalb derer etwas herausgefunden werden muss. Und erhöht die Spannung ungemein. Dazu kommt, dass die Figuren sehr gut gezeichnet sind. Teilweise sehr verzweifelt, oft auch abgrundtief böse oder sehr unanständig im Verhalten und Charakter. Ihr Kollege kämpft um sein Leben. Und die Geschichte dahinter, das Miträtseln können ist super, atmosphärisch dicht. Lesenswert!

Veröffentlicht am 15.10.2024

Sehr lesenswert!

Die Farben des Winters
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Nova Sarri ist Grafikerin in Hamburg und hat Vorfahren im nordschwedischen Lappland. Ihr Vater starb dort schon vor zwanzig Jahren, weswegen sie verwundert ist, als ein Notar sie zur Testamentseröffnung ...

Nova Sarri ist Grafikerin in Hamburg und hat Vorfahren im nordschwedischen Lappland. Ihr Vater starb dort schon vor zwanzig Jahren, weswegen sie verwundert ist, als ein Notar sie zur Testamentseröffnung in den hohen Norden bittet.

Sie ahnt nicht, dass sie sich auf eine Reise zurück zu ihren Wurzeln begibt und sich ein Geheimnis aufblättern wird.
Die Autorin lebt selbst mehrere Monate pro Jahr in Lappland und kennt sich dort aus. Man kann die Stille, den Schnee und die Dunkelheit förmlich beim Lesen spüren. Auch die Menschen und ihre Lebensart kann man nachempfinden, soweit das überhaupt möglich ist. Sie beschreibt durch ihre Figur die Traditionen und Kultur der Samen. Denn Nova erinnert sich an die Ferien bei ihrem Vater in Lappland und wieder dort im hohen Norden zu sein, das macht etwas mit ihr. Sie kommt von Beginn an sehr sympathisch rüber. Ihr Partner Leo ist der Gegenpol, zu ihr selbst wie zur Landschaft und den Samen. Kein Rüpel, aber nahe dran. Ihm ist die Gegend zu unwirtlich, zu kalt, zu schneeig und viel zu dunkel und still. Die Samen sind ihm nicht geheuer. Ich kann beide verstehen, mochte Nova jedoch lieber als Leo. Und auch die samischen Figuren sind nicht ohne und gut beschrieben. Sie sind mit anscheinend wenig sehr zufrieden und haben doch so viel mehr als man gemeinhin meint.
Ein sehr anregender, berührender Roman, der das Motto „weniger ist mehr“ mit Leben füllt und mit viel Wärme, gerade in dieser unwirtlichen Landschaft. Lesenswert!

Veröffentlicht am 15.10.2024

Lesenswerter Krimi

Nordlicht - Das kalte Grab
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Erst ist man als Lesende Zeuge, wie ein teures Auto gestohlen wird. Und das es unschlau ist, sein Auto mit dem Keyless-System auszustatten. Vor allem, wenn man dieses nicht deaktiviert. Am nächsten Tag ...

Erst ist man als Lesende Zeuge, wie ein teures Auto gestohlen wird. Und das es unschlau ist, sein Auto mit dem Keyless-System auszustatten. Vor allem, wenn man dieses nicht deaktiviert. Am nächsten Tag werden die Eigentümer dieses Fahrzeugs geknebelt tot in ihrem dänischen Haus gefunden.

Ich freue mich immer über einen neuen Krimi mit den beiden Ermittlerteams aus Sonderburg und Flensburg. Über den ruhigen Rasmus Nyborg und die pfiffige Vibeke Boisen und die anderen in ihren Teams.
Dieses Mal liegt das Mordmotiv in der Vergangenheit, im Schneewinter 1978/79, und der eine, aktuelle Tote ist jemand, der viele Feinde hatte. Viele Menschen hatten offenbar viele Gründe gehabt ihn ins Jenseits zu befördern. Warum auch seine Frau dran glauben musste, bleibt lange ein Rätsel. Ebenso, was eigentlich dahinter steckt. Die Ermittler müssen in der Vergangenheit graben und die Art, wie sie auf die Lösung kommen und miteinander umgehen, ist wie immer großartig. Sehr fesselnd und so, dass man automatisch miträtselt, wie was zusammenhängen könnte. Und die Rahmenhandlungen lockern angenehm auf.

Veröffentlicht am 15.10.2024

Finster und unglaublich gut erzählt

Das zweite Kind
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Mitten in der Toskana wird nachts ein nackter, unterkühlter, kleiner Junge aufgegriffen. Er erzählte, dass er einem grausamen Mann entkommen konnte. Ein paar Tage später geschieht in Bologna das Gleiche. ...

Mitten in der Toskana wird nachts ein nackter, unterkühlter, kleiner Junge aufgegriffen. Er erzählte, dass er einem grausamen Mann entkommen konnte. Ein paar Tage später geschieht in Bologna das Gleiche. Der Krimi ist kein Thriller, aber nichts für schwache Nerven.

Valentina Medici ermittelt einer Spezialeinheit. Man erfährt unter anderem, dass der zweite Junge dem ersten zum Verwechseln ähnlich sah. Fast wie ein Zwilling und beide in einem Transporter entführt wurden. 700 Seiten lesen sich ziemlich zügig durch, obwohl der Krimi mit teils sehr detaillierten Beschreibungen aufwartet. Und die betreffen zum Teil die Polizeiarbeit aber auch die Frage, was den oder die Täter antreiben könnte. So gelangt auch eine finstere, psychologische Seite hinein. di Franchi arbeitet selbst als Kommissar und kennt die Arbeit, die er genauestens beschreibt. Das ist auch das einzige Manko, das ich bei diesem Krimi empfinde. Alles andere ist sehr gut zusammengesetzt. Der Krimi ist vielschichtig. Frühere Fälle werden beleuchtet und mit dem aktuellen Fall kombiniert, aber auch gezeigt, wie die Polizei so etwas angeht. Das eine führt in wahrhafte Abgründe, das andere ist sehr interessant. Beides zusammen ergibt eine Mischung von der ich kaum die Finger lassen konnte. Und nein, es ist eindeutig kein Krimi für abends oder gar um ihn vor dem Einschlafen zu lesen.
Am Ende wird es knallhart und extrem spannend.