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Veröffentlicht am 15.10.2024

Es muss nicht immer das Highlight des Jahres sein

Wie man einen Prinzen tötet
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Als ich durch die Neuerscheinungen stöberte, fiel mir „Wie man einen Prinzen tötet“ direkt ins Auge. Der Titel allein hat mich schon zum Schmunzeln gebracht, und ich wusste sofort: Dieses Buch muss ich ...

Als ich durch die Neuerscheinungen stöberte, fiel mir „Wie man einen Prinzen tötet“ direkt ins Auge. Der Titel allein hat mich schon zum Schmunzeln gebracht, und ich wusste sofort: Dieses Buch muss ich lesen, ob es mich aber auch überzeugen konnte?

Von Prinzessinnen, Knochenhunden und einem diabolischen Huhn
Protagonistin muss den bösen, bösen Prinzen/König/Tyrannen etc. töten. Das klingt erstmal nach ziemlich typischer YA-Fantasy. Dementsprechend war ich beim Starten des Buches zwar neugierig, hatte aber auch nicht viel mehr Erwartungen, als bestenfalls unterhaltsame, aber typische YA Kost zu bekommen. Doch schnell kam die erste Überraschung: Protagonistin Marra ist nicht die erwartete Teenager Prinzessin, sondern eine Frau, Anfang dreißig. Das war unerwartet, freute mich aber sehr, denn Frauen jenseits der 25 sind noch immer viel zu selten im Fantasygenre vertreten.
Allgemein war Marra auch eine Protagonistin, die ich sehr mochte. Zwar ist sie, da sie recht isoliert erst im Palast und später im Kloster aufgewachsen ist, etwas naiv und weltfremd, doch ihre Bodenständigkeit machte das wieder wett und ich hatte wirklich Spaß dabei, an ihrer Seite die Geschichte zu verfolgen.

Überhaupt haben mir die Charaktere in diesem Buch außerordentlich gut gefallen. Auf dem Weg, den Prinzen zu töten, schließen sich Marra einige skurrile Gefährten an. Ich kann gar nicht so viel über sie erzählen, ohne Wichtiges vorwegzunehmen, aber so viel sei gesagt: Sie alle sind sehr individuell und ein großer Pluspunkt der Geschichte ist es, wie die einzelnen Charaktere miteinander agieren. Und das Huhn! Das Huhn ist definitiv auch ein Pluspunkt!

Ein weiterer Aspekt, der mir an dem Buch gut gefallen hat, ist der Humor. Trotz mitunter düsterem Setting ergibt sich gerade aus der Gruppendynamik heraus so einige amüsante Dialoge und absurde Situationen, die mich prächtig unterhalten haben.
Was die Handlung angeht, so kann man es in einem Wort zusammenfassen: solide. Die Geschichte zog mich jetzt nicht so in ihren Bann, dass ich atemlos jede Seite umblätterte, aber sie ist trotzdem gut gemacht und das Ende rund. Kein Highlight, aber zufriedenstellend

Fazit:


An Wie man einen Prinzen tötet, gefiel mir vor allem die Charaktere, einschließlich der Protagonistin, sowie der trotz düstere Themen gelungene Humor. Das Buch mag jetzt kein Lieblingsbuch auf Lebenszeit geworden sein, aber alles in allem hat es mich prima unterhalten und ich habe keinen Kritikpunkt, der einen ganzen Punkt Abzug rechtfertigen würde.

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Diese Rezension erschien zuerst auf meinem Blog: Miss Pageturner. Folgt mir dort um meine Rezensinen mit zusätzlichem Coververgleich Deustch/Original, aktuelle Neuerscheinugen-Übersichten und andere Artikel imer zuerst zu lesen.

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Veröffentlicht am 04.01.2024

Eine medizinische Disziplin, geboren aus den Schützengräben

Der Horror der frühen Chirurgie
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Lidsey Fitzharris nahm mich schon mal mit Der Horror der frühen Medizin mit, auf eine abenteuerliche Reise durch die Medizingeschichte (und ließ mich mehr als dankbar sein, im Zeitalter von Desinfektionsmittel, ...

Lidsey Fitzharris nahm mich schon mal mit Der Horror der frühen Medizin mit, auf eine abenteuerliche Reise durch die Medizingeschichte (und ließ mich mehr als dankbar sein, im Zeitalter von Desinfektionsmittel, Penicillin und anderen Antibiotika zu leben). Daher war ich sehr neugierig auf ihr neustes Buch, in dem es dieses Mal um die Anfänge der plastischen Chirurgie geht.

Eine Disziplin, geboren aus dem Terror des 1. Weltkrieges
"Ab dem Moment, als an der Westfront das erste Maschinengewehr ratterte, stand eines fest: Die Fortschritte in der Militärtechnologie stellten die Medizin vor ungeahnte Herausforderungen."
(Der Horror der frühen Chirurgie von Lindsey Fitzharris, Suhrkamp Verlag, 2022, S. 17)

Wenn man Plastische Chirurgie heutzutage hört, denken die meisten Menschen zuerst an Brustvergrößerungen, Fettabsaugungen, Lippen aufspritzen und Hautstraffungen, kurz an Schönheitsoperationen. Die Medizin im Dienst des schönen Scheins. Doch die Anfänge dieser Fachdiszplin liegen ganz woanders, an einem Ort der in etwas so weit weg von Schönheit war, wie das Ende der Milchstraße von unserer Erde, nämlich in den Schützengräben des 1. Weltkrieges. Als das Töten und Verstümmeln von Menschen zur automatisieren, technisierten Wissenschaft wurde, verloren tausende Soldaten auch dann ihr Leben, wenn sie nicht starben, nämlich vor allem dann, wenn Kugeln und Granatenspliter ihnen die Gesichter zerfetzten und zerstörten. Diese “Entstellten” stießen in der Heimat zumeist auf Ekel, Verachtung und Angst, wie es Autorin Lindsey Fitzharris treffend in ihrem Prolog beschreibt:

"Anders als Amputierte wurden Männer mit entstellten Gesichtern nicht unbedingt als Helden gefeiert. Während ein fehlendes Bein Respekt und Mitgefühl auslöste, rief ein zerstörtes Gesicht häufig Ablehnung oder sogar Ekel hervor. […] Gesichtsverstümmelte Soldaten lebten nach der Heimkehr aus dem Krieg oft in selbstgewählter Isolation vor der Gesellschaft. […] Die Leben der betroffenen Soldaten waren oft so zerstört, wie ihre Gesichter. Ihrer Identität beraubt, wurden sie zum abschreckenden Symbol einer neuen mechanisierten Form der Kriegsführung […] die tragischsten aller Kriegsopfer, fremd sogar sich selbst."
(Der Horror der frühen Chirurgie von Lindsey Fitzharris, Suhrkamp Verlag, 2022, S. 22ff.)

Und diesem Leid versuchte der Chirurg Harold Gillies etwas entgegen zu setzten, indem er in kürzester Zeit die plastische Chirurgie um Meilen voranbrachte. Er rekonstruierte Nasen, schloss Löcher und Krater in Wangen, stellte ganze Kiefer wieder her und gab den Soldaten damit wieder eine Identität und auch wenn nicht immer alles perfekt lief, immerhin arbeitete er nahezu immer experimentell mit neuen Techniken, gab er ihnen vor allem eins: Hoffnung.

Lindsey Fitzharris hat ihr Handwerk verbessert
Kommen wir zum Literarischen. Wie bereits erwähnt, ist dies nicht meine erstes Buch von Lindsey Fitzharris. Ihr Debütwerk, Der Horror der frühen Medizin fand ich sehr spannend, aber man merkte schon, dass es ein Erstlingswerk von jemanden ist, der bisher viel wissenschaftlich gearbeitet hat. In dem Buch neigte Fitzharris zum Abschweifen, was damals mein Grund für einen Punkt Abzug war. Mit dieser Kritik war ich auch nicht allein und ich habe mich sehr gefreut, dass die Autorin sich diesen öfters genannten Kritikpunkt offenbar zu Herzen genommen hat, denn über Der Horror der frühen Chirurgie kann ich nur sagen: Es ist on point!

Fitzharris schreibt weiterhin sehr mitreißend und unterhaltsam und dieses Mal bleibt der Fokus stets auf Harold Gillies, sein Schaffen und seine Patienten. Natürlich gibt es ergänzende Informationen zum 1. Weltkrieg und speziell der Versorgung der Verletzten, aber diese Hintergrundinformationen sind bei diesem Buch meinem Gefühl nach immer wirklich nützlich und informativ und ergänzen die Aussagen, statt abschweifend zu wirken. Wirklich eine tolle Verbesserung.

Gleichzeitig bleibt die Autorin bei dem, was sie auch schon in ihrem Debütwerk großartig gemacht hat: Fakten und Medizingeschichte spannend erzählen. Indem sie Einzelschicksale beleuchtet und mit zahlreichen Tagebucheinträgen, Briefe etc., ergänzt, liest sich dieses Buch sehr bewegend. Es ist unvorstellbar, zu welchen Grausamkeiten Krieg führt, welches Leid selbst diejenigen widerfährt, die nicht im Schützengraben ihr Leben ließen. Fitzharris scheut sich nicht, diese absurde Brutalität ungeschönt zu schildern. Daher ist das Buch definitiv nichts für schwache Nerven und ich bin überzeugt, selbst die hartgesottesten ThrillerleserInnen und SplatterfimliebhaberInnen werden hier schlucken müssen, denn als LeserIn weiß man ja, das hier war real. Die im Buch erwähnten “Vorher-nachher” Fotoaufnahmen lassen sich problemlos finden (suchen auf eigene Gefahr) und es läuft einem eiskalt den Rücken herunter, was Menschen anderen Menschen antun können.
Doch das Buch ist nicht nur düster und traumatisch, an vielen Stellen zeigt es auch immer wieder Lichtblicke und Momente der Hoffnung. Das Engagement, mit dem sich Harold Gillies und sein gesamtes Klinikpersonal für ihre Patienten einsetzten, ist inspirierend und zeigt einmal mehr, dass wir alle den Leuten in medizinischen Berufen unseren größten Respekt schulden (und Arbeitgeber mehr Lohn!)

Abschließend bleibt mir nur zu sagen: Ihr mögt Sachbücher? Dann lest dieses Buch. Ihr mögt keine Sachbücher? Dann probiert es mit diesem Buch. Ich jedenfalls freue mich jetzt schon sehr auf Lindsey Fitzharris drittes Buch, dass im Oktober im Original erscheinen wird und in dem es anscheinend um Seuchen und Pandemien geht und hoffe inständig, dass auch dieses übersetzt werden wird.


Fazit:


Mein Monatshighlight im Mai! Der Horror der frühen Chirugie ist ein großartiges Sachbuch über ein düsteres, aber für die Betroffenen lebensveränderndes Kapitel der Medizingeschichte. Fesselnd erzählt, aber Thema bedingt nichts für schwache Nerven. Eine Sachbuchempfehlung für alle, die Sachbücher nicht mögen, es aber trotzdem mal mit einem probieren möchten.

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Veröffentlicht am 26.05.2023

Klassisch Gut

Mit leeren Augen
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Dieser Horror Einteiler fiel mir sofort beim Durchsehen des Splitter Programms ins Auge und wanderte sofort auf meine Must-Have Liste. Als der Comic mich erreichte, war ich überrascht, dass sogar ein fetter ...

Dieser Horror Einteiler fiel mir sofort beim Durchsehen des Splitter Programms ins Auge und wanderte sofort auf meine Must-Have Liste. Als der Comic mich erreichte, war ich überrascht, dass sogar ein fetter roter “ab 18” Sticker drauf prangte, was mich nur noch neugieriger werden ließ und dazu führte, dass ich den Comic sofort nach auspacken zu lesen begann.

Sie haben Hunger…
Die Handlung dieses Horrorcomics ist schnell erzählt: In einem Waisenhaus zur Zeit des 1. Weltkrieges sind die drei Kinder Maurice, Ofelia und Otto die letzten Überlebenden. Auf sich allein gestellt, finden sie nur eine grausige Nahrungsquelle: Menschenfleisch. Während Maurice, dessen Idee das war, sich immer mehr an das dadurch erhaltene Machtgefühl berauscht und Ofelia zur innerlich abgestumpften Mitläuferin geworden ist, kann der jüngste, Otto, dieses Leben nicht mehr lange ertragen. Zuflucht findet er bei den alten, gesprungenen Porzellanpuppen, die ihm Angst machen und trösten zugleich. Was Otto noch nicht weiß: Auch die Puppen haben einen Plan…

Worüber ich bei diesem Comic zuerst reden möchte, ist der eindrucksvolle Zeichenstil von Juan Manuel Tumburu. Der Künstler arbeitet rein digital, das erkennt man an den weichen Verläufen in den Gesichtern und Hintergründen, die man so mit realen Pinseln oder Stifte nicht erreichen kann, aber das sei jetzt nur als Anmerkung, keine Kritik. Ich finde es völlig legitim und genauso künstlerisch, wenn man sich für ein digitales Medium entscheidet, wie für Tusche, Öl oder Aquarell. Was zählt, ist das Ergebnis und hier braucht sich Juan Manuel Tumburu wahrlich nicht zu verstecken. Seine Linien sind weich, fast zart, ein Stil, den man bei Kinderbüchern schon häufiger gesehen hat, was einen interessanten Kontrast zu dem Horror/Gore-Motiv des Comics schafft (ein Eindruck, der durch das florale Vorsatzpapier nur verstärkt wird). In der Kolorierung hingegen fährt der Künstler dann alles auf, was die Farbpalette an Tristesse, Melancholie, Dreck und Blut herzugeben hat, sodass man trotz weicher Linienführung immer die passende Atmosphäre für die grausame Handlung hat.

In Bezug auf die Handlung finden wir hier klassische Horrorelemente: Gruslige Kinder, noch grausigere Puppen und eine Fokussierung auf Augen. Auch die Handlung folgt genretypischen Muster, mit zunächst ruhigerem Start, unterbrochen von einzelnen Schockmomenten, die in eine Eskalation gipfeln. Doch nur weil etwas althergebracht ist, muss es ja nicht schlecht sein. Es hat ja seine Gründe, warum sowas seit Ewigkeiten funktioniert und so mag Mit leeren Augen zwar nicht das Rad neu erfinden, macht aber dafür ziemlich Spaß zu lesen. Und völlig ohne eigene Ideen ist das Duo ja auch nicht. Besonders die Puppen fand ich gut gelungen, da sie sich nicht dem typischen Chucky/Anabelle Muster entsprechend verhalten. Was genau sie von diesen unterscheidet, verrate ich euch aber nicht. Auch das Weltkrieg-Setting hebt den Comic von anderen ab, denn die übernatürlichen Aspekte mal beiseite gestellt, fällt es einem nicht schwer zu glauben, dass eine so ähnliche Geschichte tatsächlich stattgefunden haben könnte (dass es aufgrund der Notlage, sowohl im Ersten, als auch im Zweiten Weltkrieg zu Kannibalismus kam, ist belegt). Das führt dazu, dass auch nach dem Lesen ein beklemmendes Gefühl bleibt und einen die kurze Geschichte nicht so schnell wieder loslässt.

Fazit:


Mit leeren Augen beeindruckt visuell mit tristester Farbpalette und einem ansprechenden Kontrast zwischen weichen Zeichnungen und der dargestellten Brutalität, während die Handlung bewährte Horrorelemente gelungen verknüpft. Ein rundum unterhaltsamer Horrorcomic.

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Veröffentlicht am 22.04.2023

Ein weiterer toller Roman aus dem Avatar Universum

Die Avatar-Chroniken: Der Aufstieg von Yangchen
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Nachdem ich im Januar Der Schatten von Kyoshi gelesen hatte, war ich wieder so richtig im Avatarfieber und freute mich darauf, gleich mit Avatar Yangchen weiterzumachen, umso mehr, da diese in dem genannten ...

Nachdem ich im Januar Der Schatten von Kyoshi gelesen hatte, war ich wieder so richtig im Avatarfieber und freute mich darauf, gleich mit Avatar Yangchen weiterzumachen, umso mehr, da diese in dem genannten Kyoshi Band einen kurzen Auftritt hatte und überhaupt immer wieder verehrend erwähnt wurde. Da war meine Neugierde und Vorfreude natürlich groß, endlich ihre Geschichte kennenzulernen.

Team Avatar Widerwillen
Avatar Yangchen. Schon während der Zeit ihres Nachfolgers Kuruk galt sie als Legende, ein Ruf, der über die Jahrzehnte darüber hinaus nur wuchs, sodass sie zu Kyoshis Zeiten schon als eine der größten Avatare aller Zeiten verehrt wurde. Ich war also sehr gespannt darauf zu erfahren, wie die Anfänge dieser legendären Frau waren.
Gleich am Anfang wird bereits ein Unterschied zu den Avataren, die wir schon kennenlernen durften, deutlich: während Kyoshi und auch Aang aufwuchsen, ohne zu wissen, dass sie der Avatar sind und nach dieser Enthüllung sich erst mit dieser Rolle zurechtfinden mussten, weiß Yangchen bereits von klein auf wer sie ist und was für eine Verantwortung sie trägt. Diese frühe Erkenntnis prägt maßgeblich ihren Charakter. Das heißt nicht, dass Yangchens es leichter hat, oder dass sie sofort der perfekte Avatar ist, aber es lässt sie doch deutlich anders denken und agieren, als zum Beispiel Kyoshi. Es hat auch zur Folge, dass Yangchen mit Beginn der Kernhandlung des Buches bereits reifer, entschlossener und gefestigter in ihrem Charakter wirkte, als Kyoshi, deren mangelnde Charakterentwicklung mein Hauptkritikpunkt an Die Schatten von Kyoshi war. Nachdem ich grade Kyoshis rumgeeiere gelesen hatte, fand ich Yangchens Entschlossenheit, Fokussiertheit und Wille so viel einnehmender und angenehmer. Das ist aber auch Geschmackssache bez. liegt vielleicht auch an meinem Alter, dass ich mit einer zumindest im Verhalten reiferen, überlegt handelnden Protagonistin mehr anfangen kann, als mit einem hitzköpfigen Teenager, der noch nicht so recht in die eigene Rolle passen will.

Yangchen konnte mich also schnell für sich einnehmen und auch über die ganze Länge des Buches hinweg überzeugen. Das einzige, was man vielleicht kritisieren könnte ist, dass es ruhig mehr Parts aus ihrer Perspektive hätte geben können. Womit wir bei Kavik werden, der neben Yangchen ebenfalls ein Protagonist darstellt, anders kann mane s nicht nennen, wo es mindestens genauso viele Kapitel aus seiner, wie aus Yangchens Sicht gibt. Auch wenn ich gerne noch mehr von Yangchen erfahren hätte, mochte ich auch Kaviks Perspektive. Er ist ein interessanter Charakter, deutlich ernster als andere Charaktere, die wir vom Wasserstamm kennen, wobei seine Art aber gut nachvollziehbar ist in Angesicht seiner Hintergrundgeschichte. Sehr gut gefallen hat mir auch die (widerwillige) Dynamik zwischen Kavik und Yangchen und das Tempo, in dem sich das Verhältnis der beiden entwickelt. Da ist man nicht gleich nach der ersten Gefahrensituation, die zusammen bewältigt wurde, Best Friends.

Etwas ist faul im Erdkönigreich
Auch die Handlung konnte mich wieder mehr überzeugen, als bei Die Schatten von Kyoshi. Auch hier muss wieder eine Verschwörung aufgedeckt werden und es geht viel um Intrigen, Machtkämpfe und Diplomatie, im Gegensatz zum Kyoshiband wirkt das alles hier aber strukturierter und Team Avatar eierte weniger planlos durch die Gegend, wodurch die ganze Handlung gleich viel mehr Spaß machte. Nur die Auflösung rund um die “Geheimwaffe” war nicht so meins, wobei ich das eher als Geschmackssache verbuchen würde (Ich mochte diese Art von “Waffe” schon in der Serie nicht besonders).
Ansonsten fand ich die Einbindung in den Kanon wieder ganz gut gelungen. Besonders gefreut habe ich mich darüber, mehr über das Alltagsleben der Luftnomaden zu erfahren und hoffe auf noch mehr Einblicke in das Leben der Mönche und Nonnen vor dem hundertjährigen Krieg im Folgeband.

Fazit:


Dieser neue Roman aus dem Avatar Universum konnte mich auf ganzer Linie überzeugen. Ich mochte sowohl Yangchen, als auch Kavik sehr gerne und genoss es, mehr über die Luftnomaden erfahren zu haben. Ich freue mich jetzt schon auf Band zwei!

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Veröffentlicht am 23.01.2023

Mein Jahreshighlight 2022

Die Stadt ohne Wind
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Dieses Buch fand ich beim Erscheinen zwar nicht gänzlich uninteressant, auf meine Wunschliste ist es aber erst gerückt, als ich die ersten begeisterten Meinungen dazu las. Da es aber dadurch sozusagen ...

Dieses Buch fand ich beim Erscheinen zwar nicht gänzlich uninteressant, auf meine Wunschliste ist es aber erst gerückt, als ich die ersten begeisterten Meinungen dazu las. Da es aber dadurch sozusagen ein “nachgerückter” Buchwunsch war, hatte ich gar nicht so große Erwartungen als ich begann und wurde dadurch positiv überrascht.

Eine Stadt aus Türmen, Kanälen und Magie
Was mich ziemlich schnell in seinen Bann gezogen hat, war das Worldbuilding, speziell die Stadt Hyperborea. Die Stadt, die unter einer Kuppel sich vor der rauen Außenwelt schützt und in der daher niemals Wind weht, besteht aus etlichen Türmen, die sich in verschiedene Ebenen gliedern, verbunden sind diese durch ein ausgeklügeltes System von Kanälen, welche sowohl als “Straßen”, als auch als Wasserversorgung dienen. Wie so oft herrscht ein strenges Klassensystem, die oberen Ebenen, die logischerweise durch die Fließrichtung von Wasser, das sauberste Wasser haben, sind den Reichen und Magiern vorbehalten, nach unten hin wird es immer dreckiger bis auf dem Boden nur noch eine eklige Brühe ankommt und die Ärmsten er Armen im ewigen Schatten der Türme leben müssen.

Eine Stadt aus Türmen ist zwar in der Fantasywelt nicht gänzlich neu, die Autorin haucht Hyperborea aber mit vielen detailverliebten Ideen ein ganz eigenes, individuelles Leben ein. So bewegt man sich auf den Kanälen zum Beispiel mit riesigen Schildkröten fort, wobei es da je nach Geld auch verschiedene “Modelle” gibt, von der Moosbedeckten, bis hin zur Vergoldeten. Solche individuellen Details fand ich großartig und zusammen mit einem Schreibstil, der dem/die Leser/in die Stadt bildhaft vor Augen führt, ohne sich in Beschreibungen zu verlieren war es ein echter Genuss zusammen mit Arka diese Stadt zu erkunden.
Ein weiterer Aspekt, den ich im Worldbuilding sehr spannend fand, war, dass Hyperborea kulturell und politisch an das byzantinische Reich angelehnt war. Das habe ich auch noch nicht so häufig erlebt. Vom römischen Reich oder den Griechen inspirierte Fantasywelten, ja, sehr geläufig, Byzanz jedoch stand bei dem, was ich bisher gelesen habe, noch nicht oft Pate.
Und zu guter Letzt in Sachen Worldbuilding, konnte mich auch das Magiesystem überzeugen. Wie dieses funktioniert erfährt man dadurch, dass Arka Unterricht erhält im Verlauf der Handlung ganz gut und es ist ein durchdachtes System, dass auch Grenzen hat. Das gefällt mir immer besser, als wenn einfach alles möglich ist, weil magic baby.

Ein ungleiches Gespann auf den Spuren einer Verschwörung
Das Worldbuilding ist also schon mal eine Eins plus mit Sahnehäubchen, wie sieht es mit den Charakteren aus? Da hätten wir natürlich zuallererst Arka. Als ich auf den ersten Seiten erfuhr, dass sie erst Dreizehn ist, machte ich mir schon Sorgen, denn normalerweise kann ich mit so jungen ProtagonistInnen mittlerweile nicht mehr viel anfangen. Doch meine Skepsis verflog schnell, denn Arka ist in ihren Gedanken und Verhalten sehr reif für ihre dreizehn Jahre. Das mag vielleicht, trotz der Dinge, die sie schon durchleben musste, nicht unbedingt die realistischste Darstellung einer Heranwachsenden sein, machte sie mir persönlich aber als Protagonistin viel sympathischer und ehe ich mich versah, wuchs mir Arka ans Herz, was nicht zuletzt auch an ihren Charakterzügen lag. Sie ist klug und pfiffig, ein bisschen vorlaut, dabei aber nie gemein und hat einen starken Willen.
Den Gegenpart dazu bildet Lastyanax. Er ist ein Magier, der nach dem Tod seines Mentors dessen Amt übernimmt. Er ist ruhig und besonnen, aber auch ehrgeizig, doch er hat das Herz auf dem rechten Fleck. Zusammen sind Arka und Lastyanax ein grundverschiedenes Duo, was ihr Zusammenspiel aber sehr interessant macht und für sowohl lustige als auch rührende Situationen sorgt.

Aber auch abgesehen von den ProtagonistInnen kann das Buch mit seinen Charakteren punkten. Ob es das sture Pony Zwerg, der grummelige Pferdetrainer Kaul oder die selbstbewusste Phyrra, die einzige weibliche Magierin, an jeder Ecke begegnen einem interessante Charaktere mit Wiedererkennungswert.

Kommen wir zur Handlung. Hier bietet das Buch eine tolle Mischung aus Academia und Verschwörung. Dabei gelingt es der Autorin genau die richtige menge an Geheimnissen einzuflechten, dass man als LeserIn stets neugierig bleibt. Die Auflösung dieser fand ich ebenfalls gelungen, zwar konnte ich die ungefähre Richtung bereits früher in der Handlung erahnen, trotzdem konnten mich einige Details auch überraschen.

Fazit


Zum Glück habe ich mich von den BloggerInnen meines Vertrauens beeinflussen lassen, sonst wäre dieses Jahreshighlight doch glatt an mir vorbeigegangen. Stadt ohne Wind hat alles, was ich mir von einem Fantasybuch wünsche: Sympathische Charaktere, mit denen man mitfiebert, ein atemberaubendes Setting und einen spannenden Plot voller Geheimnisse und Intrigen.

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