Wirre Zeiten im Palais Heiligendamm
Palais Heiligendamm - Ein neuer AnfangIn "Ein neuer Anfang" lernen wir die Hoteliersfamilie Kuhlmann kennen, die mit ihrem Hotel "Palais Heiligendamm" große Pläne hat und dieses zum ersten Haus am Platz, ja in der ganzen Umgebung machen möchte. ...
In "Ein neuer Anfang" lernen wir die Hoteliersfamilie Kuhlmann kennen, die mit ihrem Hotel "Palais Heiligendamm" große Pläne hat und dieses zum ersten Haus am Platz, ja in der ganzen Umgebung machen möchte. Leider macht der Leiter des naheliegenden Grand Hotels der Familie das Leben schwer. Während Stammhalter Paul das Hotel einmal weiterführen soll, ist es eigentlich Elisabeth, die sich so wirklich für die Hotellerie interessiert, die es als Mädchen Anfang des 20. Jahrhunderts in diesem Metier allerdings alles andere als leicht hat. Und als wäre das nicht schon schwer genug, gibt es auch noch unterschiedlichste Schwierigkeiten in der Familie selbst und obwohl Mutter Ottilie Kuhlmann ein strenges Regiment führt, so hat sie doch nicht immer alles unter Kontrolle. Als dann auch noch der 1. Weltkrieg ausbricht, brechen schwere Zeiten für das Palais Heiligendamm und für Familie Kuhlmann an, und nicht nur einmal droht die Zukunft des Hotels in Schwebe zu sein.
Michaela Grünig hat mit "Ein neuer Anfang" einen großartigen Auftakt zu ihrer Trilogie um das Hotel "Palais Heiligendamm" geschaffen. Schritt für Schritt lernen wir die einzelnen Familienmitglieder kennen und schon sehr bald kristallisieren sich Sympathien für einzelne Protagonisten heraus. Im Mittelpunkt steht die quirrlige Tochter Elisabeth, die mit ihrer frohen Art mein Herz schon sehr bald für sich gewinnen konnte. Aber auch der Rest der Familie erweckt Sympathien und sogar mit der Mutter, die sehr streng und unnahbar erscheint, konnte ich mich im Verlauf des Buches anfreunden.
Interessant waren nicht nur die Familiengeschichte der Kuhlmanns und der Einblick in die Hotellerie, sondern auch die historischen Entwicklungen zu Beginn und während des 1. Weltkrieges. Auch wenn manche Kriegsgeschichten nicht unbedingt leichte Kost waren und viel zum Nachdenken anregten, so war es doch spannend, mehr über diese Zeit zu erfahren und ich finde, Grünig hat die Hintergründe zu ihrem Buch wirklich sehr sorgfältig recherchiert.
"Ein neuer Anfang" ist viel mehr als "nur" Unterhaltung, es zeigt viele historische Probleme auf und lässt einen nachvollziehen, wie Menschen damals gelebt haben und welchen Schwierigkeiten sie ausgesetzt waren, wenn sie nicht das klassische Rollenbild der damaligen Zeit erfüllt haben. Verschiedenste Themen von Homosexualität über Geschlechterrollen, Kriegstraumata, bis zum Unterschied der verschiedenen Klassen, der damals sicher noch stärker ausgeprägt war, als heute, werden behandelt, und bereichern so den Leser.
Ich habe "Ein neuer Anfang" unglaublich gerne gelesen und konnte von Anfang an direkt in die Geschichte "hineinkippen", sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. Ich habe mit der Familie mitgefiebert, mich mit ihnen gefreut und auch die ein oder andere Träne mit den Kuhlmanns verdrückt und ich habe während der Lektüre auch viel Neues über das Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts gelernt. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und ich freue mich auf die folgenden Bände dieser gelungenen Trilogie.