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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.10.2024

Grossartige Erzählung

Frankie
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Das Buchcover, eine Buchbesprechung im Radio und die Tatsache, dass die Geschichte in Wien spielt hatten dafür gesorgt, dass ich es unbedingt lesen wollte.
Frank ist vierzehn und lebt mit seiner Mutter ...

Das Buchcover, eine Buchbesprechung im Radio und die Tatsache, dass die Geschichte in Wien spielt hatten dafür gesorgt, dass ich es unbedingt lesen wollte.
Frank ist vierzehn und lebt mit seiner Mutter ein eingespieltes Leben, sein Vater besticht durch quasi Abwesenheit. Freunde hat er keine und am liebsten guckt er Tierfilme im Fernsehen oder kocht.
Und dann tritt Franks Opa in sein Leben: ein frisch entlassener Langzeithäftling, nennt ihn Fränkie und ist grob, unfreundlich und völlig auf dich selbst konzentriert.
Frank fühlt sich gleichermaßen von ihm vor den Kopf gestoßen und, aus Ermangelung einer Vaterfigur, extrem von ihm angezogen.
Michael Köhlmeiers großer Schachzug ist die Erzählweise - die Geschichte ist nicht nur alleine aus der Sicht des jungen Teenagers erzählt, sonder der Leser sitzt tief drin im Kopf des Jungen und nimmt teil an seinen Monologen und seiner inneren Zerrissenheit.
Das Buch liest sich so wunderbar erfrischend leicht, trotz der extremen Story, ein Lesevergnügen der ganz besonderen Art, das ich am liebsten von Quentin Tarantino verfilmt sehen möchte.
Sicherlich nicht jedermanns Geschmack, aber dennoch empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Stark und berührend

Jahre mit Martha
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Gleich vorweg: ich habe geweint… ich weine so gut wie nie bei Büchern… aber ja: ich habe geweint.
Ist es eine Liebesgeschichte, eine schnulzige sogar? Nein zu letzterem, jain zu ersterem.
Es ist vor allem ...

Gleich vorweg: ich habe geweint… ich weine so gut wie nie bei Büchern… aber ja: ich habe geweint.
Ist es eine Liebesgeschichte, eine schnulzige sogar? Nein zu letzterem, jain zu ersterem.
Es ist vor allem eine Geschichte über Identität, über das sich Fremdfühlen, über eine Suche nach sich selbst.
Es ist die Entwicklungsgeschichte Jimmys, dem jüngsten Sohn kroatischer Gastarbeiter, die uns Martin Kordic erzählt. Sein Schreibstil ist stark und herausragend, aber auch zärtlich und mitreißend.
Jimmy ist ein umwerfend liebenswerter Protagonist, dem man gerne beim Reifen zusieht, auch wenn es manchmal schmerzlich ist. Seine ganze Familie hatte ich bildlich vor Augen. Und Martha ist speziell… aber nicht weniger liebenswert.
Ich habe an vielen Stellen des Buches viel dazu gelernt, gerade gegen Ende, wenn es darum geht, wie es ist als Kind von Einwanderern in Deutschland geboren zu sein.
Ich verstehe jetzt Vieles besser als zuvor.
Ein ganz wundervolles und wertvolles Buch, das ich unbedingt weiterempfehlen möchte.

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Veröffentlicht am 11.10.2024

Ruhig erzähltes Familiendrama

Unsere Tage im Haus am Fluss
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Dieses Buch war ganz nach meinem Geschmack: eine ruhig erzählte amerikanische Familiengeschichte, ein glaubwürdiges Drama ganz im Geiste der 60er Jahre.
Die Geschichte der Millers wird aus der Sicht der ...

Dieses Buch war ganz nach meinem Geschmack: eine ruhig erzählte amerikanische Familiengeschichte, ein glaubwürdiges Drama ganz im Geiste der 60er Jahre.
Die Geschichte der Millers wird aus der Sicht der jüngsten Tochter erzählt und wir erleben ihre Entwicklung vom Kind zur erwachsenen Frau.
So ruhig erzählt wie das Buch auch sein mag, so tut sich doch Einiges an dramatischen Ereignissen, aber nichts wirkt übertrieben und die Charaktere verhalten sich angemessen und authentisch. Der Schreibstil ist ansprechend und flüssig.
Das war sicherlich nicht mein letztes Buch der Autorin, die tolle Übersetzung stammt von Tanja Handels.

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Sarkastische Amerikaerfahrung

Iowa
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Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut! Ich mag Stefanie Sargnagels Humor einfach und wurde absolut nicht enttäuscht.
Die Wienerin Stefanie Sargnagel wird für einige Wochen nach Iowa ans College eingeladen, ...

Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut! Ich mag Stefanie Sargnagels Humor einfach und wurde absolut nicht enttäuscht.
Die Wienerin Stefanie Sargnagel wird für einige Wochen nach Iowa ans College eingeladen, um Deutsch-StudentInnen kreatives Schreiben beizubringen, sie nimmt ihre Berliner Freundin Christiane Rösinger (u.a. bekannt als Lassie Singer) mit und das Abenteuer Mittlerer Westen kann beginnen.
Der Schreibstil hat mich sofort gepackt und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und mein Mann unfreiwillig mit... weil ich ständig Passagen vorlesen musste - teilweise wirklich schwere Arbeit, wenn man dabei so hart lachen muss.

Sargnagel trifft meinen Humor zu hundert Prozent: sarkastische Beobachtungsgabe, der Hang zum Übertreiben und liebenswerte Selbstironie. Sie beschreibt genau das Amerika, das man sich so insgeheim vorstellt, mit all den Klischees, aber trotz aller Ironie auch sehr liebenswert und ich hatte mehrmals beim Lesen den dringenden Wunsch dabei sein zu wollen.
Die Fußnoten, in denen Christiane Rösinger, das eine oder andere in der Erzählung richtig stellt, machen viel Spaß, aber generell ist die Symbiose der beiden Frauen sehr herzerfrischend.
Viel Feminismus, viele Frauenprobleme die mit dem Älterwerden einher gehen, viel Selbstreflexion und eine große Portion skurriles Amerika und ein ganz wunderbarer Humor.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 27.09.2024

Ein Kind auf der Suche nach Zugehörigkeit

Luzia
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Die Erzählung beginnt in Wien 1926 mit der achtjährigen Luzia, die bei ihrer Pflegemutter aufwächst. Sie ist ein lediges Kind und ihre Mutter arbeitet in einem Hotel am Wolfgangsee. Später wird sie bei ...

Die Erzählung beginnt in Wien 1926 mit der achtjährigen Luzia, die bei ihrer Pflegemutter aufwächst. Sie ist ein lediges Kind und ihre Mutter arbeitet in einem Hotel am Wolfgangsee. Später wird sie bei Bekannten auf dem Land untergebracht. Nirgendwo fühlt sie sich wirklich zugehörig.
Der Autor lässt mit seinem tollen und bildhaften Schreibstil das Wien der damaligen Zeit auferstehen, das alles andere als idyllisch ist: Politische Unruhen, Arbeitslosigkeit und Elend. Stögerers Charaktere sprechen authentisch und es sind alte Wiener Ausdrücke, die das Gesamtbild abrunden.
Daniel Stögerer hat mit diesem schmalen, aber gehaltvollen, Buch seiner Urgroßmutter ein wunderbares Denkmal gesetzt.
Meine Mutter ist als lediges Kind 1926 in Wien zur Welt gekommen, das Buch hat mich in jene Zeit entführt und ich bin dem Autor sehr dankbar dafür.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

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