Erstmals Frauen bei der Olympiade
In "Gegen den Wind des Widerstandes" nimmt sich Beate Maly wieder einer starken Frau an, die sich gegen alle Konventionen durchsetzt, als zu dieser Zeit Sport für Frauen verpönt war.
Helen wächst am Genfer ...
In "Gegen den Wind des Widerstandes" nimmt sich Beate Maly wieder einer starken Frau an, die sich gegen alle Konventionen durchsetzt, als zu dieser Zeit Sport für Frauen verpönt war.
Helen wächst am Genfer See auf, wo sie als Heranwachsende Baronin Julie von Rothschild kennenlernt. Diese ist eine exentrische und selbstständige Frau, die sich für die Schifffahrt interessiert. Auch Helen hat das "Segelfieber" gepackt und lernt früh zu segeln. Dabei ist sie ihren beiden Brüdern um Nasenlängen voraus. Als sie bei einer Soirrée Hermann de Pourton kennenlernt, ist er der erste Mann, der ihre Segelleidenschaft teilt und diese auch akzeptiert - im Gegensatz zur Gesellschaft und allen anderen Männern außerhalb ihrer Familie. Die beiden heiraten und Helen geht mit Hermann nach Cannes. Die Stadt ist zu dieser Zeit gegenüber Nizza ein verschlafenes Nest und doch bekommt Helen neben der vielen Neider auch Unterstützung. Sie segelt mit Hermann erstmals auf dem Meer. Dabei bemerkt sie, wie hinderlich ihre Kleider und die vielen Unterröcke sind, die sie als Frau tragen muss. Als sie erstmals dadurch in Lebensgefahr gerät, greift sie zu drastischen Mitteln.....
Als Helen unbedingt bei der Olympiade starten möchte, stellt sich Hermann gegen sie und Helen ist am Boden zerstört.
Beate Maly greift in "Gegen den Wind des Widerstands" auf das Leben der ersten weiblichen olympischen Teilnehmerin und Olympiasiegerin zurück. Neben den historischen Fakten der realen Figur von Hélène de Pourtalès, an die der Roman angelehnt ist, webt sie ihre fiktive Geschichte mit ein, die sich sehr an ihr Vorbild hält.
Helen ist eine willenstarke und ehrgeizige junge Frau, die es jedoch mit großem Widerstand zu tun bekommt, bis sie und ihre Mitstreiterinnen als erste Frauen bei der Olympiade in Paris 1900 teilnehmen dürfen. Schlussendlich sind nur wenige Sportarten zugelassen worden: Golf, Krocket, Tennis und Segeln. Die damalige Olympiade war jedoch eine Randveranstaltung im Rahmen der Weltausstellung und hieß "Internationaler Wettbewerb für Leibesübungen und Sport" und fand kaum Beachtung.
Besonders gut gelingt Maly die Leidenschaft und auch das Können von Helen darzustellen. Dabei ist sie ihrer Zeit weit voraus - nicht nur was den Sport betrifft. Der Widerstand der Gesellschaft rund um die Jahrhundertwende um 1900, die natürlich männlich geprägt ist, lässt einem beim Lesen oftmals die Zornesröte ins Gesicht steigen oder den Kopf schütteln. Die Argumente der Männer lesen sich aus heutiger Sicht einfach nur absurd oder einfach dumm. Die sozialen Normen und die Kämpfe der wenigen Frauen, die sich auflehnen oder einfach ihrer Liebe zum Sport nachgehen wollen, werden in diesem Roman sehr authentisch dargestellt.
Der Schreibstil ist der damaligen Zeit angepasst und lässt sich flüssig lesen. Man erhält auch Einblicke in die Organisation des internationalen Wettbewerbs für Leibesübungen und Sport. Heute kann man darüber schmunzeln und kann kaum glauben, wie unwichtig die Olympiade damals war. Für die Frauen war es aber ein wichtiger Vorstoß endlich an diesem Sportereignis teilnehmen zu dürfen.
Fazit:
Mit diesem Roman über die erste weibliche Olympiasiegerin in Segeln habe ich wieder jede Menge Neues gelernt und erfahren. Beate Maly hat die fiktive Geschichte mit den historischen Begebenheiten großartig verwoben und daraus einen sehr interessanten Roman geschrieben, der mich überzeugt hat.