Chapeau 👒 Ein Finale, das den Auftakt übertrifft.
Unicorn Chronicles - Einhornherz und Drachenschmerz„𝐄𝐢𝐧𝐡𝐨𝐫𝐧𝐡𝐞𝐫𝐳 𝐮𝐧𝐝 𝐃𝐫𝐚𝐜𝐡𝐞𝐧𝐬𝐜𝐡𝐦𝐞𝐫𝐳“ ist das glorreiche, adrenalingeladene Finale der »𝐔𝐧𝐢𝐜𝐨𝐫𝐧 𝐂𝐡𝐫𝐨𝐧𝐢𝐜𝐥𝐞𝐬«. Mit diesem Abschluss ihrer Urban-Fantasy Dilogie toppt Isabella Benz den Auftakt ihrer Serie sowohl ...
„𝐄𝐢𝐧𝐡𝐨𝐫𝐧𝐡𝐞𝐫𝐳 𝐮𝐧𝐝 𝐃𝐫𝐚𝐜𝐡𝐞𝐧𝐬𝐜𝐡𝐦𝐞𝐫𝐳“ ist das glorreiche, adrenalingeladene Finale der »𝐔𝐧𝐢𝐜𝐨𝐫𝐧 𝐂𝐡𝐫𝐨𝐧𝐢𝐜𝐥𝐞𝐬«. Mit diesem Abschluss ihrer Urban-Fantasy Dilogie toppt Isabella Benz den Auftakt ihrer Serie sowohl storytechnisch als auch stilistisch.
Zu Beginn wartet ein kleiner Rückblick, der uns an die Geschehnisse und Entdeckungen des ersten Bands erinnert. Meiner Meinung nach sollte diese Vorgehensweise bei zusammenhängenden Geschichten Standard sein. Gleich nach dieser Einführung geht's temporeich los – Évelyne Rocard ist tief getroffen von Aidens plötzlichem Wunsch nach Distanz, weiterhin bemüht, die Verbindung zu ihrem Seelentier zu festigen und ihre Ängste in den Griff zu bekommen. Zusätzlich erschüttern seit Monaten scheinbar willkürliche Anschläge das Land und auch die Suche nach ihrem Vater erfordert Éves Konzentration – und ein Hinweis auf dessen Verbleib führt die Einhornbändigerin nach Paris. In ein regelrechtes Minengebiet. Denn hier haben die Durands alles genau im Blick und gerade vor jener Familie hat Blanche ausdrücklich gewarnt …
Benz konzipierte ein regelrechtes Netz aus perfiden Plänen, Intrigen und Manipulationen, welches oftmals undurchdringlich wirkt, in die Irre führt und letztlich nicht nur Évelyne in sich verheddert. Obgleich hauptsächlich sie erzählt, finden sich auch einzelne Kapitel aus Aidens und Olives Perspektive. Diese geben dem Verlauf immer wieder andere Sichtweisen und treiben das Misstrauen in die Höhe, lassen zusätzlich zu den gefährlichen Ereignissen – Jolies Entführung, Rettungsmissionen, Flucht und Kampf – und einer Spurensuche, von der niemand weiß, wo sie endet, mit bangen.
Im Vergleich zum Vorgänger hat sich die Jägerin charakterlich stark entwickelt. Immer noch verbissen, aber deutlich standfester und in ihrem Handeln bedachter, verfolgen wir, wie sie von Verrat, düsteren Wahrheiten und halbgaren Auskünften zum Straucheln gebracht wird. Vor allem das Verhalten von Aiden und Clément, all die Lügen, lasten zusätzlich zu der Aufgabe, ideologische Machenschaften und einen Plan, der unzählige Leben kosten könnte, zu verhindern, auf ihr und alten wie neuen Verbündeten. Gemeinsam mit der Familie Moreau, William und Rebecca, den SeelenpartnerInnen und geheimnisumwobenen Aufzeichnungen ihrer Mutter versucht Éve alles, um hinter den Initiator der Anschläge zu kommen und zu entschlüsseln, was Jacques vorhat und wozu der Vorsitzende der Westeuropäischen Vereinigung die Bändigerin samt Einhorn so dringend braucht.
„Einhornherz und Drachenschmerz“ ist ereignisreich, aufregend und mitreißend. Wir treffen zahlreiche Figuren (wieder), werden von Informationen, die sowohl den widernatürlichen Gegebenheiten wie der Handlung zuträglich sind – auf angenehme und verständliche Art – überrollt und kommen nicht drumherum, Vermutungen anzustellen und komplett in das bedrohte Paris einzutauchen.
Szenen, die von Enya, Cian, Jolie, den Nixen oder Phönixen begleitet werden, lösten pures Flattern und Faszination aus; die kreative Einbindung von Banshees, Ghulen und Lebensräubern sorgte hingegen stetig für einen Hauch Dunkelheit.
Stilistisch liest sich der Verlauf sehr detail- und actionreich, Überlegungen und Zusammenhänge sind nachvollziehbar und interessant, viele Abschnitte emotionaler oder gefährlicher Natur. Wenn auch die angeknackste Beziehung von Évelyne und Aiden eine Rolle spielt, ihre Zweifel, seine Reue spürbar sind, steht der romantische Aspekt nie im Fokus – und auf Spice wird gänzlich verzichtet.
Charakterlich begegnen wir einer Vielzahl von Persönlichkeiten, die entsprechend ausgearbeitet und integriert wurden, dürfen die unterschiedlichsten Wesen kennenlernen und bestaunen, Teil von engen Familienbanden, Wiedersehensfreude und Abschiedsschmerz sein. Denn Isabella spart im Finale nicht an tragischen Verlusten, Trauer und Schock.
Abgesehen der großartigen, dichten Story, in der es zwar an Langeweile und Nebensächlichkeiten, dafür aber weder an überraschenden Twists, alles verändernden Offenbarungen noch an schrecklichen Opfern fehlt, erdachte sich die Autorin ein ziemlich ausgeklügeltes Maschinchen und spricht erneut auf originelle Weise das Thema der Umweltverschmutzung an.
»Unicorn Chronicles«: Rasant und raffiniert. Hut ab.