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MarieausE

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.10.2024

Ruppig und tragisch-schön

Mitternachtsschwimmer
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Evan und seine Frau haben Eheprobleme, weil sie einen schlimmen Verlust zu verkraften haben. Eine temporäre räumliche Trennung erscheint eine gute Lösung und Evan zieht sich nach Ballybrady zurück. Das ...

Evan und seine Frau haben Eheprobleme, weil sie einen schlimmen Verlust zu verkraften haben. Eine temporäre räumliche Trennung erscheint eine gute Lösung und Evan zieht sich nach Ballybrady zurück. Das ist ein kleines irisches Dorf am Meer, dort mietet Evan ein Cottage.
Seine Vermieterin ist seltsam - fast schon unfreundlich.

Aus der geplanten einen Woche Rückzug wird viel mehr, denn der Lockdown kommt und Evan kann nicht zurück.
Er lernt die Dorfbewohner kennen...und Grace...und Stück für Stück ändert sich die beklemmende Grundstimmung etwas. Bis es zum erneuten Drama kommt.

Hui, was für ein Buch. Ein wenig wie das Meer, das so eine große Rolle darin spielt. Erst ist es leise, plätschert ein wenig, aber sehr angenehm, kleine Wellen, aber man spürt, dass eine große Flut vorausging. Und dann kommen wieder stürmischere Zeiten, die Wellen formieren sich zu großen Sturmwellen.

Naja, das war jetzt vielleicht doch ein wenig dicke im Vergleich, aber ich mag das Buch sehr. Es zeigt Menschen, die vor Verzweiflung und Trauer verschlossen sind, aber eben auch, dass es trotzdem immer wieder auch Hoffnung gibt. Es wird nicht auf einmal alles wieder gut, das nicht, aber es gibt auch schöne Momente und eine Entwicklung zu helleren, sogar guten Tagen hin.

Das alles in einer schönen, zurückhaltenden Sprache, die die Stimmung gut widerspiegelt und Charakteren, die zwar borstig, aber liebenswert sind. Übrigens auch die Nebencharaktere, auch diese gefielen mir sehr gut.

Schön verpackt in einem edlen Design mit passendem Cover, für mich ein sehr gelungenes Buch.
Die perfekte Lektüre für einen herbstlichen Urlaub am Meer.

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Veröffentlicht am 03.10.2024

Erschütternd

Solito
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Tja, die nackten Zahlen über Flüchtlinge sind das eine, so richtig greifbar wird es dann, wenn man ein Buch wie dieses liest. "Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge" ist so ein Wort, Javier ist einer.

Neun ...

Tja, die nackten Zahlen über Flüchtlinge sind das eine, so richtig greifbar wird es dann, wenn man ein Buch wie dieses liest. "Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge" ist so ein Wort, Javier ist einer.

Neun Jahre alt, seine Eltern sind vor dem Bürgerkrieg in El Salvador in die Vereinigten Staaten geflohen und haben ihn bei den Großeltern zurückgelassen. Ihnen bleibt über viele Jahre nur ab und an ein Telefonat und Kinderspielzeug aus dem Land der ungeahnten Möglichkeiten.
Javier vermisst seine Eltern schrecklich und glaubt, dass er doch nun schon groß sei, er kann es kaum erwarten, zu seinen Eltern zu ziehen. Alle ungefährlichen Möglichkeiten haben nicht geklappt, es bleibt nur die illegale Einreise mittels Schlepperbanden.

Diese wird aus Sicht von dem Neunjährigen erzählt - mit all der Naivität und auch all den Kindersorgen, die einem angesichts der großen Gefahren der Flucht im ersten Lesen klein erscheinen, die es aber aus Kindersicht nicht sind. Die Angst vor einem Klogang, die kindliche Scham vor Pupsen müssen in der Nacht im geteilten Bett, man kann sich dadurch noch viel mehr in Javier hineinversetzen. Dann natürlich die ganz große Angst und seine Mittel, damit umzugehen.

Die Bandbreite von Menschlichkeit und Unmenschlichkeit wird auf der Flucht so richtig sichtbar.

Das Buch verändert den Blick auf das Elend von Flucht, Vertreibung, Abschottungspolitik und Schlepperbanden doch noch einmal bzw. macht es noch bewusster.

Ich hatte ständig unser wohlbehütetes Kind als Neunjährige vor Augen, als ich Javiers Geschichte gelesen habe und mich auch in die Verzweiflung von Eltern und Großeltern, die ihr Kind solch einer Gefahr aussetzen müssen, versucht hineinzuversetzen.

Dass es eine wahre Geschichte ist, macht es für mich noch präsenter.

Kleiner Tipp: Im Buch sind viele spanische Redewendungen und Ausdrücke enthalten. Man muss sie zum Verständnis nicht zwingend übersetzen, aber es macht das Buch rund.
Ich habe hier die E-Book-Variante gewählt, auch wenn das den Verzicht auf das perfekt gewählte Print-Cover mit der nächtlichen Flucht durch die Wüste bedeutet hat und es war hier eine sehr gute Wahl. Man kann einfach auf die Begriffe klicken und bekommt die Übersetzung - bei der Print-Variante muss man dazu am Buchende im Glossar nachlesen.

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Veröffentlicht am 22.09.2024

Teatime mit Herz und Krone

Tee auf Windsor Castle
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Besser als die Werbung für das Buch kann man es tatsächlich nicht sagen: "Ein bezauberndes Buch über eine königliche Begegnung und die Vorzüge von Beuteltee"

Es geht um die junge Schottin Kate, die sich ...

Besser als die Werbung für das Buch kann man es tatsächlich nicht sagen: "Ein bezauberndes Buch über eine königliche Begegnung und die Vorzüge von Beuteltee"

Es geht um die junge Schottin Kate, die sich gerade so immer über Wasser halten kann und sich bei einer Besichtigung des Schlosses Windsor verläuft und dort Betty, eine alte Dame trifft. Bei einem Tässchen Supermarktbeuteltee kommen sie ins Reden und obwohl sie unterschiedlicher nicht sein können, entwickelt sich eine starke Sympathie.

Klingt banal, ist aber einfach nur schön! Man muss auch kein riesiger Royal-Fan sein (Kate ist das schließlich auch nicht), die Geschichte ist einfach etwas fürs Herz. Quasi ein Schmachtfetzen Royal. Zum kurz Abtauchen aus Hektik und gruseligem Weltgeschehen in die relative Beschaulichkeit des Schlosses.
Witzig, herzlich, ein wenig schräg und mit einer Überdosis "hachz" - genau das richtige für die kommenden stürmischen Herbsttage bei einem Tässchen Tee.

Veröffentlicht am 16.09.2024

Wühlmaus an Flugmaus, bitte kommen!

Earhart
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Ein neues Mäuseabenteuer aus der Feder von Torben Kuhlmann, das kann ja nur gut sein.
Inzwischen ist es schon der fünfte Band - und ich hoffe, es folgen noch viele weitere Bände.

Bislang standen nur berühmte ...

Ein neues Mäuseabenteuer aus der Feder von Torben Kuhlmann, das kann ja nur gut sein.
Inzwischen ist es schon der fünfte Band - und ich hoffe, es folgen noch viele weitere Bände.

Bislang standen nur berühmte Männer Pate (Lindbergh, Armstrong, Edison, Einstein), diesmal war Amelia Earhart Patin.

Wie bei allen Büchern ist es nicht einfach ein Bilderbuch, sondern ein Gesamtkunstwerk. Text und Illustrationen verbinden sich meisterlich und ich liebe die Zeichnungen.
Bei dem Buch ganz besonders, die historischen Bilder aus längst vergangener Zeit aus der Mäuseperspektive sind einfach traumhaft schön.
Dazu noch die Technikzeichnungen, man kann richtig hineintauchen in das Mäuseabenteuer.

Die kleine mutige Wühlmaus mit ihrem Entdeckerwillen hat viele Herausforderungen zu meistern, bevor sie in die Lüfte steigen kann. Und dann beginnt das Abenteuer ja erst!

Es ist ein Bilderbuch für Kinder ab sechs Jahre, ja, aber ich finde, es ist auch ein Buch für Erwachsene. Nicht, weil es so kompliziert ist, sondern weil es so schön und detailverliebt ist. Man kann es aber auch sehr gut zusammen entdecken und es hat richtig viel Text. Ideal für den Herbst und lange Schmökerstunden.

Ein Schatz im Bücherregal, der ganz bestimmt immer wieder herausgeholt wird und eine unbedingte Empfehlung.

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Veröffentlicht am 15.09.2024

Coole Monsterheldentypen und Extraportion Mädchen- und Frauenpower

Mythen der Monster 1: Medusa
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Fast wäre das Buch an mir vorbeigegangen - ich finde das Cover nämlich wenig ansprechend und hätte den Klappentext fast nicht gelesen.

Das wäre ein Jammer, denn das Buch ist eines meiner Kinderbuchhighlights.
Empfohlen ...

Fast wäre das Buch an mir vorbeigegangen - ich finde das Cover nämlich wenig ansprechend und hätte den Klappentext fast nicht gelesen.

Das wäre ein Jammer, denn das Buch ist eines meiner Kinderbuchhighlights.
Empfohlen ab zehn Jahren ist es aber auch für etwas ältere Semester ein spannendes Buch, das Blickwinkel öffnet. Auch für Teenies noch lesenswert und nach oben hin offen.

Es geht um Ava, die auf einmal seltsame Kräfte hat und deshalb mit ihrem Bruder auf eine Schule in Venedig geschickt wird, abgeschnitten von der Außenwelt. Dort erfährt sie, dass die Monster aus der griechischen Mythologie Nachkommen haben - und auf diese Schule gehen. Uff.

Es entwickelt sich ein furioses Abenteuer voller überraschender Wendungen. Man sollte sich keinesfalls davon abhalten lassen, dass hier die Monster und nicht die Gottheiten im Mittelpunkt stehen. Der Perspektivenwechsel ist super und gar nicht schrecklich-gruselig wie anfangs von mir befürchtet.

Zudem wird in dem Buch die weibliche Sicht eingenommen, sehr wohltuend, weil in der griechischen Götterwelt ja fast ausschließlich die Herren das Sagen haben. Trotzdem auch für Jungs lesenswert, denn sie sind auch elementar in der Handlung und dürfen auch mal Schwäche zeigen, aber natürlich auch Stärke.

Griechische Mythologie ist der Rahmen, man braucht aber überhaupt keine Vorkenntnisse, die Figuren werden alle erklärt (nebenbei, kein langweiliges Faktenvermittlungsbuch).
Falls man tiefer einsteigen möchte oder doch mal nachschauen möchte, am Endes des Buchs gibt es ein sehr ausführliches Glossar, das ich leider erst spät entdeckt habe.

Mein Fazit: Monsterheldentypen machen viel mehr Spaß als aalglatte Götterhelden!