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Veröffentlicht am 15.10.2024

Spooky

Wintergeister
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Ich war neugierig darauf, was sich hinter dem Titel „Wintergeister“ verbirgt. Das Ergebnis waren einige unterhaltsame, gruselige, manchmal humorvolle und spannende Lesestunden.

Die sechs Spukgeschichten ...

Ich war neugierig darauf, was sich hinter dem Titel „Wintergeister“ verbirgt. Das Ergebnis waren einige unterhaltsame, gruselige, manchmal humorvolle und spannende Lesestunden.

Die sechs Spukgeschichten verschiedener Autor*innen hatten eine Länge von jeweils 30 bis 40 Seiten. Meine klaren Favoriten waren „Ada Lark“ von Jess Kid und „Jenkin“ von Catriona Ward.

Am liebsten habe ich das Buch bei schummrigem Licht zur Hand genommen, eingemummelt in eine Decke und bei einer Tasse Tee. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es bei stürmischem Wetter noch wirkungsvoller sein wird. Da ich aber die Rezension noch rechtzeitig vor der ganz dunklen Jahreszeit schreiben wollte, habe ich mich von den Geschichten vorher ins Land der Wintergeister mitnehmen lassen.

Sehr gern empfehle ich das Buch, das auch als Geschenk geeignet ist, über das sich Gruselfreunde bestimmt freuen.

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Auf den Blickwinkel kommt es an

Tage mit Milena
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War es Zufall oder Schicksal, dass Luzie den Sekundenkleber ausgerechnet in Annikas Papierwarenladen gekauft hat?
Mich hat die Szene, als Luzie auf der Straße klebte, an eine Situation erinnert, ...

War es Zufall oder Schicksal, dass Luzie den Sekundenkleber ausgerechnet in Annikas Papierwarenladen gekauft hat?
Mich hat die Szene, als Luzie auf der Straße klebte, an eine Situation erinnert, in der ich persönlich ein junges Mädchen gesehen hatte, das auf dieselbe Weise den Verkehr auf einer belebten Kreuzung lahmgelegt hatte. Ein riesiges Polizeiaufgebot, eine Autoschlange und aufgebrachte Menschen haben damals auch bei mir kein Verständnis für die Klimaaktivistin geweckt. Und jetzt erlebe ich in dem Buch von Katrin Burseg die gleiche Situation aus Luzies Blickwinkel. Zeit zum Nachdenken!
Auch Annika sieht Luzie, festgeklebt auf der Straße. Wieder ein anderer Blickwinkel, denn Annika denkt zurück an die Zeit, als sie in den Achtzigerjahren mit Freunden zu den Hausbesetzern in der Hamburger Hafenstraße gehörte. Was damals wirklich geschehen ist, das hat Annika weder erfahren noch aufgearbeitet. Sie weiß nur, dass sie Luzie vor einem folgenschweren Fehler bewahren muss.
Mich hat die Geschichte ganz persönlich getroffen und tief berührt - nicht nur durch die persönlich erlebte Szene auf der Kreuzung. Auch an die Zeit der Hausbesetzung in Hamburg habe ich intensive Erinnerungen, wenn auch keine persönlichen.
So hat das Buch für mich eine ganz besondere Bedeutung bekommen. Ich habe die Geschichte förmlich in mich hineingefressen. Sie hat mich aufgerüttelt und erkennen lassen, dass nicht zwingend nur die eigene Sichtweise die richtige sein muss.
Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Königin des Klavierspiels

Adagio
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Sehr gern lese ich Romanbiografien von Maria Regina Kaiser, weil sie mit fundiertem Wissen und gründlichen Recherchen überzeugt. Mit „Adagio“ lässt sie mich in die Vergangenheit eintauchen und das Leben ...

Sehr gern lese ich Romanbiografien von Maria Regina Kaiser, weil sie mit fundiertem Wissen und gründlichen Recherchen überzeugt. Mit „Adagio“ lässt sie mich in die Vergangenheit eintauchen und das Leben und Wirken von Clara Schumann näherbringen.

Im Buch wird die Zeit von „Clara Schumann und Johannes Brahms in Baden-Baden“ beschrieben, wie auch der Untertitel des Buches lautet. Baden-Baden kenne ich nicht persönlich, doch das besondere Flair dieser Stadt in den 1860er-Jahren mit vielen bekannten Künstlerinnen und Künstlern um Clara Schumann herum wird anschaulich vermittelt und fasziniert mich genauso wie alles, was ich über die begnadete Künstlerin erfahre.

Das Inhaltsverzeichnis mit Seitenzahlen, Überschriften der Kapitel und dazu den Jahreszahlen von 1862 bis 1896 zeigt eine gute Übersicht. Es ist erstaunlich, wieviel Leben und Wissenswertes in den 130 Seiten dieses Buches steckt.

Auch der Anhang mit mehr als 30 Seiten hat viel zu bieten mit Anmerkungen zu angeführten Zitaten, einem kleinen Glossar, Tipps zum Weiterlesen, einer informativen Zeittafel sowie umfangreichen Personen- und Ortsbeschreibungen.

Durch das Buch habe ich meine Bewunderung für Clara Schumann entdeckt. Sehr gern gebe ich meine Empfehlung für ein weiteres großartiges Buch von Maria Regina Kaiser.

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Veröffentlicht am 01.10.2024

Vergessene Heldinnen

Die Frauen jenseits des Flusses
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Bisher hat mich noch keines der Bücher von Kristin Hannah enttäuscht. Doch die Geschichte von Frances McGrath, die als Krankenschwester nach Vietnam gegangen ist, weil sie so mutig sein wollte ...

Bisher hat mich noch keines der Bücher von Kristin Hannah enttäuscht. Doch die Geschichte von Frances McGrath, die als Krankenschwester nach Vietnam gegangen ist, weil sie so mutig sein wollte wie ihr Bruder, hat mich berührt wie kaum eine andere.
Ich bin nur einige Jahre jünger als Frankie und kann mich sehr gut an die Zeit erinnern, als der Vietnamkrieg gegen die USA geführt wurde. Schon damals hat mich das, was aus den Medien zu erfahren war, zutiefst erschüttert. Doch die ganze Grausamkeit eines Krieges in einer persönlichen Geschichte zu lesen, dadurch ganz nah dabei zu sein und die Gefühle der Hauptprotagonistin mitzuerleben, das ist nochmal eine andere Nummer.
„Wir lachen, um nicht zu weinen.“
„Eine verlorene Generation. Ihre Generation.“
„Im Krieg gab es keinen Gewinner … Es gab nur Schmerz, Tod und Zerstörung…“
Ich habe viele Zitate aus dem Buch herausgeschrieben, weil sie so viel mehr aussagen, als ich beschreiben könnte. Was Frankie auf medizinischem Gebiet alles geleistet hat, aber auch, wie sie den Soldaten allein durch einen Händedruck Trost geben konnte, wenn Ärzte nicht mehr helfen konnten, hat mich aufgerüttelt und tief bewegt.
Ganz schlimm habe ich empfunden, was Frankie nach ihrer Heimkehr erleben musste. Auch hier teile ich nur zwei Zitate, die einen kleinen Einblick geben.
„Kümmert es dich denn überhaupt nicht, was ich erlebt habe?“
„Sie sind jung. Sie können Vietnam doch einfach vergessen.“
Kristin Hannah hat mit ihrem Buch den Frauen, die in Vietnam gedient haben, die Würde gegeben, die sie verdient hätten. Leider wurden die Leistungen der Frauen, die wirkliche Heldinnen waren, nicht anerkannt – im Gegensatz zu den Männern.
An die Musik der damaligen Zeit, die im Buch erwähnt wird, „… die Animals, Dylan und die Doors. Die Musik von Vietnam. Die Musik ihrer Generation.“ habe ich mich nicht nur gern erinnert, sondern mich auch daran denken lassen, dass viele junge Menschen durch den Krieg ihre Jugend nicht wirklich leben konnten.

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Veröffentlicht am 25.09.2024

Nicht weinen, Honora

Sing, wilder Vogel, sing
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Mitte des 19. Jahrhunderts, zur Zeit der Hungersnot, lebt die junge Honora in einem kleinen Dorf in Westirland. Seit ihrer Geburt ist sie eine Außenseiterin. Daran beteiligt ist nicht zuletzt ...

Mitte des 19. Jahrhunderts, zur Zeit der Hungersnot, lebt die junge Honora in einem kleinen Dorf in Westirland. Seit ihrer Geburt ist sie eine Außenseiterin. Daran beteiligt ist nicht zuletzt ein kleines Rotkehlchen, dem in der irischen Mythologie eine besondere Bedeutung zukommt.
Am Beispiel der fiktiven Protagonistin Honora bringt die Autorin Jaqueline O’Mahony mir nicht nur die Geschichte vieler hungernder Menschen, die damals nach einem beschwerlichen Weg auf der Suche nach Hilfe ihr Leben lassen mussten, ganz nah.
"Man stelle sich vor, in einer Welt zu leben, in der es möglich war, solche Dinge (ein eisernes Tor) herzustellen, in der man sagen konnte: Lass uns Blumen für das Tor entwerfen, damit das Tor schöner wird, und dann Zeit, Mühe und Geld in die Fertigung dieser Blumen steckte, während jenseits des Tores Menschen waren, die nichts hatten." In einem einzigen Satz werden Mangel auf der einen und Überfluss auf der anderen Seite so deutlich gemacht, dass ich eine Gänsehaut bekomme.
Honora ist eine der wenigen Überlebenden, arm, hungrig, aber auch sehr mutig. Sie sieht keine andere Chance, als sich auf den Weg nach Amerika zu machen, um dort ein besseres Leben in Freiheit führen zu können.
Doch auch in Amerika ist das Leben nicht einfach. Honora gerät in schreckliche und menschenunwürdige Situationen. Sie muss viele Hindernisse überwinden. Das Wort „Freiheit“ rückt immer wieder in weite Ferne.
Gekonnt flicht die Autorin die Verbindungen zwischen Iren und indigenen Amerikanern in ihre Geschichte ein.

Großartig und wichtig, um die Geschichte der Iren zu verstehen, waren für mich die Nachbemerkung der Autorin sowie ein Interview unter dem Titel „Die gesamte moderne irische Geschichte ist aus der Hungersnot hervorgegangen“.

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