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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.11.2024

Emotionale, berührende Story

Für immer und ein Jahr
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Kaya hat Krebs und stirbt. Kurz vor ihrem Tod hat sie ihrem Ehemann Jan das Versprechen abgenommen, ein Jahr lang alle Menschen aus Kayas Geburtstagskalender anzurufen und ihnen zum Geburtstag zu gratulieren. ...

Kaya hat Krebs und stirbt. Kurz vor ihrem Tod hat sie ihrem Ehemann Jan das Versprechen abgenommen, ein Jahr lang alle Menschen aus Kayas Geburtstagskalender anzurufen und ihnen zum Geburtstag zu gratulieren. Und in Kayas Kalender stehen sehr viele Menschen, die Jan zum Großteil nicht kennt. Er muss bei dieser Aufgabe immer wieder über sich hinauswachsen, denn er darf keine Nachrichten verschicken und nicht auf den Anrufbeantworter sprechen, sondern mit all den Menschen telefonieren.

Stefanie Hansen hat hier ein schönes Ausgangsszenario für den Umgang mit Trauer und der Abschiedsnahme geschaffen, finde ich. Einen Menschen zu verlieren, und dann recht plötzlich an Krebs, ist immer viel. In Jans Fall steht er plötzlich mit den zwei Kindern allein da und braucht viel Unterstützung - da kommen ihm die Zusprüche und die lieben Worte und Gedanken von Kayas Freund*innen und Bekanntschaften sehr gelegen.
Ich mochte den flüssigen Schreibstil, der stellenweise humorvoll war, und das Tempo, in dem erzählt wird. Jans Entwicklung, die Fortschritte, aus sich herauszukommen und auf Menschen zuzugehen, empfinde ich als realistisch.
Die eingefügten Notizen von Kaya haben mich sehr berührt und die entstehende Lovestory fand ich nachvollziehbar und konnte mich ebenfalls berühren.

Ein schöner Roman über das Loslassen und kleine Neuanfänge.

Veröffentlicht am 16.10.2024

Emotionale Geschichte

Der Bademeister ohne Himmel
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Die 15-jährige Linda stellt sich vor, wie es wäre, wenn sie vor ein Auto liefe und die Menschen um sie herum erkennen würden, dass sie Hilfe gebraucht hätte. Doch es gibt zwei Menschen in ihrem Leben, ...

Die 15-jährige Linda stellt sich vor, wie es wäre, wenn sie vor ein Auto liefe und die Menschen um sie herum erkennen würden, dass sie Hilfe gebraucht hätte. Doch es gibt zwei Menschen in ihrem Leben, die sie davon abhalten. Das ist zum einen ihr einziger Freund Kevin, der ebenfalls an der Welt (ver)zweifelt, und zum anderen der 86-jährige Hubert. Hubert ist dement und baut immer mehr ab. Er wird von der polnischen Pflegerin Ewa betreut, doch Huberts Tochter bittet Linda, ein paar Nachmittage in der Woche bei Hubert zu sein und ihn zu umsorgen, da sie einen besonderen Draht zu ihm hat. Hubert war früher Bademeister und obwohl er schon seit Jahren im Ruhestand ist, bestimmt das Schwimmbad immer noch sein Leben. Und Linda hat ganz eigene Ideen, wie sie Huberts Erinnerungen wachhalten kann.

Petra Pellini erzählt auf sehr eindringliche und humorvolle Weise von den verschiedenen Beziehungen. Für Linda sind Kevin und Hubert, aber auch Ewa nach geraumer Zeit, feste Ankerpunkte in ihrem Leben und Konstanten, auf die sie sich verlassen kann. Mich hat gerade die Art, wie Linda mit Hubert umgeht, wie ernst sie ihn und seine Bedürfnisse nimmt, berührt.
Die Demenz bekommt den Raum und die Ernsthaftigkeit, die sie braucht, ohne dabei zu melancholisch oder traurig zu sein, aber eben auch ohne falsche Hoffnungen.
Mich konnte Petra Pellini durch ihren flüssigen und interessanten Schreibstil vollkommen in ihren Bann ziehen und ich mochte die Figuren total gern.
Ein emotionaler Roman, der mir noch eine ganze Weile in Erinnerung bleiben wird!

Veröffentlicht am 14.10.2024

Toller Debütroman

Okaye Tage
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Sam, 28 Jahre alt, lebt in Stockholm, besucht ihre Familie in London jedoch schon seit ihrer Jugend regelmäßig und fühlt sich dort sehr wohl. Als sie den Sommer für ein Praktikum in einer Londoner Agentur ...

Sam, 28 Jahre alt, lebt in Stockholm, besucht ihre Familie in London jedoch schon seit ihrer Jugend regelmäßig und fühlt sich dort sehr wohl. Als sie den Sommer für ein Praktikum in einer Londoner Agentur verbringt, lernt sie auf einer Party Luc kennen. Während Sam etwas chaotisch, spontan und impulsiv ist, wirkt Luc kontrolliert, ist idealistisch und sucht nicht nur den perfekten Job für seine Ideale, sondern auch seinen Platz in der Welt. Obwohl Sams Zeit in London begrenzt ist, lernen sich die beiden weiter kennen, verlieben sich ineinander und beginnen eine Beziehung.

Sam und Luc sind in ihren Endzwanzigern, erarbeiten sich eine Karriere, haben Ziele und Träume. Die räumliche Distanz zwischen London und Stockholm ist für die Beziehung der beiden nicht einfach. Aus wechselnden Perspektiven wird von den Ups and Downs, den berauschenden Gefühlen, den Herausforderungen und Krisen erzählt.
Ich mag den Schreibstil von Jenny Mustard sehr gern, denn der Ton schwankt je nach Situation zwischen Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit und übermittelt die Emotionen, Zweifel und Verlustängste nachvollziehbar.
Sowohl Sam und Luc mochte ich sehr und konnte ihre Gedanken und ihr Handeln größtenteils nachvollziehen. Auch wenn der Schluss wenig überraschend war, hat mich der Weg dorthin inklusive der Abbiegungen und ernsten Aspekte in der Beziehungsarbeit begeistern können.
Ein schöner Debütroman!

Veröffentlicht am 09.10.2024

Spannende Neuentdeckung

In Zeiten des Todes
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An einem kalten Winterabend wird im Januar 1992 am Stadtrand Bozens die grausam ermordete Leiche einer Prostituierten gefunden. Der junge Kommissar Luther Krupp und die Streifenpolizistin Arianna Lici ...

An einem kalten Winterabend wird im Januar 1992 am Stadtrand Bozens die grausam ermordete Leiche einer Prostituierten gefunden. Der junge Kommissar Luther Krupp und die Streifenpolizistin Arianna Lici ermitteln, während die anderen Kollegen sich eher wenig um den Fall scheren und keinen Bedarf sehen in dem Millieu zu ermitteln. Auch die Bevölkerung scheint der Mord nicht sonderlich zu interessieren. Krupp will den Fall jedoch nicht zu den Akten legen und beginnt zu ermitteln. Dann taucht eine weitere Leiche auf - ebenfalls eine Prostituierte und Krupp und Lici beschleicht der Verdacht, dass hier ein Serienmörder am Werk ist. Gibt es womöglich noch andere, bislang unentdeckte Opfer? Diese Vermutung hat auch ein junger Journalist der Stadtzeitung, der seinen Chef beeindrucken möchte und daher in dem Fall recherchiert.

Ich kannte bisher noch keinen Thriller von Luca D'Andrea, fühlte mich von dem Klappentext sehr angesprochen, aber war im ersten Moment aufgrund der hohen Seitenanzahl etwas skeptisch, ob über die vielen Seiten ein Spannungsbogen aufgebaut werden kann.
Luca D'Andrea schreibt flüssig und atmosphärisch. Das Auffinden der Leiche, die Widerstände innerhalb des Polizeiapparats und die Entwicklungen innerhalb der Ermittlungen habe ich gebannt verfolgt. Auch wenn die Figuren viel Raum bekommen, sich zu entfalten, hat dies der Spannung keinerlei Abbruch getan.
Die Auflösung kam etwas schnell und war an einigen Stellen etwas konstruiert, doch ich war bis zur letzten Seite gefesselt und konnte mich gut in das kalte Bozen und die Ermittlungsarbeit hineinfühlen.
Eine tolle Neuentdeckung für mich, ich werde mir D'Andreas andere Bücher sicherlich auch zulegen.

Veröffentlicht am 04.10.2024

Liebesverstrickungen

Die Sache mit Rachel
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Rachel ist behütet in einer eher wohlhabenden Familie aufgewachsen und musste sich keine Gedanken um Geld machen. Das ändert sich jetzt allerdings, sodass sie jobben muss, um ihr Studium zu bezahlen. Im ...

Rachel ist behütet in einer eher wohlhabenden Familie aufgewachsen und musste sich keine Gedanken um Geld machen. Das ändert sich jetzt allerdings, sodass sie jobben muss, um ihr Studium zu bezahlen. Im Buchladen lernt sie ihren Kollegen James kennen und es passt auf Anhieb zwischen den beiden. Rachel stürzt sich in diese Freundinnenschaft, zieht mit James zusammen und die beiden verbringen den Großteil ihrer Zeit gemeinsam. Dabei lernen sie sich selbst und die innersten Gedanken und Geheimnisse derdes anderen kennen.
Rachel schwärmt für ihren Literaturprofessor Dr. Byrne und organisiert mit James eine Lesung im Buchladen. Dort soll Rachel ihren Professor verführen. Der küsst allerdings nicht Rachel, sondern James, was für immer tiefere Verstrickungen sorgt.

Ich habe das Buch in den letzten Wochen überall gesehen, sodass es für mich nur eine Frage der Zeit war, bis ich es lese. Ich mochte sowohl den flüssigen, leichten und humorvollen Schreibstil von Caroline O'Donoghue als auch ihre Figuren und deren Enwicklung sehr gern. Durch die intimen Gespräche bekommen die Leser*innen Einblicke in James' und Rachels Gedanken, Wünsche und Träume. Beide sind in ihren 20ern nicht nur auf der Suche nach sich selbst und guten Zukunftsaussichten, sondern auch auf der Suche nach der großen Liebe und ihrem Platz im Leben. Das habe ich sehr gern nachverfolgt, mit den Figuren mitgefiebert und fand das Ende versöhnlich. Nebenbei werden die Rezession und die einsetzenden Existenzängste, Jobverluste und der Kampf im Arbeitsleben thematisiert.

Ein schöner Roman, den ich sehr gern gelesen habe!