Grau in Grau in Grau – Aktion, Agentenflair, dominante Kampfszenen
Milo - Geliebter TodesengelAuf der Flucht vor seinem Vater stürzt sich der deutsche Unternehmensberater Marcus Wirtmann in seine Arbeit, in Auslandsreisen und den Alkohol. In San Francisco stößt er zufällig mit einer geheimnisvollen ...
Auf der Flucht vor seinem Vater stürzt sich der deutsche Unternehmensberater Marcus Wirtmann in seine Arbeit, in Auslandsreisen und den Alkohol. In San Francisco stößt er zufällig mit einer geheimnisvollen kämpferischen Schönheit zusammen und fühlt sich sofort unrettbar in sie verliebt. Er hilft ihr, einer Gruppe japanischer Gangster zu entkommen und will sich ihr anschließen. Doch sie lehnt das ab.
Also folgt er ihr heimlich und rettet sie ein zweites Mal aus einem schwer bewachten Landsitz eines Engländers, wo sie in eine Falle geriet. Diesmal ist sie überzeugt von seinen Qualitäten und nimmt ihn mit in ihr Versteck in der texanischen Wüste. Dort unterzieht sie ihn einem monatelangen harten Einzelkämpfertraining.
Es folgt ihr erster gemeinsamer Auftrag. Die Abholung eines geheimnisvollen Koffers in Tokio erweist sich jedoch als Falle und die beiden werden von der japanischen Regierung zur Zusammenarbeit gezwungen. Die Apokalypse nimmt ihren Lauf ... (Quelle: mainbooks)
Reflektion:
„Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit. Mit diesem Buch schreibe ich nicht nur die gemeinsamen Erlebnisse der letzten Jahre nieder, sondern versuche verzweifelt, den „Bruder“ wiederzufinden, der mir alles bedeutet“. – M. E. Fiend
Wer in Gedanken an dieses Zitat, das den Klappentext schmückt, den Thriller Milo zu lesen beginnt, der wird von einem intensiven Sog erfasst, der bis zur letzten Seite anhält.
SAP-Unternehmensberater Marco Wittmann führt ein Leben, dass durchweg von undurchdringlichem und einheitlichem Grau durchzogen ist. Ohne dass es ihm bewusst ist, spult er alltäglich seinen Hamsterrad-Alltag ab, der von einer trostlosen Farblosigkeit geprägt ist. Oberflächlich ist der Unternehmensberater umgänglich, etwas kauzig, kommunikationsstark und ein gestandener Mann, doch in seinem Innern tobt ein Kampf gegen die hochemotionalen und blutigen Träume, die ihn jederzeit, auch körperlich, einholen können.
Als er in San Francisco auf die geheimnisvolle Milo trifft und ihr bei einer dramatischen Aktion das Leben rettet, verfällt er ihr völlig. Wer nun glaubt, von einer romantischen Liebe zu lesen, der täuscht sich gewaltig.
Während Milo, ehemaliges Mitglied der Yakuza, Marco zunächst auf Abstand hält, setzt dieser alles daran, Milo auf den Fersen zu bleiben und um ihre Gunst zu kämpfen. Kämpferisch höchst kompetent ausgebildet hinterlässt Milo den Eindruck einer brutalen Söldnerin. Als Marco bereit ist sein bisheriges Leben aufzugeben, wird Milo zu seiner gnadenlosen Lehrerin.
Ein Mikrolächeln ist alles was die dominante, kaltblütige Milo ihm gegenüber an Emotionen zulässt, aber allein dafür akzeptiert Marco auf eine hörige Weise seine brutale Ausbildung zum Kämpfer. Teils schwer verletzt, triezt sie ihn zu körperlichen Höchstleistungen, ohne dass er weiß, was ihr gemeinsames Ziel sein wird. Marco ist das alles völlig unwichtig, da er plötzlich wieder Farben in seinem Leben wahrnimmt und die Dämonen seiner Träume Abstand zu halten scheinen.
M. E. Fiends ist mit Milo ein actionreicher, außergewöhnlicher Thriller gelungen. Die ungewöhnliche Rollenverteilung der Figuren, ein gewaltgeschwängertes Agenten-Flair und ein besonderer Schreibstil mit hohem Widererkennungswert, sind eigentlich eine gelungene Thrill-Mixtur.
Für mich persönlich bestand der Sog und die Spannung der Story jedoch fast ausnahmslos aus dem Wissen, dass es sich inhaltlich bei diesem Thriller um wahre Begebenheiten und Erlebnisse des Autors handelt. Dieses Bewusstsein klang für mich in jedem Satz mit und es veranlasste mich, das Gelesene auf eine außergewöhnliche Art immer wieder zu reflektieren. Ich muss jedoch auch gestehen, dass ich diesen Thriller ohne dieses Wissen deutlich anders empfunden und gegebenenfalls sogar beendet hätte. Dann nämlich wären mir die Kampf- und Actionszenen, trotz des angenehm rasanten Tempos zu ausufernd und langatmig gewesen, es hätte mir eine harmonischere Handlung und weitere interessante Inhalte gefehlt und ich hätte unterstellt, dass die Wesensveränderung Marcus Wittmanns unglaubwürdig wäre.
M. E. Fieds Schreibstil und Sprache sind nicht nur angenehm flüssig zu lesen, sondern literarisch harmonisch ausgefeilt. Sätze aus der Ich-Perspektive von Marco Wittmann sind wohlgeformt, besitzen einen gewissen umgangssprachlichen, manchmal derben Pfiff und sie sind mit einer maßvollen Prise Humor und Selbstironie gewürzt.
Neben den teils dominierenden Action-Szenen, die authentisch und filmreif erzählt werden, gelingt es M. E. Fiend die Tiefe der Geschichte durch perspektivisches Geschickt hervorzuheben. Marco Wittmann fühlt sich von der einstigen Herrschaft und brutalen Hand des Vaters getrieben und verfolgt, sucht nach seinem wahren Ich und will endlich frei sein.
Die Tiefe der Handlung ist hochemotional und berührend und sie entfacht die Neugier auf den nächsten Teil der Reihe um Marco Wittmann, vorausgesetzt, man mag es blutig und liebt lange Kampfszenen. Mir persönlich liegt das jedoch nicht.
Fazit und Bewertung:
Milo. Geliebter Todesengel von M- E. Fiend
Milo – Geliebter Todesengel ist ein actionreicher, außergewöhnlicher Thriller mit einer ungewöhnlichen Rollenverteilung der Figuren, gewaltgeschwängertem Agenten-Flair und einem Schreibstil mit hohem Widererkennungswert. Das allein wäre eine gelungene Thrill-Mixtur, wenn die Kampfszenen nicht so ausufernd, langatmig und in der Handlung dominant erzählt wären.
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