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Veröffentlicht am 10.06.2018

Grau in Grau in Grau – Aktion, Agentenflair, dominante Kampfszenen

Milo - Geliebter Todesengel
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Auf der Flucht vor seinem Vater stürzt sich der deutsche Unternehmensberater Marcus Wirtmann in seine Arbeit, in Auslandsreisen und den Alkohol. In San Francisco stößt er zufällig mit einer geheimnisvollen ...

Auf der Flucht vor seinem Vater stürzt sich der deutsche Unternehmensberater Marcus Wirtmann in seine Arbeit, in Auslandsreisen und den Alkohol. In San Francisco stößt er zufällig mit einer geheimnisvollen kämpferischen Schönheit zusammen und fühlt sich sofort unrettbar in sie verliebt. Er hilft ihr, einer Gruppe japanischer Gangster zu entkommen und will sich ihr anschließen. Doch sie lehnt das ab.

Also folgt er ihr heimlich und rettet sie ein zweites Mal aus einem schwer bewachten Landsitz eines Engländers, wo sie in eine Falle geriet. Diesmal ist sie überzeugt von seinen Qualitäten und nimmt ihn mit in ihr Versteck in der texanischen Wüste. Dort unterzieht sie ihn einem monatelangen harten Einzelkämpfertraining.

Es folgt ihr erster gemeinsamer Auftrag. Die Abholung eines geheimnisvollen Koffers in Tokio erweist sich jedoch als Falle und die beiden werden von der japanischen Regierung zur Zusammenarbeit gezwungen. Die Apokalypse nimmt ihren Lauf ... (Quelle: mainbooks)

Reflektion:

„Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit. Mit diesem Buch schreibe ich nicht nur die gemeinsamen Erlebnisse der letzten Jahre nieder, sondern versuche verzweifelt, den „Bruder“ wiederzufinden, der mir alles bedeutet“. – M. E. Fiend

Wer in Gedanken an dieses Zitat, das den Klappentext schmückt, den Thriller Milo zu lesen beginnt, der wird von einem intensiven Sog erfasst, der bis zur letzten Seite anhält.

SAP-Unternehmensberater Marco Wittmann führt ein Leben, dass durchweg von undurchdringlichem und einheitlichem Grau durchzogen ist. Ohne dass es ihm bewusst ist, spult er alltäglich seinen Hamsterrad-Alltag ab, der von einer trostlosen Farblosigkeit geprägt ist. Oberflächlich ist der Unternehmensberater umgänglich, etwas kauzig, kommunikationsstark und ein gestandener Mann, doch in seinem Innern tobt ein Kampf gegen die hochemotionalen und blutigen Träume, die ihn jederzeit, auch körperlich, einholen können.

Als er in San Francisco auf die geheimnisvolle Milo trifft und ihr bei einer dramatischen Aktion das Leben rettet, verfällt er ihr völlig. Wer nun glaubt, von einer romantischen Liebe zu lesen, der täuscht sich gewaltig.

Während Milo, ehemaliges Mitglied der Yakuza, Marco zunächst auf Abstand hält, setzt dieser alles daran, Milo auf den Fersen zu bleiben und um ihre Gunst zu kämpfen. Kämpferisch höchst kompetent ausgebildet hinterlässt Milo den Eindruck einer brutalen Söldnerin. Als Marco bereit ist sein bisheriges Leben aufzugeben, wird Milo zu seiner gnadenlosen Lehrerin.

Ein Mikrolächeln ist alles was die dominante, kaltblütige Milo ihm gegenüber an Emotionen zulässt, aber allein dafür akzeptiert Marco auf eine hörige Weise seine brutale Ausbildung zum Kämpfer. Teils schwer verletzt, triezt sie ihn zu körperlichen Höchstleistungen, ohne dass er weiß, was ihr gemeinsames Ziel sein wird. Marco ist das alles völlig unwichtig, da er plötzlich wieder Farben in seinem Leben wahrnimmt und die Dämonen seiner Träume Abstand zu halten scheinen.

M. E. Fiends ist mit Milo ein actionreicher, außergewöhnlicher Thriller gelungen. Die ungewöhnliche Rollenverteilung der Figuren, ein gewaltgeschwängertes Agenten-Flair und ein besonderer Schreibstil mit hohem Widererkennungswert, sind eigentlich eine gelungene Thrill-Mixtur.

Für mich persönlich bestand der Sog und die Spannung der Story jedoch fast ausnahmslos aus dem Wissen, dass es sich inhaltlich bei diesem Thriller um wahre Begebenheiten und Erlebnisse des Autors handelt. Dieses Bewusstsein klang für mich in jedem Satz mit und es veranlasste mich, das Gelesene auf eine außergewöhnliche Art immer wieder zu reflektieren. Ich muss jedoch auch gestehen, dass ich diesen Thriller ohne dieses Wissen deutlich anders empfunden und gegebenenfalls sogar beendet hätte. Dann nämlich wären mir die Kampf- und Actionszenen, trotz des angenehm rasanten Tempos zu ausufernd und langatmig gewesen, es hätte mir eine harmonischere Handlung und weitere interessante Inhalte gefehlt und ich hätte unterstellt, dass die Wesensveränderung Marcus Wittmanns unglaubwürdig wäre.

M. E. Fieds Schreibstil und Sprache sind nicht nur angenehm flüssig zu lesen, sondern literarisch harmonisch ausgefeilt. Sätze aus der Ich-Perspektive von Marco Wittmann sind wohlgeformt, besitzen einen gewissen umgangssprachlichen, manchmal derben Pfiff und sie sind mit einer maßvollen Prise Humor und Selbstironie gewürzt.

Neben den teils dominierenden Action-Szenen, die authentisch und filmreif erzählt werden, gelingt es M. E. Fiend die Tiefe der Geschichte durch perspektivisches Geschickt hervorzuheben. Marco Wittmann fühlt sich von der einstigen Herrschaft und brutalen Hand des Vaters getrieben und verfolgt, sucht nach seinem wahren Ich und will endlich frei sein.

Die Tiefe der Handlung ist hochemotional und berührend und sie entfacht die Neugier auf den nächsten Teil der Reihe um Marco Wittmann, vorausgesetzt, man mag es blutig und liebt lange Kampfszenen. Mir persönlich liegt das jedoch nicht.

Fazit und Bewertung:

Milo. Geliebter Todesengel von M- E. Fiend

Milo – Geliebter Todesengel ist ein actionreicher, außergewöhnlicher Thriller mit einer ungewöhnlichen Rollenverteilung der Figuren, gewaltgeschwängertem Agenten-Flair und einem Schreibstil mit hohem Widererkennungswert. Das allein wäre eine gelungene Thrill-Mixtur, wenn die Kampfszenen nicht so ausufernd, langatmig und in der Handlung dominant erzählt wären.

©nisnis-buecherliebe.de

Veröffentlicht am 20.11.2017

Verlorene Worte und graue Wolken– Bizarrer All-Age Thriller mit Tiefe

30 Sekunden zu spät
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„Der 10. September 2016. Ich weiß, dass ich gerade im Seniorenheim stehe. Ich weiß, dass ich meinen Opa besuche. Ich weiß, wer ich bin. Nepomuk. Ich bin Nepomuk. Mein Opa weiß es nicht.
Meine Freundin ...

„Der 10. September 2016. Ich weiß, dass ich gerade im Seniorenheim stehe. Ich weiß, dass ich meinen Opa besuche. Ich weiß, wer ich bin. Nepomuk. Ich bin Nepomuk. Mein Opa weiß es nicht.
Meine Freundin holt mich ab, Miranda. Wir packen unsere Sachen und fahren los, Richtung Nordsee. Einfach so, von einem Moment auf den anderen, ganz spontan. Ich hasse Spontanität!
Wir kommen in Büsum an, mein Kopf tut weh, immer öfter, immer stärker. Miranda fühlt sich verfolgt, immer öfter, immer stärker. Doch ich nehme sie nicht ernst, bin abgelenkt, suche etwas. Etwas. Etwas stimmt nicht, etwas ist seltsam – was läuft hier falsch? Ich weiß es nicht.
Und dann … Tod. Zu spät. Nur ein wenig, nur 30 Sekunden. Nur 30 Sekunden früher, dann wäre … Vielleicht wäre dann alles anders.“ (Quelle: Bookspot)

Die Autorin:

Kaja Bergmann, Jahrgang 1992, studiert derzeit Deutsch und Kunst auf Lehramt in Marburg. Nach ihrem erfolgreichen Debüt „Gabriel“, erschienen 2013 bei Bookspot, präsentierte die junge Autorin mit „Der Mephisto-Deal“ und „Mnemophobia“ zwei spannende All-Age-Thriller. Auch ihr neuer Roman „30 Sekunden zu spät“ wird Leser ab 14 Jahren mit unerwarteten Wendungen fesseln.
Reflektionen:

Vor zwei Jahren habe ich Mnemophobia von der jungen Autorin Kaja Bergmann gelesen und ich war sehr von der Sprache verzaubert, die unglaublich viel Tiefe in den Sätzen beherbergt. Nach Mnemophobia war ich mir sicher, dass Kaja Bergmann eine literarische Zukunft vor sich hat und umso mehr war ich gespannt, wie sich Kaja Bergmann sprachlich weiterentwickelt hat.

Nur selten übernehme ich den Klappentext eines Verlags, doch bei 30 Sekunden zu spät, ist es eine wohlüberlegte Entscheidung, damit man als Leser einen ersten Eindruck der Story, der Worte und Formulierungen gewinnt.

30 Sekunden ist ein All-Age-Thriller für Leser ab 14 Jahren und nach meinem Empfinden dort gut aufgehoben.

Der Einstieg in die Geschichte gelingt spielend leicht. Kaja Bergman macht es dem Leser leicht, sich in der Geschichte zu verlieren. Süffig, vor allem aber kurzweilig und sogar bis anmutig zeichnet sie eine lebendige Geschichte.

Nemo ist sehr verzweifelt, da sein Großvater plötzlich unter Demenz leidet. Authentisch bringt Kaja Bergmann die Emotionen Nemos zum Ausdruck, der beinahe in seinen Sorgen ertrinkt. An seiner Seite ist Freundin Miranda, als sie spontan überlegen, sich eine Auszeit zu nehmen. Sie wollen ans Meer und endlich mal spontan sein. Doch Nemo hat ein Ziel. Er ist auf der Suche.

Als Leser erfährt man zunächst nicht, was Nemo sucht. Die Geschichte bekommt einen leicht geheimnisvollen Touch, der dann fast ins Unheimliche abdriftet. Kaja Bergman spielt sehr mit den Gedanken des Lesers. Sie führt ihn in die Irre, zeichnet Bilder die keine sind und verrät dies erst, nach dem sie die bizarren Gedanken Nemos nach und nach auflöst. Dennoch ist die Auflösung nicht ganzheitlich. Kaja Bergmann provoziert den Leser, die Geschichte auf seine Weise zu Ende zu denken und das gefällt mir richtig gut.

Etwa in der Mitte des Thrillers wechselt die Perspektive überraschend von Nemo zu Miranda. Hierbei wird deutlich, wie unterschiedlich Menschen empfinden, auch wenn sie das ein und selbe erleben. Mir ist zunächst nicht klar, welche Perspektive die reale ist und vor allem kann ich zunächst nicht erahnen, was die jeweils andere Perspektive mir sagen möchte. Darauf muss man sich als Leser einlassen wollen, sonst wird man 30 Sekunden zu spät nicht für sich einordnen können. Es wird also bizarr. Ich muss über Kaja Bergmanns besondere Ideen wohlwollend schmunzeln.

Zu guter Letzt fragt man sich, was alles hätte passieren können, wenn Handlungen 30 Sekunden eher geschehen wären.

Kaja Bergmanns Schreibstil hat sich gefestigt. Sie bewegt sich inzwischen auf literarisch sicherem Terrain. Vor allem gelingt es ihr nicht nur Situationen zu schildern und Dialoge zu führen, sie intensiviert in jedem Satz die Tiefe der Story. Das Talent hat nicht jeder.

30 Sekunden zu spät ist ein außergewöhnlicher Thriller, der die Meinungen der Leserschaft sicher spalten wird. Ich empfehle diesen Thriller eingeschränkt, denn er ist nur dort in guten Händen, wo die Bereitschaft für Gedankenkarusselle vorhanden ist.

Ich mag es sehr, das Kaja Bergmann dem Leser einiges abverlangt und doch würde ich mir von ihr einmal einen herkömmlichen Roman wünschen, der weniger bizarr in seiner Tiefe ist. Ich bin mir sicher, es würde ein Highlight werden.

Fazit und Bewertung:

30 Sekunden zu spät ist ein außergewöhnlicher All-Age-Thriller. Die Nachwuchsautorin beherrscht das literarische Geschick und legt in jeden ihrer Sätze inhaltliche eine gekonnte Tiefe.

30 Sekunden zu spät wird die Meinungen der Leserschaft sicher spalten. Ich empfehle diesen Thriller eingeschränkt, denn er ist nur dort in guten Händen, wo die Bereitschaft für Gedankenkarusselle vorhanden ist.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 11.09.2017

Die Angst vor dem Unbekannten - 5. Fall für Hauptkommissarin Clara Vidalis

Tränenbringer
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Band fünf der Bestseller-Serie von Veit Etzold: Top-Autor Veit Etzold ist mit seiner Hauptkommissarin Clara Vidalis, Expertin für Pathopsychologie am LKA Berlin, regelmäßig auf der Spiegel-Bestsellerliste. ...

Band fünf der Bestseller-Serie von Veit Etzold: Top-Autor Veit Etzold ist mit seiner Hauptkommissarin Clara Vidalis, Expertin für Pathopsychologie am LKA Berlin, regelmäßig auf der Spiegel-Bestsellerliste. Kaum ein deutscher Thriller-Autor beherrscht die Klaviatur harter, realistischer Spannung so wie er. Ihr fünfter Fall bringt Clara auch persönlich an ihre Grenzen:

Ein Serienkiller entführt 18-jährige Mädchen und lässt den Eltern Leichenteile zukommen. Die Ermittler schickt er ein ums andere Mal auf eine falsche Spur. Und vor Jahren fiel Claras kleine Schwester einem ganz ähnlich agierenden Wahnsinnigen zum Opfer, der nie gefasst werden konnte … Harte Fälle, schnelle Action – deutsches Setting! (Quelle: Knaur Verlag)

Der Autor:

Dr. Veit Etzold ist Autor von sechs Spiegel-Bestseller-Thrillern, die in sieben Sprachen übersetzt wurden. Er studierte internationales Management an der IESE Business School mit Stationen in Barcelona, New York, San Francisco / Silicon Valley und Shanghai. Er arbeitete für die internationale Strategieberatung Boston Consulting Group in Europa, Asien und den USA, Booz & Company, die Allianz Gruppe und als Berater für die globale Bergbaufirma Gaia Mineral Resources und die Investmentholding African Development Corporation in Ruanda, Hong Kong und Peking. Er ist Berater des Auswärtigen Amtes, Mitglied in unterschiedlichen Expertengruppen der Atlantikbrücke und Dozent für Geopolitik an der IESE Business School und an der Singapore Management University. http://www.veit-etzold.de/ (Quelle: Knaur Verlag)

Reflektionen:

Mühelos gleitet man in die Geschichte hinein, denn Veit Etzolds Schreibstil, so flüssig und angenehm, macht es einem leicht einzutauchen. Die Story beginnt rasant. Ein Junkie taumelt über eine Straße, er hält ein Paket festumklammert in seinen blutverschmierten Händen, ein Autofahrer kann noch rechtzeitig reagieren, aber dann muss ein LKW ausweichen und rast in die Hauswand eines Hotels. Wie durch ein Wunder gibt es bis auf den verwahrlosten Junkie keine Verletzten.

Die ärztliche Versorgung des Junkies wird jäh unterbrochen, als der ungepflegte Mann anfängt um sich zu beißen und von perversen Pfählungen und von dem Tränenbringer faselt. Erkennungsdienstliche Untersuchen bringen hervor, dass der Mann Spuren von Gehirnmasse an den Stiefeln trägt. Bevor man ihn näher befragen kann, muss er aus medizinischen Gründen ins Koma versetzt werden. Als man das Paket öffnet, findet man darin ein paar post mortem abgetrennte Füße.

„Was dazu führte, dass die Menschen in dem Film ihre Hand freiwillig in siedendes Öl steckten. Und dann die frittierte Hand aßen. Eine Frau schnitt sich die Nippel und die Schamlippen ab. Und schließlich schnitt sie sich ihr eigenes Auge aus und aß es. Stopfte all das in sich hinein.“ (Zitat)

Zeitgleich erhält der Vater eines 18-jährigen Mädchens ein Paket, in dem die Nase seiner Tochter, ihr Schlüpfer und ihr Handy liegt. Dann erhält der Vater einen Anruf.

Die taffe Clara Vidalis, Expertin für Forensik und Pathopsychologie des LKA, steht vor einem neuen rätselhaften Fall, der eine Jagd nach dem schlimmsten gesellschaftlichen Abschaum auslöst und sie an ihre persönlichen Grenzen bringt. Noch immer leidet sie unter Schuldgefühlen zum Tod ihrer kleinen, ermordeten und missbrauchten Schwester, die sie nicht beschützen konnte und so kommt sie in große, persönliche Bedrängnis und Not, als sie erfährt, dass sie schwanger ist. Noch immer lebt sie leicht distanziert mit Mac Death zusammen, der sie gern heiraten will. Aber so weit ist Clara noch lange nicht.

Eine zweite Perspektive erzählt die Klischees behaftete Geschichte von Torstens Jugend in den 80er Jahren, der von seiner Mutter seelisch missbraucht wird und nur als Abschaum und Dreck bezeichnet wird. In ihm brodelt es, er steht kurz davor zu explodieren, quält Tiere, aber diese Perspektive steht noch ganz am Anfang.

„Dann sollte der Inkubus mal wieder begnadigt werden, dieser wahnsinnige Killer, der Frauen umgebracht hatte, nachdem er vorher deren Mülleimer durchwühlt und sich aus den benutzten Tampons der Frauen einen Tee gekocht hatte.“ (Zitat)

Wie gewohnt zeichnet Veith Etzold ausgesprochen intensive Charaktere. Rückblicke auf vorangegangene Kriminalfälle, intensivieren noch einmal die Präsenz dieser spannenden Reihe, doch nach 157 Seiten hat mir dieses Wiedersehen gereicht, auch wenn ich die Figuren nach wie vor mochte.

Im Laufe der Handlung geschehen nicht nur brutale Verbrechen, sondern auch Ausflüge in die tiefsten menschlichen Abgründe. Als Thriller-Liebhaber kann ich mit blutigen Fakten sehr gut umgehen und mich schockt so schnell weder Täter noch Tatort, aber das, was ich in diesem Buch an Widerlichkeiten vorfand, ließ es mich nach 160 Seiten zuklappen.

Ich kann nicht verstehen, dass ein Bestseller-Autor so tief in die Kiste des Ekels greifen muss, wenn er mit literarischer Intelligenz gesegnet und mit scheinbarer Leichtigkeit einen Spannungshöhepunkt nach dem anderen zaubern kann, ohne sich eines perversen Wortschatzes bedienen zu müssen. Das nenne ich Kunst. Veith Etzold versteht es, Spannung zu erzeugen, aber mit Der Tränenbringer geht er für mich persönlich einen verbal perversen Schritt in seiner Ausdrucksweise zu weit.

„Ihr Bauch war von der Brust bis zum Schambein aufgeschnitten. Teile der Innereien fehlten oder hingen aus dem Leib heraus. Dünn- und Dickdarm aber hatte der Täter aus der Bauchhöhle herausgezogen und der Leiche wie einen Strick um den Hals gelegt. „ ... „Erdrosselt mit den eigenen Innereien?“ (Zitat)

Wenn ein Täter von benutzten Tampons Tee kocht bitte, aber Veith Etzold hat es eigentlich nicht nötig, Leser mit Perversionen zu berieseln. Natürlich ist es eine Frage des Geschmacks, ob man bereit ist verbal perverse Sätze in der Form zu lesen, ich bin es nicht.

Fazit und Bewertung:

Im 5. Band der Reihe um Hauptkommissarin Clara Vidalis macht sie erneut Jagd nach dem schlimmsten Abschaum der Gesellschaft und stößt dabei an ihre persönlichen Grenzen. Wer es blutig und pervers mag, der ist mit diesem rasanten und klischeebehafteten Thriller in guter Gesellschaft. Für mich persönlich geht Veit Etzold in seiner Ausdrucksweise immer wieder einen Schritt zu weit in Richtung Perversion. Schade eigentlich, denn er wäre literarisch intelligent in der Lage, auf einen derartigen Wortschatz verzichten zu können und würde dennoch eine hochspannende und fesselnde Geschichte erzählen.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 26.07.2017

Handlettring – Das große Buch der Schmuckelemente

Handlettering. Das große Buch der Schmuckelemente
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Keine Frage: Schmuckelemente sind das Sahnehäubchen auf einem Handlettering. Egal ob Bänder, Randgestaltungen oder kleine Piktogramme, dieses Buch ist eine Fundgrube der verschiedensten Zierelemente, die ...

Keine Frage: Schmuckelemente sind das Sahnehäubchen auf einem Handlettering. Egal ob Bänder, Randgestaltungen oder kleine Piktogramme, dieses Buch ist eine Fundgrube der verschiedensten Zierelemente, die die Botschaft eines Letterings noch unterstreichen können. Inspirationen für spezielle Anlässe wie Hochzeit, Geburtstag oder einfach Motive durch die Jahreszeiten ergänzen die Sammlung. (Quelle: Frech Verlag)

Am Schluss des Buches finden Sie wieder Anwendungsbeispiele, Alphabete und viele Hand Lettering Anleitungen.

Die Autorin:

1983 in Koblenz geboren, studierte Annika Sauerborn nach dem Abitur Kommunikationsdesign an der FH in Mainz, wo sie heute lebt und arbeitet. Sie setzte sich früh den Schwerpunkt Illustration und ihr lieblicher und verspielter Stil macht sie vor allem interessant für Kinder- und Jugendbuchverlage. Doch über ihre Tätigkeit als freischaffende Illustratorin kam sie auch zum Handlettering. Dies eröffnete ihr neue Möglichkeiten und Wege. Quelle: Frech Verlag)

Reflektionen:

Als Anfängerin im Handlettering habe ich mir sehr viel von dem „großen“ Buch der Schmuckelemente versprochen, dass mit 1000 dekorativen Ideen ausgestattet sein soll, aber leider erfüllte es nur teilweise meine Erwartungen.

Zu den 1000 Schmuckelementen zählen einfache Herzchen, Pfeile, Sterne, Blumen, Bänder etc. in verschiedenen Variationen, die ein jeder aus dem FF blind zeichnen kann. Insofern liefert das Buch der Schmuckelemente nicht ansatzweise 1000 interessante Elemente.

Die Bewertung dieses Buchs muss differenziert erfolgen:

a) Für alle Handlettering-Newbies, die sich bereits Inspirationen im Internet eingeholt haben, die sich auf Instagram, Pinterest oder You-Tube umgeschaut haben, für die wird dieses Buch keine Inspirationsquelle mehr darstellen.

b) Für alle anderen, die sich „nicht“ im Internet bewegen, ist dieses Buch sicher eine wunderbare Ideensammlung und Bereicherung, um erste Letterings zu schmücken.

Aber von vorn:

Das Vorwort ist kurz. Das Kapitel Material beschränkt sich auf wenige Sätze und liefert keine ausreichenden und hilfreichen Informationen für einen Anfänger- oder auch fortgeschrittenen Handletterer. Ebenfalls kurz, geht die Autorin auf Bleistift, Pinsel und Fineliner ein, aber dieses Buch ist auch ein Buch von Schmuckelementen und Illustrationen und kein Lehrbuch.

Die einfachen Schmuckelemente und Illustrationen sind nach den folgenden Rubriken unterteilt:


Ränder – Rahmen – Ecken

Blüten – Blätter – Kränze

Bänder – Pfeile – Muster

Es folgen Illustrationen, die folgend unterteilt sind:

Saisonale Illustrationen und Anlässe
Frühling
Sommer
Herbst
Winter
Weihnachten
Geburtstag & Party
Picknick
Küche
Home Sweet Home
Liebe
Hochzeit
Strand und Meer

12 einfache Alphabete

Unter „vielen“ Anleitungen, wie im Klappentext zu lesen, findet man Anleitungen für:

1 Glückwunschkarte
11 Geschenkanhänger
12 Cake Topper & Blumenstecker

Zum Abschluss des Buchs findet man ein Handlettering-Bild, das in einen schönen Blumenkranz gebettet ist.

Fazit und Bewertung:

Insgesamt ist dieses Buch für mich persönlich eher enttäuschend, da es mir nichts Neues bietet, neben dem was in ausgefeilten und vielfältigen Variationen im Internet en masse kostenlos abrufbar ist. Die Illustrationen der Autorin sind mit Liebe gezeichnet, aber sie sind auch sehr einfach und simpel dargestellt.

Aber ich empfehle Das große Buch der Schmuckelemente gern den Handlettering-Anfängern, die sich „nicht“ im Internet bewegen, um sich dort nach Inspirationen umzuschauen.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 19.06.2017

Handlettering – Die Kunst der schönen Buchstaben – Viel zu wenig Tipps, um sich in Handlettering zu versuchen

Handlettering
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Die hübsch gestaltete Kreidetafel beim Lieblingsbäcker, das aufwendig signierte Hochzeitsbuch oder die ausgefallene Glückwunschkarte von der besten Freundin - Handlettering sieht man zur Zeit überall. ...

Die hübsch gestaltete Kreidetafel beim Lieblingsbäcker, das aufwendig signierte Hochzeitsbuch oder die ausgefallene Glückwunschkarte von der besten Freundin - Handlettering sieht man zur Zeit überall. Denn die beeindruckend gezeichneten Schriftbilder fallen sofort ins Auge. Doch nicht nur talentierte Kalligraphen können solche Meisterwerke gestalten. Handlettering-Fan Frau Annika erklärt verständlich die wichtigsten Grundlagen, die man für das eigene Lettering braucht. An 15 charmanten und alltagstauglichen Projekten lernt man dann Schritt für Schritt auch eigene Letterings zu entwerfen und umzusetzen. Beispielalphabete zum Abpausen, gerade, schräge und runde Raster für den perfekten Strich und schicke Ornament-Ideen sorgen auch bei Lettering-Anfängern für Glücksgefühle. Und falls es mal nicht klappt, gibt es auch alle Letterings im Buch als Vorlage zum Abpausen. (Frech Verlag)
Die Autorin:

Frau Annika lebt und arbeitet als Illustratorin im schönen Mainz am Rhein. Hier hat sie 2010 das Design-Studium mit Diplom abgeschlossen.

Sie sitzt mit anderen kreativen Menschen im Nordhafen und entwirft, zeichnet, koloriert, kritzelt, layoutet, collagiert, konstruiert, malt und werkelt hier in ihrem beschaulichen Atelier.
>> Nordhafen Mainz

Frau Annika macht Illustrationen für Kinder- und Jugendbücher, Schulbücher, Comics, Spiele, Zeitungen, Magazine, Plakate, Postkarten, Identifikationsfiguren, Storyboards, Kalender, Speisekarten und so.

Zu ihren Kunden gehören unter anderem: Carlsen Verlag, HABA, Ernst Klett Verlag, Nelson Verlag, Coppenrath Verlag, Ravensburger, frechverlag, Arena Verlag. (Quelle: http://cargocollective.com/frauannika/Frau-Annika)

Reflektionen:

Vor kurzem habe ich an einem Workshop „Basic Handlettering“ teilgenommen und bin nun hoch motiviert, das Handwerk, beziehungsweise die Kunst des Handletterings zu erlernen.

Bisher habe ich mich von Tutorials ferngehalten, da ich es liebe Fachbücher zu studieren, in ihnen nachzuschlagen, um so begleitend mein Lernen zu gestalten.

Es gibt keine große Auswahl an Fachliteratur zu diesem Hobby, dass aus den USA zu uns hinübergeschwappt ist und wenn man Bücher findet, sind die Rezensionen oftmals erheblich differenziert. Eine Bastelkönigin scheint mir eher beglückt von diesen Büchern zu sein, als diejenigen, die die Kunst der schönen Buchstaben erlernen möchten.

Diese Rezension bezieht sich auf meinen Wunsch des Erlernens des Schönschreibens und auf das Handwerk als solches. Ich erwartete Tipps und Lernmethoden, aber keine Bastelanleitungen. Meine Erwartungen wurden in keiner Weise erfüllt.

Die Einführung beginnt mit einer winzigen, vier Sätze kurzen Begriffskunde, was ist Typografie und was Kalligrafie. Es folgt ein Kapitel „Material“ (Bleistift, Fineliner, Radiergummi, Papier, Anspitzer, Lineal etc.) und weiter geht es mit einer äußerst kurzgefassten, einseitigen Erläuterung über die „Anatomie der Buchstaben“. Auf den folgenden zwei Seiten finde ich unter „Bevor Sie beginnen“ ansatzweise das, was ich erwartet habe, wenn es nicht nur wenige, erläuternde Absätze gewesen wären, die kaum meinen Wissensdurst stillen.

Über vierzehn Seiten ergießt sich die Autorin über die Papeterie, der Gestaltung von Glückwunschkarten und Einladungen. Wer hierzu Ambitionen hat, findet hier gut erläuterte Anleitungen und Basteltipps, die mit Lettering-Skizzen, guten Fotos und Tipps eine gute Übersicht an Gestaltungsmöglichkeiten darstellen. Es folgt ein Beispiel für die Gestaltung eines Notizheftumschlags und eines Kalenders. Im Kapitel „Feste feiern“ findet man Anleitungen zu Geschenkanhängern, Papiergirlanden, ein Gästebuch zur Hochzeit, Kuchen im Glas und im Kapitel „Wohnen“, werden Kreidetafeln, Kerzengläser, Stoffbeutel und Tassen mit einem Lettering beschrieben und verziert.

Zum Abschluss des Buchs findet man die folgenden, wenigen und nicht besonders hübschen Alphabete:

3D-Buchstaben,
Schattenbuchstaben,
eine Serifenschrift,
eine serifenlose Schrift,
eine kalligrafische Schrift und eine einfache Schreibschrift.

Das Buch beinhaltet viel zu wenig Informationen, um die Kunst des Schönschreibens ansatzweise erahnen, geschweige denn erlernen zu können. Eine Handvoll Ornamente, ein paar wenige Banner und Schnörkel sowie vier Raster, lassen das Buch viel zu schnell und wenig ausführlich ausklingen. Nett für jeden Bastel-Fan ist, dass es pro Bastel- bzw. Lettering eine Vorlage gibt, zu denen Frau Annika das Abpausen zum Üben empfiehlt.

Aber das war es dann auch.

Es kommt natürlich darauf an, wie die Erwartungshaltung des Lesers ist und was er konkret und thematisch erwartet. Ich für meinen Teil habe ein Buch erwartet, dass mir die Einführung und Herangehensweise zum Handlettering ebnet und mir technisches Know-how an die Hand gibt, um die Schönschrift und die Buchstabenvielfalt kennenzulernen.

Ich bleibe von diesem Buch enttäuscht zurück und ich empfehle es ausschließlich denjenigen, die gern basteln und ihre Werke mit Lettering verzieren möchten. Oder denen, die sich gern eine Übersicht verschaffen möchten, was man mit Lettering alles verzieren kann.

Optisch ist dieses Buch wirklich sehr hübsch gestaltet. Die Texte sind in einfachen, klaren Worten formuliert und nett geschrieben. Zahlreiche wirklich schöne Fotos und Skizzen, laden definitiv zu einem verweilenden Blick ein, aber dennoch ist das Buch knapp an meinem Wunschthema vorbeigeschlittert.

Fazit und Bewertung:

Handlettering – Die schöne Kunst der Buchstaben ist ein Werk, dass kaum ausreichend technische Tipps für die Herangehensweise zum Erlernen des Handletterings an die Hand gibt. Dieses Buch eignet sich gut, um eine Übersicht von Bastelmöglichkeiten mit Lettering-Verzierungen zu erhalten, aber nicht für einen wissensdurstigen Anfänger, der die Kunst der schönen Buchstaben erlernen möchte.