Spannend und anspruchsvoll - einfach gut
„Spiegelberg“ ist der dritte Krimi einer Reihe um die Journalistin Cora Johannis. Hin und wieder wird auf die Vorgängerbände Bezug genommen, insbesondere dann, wenn Cora in Kontakt mit der Polizei kommt ...
„Spiegelberg“ ist der dritte Krimi einer Reihe um die Journalistin Cora Johannis. Hin und wieder wird auf die Vorgängerbände Bezug genommen, insbesondere dann, wenn Cora in Kontakt mit der Polizei kommt oder sich mit Familienmitgliedern oder Freunden unterhält. Die Kenntnis dieser Vorgängerbände ist sicher hilfreich, aber man kann den Band auch ohne die Vorgänger verstehen.
Während einer Veranstaltung in Solothurn wird Cora Johannis Zeugin eines Angriffs auf ihre Freundin Francoise Gravier, die ehemalige Botschafterin Frankreichs in der Schweiz, wenig später wird diese schwer verletzt am Fuß einer Treppe aufgefunden. Bevor sie das Bewusstsein verliert, bittet sie Cora noch, sich um Camille zu kümmern.
Cora kennt Camille nicht und weiß auch nicht, in welchem Verhältnis Francoise zu ihr steht. Sie selbst hat gerade eine schwere Lebenskrise hinter sich, sieht aber in ihrer Arbeit eine Chance, darüber hinwegzukommen. Und so stürzt sie sich in die Ermittlungen und sticht damit in ein Wespennest.
Nicht nur beginnt der Krimi mit einem Doppelmord, es geht auch mit Verbrechen weiter. Sie sind in der Vergangenheit passiert und sie geschehen in der Gegenwart. Die Handlung wechselt immer mal wieder zwischen den 80er, 2000er Jahren und der Gegenwart hin und her und tatsächliche politische Verwerfungen in der Schweiz, hier insbesondere im Kanton Jura spielen in die sonst fiktive Handlung hinein.
Die Spannung ist von Anfang an hoch und flacht auch im Verlauf der Handlung kaum ab. Eher im Gegenteil, zum Schluss kommt es zu einem regelrechten Showdown und unerwarteten Wendungen.
Cora als wichtigste Protagonistin ist eine sympathische Journalistin, die ihr Handwerk versteht und einen Konflikt auch gern von allen Seiten beleuchtet. Ihre Reportagen haben ihr einen guten Ruf verschafft und sie ist bekannt dafür, Auseinandersetzungen nicht aus dem Weg zu gehen.
Das verschafft ihr auch bei ihren Gesprächspartnern ein gewisses Standing. Sie stellt die richtigen Fragen und erhält auch Antworten, wenn auch nicht immer bereits beim ersten Nachfragen.
Ihre Kontaktpersonen bei der Polizei sind mit ihrem Handeln nicht immer einverstanden, in erster Linie gilt ihre Sorge aber ihrer Unversehrtheit. Cora bringt sich auch schon mal in Gefahr.
Neben Cora spielt die Familie Murival eine weitere Hauptrolle. Hier geht es um Mathilde, die Großmutter und größte Anteilsinhaberin des Uhren-Imperiums, ihren Sohn Gérard und weitere Familienmitglieder.
Nachdem weder die Politik noch die Justiz willens und in der Lage waren, die Familie zu schützen und Sachverhalte und Anschuldigungen zu klären, kann ich das Verhalten der Familie verstehen. Die ständige Bedrohung hat ganze Generationen aller Möglichkeiten der Entfaltung beraubt. Der Satz vor dem Prolog „Wo das Recht nicht in der Lage ist, für Gerechtigkeit zu sorgen, sucht sich die Gerechtigkeit eigene Wege und schafft neues Unrecht“ fasst die gesamte Handlung sehr treffend zusammen.
Für mich war der Krimi durchweg spannend, durch den historischen Hintergrund und die Verwicklungen aber auch anspruchsvoll und ich empfehle ihn gerne weiter.