Cover-Bild Die Vegetarierin
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Seelenleben
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 190
  • Ersterscheinung: 28.10.2024
  • ISBN: 9783351042608
Han Kang

Die Vegetarierin

Roman | Nobelpreis für Literatur 2024
Ki-Hyang Lee (Übersetzer)

Nobelpreis für Literatur 2024.

»Die Vegetarierin ist ein Meisterwerk.« Julia Encke, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 

Ein hypnotisierendes Buch über eine Frau, die sich gegen ihren Mann auflehnt, indem sie ihm verkündet, kein Fleisch mehr zu essen und von einem Leben als Pflanze träumt.

Yong-Hye und ihr Ehemann sind ganz gewöhnliche Leute. Er geht seinem Bürojob nach und hegt keine Ambitionen. Sie ist eine leidenschaftslose, pflichtbewusste Hausfrau. Die angenehme Eintönigkeit ihrer Ehe wird gefährdet, als Yeong-Hye beschließt, sich ausschließlich vegetarisch zu ernähren und alle tierischen Produkte aus dem Haushalt wirft. »Ich hatte einen Traum«, so ihre einzige Erklärung. Ein kleiner Akt der Unabhängigkeit, aber ein fataler, denn in einem Land wie Südkorea, in dem strenge soziale Normen herrschen, gilt der Vegetarismus als subversiv. Und bald nimmt Yeong-Hyes passive Rebellion immer groteskere Ausmaße an. Sie, die niemals gerne einen BH getragen hat, fängt an, sich in der Öffentlichkeit zu entblößen und von einem Leben als Pflanze zu träumen. Bis sich ihre gesamte Familie gegen sie wendet. 

»Han Kangs Roman ist von großer Schönheit und Kraft.« WDR 5
»Han Kangs Roman ist in jeder Hinsicht bigger than life.« Gregor Dotzauer, Der Tagesspiegel
»Poetisch doch ganz sachlich, schnörkellos und mit traumwandlerischer Sicherheit.« Deutschlandradio Kultur
»Han Kangs verstörendes Buch hat eine leise, revolutionäre Kraft.« Volker Weidermann, LITERATUR SPIEGEL

»Han Kang ist eine der weltbesten.« FAS

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.11.2024

Schwere Kost

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Die Vegetarierin – Han Kang
Ein verstörendes Meisterwerk, das seltsam vage bleibt und auf nicht einmal 200 Seiten eine unheimliche Kraft entfaltet. Han Kang erhielt 2024 den Nobelpreis für Literatur.
Yong-Hye ...

Die Vegetarierin – Han Kang
Ein verstörendes Meisterwerk, das seltsam vage bleibt und auf nicht einmal 200 Seiten eine unheimliche Kraft entfaltet. Han Kang erhielt 2024 den Nobelpreis für Literatur.
Yong-Hye verhält sich seltsam. War sie doch immer die angepasste und brave Ehefrau und Tochter, möchte sie nun plötzlich kein Fleisch mehr essen. Überhaupt isst sie immer weniger und dann trägt sie plötzlich keinen BH mehr! Im strengen Südkorea, in dem keinerlei Schwächen oder Abweichungen von der Norm erlaubt sind – ein No Go.
Erzählt wird vom schleichenden Niedergang Yong-Hyes in drei Teilen. Erst berichtet ihr Ehemann, der völlig fassungslos ist. Dann spricht ihr Schwager, der ein plötzliches künstlerisches und sexuelles Interesse an seiner Schwägerin und deren Mongolenfleck entdeckt. Schließlich versucht im letzten Teil ihre Schwester, einen Ausweg zu finden bzw. den Ursachen auf den Grund zu gehen. Die eigentliche Protagonistin selbst kommt nicht zu Wort, was symptomatisch ist. Denn im Prinzip interessiert es niemanden, wie es ihr wirklich geht – sie soll einfach nur funktionieren und ihre Pflicht erfüllen.
Es ist eine düstere Geschichte, denn der Zustand Yong-Hyes verschlechtert sich zusehends. Die Handlung ist mutig und feministisch. Bald schwant es dem Leser, dass das eigentliche Problem die patriarchalische Struktur der Gesellschaft ist. Bereits in der Kindheit der väterlichen Gewalt ausgesetzt, wurde von Yong-Hye ihr Leben lang nur absoluter Gehorsam und Unterordnung verlangt. Sämtliche Entscheidungen werden von Männern getroffen. Die eigene Nahrungsaufnahme ist der einzige Punkt, den sie voll und ganz in der eigenen Hand hat. Gerade in den ersten beiden Teilen (von Männern erzählt) wird erschreckend klar, wie selbstverständlich Gewalt und Vergewaltigung in der Ehe und Gesellschaft hier sind – komplett ohne Unrechtsbewusstsein.
Die Sprache ist recht knapp und einfach gehalten. Es entsteht ein deutlicher Lesesog. Viele Dinge werden nur angedeutet und wirken dadurch umso stärker.
Ein sehr intensives, wenn auch schwer verdauliches Leseerlebnis. Der Nobelpreis wurde hier auf jeden Fall an die richtige Autorin vergeben.
5 Sterne


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Veröffentlicht am 17.10.2024

Verstörend gut

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Dieses Buch hat drei große Kapitel, von denen man jedes einzelne auch als Kurzgeschichte lesen könnte. Da jedes Kapitel aus einer anderen Perspektive und in einer anderen Erzählzeit geschrieben ist, ist ...

Dieses Buch hat drei große Kapitel, von denen man jedes einzelne auch als Kurzgeschichte lesen könnte. Da jedes Kapitel aus einer anderen Perspektive und in einer anderen Erzählzeit geschrieben ist, ist es ein jeweils in sich abgeschlossener Text. Durch die Zusammenschau wird die Geschichte der Vegetarierin erst umfassend geschildert. Mir gefällt dieser Aufbau sehr gut, ebenso wie der Schreibstil, der sich gut und flüssig lesen lässt. Inhaltlich ist das Buch mal verstörend, mal erotisch, mal traurig und macht einen auch nachdenklich. Die Geschichte der Vegetarierin hat mich berührt und endet ganz anders, als ich es erwartet hatte. Für mich hat die Erzählung eine große Kraft, da sie sehr geradlinig ist und ohne nebensächliche Details auskommt. Das haben alle drei Kapitel gemeinsam und bilden im Ganzen einen überzeugenden Text, so dass man nachvollziehen kann, warum die Autorin den Literatur-Nobelpreis bekommen hat.

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Veröffentlicht am 03.12.2024

Familie, Freunde, Fleisch oder was sonst?

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Die Vegetarierin - ein seltsamer Titel für ein seltsames Buch. Doch trifft "seltsam" hier nicht ganz den Punkt. Es ist viel mehr eine Mischung aus verstörender Nüchternheit und abstruser Realitätsflucht.
Thematisiert ...

Die Vegetarierin - ein seltsamer Titel für ein seltsames Buch. Doch trifft "seltsam" hier nicht ganz den Punkt. Es ist viel mehr eine Mischung aus verstörender Nüchternheit und abstruser Realitätsflucht.
Thematisiert wird die Entwicklung von Yong-Hye. Geradezu über Nacht mutiert diese vom ruhigen, unauffälligen, stillen Mäuschen und wortlos gehorchender Ehefrau zur Selbstbestimmtheit. Entgegen dem Titel entscheidet sie sich zum Veganismus, nicht zum Vegetarismus und lehnt sich plötzlich bewusst gegen gesellschaftliche Konventionen. In einer Gesellschaft, wie dem konformitätsbewusstem Korea, beginnt sie sich gegen Freunde, Familie, Fremde und ihren Mann zu richten und ihrem eigenen Pfad zu folgen. Im Verlaufe der Geschichte bekommt die Erzählung dabei eine immer abstraktere Wendung. Die Protagonistin sieht bald kein Ende in ihrer Abkopplung von allem Fleischlichen und versucht sich mit allen Mitteln selbst vollständig neu zu definieren bis auch sie nicht mehr aus Fleisch und Blut besteht. Ihr todesmutiger Widerstand gegen die Gesellschaft bleibt ungebrochen, ihre Selbstbestimmung uneingeschränkt, auch wenn sie hart dafür bezahlt.
Zwischenzeitlich ist es durch die verworrene Erzählweise mit vielen Analogien, Metaphern und viel Interpretationsspielraum nicht leicht zu folgen. Es wird gleichzeitig so viel und so wenig über deren Hintergründe preisgegeben, dass vermutlich jeder Leser eine gänzlich verschiedene Interpretation vornehmen könnte. Ob dieser Roman nun den Literaturpreis verdient kann diskutiert werden. Dennoch eine gelungene Auseinandersetzung mit dem Platz der Frau in der Gesellschaft.

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Veröffentlicht am 28.10.2024

gesellschaftskritisch und grotesk

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Yong-Hye führt in Seoul mit ihrem Mann eine durchschnittliche, leidenschafts- und ereignislose Ehe. Er arbeitet meist bis Mitternacht, sie kümmert sich um den Haushalt und hat einen Teilzeit-Job. Eines ...

Yong-Hye führt in Seoul mit ihrem Mann eine durchschnittliche, leidenschafts- und ereignislose Ehe. Er arbeitet meist bis Mitternacht, sie kümmert sich um den Haushalt und hat einen Teilzeit-Job. Eines Tages beschließt sie, Vegetarierin zu werden. Dies erschüttert das Eheleben der beiden und wirkt sich auch auf weitere Familienangehörige aus…

Der Roman besteht aus drei Teilen, die jeweils aus der Sicht eines anderen Familienmitglieds erzählt werden. Der erste Teil nimmt die Perspektive von Yong-Hyes Mann ein, immer wieder unterbrochen durch kursiv gesetzte Einschübe von Yong-Hyes Träumen. Der zweite Teil wird aus der Sicht von Yong-Hyes Schwager geschildert, der dritte aus der Perspektive ihrer Schwester In-Hye.

Sehr interessant war für mich der Einblick in die südkoreanische Kultur. Yong-Hyes Familie ist streng patriarchalisch geprägt, als Frau hat man dem Ehemann zu gehorchen, ihn zu umsorgen und ihm ein angenehmes Heim und nahrhafte Mahlzeiten zu bereiten. Auch als Erwachsene schuldet man dem Vater Gehorsam. Der soziale Druck ist enorm, und wer aus der Reihe tanzt, wird geächtet, weil er Schande über die Familie gebracht hat. In diesem Sinne ist auch eine für uns im Westen so individuelle wie banale Entscheidung, vegetarisch (bzw. in Yong-Hyes Fall sogar vegan) zu leben, ein Affront gegen die Familie, ebenso wie der Entschluss, auf das Tragen eines BHs zu verzichten oder sich nicht zu schminken. Diese Stellen haben mich zum Teil emotional sehr bewegt und auch fassungslos gemacht, ist es für mich doch selbstverständlich, meine Entscheidungen selbstbestimmt zu treffen und hier klare Grenzen gegen Einmischungen Dritter zu ziehen.

Dem gesamten Buch haftet eine düstere, hoffnungslose Grundstimmung an, die Menschen sind einsam, melancholisch, desillusioniert, depressiv. Beziehungen werden aus eher rationalen Gründen denn aus tiefer Liebe geschlossen, man lebt nebeneinander her ohne wirkliches Interesse an den Gefühlen des Anderen, und eine gewisse Todessehnsucht schwingt mit.

Ich hatte zunächst erwartet, eine Erklärung für Yong-Hyes plötzlichen Sinneswandel hin zum Verzicht auf tierische Produkte zu erhalten. Diese folgte jedoch nicht, zumindest nicht in einem rationalen Sinne. Vielmehr durchzieht sämtliche Kapitel eine gewisse Sehnsucht nach der Verschmelzung von Mensch und Pflanzenwelt bzw. der Metamorphose vom Menschen hin zur Pflanze. Diese grotesk anmutende, irrationale und kafkaesk wirkende Komponente war für mich schwer fassbar.

Fazit: Insgesamt fällt es mir schwer, den Roman zu bewerten. Der Schreibstil hat mich durchaus gepackt, und die Einblicke in die koreanische Gesellschaft waren sehr interessant. Allerdings konnte ich mit der Sehnsucht nach der Verwandlung vom Menschen zum Baum nichts anfangen bzw. mir wurde nicht klar, was mir Han Kang damit sagen möchte.

Ich vergebe daher 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 30.11.2024

Sehr interessant, aber grenzwertig

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Irgendwie macht die Beschreibung zu diesem Buch schon neugierig auf die Geschichte und dennoch habe ich mich ziemlich lange dagegen gewehrt, es zu lesen. Im Endeffekt hat mich das Buch ziemlich verwirrt ...

Irgendwie macht die Beschreibung zu diesem Buch schon neugierig auf die Geschichte und dennoch habe ich mich ziemlich lange dagegen gewehrt, es zu lesen. Im Endeffekt hat mich das Buch ziemlich verwirrt zurückgelassen, spielt aber auch auf recht ungewöhnliche, teilweise schon exzessive Art mit einem ernsten Thema.

Die Veränderung von Yong-Hye beginnt schon recht schnell am Anfang des Buches und ist an sich erst einmal nicht unbedingt ungewöhnlich. Was ist schon so schlimm daran, wenn man sich entscheidet, kein Fleisch mehr zu essen? Allerdings sind die Hintergründe zu dieser Entscheidung wirklich verstörend, ebenso die Reaktion ihres Ehemanns und auch ihrer Familie, welche dies absolut nicht verstehen, sie sogar zum Fleischessen zwingen wollen. Und auch die weiteren Entwicklungen sind alles andere als normal und bald wird klar, dass Yong-Hye psychisch krank ist und dringend Hilfe braucht.

Erzählt wird die Geschichte sehr schlicht und emotionslos, ließ sich leicht weglesen. Außerdem gibt es drei verschiedene Perspektiven, angefangen mit der von Yong-Hyes Ehemann, der mich von Anfang an einfach nur wütend gemacht hat, denn dieser ist extrem ignorant und egoistisch. In keiner Minute geht es ihm um seine Frau, sondern nur ums eigene Ansehen. Danach wird die Geschichte aus der Sicht von Yong-Hyes Schwager erzählt, welcher sich von ihrem Mongolenfleck angezogen fühlt und sie aus meiner Sicht für seine schon fast perverse Kunst ausnutzt. Am Ende verfolgt man Yong-Hyes Schwester, welche selbst mit den Auswirkungen derer Veränderungen zu kämpfen hat und sich dennoch als letzte noch um sie kümmert, sich dabei aber schon fast selbst verliert.

Interessant sind dabei die Reaktionen der verschiedenen Charaktere, die mit Yong-Hye Umgang haben und, bis auf ihre Schwester, nicht einmal versuchen, sie zu verstehen, mal ganz abgesehen davon, hinter ihr Verhalten zu schauen. Dabei fällt auf, wie einflussreich das Patriarchat in Korea teilweise noch ist und was mit Frauen in konservativen Familien geschehen kann, wenn sie sich auflehnen, wozu noch die psychischen Erkrankungen kommen, die sich immer mehr in Yong-Hye Bahn brechen.

Insgesamt bekommt man hier alles andere als einen Unterhaltungsroman, nämlich vielmehr eine Aufzeichnung des tragischen Ablaufs eines Verfalls und das ungeschönt, verstörend und teilweise sogar echt ekelhaft geschildert. So etwas muss man auf jeden Fall mögen, ich aber finde den Roman, so interessant er auch ist, echt grenzwertig.

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