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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.10.2024

Komplex

Das große Spiel
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Es beginnt mit einer Gottheit, und dann startet das große Spiel des Lebens auf unserer Erde – im Wasser. Dann geht es um vier Personen, die zunächst jeder für sich eine Persönlichkeit entwickeln, erwachsen ...

Es beginnt mit einer Gottheit, und dann startet das große Spiel des Lebens auf unserer Erde – im Wasser. Dann geht es um vier Personen, die zunächst jeder für sich eine Persönlichkeit entwickeln, erwachsen werden und dann aufeinander treffen.
Die Geschichte geht viel zu langsam los und erschließt sich auch nach zweihundert Seiten nur sehr zögernd. Nun kommen die vier Hauptpersonen auf der Pazifik-Insel Makatea zusammen und eine neue Herausforderung kommt auf sie alle zu.
Einzelne Szenen zu lesen, macht wirklich Freude, der Stil ist einfühlsam und sehr flüssig. Beeindruckend sind die Tauchgänge, in denen Evie die seltsamen Wesen schildert, die dort in der Tiefe leben. Aber allzu schnell und sehr konsequent wechselt der Autor immer wieder zu ganz anderen Szenen, und auch in ganz andere Zeiten und Mileus. Die junge Evie braucht nur ein paar Dutzend Seiten, um eine alte Frau zu werden. Da muss man beim Lesen immer gut im Blick haben, wo und wann man sich gerade befindet. Ich hatte „Der Klang der Zeit‟ gelesen, deshalb war ich neugierig auf das neue Buch von Powers. Es ist mir zu kompliziert.
Eher etwas für Literaturstudiere im höheren Semester.

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Veröffentlicht am 12.09.2024

Geblümte Kaffeetassen

Ein tugendhafter Mann
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Das Cover zeigt schönes Geschirr. Darauf kommt es an: Aus schönem Geschirr zu essen und zu trinken. Das ist das uneingestandene Lebensziel des Protagonisten.
Lewis Percy erforscht für seine Doktorarbeit ...

Das Cover zeigt schönes Geschirr. Darauf kommt es an: Aus schönem Geschirr zu essen und zu trinken. Das ist das uneingestandene Lebensziel des Protagonisten.
Lewis Percy erforscht für seine Doktorarbeit Helden in der Literatur. Dort bleiben sie auch, die Helden. Denn Percy selbst ist kein Held. Er tut das, wovon er glaubt, dass es von ihm erwartet wird. Die straffen Rollenbilder der 1960er Jahre helfen ihm dabei.
Die Gedanken Percys stehen im Mittelpunkt. Wir erfahren ausführlich, was Percy glaubt, dass die anderen denken. Was sie wirklich denken, oder wie sich irgendwer fühlt, können wir nur raten. Immer wieder scheint auf, was offenbar Thema des Romans ist: Der Gegensatz zwischen Literatur und dem „wahren Leben‟. Eine Interpretation des Romans findet sich im Nachwort. Die Autorin ist preisgekrönte Literaturprofessorin.
Percy absolviert sein Leben, und alle anderen tun das auch. Es gibt keine echten Gefühle, keine Leidenschaft, keine Ziele, nur die Verwirrung Percys, der doch immer alles richtig gemacht zu haben glaubt. Gegen Ende gibt es eine Weiterentwicklung dieser Figur, die allerdings wenig überzeugt.
Was es mit den Beziehungen zwischen den Menschen macht, wenn alle nur versuchen, den Erwartungen zu entsprechen, ist äußerst bedrückend. So wird das ganze Buch ein eher frustrierendes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 05.03.2024

Experimentell und schmerzhaft

Der Stich der Biene
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Dickie Barnes Autohaus macht immer schlechtere Geschäfte, während seine Frau Imelda immer mehr Geld ausgibt. Die Tochter Cassie soll in diesem Jahr die Schule abschließen, aber im Moment hat sie ganz andere ...

Dickie Barnes Autohaus macht immer schlechtere Geschäfte, während seine Frau Imelda immer mehr Geld ausgibt. Die Tochter Cassie soll in diesem Jahr die Schule abschließen, aber im Moment hat sie ganz andere Sorgen. Der jüngere Sohn PJ versucht, die Probleme der Familie auf seine Weise zu schultern. Das ist alles so lebensecht beschrieben, dass es wehtut: „Sie sind an einem Punkt angelangt, er und seine Tochter, wo sie in seiner Gesellschaft nur glücklich sein kann, wenn sie das Gefühl hat, ihn gedemütigt zu haben.“
Zunächst lernt man die beiden Kinder der Familie kennen. Und dann wird es auch schon schwierig zu lesen, denn es werden die Satzzeichen weggelassen. Die Geschichte geht weiter, ist aber plötzlich kaum noch lesbar. Nach knapp 200 Seiten hat das Lektorat offenbar Punkte, Kommata und Anführungszeichen wiedergefunden. Jetzt kommen auch mehr Rückblicke vor. Wann begann dieser fürchterliche Abstieg, welche Ursachen gab es vielleicht dafür, dass so viel schiefgehen konnte in dieser Familie?
Man kommt den Menschen sehr nahe, und jede einzelne Hauptperson der Familie ist sympathisch und gut zu verstehen. Auch der Stil ist recht gut zu lesen, wenn man auf Satzzeichen auch mal verzichten kann. Oder wenn man darin einen Sinn findet. Mir erschloss er sich nicht. Humor fand ich nicht in der Geschichte, eigentlich gab es fast nur Verzweiflung. Auch irgendwelche positiven Gedanken oder gar Ausblicke fehlten mir. Das Ganze tat einfach nur weh.

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Veröffentlicht am 27.11.2023

Fremdartig

Be Your Own Healer
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Die Autorin arbeitet seit zehn Jahren als Phytotherapeutin in eigener Praxis. Hier stellt sie die Korasani-Heilmethode vor. In ihrem „holistischen Heilkonzept“ geht es darum, die Selbstheilungskräfte des ...

Die Autorin arbeitet seit zehn Jahren als Phytotherapeutin in eigener Praxis. Hier stellt sie die Korasani-Heilmethode vor. In ihrem „holistischen Heilkonzept“ geht es darum, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Hier beschreibt sie nicht nur Heilpflanzen, sondern auch die Themen Entgiftung, Ernährung, Bewegung, das richtige Atmen und die innere Haltung. Jedes Kapitel endet mit konkreten Anwendungstipps.
Die Tipps, die das Buch bietet, sind zum großen Teil sehr fremdartig für uns. In unserer Kultur isst man Brot zum Frühstück oder Brötchen, gerne mit Marmelade. Dass das nicht das Gesündeste ist, ist bekannt. Aber stattdessen Miso-Suppe mit Seidentofu? Und dazu den Frühstückskaffee durch Heilpflanzentee ersetzen? Auch Kartoffeln und Tomaten sollen ungesund sein, weil es Nachtschattengewächse sind.
Es sind durchaus Rezepte dabei, die man mal ausprobieren kann. Und es gibt eine Menge Anregungen und Ideen, die zu einem gesunden Leben beitragen können. Doch insgesamt ist dies ein hochspezielles Fachbuch. Es erscheint sehr kompliziert, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Wer allgemeine und anwendbare Informationen über Pflanzenheilkunde sucht, ist mit diesem Buch definitiv nicht gut bedient. Deshalb keine Empfehlung.

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Veröffentlicht am 14.04.2023

Reden wir übers Sparen

3000 Yen fürs Glück
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"Es sagt tatsächlich etwas über einen Menschen aus, wie er sein Geld ausgibt."

Miho hat ihren ersten Job nach dem Studium und ist zuhause ausgezogen. Zum Jahreswechsel besucht sie ihre Eltern. Ihre Schwester ...

"Es sagt tatsächlich etwas über einen Menschen aus, wie er sein Geld ausgibt."

Miho hat ihren ersten Job nach dem Studium und ist zuhause ausgezogen. Zum Jahreswechsel besucht sie ihre Eltern. Ihre Schwester ist verheiratet und hat ein kleines Kind, aber kein eigenes Einkommen. Die Mutter der beiden ist frisch operiert und muss feststellen, dass noch immer alle Haushaltsarbeit von ihr erwartet wird, obwohl sie noch sehr krank ist. Die Großmutter Kotoko lebt allein und macht sich Sorgen um ihr Auskommen im Alter.
All diese Frauen verbindet nicht nur die japanische Kultur und die Familie, sondern auch die Tatsache, dass sie sich um Geld und Sparen Gedanken machen.

Dies ist ein Roman über den Umgang mit Geld und über alles, was es bedeuten kann: Ein Stipendium für die Tochter, ein eigenes Haus für die noch zu bekommenden Kinder, ein Auskommen im Alter oder ein Job mit dreiundsiebzig. Selbständigkeit, Freiheit. Einige Aspekte können durchaus zum Nachdenken und Sparen anregen, zum Beispiel die Optimierung der monatlichen Fixkosten. Aber in Japan sind einige Umstände andere als hier. Nicht alles ist übertragbar.

Als Roman liest sich das nicht sehr spannend, weil der Ratgeber-Charakter doch recht stark ist. Da werden die auftretenden Fragen allzu leicht gelöst. Die Charaktere sind eher angedeutet, sie haben keine Tiefe. Ein Spannungbogen um Mihos Geschichte fesselt nicht.
Was sehr deutlich gezeigt wird, ist die japanische Kultur. Essen spielt eine große Rolle. Es gibt zahllose Gerichte, die aufwändig zuhause zubereitet werden. Der Umgang der Menschen miteinander und die traditionelle japanische Höflichkeit sind für uns eher fremd.
Schwierig beim Lesen sind die japanischen Namen und viele japanische Begriffe. Es befindet sich ein hilfreiches Glossar im Buch und eine Namensliste. Dreitausend Yen sind übrigens laut Klappentext etwa 23 Euro. Viele erheblich höhere Summen kommen vor, die schlecht einschätzen kann, wer den Yen nicht kennt.

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