Unsere Tage am Ende des Sees
Hanna hat es nicht leicht. Gerade hat sie ihren Mann verloren und die gemeinsame Tochter hat sich für ein Jahr in die USA verabschiedet. Vor deren Abflug musste Sie ihr allerdings noch versprechen, ihr ...
Hanna hat es nicht leicht. Gerade hat sie ihren Mann verloren und die gemeinsame Tochter hat sich für ein Jahr in die USA verabschiedet. Vor deren Abflug musste Sie ihr allerdings noch versprechen, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. Da ahnt Hanna noch nicht, dass sie beim Heimkommen eine Nachricht ihrer Mutter Gabi auf dem Anrufbeantworter haben wird, zu welcher seit 25 Jahren kein Kontakt mehr besteht. Damals war Hanna einfach gegangen, zu schwer war die Belastung durch die Alkoholsucht ihrer Mutter. Zu viele Versprechen hat sie ihr gegeben, nur um sie dann wieder zu brechen. Sie waren zum Dorfgespräch geworden damals, sie und ihre Mutter, die Säuferin. So oft ist Hanna zum Altglascontainer gegangen, um die leeren Flaschen ihrer Mutter zu entsorgen. Nur Nachts konnte sie damals ihr eigenes Leben führen, wenn sie sich mit Alex, ihrer großen Liebe, an ihrem Lieblingsort traf, den Bauwagen am See. Bei ihm war sie sicher und geborgen, er stellte keine Fragen, verstand auch ohne Worte. Er verurteilte sie nicht für ihre Mutter, sah Hanna so wie sie war. Er stärkte sie und hörte ihr zu, wenn sie es brauchte. Bei ihm war Hanna in ihrer eigenen kleinen, heilen Welt. Auch ihn hatte sie damals zurücklassen müssen, um endlich ein eigenes Leben führen zu können, so wie es viele andere in ihrem Alter taten. In Hamburg hatte sie ein Leben, zusammen mit Maurice und ihrer Tochter Christina, doch nun waren beide fort und Hanna stand fassungslos vor dem Anrufbeantworter, der die Nachricht ihrer Mutter enthielt. Unfähig, etwas zu tun, gelähmt von den Erinnerungen längst vergangener Zeiten. Soll sie ihre Mutter tatsächlich zurückrufen? Was soll man sich nach so langer Zeit sagen, wie soll man reagieren? Nach ein paar Tagen ewiger Grübelei, fasst Hanna endlich einen Entschluss, sie wird ihre Mutter zurückrufen.....
Ich empfand den Schreibstil als unglaublich flüssig und fesselnd. Man kann sich sehr gut in Hanna hineinversetzen und auch die Rückblenden in längst vergangene Zeiten, fügen sich sehr gut in die Geschichte ein. Man bekommt so einen guten Einblick in das Mutter-Tochter-Verhältnis und die schweren Alkoholprobleme von Gabi. Auch kann man Hannas damit verbundene Emotionen so besser verstehen. Zeitweise bekommt man das Gefühl, als stünde man direkt dabei und müsste der Situation hilflos beiwohnen, was die damit verbundene Tragik noch besser rüberbringt. Auch gefällt mir gut, dass dieses Buch viel über menschliche Fehler und Vergebung vermittelt. Insgesamt ist es ein tolles aber zugleich auch sehr trauriges Buch gewesen, welches mich bereits ab den ersten Seiten in seinen Bann gezogen hat. Die Covergestaltung ist sehr ansprechend und ist somit ein echter Hingucker im Bücherregal. Dies war mein zweites Buch von Linda Winterberg und wird sicherlich nicht mein Letztes sein!:)