So geht Spannung!
Tod am Nussdorfer Wehr„...Ein Notfall. Sturz vom Balkon, aus dem vierten Stock. Grund derzeit ungeklärt. Er konnte sich ausmalen, was ihn erwartete...“
Gegen vier Uhr in der Früh hatte ein Klingeln deshalb Grohsman aus dem ...
„...Ein Notfall. Sturz vom Balkon, aus dem vierten Stock. Grund derzeit ungeklärt. Er konnte sich ausmalen, was ihn erwartete...“
Gegen vier Uhr in der Früh hatte ein Klingeln deshalb Grohsman aus dem Schlaf gerissen. Da er nicht weiß, ob es Mord ist, ruft er Joe erst einmal nicht an.
Die Autorin hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Ich mag den feinen unterschwelligen Humor der Geschichte. Der Schriftstil ist sehr fein ausgearbeitet. Es gibt Sätze, auf die muss man erst einmal kommen. Nehmen wir zum Beispiel die folgende Formulierung:
„...Joe war eine sichere Autofahrerin. Man konnte ihr nicht nachsagen, dass sie den Verkehr aufhielt. Sogar seine Hündin winselte, wenn sie Joes giftgrünen Golf sah...“
Der Wiener Dialekt sorgt für die lokale Authentizität.
In der Wohnung des Toten fand in der Nacht eine Party statt. Dementsprechend findet die Kriminaltechnik Unmassen an Fingerabdrücken und Zigarettenstummeln. Deren Kommentar klingt so:
„...Das wird ein Gaudi, die Zuordnung. Na ja, andere spielen Sudoku, wir puzzeln mit Tschicks...“
Die erste Frage ist, ob es ein Unfall, ein Suizid oder ein Mord war. Die Antwort ändert sich immer mal wieder. Es gilt, in alle Richtungen zu ermitteln. Bei der großen Anzahl der Beteiligten sind die Befragungen nicht gerade einfach. Mir gefällt der Gedanke, die Figuren wie beim Schachspiel zu gruppieren.
„...Schach ist wie das Leben. Das Spiel entscheiden nicht immer die stärksten Figuren. Und manchmal muss man eine Figur opfern, um zu gewinnen...“
Ab und an lässt mich die Autorin an den Gedanken des Täters teilnehmen. Sie sind in kursiv gesetzt. Sie lassen allerdings mehr Fragen offen, als sie beantworten. Das sieht auch die Kriminalpsychologin Nicky so, bei der er schon länger wegen Depression in Behandlung ist.
Der Tote gehörte nicht gerade zu den sympathischen Zeitgenossen. Er hat sich mehr Feinde gemacht, als es für ein Leben gut ist. Er hat aber ebenso die Tiefen des Lebens kennengelernt.
Mir gefällt der Ermittlungsansatz, auf den Grohsman sein Neffe Lukas gebracht hat. Es geht darum, Muster zu erkennen. Das brauchen sie schon, um den Gesichtern der Partyfotos einen Namen zuordnen zu können.
Das Buch lebt von seiner ausgefeilten Sprache, den überraschenden Wendungen, die genauso unerwartet auftauchen wie neue Namen, und den Spiel mit Möglichkeiten.
Der Krimi hat mich ausgezeichnet unterhalten. Mehr davon!