Platzhalter für Profilbild

aoibheann

Lesejury Profi
offline

aoibheann ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit aoibheann über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.05.2022

Eine wunderbare Geschichte

Das Buch der (un)heimlichen Wünsche 1: Auf Safari
0

Als Noah seinen Rucksack im Biologieraum vergisst, ahnt er noch nicht, dass er darin eine wundersame und geheimnisvolle Überraschung finden wird. Ein Buch, das verspricht, Wünsche zu erfüllen. Einzige ...

Als Noah seinen Rucksack im Biologieraum vergisst, ahnt er noch nicht, dass er darin eine wundersame und geheimnisvolle Überraschung finden wird. Ein Buch, das verspricht, Wünsche zu erfüllen. Einzige Voraussetzung: man muss den Wunsch seines Vorgängers erfüllen. Das ist in diesem Fall Malee, die sich eine Safari wünscht um mehr über Tiere zu erfahren. Noah muss als zuerst Malee ausfindig machen und sich dann überlegen, wie er ihren Wunsch erfüllen kann. Und er muss das Buch auch noch irgendwie in Sicherheit bringen, denn Langfinger haben es darauf abgesehen. Und damit ist Noah auch schon mittendrin in einem aufregenden und außergewöhnlichen Abenteuer.

Das Cover ist sehr kinderfreundlich gestaltet, die Zootiere fallen natürlich gleich ins Auge. Vor allem die Erdmännchen haben bei uns großen Jubel ausgelöst.
Es gibt eine kurze Vorstellung der wichtigsten Figuren, die witzig und sehr detailliert gemacht ist.
Noah ist ein recht ruhiger Junge, der sich manchmal mit seinen Ängsten auch ein bisschen selbst im Wege steht. Malee ist dann eher das Gegenteil, mutig und unerschrocken. Mit ihrer Unterstützung wächst Noah in diesem Abenteuer oft über sich hinaus. Die Geschichte ist spannend, sehr unterhaltsam und auch sehr temporeich. Eine kleine Pause zwischendurch hätte dem ganzen gut getan, um mal ein wenig durchzuatmen. So geht eine spannende Stelle gleich in die nächste über. Bei meinem Lesekind entstand das Gefühl, er wäre durch die Geschichte gerast.
Die Grundidee mit dem Wünsche erfüllenden Buch kam bei Groß und Klein sehr gut an. Die Illustrationen sind sehr liebevoll detailliert gemacht, unterstreichen die Geschichte und meine persönliche Lieblingsfigur ist das Kamerahuhn geworden. Wir haben sehr darüber gerätselt, wie pfiffig Wilmine Wunderlich sein muss, um so eine Konstruktion zu basteln.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.10.2024

Gut, aber der Funke ist nicht übergesprungen

Die Mitford Schwestern
0

Ich lese die Bücher von Marie Benedict immer wieder gerne, weil sie außergewöhnliche Frauen in den Fokus rückt. Mich hat die Wahl der drei Mitford-Schwestern ehrlicherweise ein wenig überrascht. Wobei ...

Ich lese die Bücher von Marie Benedict immer wieder gerne, weil sie außergewöhnliche Frauen in den Fokus rückt. Mich hat die Wahl der drei Mitford-Schwestern ehrlicherweise ein wenig überrascht. Wobei man schon sagen muss, dass man die Geschwister insgesamt durchaus als außergewöhnlich bezeichnen kann.
Diana und Unity Mitford waren mir vorher bereits ein Begriff durch ihre Nähe zum Faschismus und Nazi-Deutschland. Ich war daher wirklich gespannt auf das Buch. Es hat den für die Autorin typischen Stil, der leicht aber nicht seicht ist, zu unterhalten weiß und gleichzeitig auch ein gutes Bild der jeweiligen Zeit und Gesellschaft bietet. Leider ist bei diesem Buch der Funke zu mir nicht so richtig übergesprungen und ich habe die Geschichte nur mit mäßiger Begeisterung gelesen.

Die Handlung konzentriert sich auf Diana, Unity und Nancy. Während Diana und Unity komplett im Faschismus aufgehen, entwickeln sich Nancys Ansichten in die gegenteilige Richtung. Sie stellt sich damit im Verlauf auch gegen ihre eigene Familie, da auch ihre Eltern und weitere Geschwister sich von der faschistischen Euphorie und dem Irrglauben, dieser würde ihnen das gute Leben von einst zurück bringen, anstecken lassen.
Unity und ihre Art waren für mich relativ schwierig zu ertragen. Zwar gibt es Momente, in denen ich ihre Unsicherheit nachvollziehen konnte, aber spätestens mit dem Abgleiten in ihre naive und fanatische Hingabe an Hitler war für mich eigentlich der Ofen aus. Ich fand es mit der Zeit einfach ermüdend und habe mich gefragt, ob sie wirklich nie bemerkt hat, dass sie sowohl von Hitler als auch von ihrer Schwester benutzt wurde,
Diana war mir am unsympathischsten. Die kühle Strategin, bei der ich immer das Gefühl hatte, dass sie keinen Schritt ohne Berechnung tut. Nicht einmal einen Familienbesuch. Ich fand keinen Zugang zu ihr.
Am meisten Zugang fand ich noch zu Nancy. Das gefühlte schwarze Schaf, die an allem von der Mutter die Schuld bekam und dieser Familie die Stirn bietet mit ihren politischen Ansichten. Es muss ihr sehr schwer gefallen sein, zusehen zu müssen, wie die eigene Familie Hitler als Heilsbringer lobt und rechtem Gedankengut verfällt. Ihre Gewissensbisse am Ende finde ich verständlich. Sich in solchem Umfang gegen die eigene Familie zu stellen erfordert sehr viel Mut.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.07.2024

Habe etwas anderes erwartet

Das Lied des Propheten
0

Ich wollte dieses Buch so gerne mögen, weil es inhaltlich direkt am Puls der Zeit ist und aus meiner Sicht durchaus ein Augen öffnendes Buch hätte sein können. Aber ich tue mich unheimlich schwer damit, ...

Ich wollte dieses Buch so gerne mögen, weil es inhaltlich direkt am Puls der Zeit ist und aus meiner Sicht durchaus ein Augen öffnendes Buch hätte sein können. Aber ich tue mich unheimlich schwer damit, es nun richtig gut oder richtig schlecht zu finden. Keines von beidem ist der Fall, es pendelt irgendwo in der Mitte.

Lynch' Stil ist recht speziell und gewöhnungsbedürftig. Und er gönnt dem Leser quasi fast keine Atempause. Man wird direkt ab der ersten Seite mit dem Geschehen konfrontiert.
Ich bin kein Fan von Verzicht auf Absätze und direkte Rede und kann nur mutmaßen, warum der Autor dieses Stilmittel verwendet hat. Für mich war es mitunter schwierig Aussagen einzelnen Personen in einer Unterhaltung passend zuzuordnen. Hier ist es mir mehrfach passiert, dass ich Passagen nochmals lesen musste, um diese zu verstehen.
Es liest sich für mich einfach nicht flüssig. Dazu kommt, dass die Hintergründe für den immer wieder erwähnten „Nationalen Notstand“ eigentlich nie konkret benannt werden. Sie bleiben unsichtbar und abstrakt, man erfährt als Leser nur die Auswirkungen. Ich könnte mir vorstellen, dass es der Autor an dieser Stelle jedem Leser selbst überlässt, sich sein eigenes Horrorszenario auszumalen, dass zu solch drastischen Maßnahmen führt.
Im Grunde ist das ein geschickter Schachzug. Für mich hat es leider nicht funktioniert. Dieses Abstrakte hat bei mir dazu geführt, dass sich jede von Eilishs Handlungen aber auch ihre Emotionen sehr distanziert anfühlten. Ich konnte zwar grundsätzlich verstehen, was in ihr in den jeweiligen Momenten vorgeht; für mich war es nur nicht immer nachvollziehbar, hat mich kaum berührt. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt mich durch den oft gekünstelt wirkenden Schreibstil zu kämpfen.

Die Geschichte konzentriert sich auf Eilish, ihre Emotionen und die Auswirkungen auf ihre Familie nach der Verhaftung ihres Mannes. Diese sind erschreckend und man sollte sich wirklich vor Augen führen, ob diese staatlichen Handlungen so erstrebenswert sind, wie von manchen Zeitgenossen in den Äther geplärrt.
Mir ist das insgesamt aber ein wenig einseitig. Ich hätte mir hier gewünscht auch Reaktionen aus dem Ausland zu lesen oder aus den sozialen Medien, von Gegenbewegungen usw.

Mit einem ansprechenderen Stil hätte das Buch wirklich ein Pageturner werden können. Es bleibt für mich leider ein mittelmäßiger Versuch ein aktuelles Thema in Buchform zu bringen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.04.2024

Ausbaufähig

The Serpent and the Wings of Night (Crowns of Nyaxia 1)
0

Ich bin zugegeben nicht die größte Leserin von Fantasybüchern und würde im Laden auch eher nicht danach greifen. Dank einer bestellten Bücherbox ist mir vor einiger Zeit dieses Exemplar in die Hände gefallen ...

Ich bin zugegeben nicht die größte Leserin von Fantasybüchern und würde im Laden auch eher nicht danach greifen. Dank einer bestellten Bücherbox ist mir vor einiger Zeit dieses Exemplar in die Hände gefallen und um damit mal über meinen eigenen Tellerrand zu schauen, passt es wieder ganz gut. Und es war auch gar nicht so übel, wenn auch aus meiner Sicht ausbaufähig.

Der Anfang lief für mich ein wenig holperig. Ich war nicht direkt gefesselt und die ersten Seiten lasen sich schon ein wenig zäh. Es wurde für mich erst besser, als es auf die Prüfungen des Kejari zuging. Da kam mehr Schwung in die Erzählung, es passierte mehr, dass man verfolgen konnte. Die Idee des Kejari fand grundsätzlich gut. Man kann sich jetzt darüber streiten, ob die Mischung aus Prüfungen und Hunger-Games sinnvoll ist, ich fand es durchaus unterhaltsam und interessant. Da es dabei auch sehr viel um Taktik geht, hätte ich mir hier allerdings gewünscht, dass es hin und wieder mehr Einblicke in die (möglichen) Taktiken der anderen Teilnehmer gibt, als es jetzt der Fall ist.

Die Charaktere waren für meinen Geschmack nicht übermäßig ausgearbeitet. Das ist grundsätzlich schon ok, weil die ganze Story eben auch eher einfach gehalten ist. Aber sie bleiben für mich doch oberflächlich und nur so halb interessant. Über Vincent wird viel erzählt, aber es kommt kaum etwas handfestes dabei heraus am Ende. Man bekommt kaum mit, warum er in den Treffen mit Oraya plötzlich so besorgt ist, z.B. Eigentlich schade, denn er hätte ein wirklich spannender Charakter sein können.
Oraya hatte einige wirklich gute Momente, in den ihre Handlungen, Ängste und Zweifel nachvollziehbar waren, in denen ich mit ihr mitfühlen konnte. Manchmal sollte sie wohl als tough dargestellt sein, es kam bei mir dann leider eher naiv und undurchdacht an. Sowohl Oraya als auch Raihn waren mir grundsätzlich beide sympathisch, wenn auch recht oberflächlich gehalten. Da wäre noch Luft nach oben.

Die Prüfungen sind blutig und brutal, (wer hiermit Probleme hat, sollte das Buch nicht lesen), Spannung und Action sind auch vorhanden - was mir gefehlt hat, war die Story drumherum. Es wurden nur vereinzelte Erklärungen eingestreut, etwa wie Vincent König wurde und was das Kejari darstellen soll. Aber zu dem Land über das geherrscht wird, über die Aufteilung, das Leben dort, warum es immer wieder zu Konflikten kommt, dazu erfährt man recht wenig. Da die Autorin ihre Geschichte auf mehrere Bücher ausgelegt hat, hoffe ich, dass man in den nächsten Büchern mehr dazu erfährt.
Weiterlesen möchte ich eigentlich schon. Das Buch hat ein (für mich) fieses und offenes Ende. Und mich würde schon interessieren, wie und ob beide ihre Visionen für eine bessere Welt umsetzen können. Und, was es mir Orayas Herkunft auf sich hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2024

Gut, aber nicht ganz wie erwartet

Austrian Psycho Jack Unterweger
0

Das Cover des Buches zeigt eine Bildcollage, ein zersplittertes Foto von Jack Unterweger. Darauf wirkt die Person verzerrt und abstrakt, es ist durchaus eine unheimliche Darstellung. Die Innenseite des ...

Das Cover des Buches zeigt eine Bildcollage, ein zersplittertes Foto von Jack Unterweger. Darauf wirkt die Person verzerrt und abstrakt, es ist durchaus eine unheimliche Darstellung. Die Innenseite des Buches zeigt ein schwarz-weiß Foto von Unterweger, dieses Mal aber freundlich lächelnd im Blitzlichtgewitter der Fotografen. Beide Bilder zeigen auf sehr anschauliche Weise die beiden Seiten des Mannes, um denen es im Buch gehen wird.

Es ist für mich kein schlechtes Buch, aber auch nicht ganz das, was ich erwartet habe. Erwartet (oder vielleicht auch etwas erhofft) hatte ich mir eine Auseinandersetzung des Falles Unterweger mit der österreichischen Gesellschaft, insbesondere mit der Literaturbranche von einem Außenstehenden. Das ist nur zum Teil der Fall. Es ist eine Mischung aus erzählender Reportage und Kritik. Wobei letzteres eher zögerlich und oft nur widerwillig durchkommt. Malte Herwig ist in diesem Fall eher ein Herausgeber, den eigentlichen Text hat ein anonym bleibend wollender Autor verfasst. Dieser gibt unumwunden zu, sich an der „Befreiungsaktion“ für Unterwegs beteiligt gewesen zu sein und aus der Literaturbranche zu kommen. Herwig konfrontiert den unbekannten Autor mit den Fakten des Falles, lässt ihm Akten, Briefe, Tonbandmitschnitte und aufgezeichnete Interviews zukommen. Der unbekannte Autor gibt sich teilweise durchaus Mühe auch die „andere Seite“ des Falles zu betrachten. Von Verstehen würde ich an dieser Stelle nicht sprechen, denn meiner Meinung nach ist der unbekannte Mann davon meilenweit entfernt die Wahrheit, die Fakten auch nur verstehen zu wollen. Der Autor verfällt in eine Art Verteidigungsmodus. Die Erkenntnis, dass Unterweger alle getäuscht hat, indem er den unterschiedlichen Gruppen genau das vorgespielt hat, was diese hören bzw. sehen wollten und ihm nützlich war; dagegen sträubt er sich mit aller Macht. Er wirft auch Herwig auch immer wieder vor, ihn von seiner gefassten Meinung abbringen zu wollen. Der unbekannte Autor geht an diesen Stellen wenig schmeichelhaft mit dem Herausgeber um.
Manchmal wirkt der Text etwas wirr, dann springt er zwischen Reportage und eigenen Gedanken hin und her. Das ist mitunter gar nicht so leicht zu lesen, vor allem wenn Interviewausschnitte mit Unterweger integriert werden. (Was für ein Schwätzer dieser Mann war! Unglaublich.)

Am Ende wird der Autor dann doch ein wenig nachdenklich und stellt seine Rolle und die anderer Autoren in Frage. Dieser Moment dauert allerdings auch nicht lange und die Selbstkritik ist auch eher sehr sehr dünn. Am meisten negativ aufgestoßen ist mir, dass Unterwegers Opfer für ihn gesichtslose „Etwasse“ sind. Er blendet sie aus, als hätten sie nie existiert. Als wären sie eine reine Erfindung der Medien um einem beliebig ausgewählten Menschen Verbrechen anzulasten. Es wirkt auf mich so unglaublich empathielos.

Eine umfassende und abschließende Analyse des ganzen Falles wird vermutlich nie möglich sein. Daher war das Buch durchaus ein interessanter Einblick in die Gedanken eines Beteiligten und seine Beweggründe. Über das Ausmaß kann man eigentlich nur den Kopf schütteln und hoffen, dass wir als Gesellschaft heute, nach so vielen Jahren, weiter sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere