Profilbild von Corinne

Corinne

Lesejury Star
offline

Corinne ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Corinne über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.05.2021

Wenn einen die Vergangenheit einholt...

Lange Schatten über der Côte d'Azur
0

Kommissar Duvals neuer Mordfall führt ihn auf den Friedhof „Le Grand Jas“ in Cannes. Ein junger Mann ist auf einer Gedenkstätte für jüdische Verfolgte des zweiten Weltkrieges erschlagen worden. Schon bald ...

Kommissar Duvals neuer Mordfall führt ihn auf den Friedhof „Le Grand Jas“ in Cannes. Ein junger Mann ist auf einer Gedenkstätte für jüdische Verfolgte des zweiten Weltkrieges erschlagen worden. Schon bald führen die Spuren in die düstere Vergangenheit der Franzosen während der deutschen Besatzung, die Duvals Vorgesetzten strikt verleugnen. Kommissar Duval muss damit nicht nur gegen einen Mörder mit möglicherweise antisemitischem Motiv, sondern auch entgegen dem Willen seiner Vorgesetzten ermitteln.

„Lange Schatten über der Cote d’Azur“ ist bereits der 8. Fall der Reihe um Kommissar Duval, der in Cannes und Umgebung ermittelt. Da ich ein Fan der Reihe bin, kenne ich alle Fälle und habe sie auch in der richtigen Reihenfolge gelesen. Ich persönlich mag es sehr, die Entwicklung des Privatlebens des Kommissars und seine Eigenarten über die verschiedenen Bücher hinweg zu erfahren. Dies ist aber keine Grundvoraussetzung, um den neuesten Fall zu lesen. Es kann jedoch sein, dass einem hierdurch in den zwischenmenschlichen Begegnungen von Kommissar Duval und seiner Partnerin Annie Hintergrundwissen fehlt. Für den Mordfall selbst benötigt man keine Vorkenntnisse.

Die Krimis von Christine Cazon sind meist mit Hintergrundwissen und gut recherchierten geschichtlichen Fakten zum jeweiligen Mordfall gespickt und werden in den jüngsten Geschichten überwiegend von Annie vermittelt. So auch in diesem. Hierbei handelt es sich in diesem um die Beteiligung der Franzosen an den Judendeportationen während des Zweiten Weltkrieges, ein finsteres Kapitel auch in Frankreich. Da ich bislang wenig über die Begebenheiten der französischen Verhältnisse entlang der Cote d’Azur im Zweiten Weltkrieg wusste, war der Kriminalroman für mich sehr informativ und spannend. Zugleich erschrecken einen die Informationen immer wieder aufs Neue und ich bin der Meinung, über diese Zeit kann man nie genug wissen. Dass eben auch Franzosen im Vichy-Regime vor der Besetzung durch die Deutschen an der Judendeportation beteiligt waren, ist in diesem Buch anhand der Geschichte rund um den Zeitzeugen Jakob Silberstern sehr eindrücklich beschrieben worden. Durch diese im Vordergrund stehende Hintergrundgeschichte, die ich als sehr fesselnd und emotional empfunden habe, kommt diesmal der kriminalistische Anteil in diesem neuen Mordfall jedoch ein bisschen kurz. Wer einen rasanten, dramatischen Kriminalroman sucht, ist hier falsch. Frau Cazon schafft es mit ihrem unaufgeregten, entspannten Schreibstil eine interessante und faszinierende, wenngleich auch erschreckende und emotionale Geschichte darzustellen, bei der in diesem Band Fakten zur Judendeportation an der Cote d’Azur aufgearbeitet werden und Kommissar Duvals private, familiäre Ereignisse im Vordergrund stehen. Ich persönlich habe den Kriminalroman sehr genossen, da er unter seinesgleichen mit seiner Art unverwechselbar ist. Auch bin ich positiv überrascht von den vielen Einblicken in Duvals Privatleben, die in seinen Vorgängern oft weniger Raum eingenommen hatten. Zudem gefällt es mir, dass Kommissar Duval und seine Mordfälle sich von Roman zu Roman verändern, voneinander deutlich unterscheiden und stets weiterentwickeln. Ich freue mich schon auf Band 9!

Fazit: Ein packender, berührender und sehr lesenswerter Kriminalroman, der mit seinem unaufgeregten Sprachduktus trotz kontinuierlichem Spannungsbogen für Entspannung sorgt. Im Vordergrund steht dabei mehr eine sehr aufwühlende und spannende Geschichte rund um einen jüdischen Zeitzeugen im Zweiten Weltkrieg als ein rasanter Kriminalfall.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.03.2021

La dolce vita

Toskanisches Vermächtnis
0

Nach dem Tod seiner Ehefrau zieht Nico Doyle in deren Heimat in ein beschauliches, toskanisches Dorf in den Weinbergen des Chianti. Auf der Suche nach einem neuen Lebensalltag und um Familienbande zu knüpfen, ...

Nach dem Tod seiner Ehefrau zieht Nico Doyle in deren Heimat in ein beschauliches, toskanisches Dorf in den Weinbergen des Chianti. Auf der Suche nach einem neuen Lebensalltag und um Familienbande zu knüpfen, baut er im Garten Gemüse an, mit dem er beim Kochen neue Rezepte ausprobiert, und unterstützt tatkräftig das Familienrestaurant der Nichte seiner Ehefrau Tilda und ihrer Familie. Doch der Schein trügt und eines Tages findet Nico im nah angrenzenden Wald die Leiche eines Mannes. Als der ortsansässige Maresciallo Wind davon bekommt, dass Nico Ex-Kommissar des NYPD ist, bittet er diesen um Unterstützung bei den Morduntersuchungen. Nach einigem Zögern willigt Nico ein, um im Laufe der Ermittlungen jedoch herauszufinden, dass seine Familie möglicherweise in den Fall verwickelt sein könnte…

„Toskanisches Vermächtnis“ ist ein solider, gemütlicher Kriminalroman, der in die idyllische Toskana entführt. Bereits zu Beginn kommt es zu einem grausamen Mord, dessen Aufklärung der italienischen Art nach zunächst sehr gemächlich und ohne Eile erfolgt. Während die Morduntersuchungen im Hintergrund stehen, erfährt der Leser viel über die Protagonisten, die lokalen Begebenheiten, die verschiedenen Orte, die Eigenheiten der toskanischen Dorfbewohner sowie die kulinarischen Genüsse. Im Verlauf nimmt die Mordermittlung und damit auch die Spannung allerdings Fahrt auf und die gewonnenen Erkenntnisse über die Protagonisten vereinen sich mit neuen Fakten im Mordfall. Zuletzt mündet der Krimi in eine fesselnde Aufklärung mit einem Mordmotiv und Wendepunkt, den ich so nicht erwartet habe. Dies führte dazu, dass ich das Buch zuletzt nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Die verschiedenen Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und ich habe sie im Verlauf des Romans direkt ins Herz geschlossen. Die Hauptfigur Nico wirkt zunächst verloren und melancholisch, macht aber im Verlauf des Romans eine große Veränderung durch und fühlt sich zuletzt in der Toskana heimisch und angekommen, was sich auch in seiner aufblühenden, lockerer werdenden Art darstellt. Besonders gut gefallen haben mir Tilda mit ihrem mütterlichen und direkten sowie der Carabiniere Daniele mit seinem schüchternen, aber intelligenten Charakter. Nicht zuletzt haben mir auch der verschrobene und Dante zitierende Gogol und der Streuner OneWag bzw. Rocco gut gefallen, da sie die Handlung auflockerten.

Der Sprachstil ist sehr ausgewogen und flüssig. Alle Begebenheiten werden bildhaft beschrieben und man hat das Gefühl, vor Ort in der Toskana im Café zu sitzen und die Septembersonne zu genießen. Die Essens- und Kochbeschreibungen habe ich als anregend und ausgewogen empfunden. Mir waren sie nicht zu ausufernd, sondern im Gegenteil wichtig, um das Gefühl der toskanischen Lebensart zu verdeutlichen.

Zusammenfassend ist „Toskanisches Vermächtnis“ ein ausgewogener, unterhaltsamer und auf die italienische Familie und Lebensart fokussierter Krimi, der zu Beginn noch gemütlich vor sich hinplätschert, im Verlauf aber an Tempo gewinnt und ein spannendes Ende mit einem bis dahin unklarem Mordmotiv bietet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.08.2019

Leichte Sommerlektüre für das Strandkorbfeeling zu Hause

Rückkehr ins kleine französische Landhaus
0

Zusammenfassung

„Rückkehr ins kleine französische Landhaus" von Helen Pollard ist – wie der Name bereits vermuten lässt – die Fortsetzung der Geschichte rund um die Engländerin Emmy, die sich in Frankreich ...

Zusammenfassung

„Rückkehr ins kleine französische Landhaus" von Helen Pollard ist – wie der Name bereits vermuten lässt – die Fortsetzung der Geschichte rund um die Engländerin Emmy, die sich in Frankreich als Managerin eines Landhotels ein neues Leben aufbauen möchte. Das „La Cour des Roses“ ist der größte Stolz von Rupert - Emmys bester Freund und nun auch „Chef“ - und lädt Besucher zum Verweilen ein: Ein Garten voller Blumen, strahlende Sonne und ein traumhaftes Anwesen in einer wunderschönen Region Frankreichs. Alles könnte so schön sein, doch entgegen ihrer Erwartungen verläuft der Arbeitsantritt chaotischer und weitaus schwieriger als geplant und Emmy stolpert von einer Katastrophe in die nächste. Neben unsympathischen Feriengästen, einer vernichtenden Bewertung eines Bloggers und einer überdimensionierten Party zur goldenen Hochzeit muss Emmy auch das ein oder andere private Problem meistern. Doch auf eine böse Überraschung war Emmy ganz und gar nicht vorbereitet: Gloria, die vor nicht allzu langer Zeit mit Emmys Exfreund Nathan durchbrannte, steht vor der Tür und möchte Rupert wieder um den Finger wickeln. Plötzlich steht nicht nur Emmys Zukunft, sondern auch die des „La Cour des Roses“ auf dem Spiel. Und dann ist da ja noch der bezaubernde Alain, der Emmy allerdings ein wichtiges Detail seiner Vergangenheit verschwiegen hat …


Meinung

Der Sommerroman „Rückkehr ins kleine französische Landhaus" von Helen Pollard ist ein charmanter Fell-Good-Roman. Insgesamt offenbart sich eine liebliche und seichte Geschichte, die mit überraschend viel Witz angereichert ist und eine angenehme Stimmung verbreitet. Für mich die perfekte Lektüre für den Strandkorb bzw. das Urlaubsgefühl zu Hause. Dies wird bereits durch das hübsche Cover zum Ausdruck gebracht.

Ich habe bereits den ersten Band rund um Emmys Leben gelesen und finde, dass die Kombination der beiden Bücher ein umfassenderes Bild von Emmys Persönlichkeit darbietet sowie einen tieferen Eindruck in die Verhältnisse rund um das „La Cour des Roses“. Der erste Band ist jedoch keine Voraussetzung, um dem zweiten inhaltlich folgen zu können. Ich hatte mich darauf gefreut zu erfahren, wie und ob sich Emmys und Alains Romanze weiterentwickelt und wurde nicht enttäuscht. Darüber hinaus erhält man einen tieferen Einblick in Ruperts Gedankenwelt und seine Vergangenheit mit Gloria. Zudem gibt es eine umfassendere Nebenhandlung mit Jonathan, mit dem Emmy bereits in Band 1 Bekanntschaft machte. Ich habe mich sehr gefreut, dass Jonathan im zweiten Teil eine größere Rolle gespielt hat. Die restlichen Figuren, die man bereits in Band 1 kennenlernen konnte, treten zwar immer mal wieder auf, bleiben dabei aber eher im Hintergrund, was ich schade finde.

Der Schreibstil hat mir wieder gut gefallen. So wird stets detailreich die Umgebung illustriert, sodass man sich vorstellen kann, neben Emmy im „La Cour des Roses“ zu sitzen. Schade ist jedoch, dass der zweite Band ausschließlich als ebook veröffentlicht wurde. Ich hätte ihn gerne neben den ersten Band in mein Bücherregal gestellt.

Inhaltlich kommt Emmy zu Buchbeginn vom Regen in die Traufe. Das Tempo wird ab dem ersten Drittel des Buches etwas herausgenommen, was mir positiv auffällt, da die stets neu auftretenden Probleme zum Teil eine etwas hektische Stimmung verbreiten. Ab diesem Punkt kann man sich ganz auf die angenehme Stimmung einlassen. Besonders gefreut habe ich mich – wie bereits erwähnt - über den Handlungsstrang rund um Jonathan, dessen Erkrankungsverlauf angenehme Spannung in den Verlauf der Geschichte bringt. Zum Ende nimmt der Roman das Tempo wieder auf und – wie leider so häufig für Feel-Good-Romane – findet sich Schlag auf Schlag das Ende. Hier stellt sich das Gefühl ein, dass das Buch nun „zu einem Ende kommen muss“ und ist mir leider zu abrupt. Das Ende selbst ist zudem leider sehr vorhersehbar und für meinen Geschmack etwas zu sehr „Friede Freude Eierkuchen“. Ich finde es zu kitschig, dass sich Emmy nicht nur mit Alain versöhnt, sondern direkt auch einen Heiratsantrag erhält. Darüber hinaus entwickeln sich erste amouröse Tendenzen zwischen Rupert und Ellie sowie Sophie und Ryan. Das ist tendenziell etwas zu viel des Guten und würde detaillierter ausgearbeitet womöglich Stoff für zwei Bücher bergen. Aufgrund dessen war ich direkt erleichtert, dass sich Jonathan nicht auch noch mit seiner Familie aussöhnte.

Vom abrupten Ende abgesehen ist Band 2 rund um Emmy jedoch ein wirklich gelungener Sommerroman mit angenehmer Stimmung, der durchaus potential für weitere Fortsetzungen birgt. So würde ich mich über einen weiteren Roman (vielleicht sogar mit Sophie als Protagonistin?) freuen.

Fazit: Ein charmanter, solider Sommerroman für Zwischendurch, der einen überraschend humorvoll nach Frankreich in das kleine französische Landhaus entführt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
  • Gefühl
Veröffentlicht am 25.10.2024

Kleinstadtromanze

Meet me in Autumn. Eine Pumpkin spiced Romance
0

Inhalt: Als Jeanies Tante ihr das geliebte Pumpkin Spice Café in der Kleinstadt Dream Harbor schenkt, ergreift sie die Chance auf einen Neuanfang abseits ihres langweiligen Schreibtischjobs. Dort angekommen ...

Inhalt: Als Jeanies Tante ihr das geliebte Pumpkin Spice Café in der Kleinstadt Dream Harbor schenkt, ergreift sie die Chance auf einen Neuanfang abseits ihres langweiligen Schreibtischjobs. Dort angekommen trifft sie auf den Farmer Logan, der nichts für den Klatsch und Tratsch der quirligen Kleinstadtbewohner übrig hat und lieber für sich bleibt. Doch Jeanies Ankunft bringt Logans Routinen durcheinander, und er will nichts mit der irritierend unbekümmerten Frau zu tun haben - auch, wenn er sich auf unerklärliche Weise zu ihr hingezogen fühlt.

"Meet me in Autumn" ist eine Small-Town-Romance mit Herbst-Vibe und cosy Kleinstadtflair. Die Geschichte ist niedlich, wenn auch sehr klassisch. Probleme entstehen vor allem dadurch, dass die beiden Hauptfiguren nicht offen miteinander reden. Da ich mir nach der Beschreibung mehr Gilmore Girls Vibes erhofft habe, war ich etwas enttäuscht. Nichtsdestotrotz ist der Roman unterhaltsam, wartet mit sympathischen Figuren auf und ist kurzweilig für Zwischendurch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.10.2024

Drachenjagd

Ich fürchte, Ihr habt Drachen
0

Prinzessin Cerise von Bellemontagne verliebt sich auf den ersten Blick in den Kronprinzen des Nachbarreichs. Um ihn zu bezirzen, lädt sie ihn als Gast in das Schloss ihrer Eltern ein. Wäre da nur nicht ...

Prinzessin Cerise von Bellemontagne verliebt sich auf den ersten Blick in den Kronprinzen des Nachbarreichs. Um ihn zu bezirzen, lädt sie ihn als Gast in das Schloss ihrer Eltern ein. Wäre da nur nicht die unangenehme Drachenplage, die das Ansehen der Prinzessin in Verruf bringen könnte. Kurzum wird Robert, seines Zeichens Drachenfänger und „Schädlingsbekämpfer“, engagiert, um das Problem zu beheben. Zeitgleich stellt der Kronprinz fest, dass er wohl oder übel zunächst zum Helden werden muss, um die schöne Prinzessin Cerise um ihre Hand zu bitten, weshalb er Robert dazu drängt, auf eine gemeinsame Drachenjagd zu gehen, die durchaus gefährlich werden könnte…

„Ich fürchte, ihr habt Drachen“ ist ein niedliches Fantasy-Märchen mit Figuren, die ich umgehend ins Herz geschlossen habe. Insbesondere der Drachenfänger Robert, der noch nicht weiß, was er mit seinem Leben anfangen möchte, hatte es mir mit seinen „Hausdrachen“ direkt angetan. Der bildhafte Sprachstil entführt in eine Märchenwelt, in der die Hauptfiguren sich ihren Ängsten stellen müssen und es schaffen, über sich hinauszuwachsen. Die Handlung verliert immer wieder ihre Spannung und es gibt phasenweise eher langatmige Abschnitte. Insbesondere zum Ende verliert die Geschichte etwas ihren roten Faden und bleibt daher hinter den Erwartungen zurück. Das Märchen ist modern und hat sympathische Figuren, schöpft aber nicht das volle Potential aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere