Selma hat einen sehr großzügigen Verlobten namens Gero. Als dieser zum geplanten Familienurlaub in Baden-Baden unabkömmlich ist, schickt er Selma stattdessen sein neues Automobil, damit seine Verlobte in dessen Abwesenheit die Gegend erkunden kann. Selmas Ankündigung heimlich eine Fahrerlaubnis für Automobile erworben zu haben, in dem sie kurz zuvor eine Prüfung ablegte, stößt auf recht gemischte Gefühle innerhalb der Familie. Während Selmas jüngerer Bruder Grischa überaus begeistert ist von der Aussicht Ausflüge machen zu können, bevor er in Bälde eine Ausbildung bei einer Fliegertruppe als Pilot antreten wird, äußert Selmas Mutter Hedda ihren Unmut über das unweibliche Gebaren ihrer Tochter. Doch Selmas Abenteuerlust ist ungebrochen und so begibt es sich, dass sie während einer gemeinsamen Spritztour mit ihrem Bruder, plötzlich eine Autopanne hat.
Glück im Unglück- die Familie Weißkirchner aus Metz, ein Vater-Tochter Gespann, ist ebenfalls unterwegs und es gelingt der Tochter, Constanze, handwerklich sehr begabt, dann auch recht schnell, die Panne zu beheben, so dass die Fahrt weitergehen kann.
So kommt es, dass sich die Familien Weißkirchner und Rosenbaum miteinander anfreunden. Im Laufe des Sommers in Baden-Baden teilt Constanze dazu ihr Geschick in Bezug auf das Reparieren von Automobilen mit dem neugierigen Geschwisterpaar und genießt es in vollen Zügen, dass ihr so viel familiäre Wärme und Freundschaft entgegengebracht wird.
Dennoch, als Selma bei einem ihrer gemeinsamen Ausflüge ihre Bekanntschaft mit dem französischen Fotografen Robert vertieft und ungeniert mit ihm flirtet, reagiert Constanze etwas befremdet, schließlich weiß sie von Selmas Verlobung mit Gero. Außerdem durchfahren sie ebenfalls widerstrebende Gefühle, wenn Selma ihr nahe kommt. Die Freundschaft der beiden Frauen mit dem jungen Franzosen bleibt auch noch nach dem Urlaub in Baden-Baden bestehen. Doch Selma fühlt sich immer noch trotz ihrer Verlobung und intimen Beziehung zu Gero zu Robert hingezogen. Als Robert und Selma ihren Gefühlen nachgeben, wird die junge Frau kurz darauf schwanger. Was soll sie nun tun?
Da das Thema rund um den 1. Weltkrieg, durch Erzählungen und Familiengeschichten einem im Grunde noch etwas näher ist und ich bislang noch keine historischen Romane aus dieser Zeitepoche las und mich auch der Klappentext des Buches neugierig auf dessen Inhalt machte, entschied ich mich, zu diesem aktuellen Roman von Heidi Rehn zu greifen. Zudem hatte ich vor einiger Zeit schon mal ein anderes Buch der Autorin gelesen. (Die Wundärztin) Einer meiner Kritikpunkte zur „Wundärztin“ war damals, dass mir persönlich mehr historisches Flair fehlte. Und auch bei dem Roman „Der Sommer der Freiheit“ erging es mir leider genauso. Sieht man einmal davon ab, dass eingangs erwähnt wird, in welcher Zeitepoche der Roman spielt und dass die Autorin Beschreibungen typischer Kleidungsstile, anhand von üblichen Designernamen einstreut und hier und dort recht nüchtern für meinen Geschmack Erfindungen der Zeit im Stile eines Lexikons einbringt, könnte die Geschichte im Grunde rein vom Verhalten der Protagonisten auch in anderen (jüngeren) Zeitepochen angesiedelt sein. Zugegeben, die Suffragettenbewegung hatte bereits begonnen und in vielen Frauen sehnten sich nicht nur nach mehr Freiheit und dem Wahlrecht, aber die sexuelle Revolution entstand doch viel später, in den sogenannten „Goldenen Zwanzigern“, so weit ich weiß.
Davon abgesehen machte es mir die Heldin des Romans nicht unbedingt sympathischer, dass sie lediglich ihre Lust im Kopf hat und scheinbar keinen Gedanken an Treue verschwendet. Abgesehen von der eingestreuten „harmlosen“ Dreiecksgeschichte zwischen Selma, Robert und Constanze, gerät die Heldin dann zudem ausgerechnet an einen Mann, dessen sexuelle Orientierung eine andere ist? Also für meinen Geschmack war das leider zu dick aufgetragen und auch die übertrieben schwülstigen Liebesbekundungen Geros in seinen Liebesbriefen an die Heldin waren mir dann wirklich zu viel des Guten, weil sie somit leider ins Unglaubwürdige abdrifteten.
Überhaupt hatte ich diesmal große Probleme damit, überhaupt in die Geschichte zu finden, was größtenteils daran lag, dass ich fand, dass die Autorin dazu neigt, dem Leser vieles bildhaft und recht ausufernd zu erklären, anstatt Handlungen allein aus der Situation heraus wirken zu lassen, was mir besonders zu Anfang der Geschichte sehr auffiel.
Und auch die Dialoge die die Akteure miteinander austauschen, kamen für meinen Geschmack leider nicht über typischen Small Talk hinaus, der in Verbindung mit den zahlreichen Ausflügen die die beiden Frauen im ersten Drittel des Buches machen, einfach zu harmlos und nichts sagend, beinahe ermüdend auf mich wirkte. Manches wirkte dazu in meinen Augen auch sehr gestelzt formuliert. Auch wenn ich durchaus ein Freund zeitgemäß angepasster Ausdrucksweise bin und Historienromane in denen sich die Protagonisten zu modern ausdrücken, nach Möglichkeit meide, beschlich mich beim Lesen der Dialoge in „Der Sommer der Freiheit“ leider zu oft das Gefühl, dass selbst Menschen der gehobenen Gesellschaftsschicht sich damals nicht so dermaßen gespreizt und förmlich ausgedrückt haben, wie es zwischenzeitlich hier der Fall war. Gerade „junge Leute“ unter sich, werden niemals solche gekünstelt wirkende Unterhaltungen miteinander geführt haben. Vor allem nicht, wenn sie miteinander befreundet waren, denke ich.
Immerhin zieht der Spannungsbogen dann im letzten Drittel des Romans noch ein wenig an, konnte meine hohe Erwartungshaltung die ich im Vorfeld hatte, jedoch leider nicht erfüllen. Da auch die Romanfiguren leider für meinen Geschmack nicht facettenreicher gestrickt waren und Selma sich dazu auch noch als ziemlich unsympathische, altkluge und wankelmütige Protagonistin entpuppte, hatte ich große Probleme damit, beim Lesen überhaupt am Ball zu bleiben, was mir sehr leid tut, da die Autorin bestimmt sehr viel Recherchearbeit und Herzblut in ihren Roman gesteckt hat.
Kurz gefasst: Leider ein Historienschmöker, der meinen persönlichen Geschmack nicht treffen konnte und sich für mich als recht langatmige Angelegenheit beim Lesen herausstellte.