Kommissar Grauner gegen die Mafia
Das dunkle DorfIm idyllischen Skiort St. Christina in Südtirol wird Kommissar Grauner zu einem Mordfall gerufen, der schon bald vermuten lässt, dass die Mafia ihre Finger im Spiel hat. Doch trotz der Brisanz des Falles ...
Im idyllischen Skiort St. Christina in Südtirol wird Kommissar Grauner zu einem Mordfall gerufen, der schon bald vermuten lässt, dass die Mafia ihre Finger im Spiel hat. Doch trotz der Brisanz des Falles liegt Kommissar Grauners Fokus bei seiner seit ein paar Tagen spurlos verschwundenen Tochter Sara. Zu allem Übel taucht auch noch Kommissar Grauners Kollege Saltapepe unter, der mit Mafiaboss Garebani noch eine offene Rechnung hat und nun scheinbar von dessen Tochter gejagt wird. Kommissar Grauner bricht daher alle Vorschriften und ermittelt gemeinsam mit seiner Ehefrau Alba im Verborgenen. Doch kann man zu zweit gegen die Mafia gewinnen?
„Das dunkle Dorf“ ist Band 6 der Reihe um Kommissar Grauner. Ich kannte die Krimireihe vorab noch nicht und hatte zu keinem Zeitpunkt Schwierigkeiten, der Handlung oder den Figuren zu folgen, da der Autor den Leser stets sehr gut führt. Die Handlung ist unglaublich spannend und fesselnd. Sobald ich das Buch in den Händen hatte, konnte ich es kaum aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weiter geht.
Die Seiten fliegen nur so dahin und die Figuren sind einwandfrei ausgearbeitet. Sie sind alle sehr verschieden, sodass einem die einzelnen Charaktere nicht nur gut in Erinnerung bleiben, sondern auch direkt ans Herz wachsen. Ausschließlich die Handlungen von Kommissar Grauners naiver Tochter Sara konnte ich nicht immer vollends nachvollziehen. Saltapepe und Tappeiner hingegen sind meine Favoriten und es war spannend die Entwicklung der beiden mitzuverfolgen. Als Leser wünscht man sich daher direkt eine Fortsetzung.
Das Mafia-Thema, das einem sonst schon überholt vorkommt, wurde vom Autor interessant und packend aufgearbeitet z.B. mittels eindrücklicher Darstellung der Kommunikation des Mafiabosses Garebani und seiner stummen Tochter. Die Geschichte enthält viele Details, zudem erhält der Leser einen Einblick in die Strukturen und Begebenheiten der italienischen Polizei(-arbeit), die für Außenstehende sonst nicht immer klar nachvollziehbar ist. Nichtsdestotrotz bleibt die Geschichte leichtfüßig und flüssig, da der Leser nicht mit Informationen überfordert wird. Allerdings war ich vom Ende des Romans etwas enttäuscht, da es mir zum Teil etwas realitätsfern erschien und ich es im Vergleich zur bis dahin extrem spannenden Geschichte etwas gemächlich und harmlos empfand. So kann ich – ohne zu viel zu verraten - mir nicht vorstellen, dass einzelne Figuren von der Mafia „in real life“ tatsächlich am Leben gelassen werden würden. Nichtsdestotrotz habe ich die Geschichte insgesamt als sehr gelungen und abwechslungsreich empfunden – nicht zuletzt bin ich doch sehr froh, dass eine meiner Lieblingsfiguren überlebt hat!
Der Sprachstil hat mir grundsätzlich sehr gut gefallen. Dank der bildhaften Beschreibungen habe ich direkt Bergluft geatmet und die Szenerie vor Augen gehabt. Die Beschreibung des Alltags und der fade Beigeschmack der Touristen in einem Sehnsuchtsort werden wie auch das Dorfleben und das Verhältnis und die Dynamik unter den Dörflen von Beginn an einprägend dargestellt. Die Geschichte wirkt dadurch von Seite eins an atmosphärisch. Allein die Neigung zum Telegrammstil am Ende von Absätzen, der die rasante Entwicklung darstellt, ist nicht immer mein Fall gewesen. Auch wenn sie das Tempo der Abschnitte erhöht, was den Kriminalcharakter des Romans unterstreicht. Besonders gut hat mir zudem der sich durch den Krimi ziehende Perspektivenwechsel gefallen – so wurde der Krimi nicht nur extrem schnell rasant und fesselnd, sondern man konnte von jeder Hauptfigur Stimmungslage und Gedanken erfassen.
Insgesamt handelt es sich bei „Das dunkle Dorf“ um einen unterhaltsamen, ideenreichen und mitreißenden Krimi, den ich gerne weiterempfehle. Als Leser wollte man im Laufe der Geschichte nicht nur den Ausgang/die Auflösung der Kriminalgeschichte erfahren, sondern auch wie es mit den einzelnen Figuren weitergeht. Dies ist für mich ein Hauptkriterium für eine gelungene Kriminalreihe, die man gerne weiterverfolgt. Ich freue mich daher schon jetzt auf eine Fortsetzung. Bis dahin habe ich nun Zeit, die Kriminalreihe um Kommissar Grauner und insbesondere die verschiedenen Figuren von Beginn an zu verfolgen.