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Venatrix

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Veröffentlicht am 28.11.2017

"Ich habe Angst, dass es stimmt"

Tod von oben
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Der Hamburger Autor Jürgen Ehlers, entführt uns in eine dunkle Zeit: in die Jahre 1941/42 in die von der Deutschen Wehrmacht besetzten Niederlande.

Um der drohenden Internierung aller Deutschen in England ...

Der Hamburger Autor Jürgen Ehlers, entführt uns in eine dunkle Zeit: in die Jahre 1941/42 in die von der Deutschen Wehrmacht besetzten Niederlande.

Um der drohenden Internierung aller Deutschen in England zu entgehen, lässt sich der Student Gerhard Prange vom englischen Geheimdienst als Agent anwerben, ein wenig schwingt auch der Glaube mit, etwas „Gutes zu tun“.

Er soll über den Niederlanden mit dem Fallschirm abspringen und mit Gleichgesinnten eine Widerstandsorganisation gegen die Nazis aufbauen.

Gleich nach seiner Landung in der Nähe von Den Haag wird er entdeckt und verhaftet. Er entgeht der Hinrichtung nur, weil erstens, der Statthalter der Niederlande. Arthur Seyß-Inquart sein Nennonkel ist und zweitens, weil er sich von nun an gezwungenermaßen, als deutscher Spion verdingt.

Gerhard lernt Sofieke kennen und wohnt im selben Haus. Was er vorerst nicht weiß ist, dass Sofieke eine untergetauchte Jüdin ist, die mit dem Widerstand in Kontakt ist. 

Obwohl Gerhard, nun ein Doppelagent, versucht London zu warnen, werden seine chiffrierten Funksprüche scheinbar nicht beachtet. Was wird da gespielt?
Nach und nach werden die abgesprungenen englischen Spione verhaftet. Manche gleich bei ihrer Landung. 

Die Lage spitzt sich dramatisch zu, als Gerhard in ein Attentat auf seinen Nennonkel verwickelt werden soll.

Meine Meinung:

Autor Jürgen Ehlers ist in seinem Roman ganz dicht bei der Wahrheit geblieben. So sind bis auf Gerhard und Sofieke bzw. deren Familien alle anderen Protagonisten historisch belegt. (siehe die Liste am Beginn des Buches)

Selbst die indifferenten Rollen, die ein Girske, Schreieder und Christmann im wirklichen Leben gespielt haben, sind authentisch dargestellt. 
Auch die von England angeworbenen und per Fallschirm abgesetzten Spione haben wirklich gelebt. Die meisten von ihnen haben das Ende des Zweiten Weltkrieges nicht erlebt.

Gerhards Charakter ist geprägt von Idealismus. Obwohl Deutscher, lässt er sich von den Engländern gegen Deutschland einspannen. Anfangs glaubt er, wie so viele andere Deutsche, die Märchen der Propaganda von der „Umsiedlung der Juden in ein Arbeitslager“ als „Wiedergutmachung für die Kriegstreiberei“. Da denkt er nicht wirklich nach.
Umso härter trifft ihn die Wahrheit, nämlich das Seyß-Inquart die Judenvernichtung befiehlt. Das Gespräch mit Dorli, Seyß-Inquarts Tochter, ist hier aufschlussreich. Die knapp 14-Jährige vermutet, dass ihr Vater ein Massenmörder ist, und fürchtet zu Recht die Wahrheit. Das Mädel wirkt klüger als Gerhard. (S. 269)


Auch die Gespräche mit Christmann, von dem man nicht weiß, auf welcher Seite (außer auf seiner eigenen) er steht, sind deutlich. Mehrmals kann Christmann helfend eingreifen. Was wird sein Lohn dafür sein?
Besonders fies ist Anton, der Spitzel, der als „hundsäugig“ beschrieben wird. 

Interessant finde ich auch die Überlegungen von Schreieder, der schon 1942 glaubt, dass eine Invasion der Alliierten an der französischen Küste erfolgen muss/wird. Alles andere mache wenig bis keinen Sinn (S.236).

Nicht ausgespart wird auch die bedenkliche Rolle des „jüdischen Rates“, der seine Glaubensbrüder in die Vernichtungslager geschickt hat, obwohl er es eigentlich schon besser wissen hätte müssen.

Gut ist auch die Animosität zwischen Abwehr unter Admiral Canaris und der SS (Heydrich, Keitel usw.) herausgearbeitet. 

Interessant ist wie sich die Menschen in ihren Alltag scheinbar gleichgültig mit den Besatzern arrangiert haben. Doch unter der Oberfläche gärt es. Aktiver und passiver Widerstand regt sich aller Orte. Der Mut der Betreuerinnen im Kinderheim, als sie die kleine Sara wieder an Gerhard und Sofieke ausfolgen, ist bewundernswert.

Gerhard macht, als er sicher ist, dass die Gerüchte rund um die Judenverfolgung stimmen, eine Wandlung durch. Hier kommt nun wieder der „Idealist“ in ihm durch, der wenigstens die Leben von Sofieke und Sara retten will.

„Man sollte keine Fragen stellen, wenn man die Antwort nicht hören will.“ (S.275)

Schreibstil:

Der ist für viele Leser wahrscheinlich gewöhnungsbedürftig. Kurz, knapp, präzise ohne Schnörksel – militärisch streng eben. Selbst die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen Gerhard und Sofieke ist karg und schmucklos.

Mir gefällt dieser Schreibstil sehr gut, da er dem Thema angepasst ist. Die Szenen, die den Büros der Wehrmacht bzw. Abwehr spielen, unterscheiden sich von der Welt außerhalb. Noch einen Tick strenger, knapper.

Beeindruckend ist auch das Cover: Der bedrohlich wirkende Schatten Flugzeugs, Fallschirmspringer und letztlich die Samen des Löwenzahns. Den interpretiere ich als Metapher für den Widerstand, der ebenso wie der Löwenzahn auf jeder noch so kleinen und unwirtlichen Stellen wachsen kann.

Bei einigen der historischen Figuren werde ich noch zusätzliches Material suchen müssen.

Fazit:

Eine gelungene Darstellung der Situation im besetzten Holland. Gerne gebe ich 5 Sterne und warte (un)geduldig auf eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 20.11.2017

dunkle Schatten der Vergangenheit

In einem anderen Licht
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Journalistin Miriam Raven recherchiert für die bevorstehende Verleihung des “Preises für Zivilcourage”, der von der Sartorius-Stiftung ausgelobt wurde.
Während sie sich mit dem Leben der Stifterin beschäftigt, ...

Journalistin Miriam Raven recherchiert für die bevorstehende Verleihung des “Preises für Zivilcourage”, der von der Sartorius-Stiftung ausgelobt wurde.
Während sie sich mit dem Leben der Stifterin beschäftigt, erhält sie mehrere anonyme Briefe, in denen sie aufgefordert wird, Dorothea Sartorius nach “Marguerite” zu fragen.
Miriam entdeckt, dass Dorothea in ihrer Jugend Mitglied einer Splittergruppe der RAF war, die Peter Sartorius entführen und damit inhaftierte Mitglieder der Baader-Meinhof-Bande freipressen sollte. Dass es anders kam, und sich die potentielle Täterin in ihr Opfer verlieben würde, wurde einfach totgeschwiegen.

Diese “andere Licht” stürzt Miriam in einen tiefen Gewissenskonflikt. Und sie hat niemanden, mit dem sie sich austauschen kann, ist doch ihr Ehemann Gregor bei einer Reportage einem Querschläger zum Opfer gefallen.

Was wird Miriam nun tun? Wird sie Dorothea bloßstellen oder weiter schweigen?

Meine Meinung:

Normalerweise bin ich nicht so ein großer Fan von sogenannten “Frauenromanen”, doch dieser hat mich so gefesselt, dass ich ihn in einer Nacht durchgelesen habe.

Die Autorin spinnt eine tolle mehrschichtige Geschichte rund um die Journalistin Miriam, die obwohl der sinnlose Tod ihres Mannes schon zwei Jahre her ist, nach wie vor in tiefer Trauer gefangen ist. Denn sie hat nicht nur Gregor sondern auch das ungeborene Geschwisterchen für ihren Sohn Max verloren.

Ein zweiter, dramatischer Erzählstrang ist Dortheas Biographie. Heute schwerreiche Erbin und Mäzenin, war sie ein ihrer Jugend ein typisches Kind der 1968er. Einem kurzen Beziehung mit Brian Jones von den Rolling Stones, soll ihr Sohn entsprungen sein, den sie zur Adoption freigegeben hat.
Die Hinwendung zu den RAF-Terroristen ist zwar frei erfunden, doch gibt dies die Situation in den 1970er wieder. Ich kann mich noch gut erinnern, dass auf jedem Postamt, jeder Wachstube oder in den Gemeindeämtern die Steckbriefe der Baader-Meinhof-Bande ausgehängt waren. In Wien gab es 1977 einen echten Entführungsfall: Der Textilindustrielle Walter Palmers wurde von drei Studenten entführt und gegen Zahlung eines hohen Lösegelds nach Tagen wieder freigelassen. Das Geld diente zur Finanzierung des linken Terrors und ist nie wieder aufgetaucht.

Die Erkenntnisse, die Miriam aus Interviews mit Dorothea und der letzten anderen Überlebenden gewinnt, lässt sie an ihrem Beruf zweifeln. Schweigen oder Aufdecken? Zivilcourage zeigen?
In der Gestalt von Miriam wird der Konflikt, den auch der eine oder andere Leser (wenn vielleicht auch nur im Kleinen) führen kann, gut herausgearbeitet und authentisch dargestellt.
Das einzige, das mir nicht ganz passend erscheint, ist die Sprache und der Umgang mit dem fünfjährigen Max. Bestimmt ist Max durch den Tod seines Vaters reifer als andere Kid in seinem Alter, doch sein Verhalten wirkt in wenig unnatürlich auf mich.

Dennoch finden die unterschiedlichen Handlungsstränge am Ende zu einer beinahe harmonischen Verknüpfung.

Bei der Gala zur Verleihung des Preises zur Zivilcourage sieht die versammelte Festgesellschaft die Mäzenin in “einem anderen Licht”.

Fazit:

Ein vielschichtiger Roman, der hochpolitisch ist. Man muss nur die Botschaft der Terroristen austauschen. Gerne gebe ich fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 16.11.2017

Slainte

111 Whiskys, die man getrunken haben muss
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Mit diesem Buch erfreut der Emons-Verlag Whisky-Freunde und solche, die es noch werden möchten.
Fein säuberlich werden 111 Whisky-Marken alphabetisch geordnet vorgestellt. Der Bogen spannt sich vom bekannten ...

Mit diesem Buch erfreut der Emons-Verlag Whisky-Freunde und solche, die es noch werden möchten.
Fein säuberlich werden 111 Whisky-Marken alphabetisch geordnet vorgestellt. Der Bogen spannt sich vom bekannten schottischen Single Malt über amerikanische Bourbons zu Exoten wie japanische und/oder deutsche bzw. österreichische Whiskys.

Der Charakter jedes Whiskys wird – ähnlich einer Weinverkostung – beschrieben. Ein kurzer Abriss der Entstehungsgeschichte der Destillerie bzw. bisschen Ausblick auf die lokalen Gegebenheiten machen so richtig Lust, den Entstehungsort des „uisge beatha“ (gälisch für „Wasser des Lebens“)
Kennenzulernen.

Zu guter Letzt gibt es eine kurze Zusammenfassung inklusive der Angabe in welches Preissegmnet ( = niedrig, = mittel und ** = hoch) die Spirituose fällt.

Die Fotos der einzelnen Flaschen sind ansprechend und gut gelungen. Das in schwarz/gold gehaltene Cover wirkt edel und die erhabene Prägung macht das Angreifen zu einem haptischen Erlebnis.

Leider haben nicht alle Whisky-Marken Aufnahme in das Buch gefunden. Aber, das ist eine andere Geschichte …

Fazit:

Aufgrund der gelungenen Fotografien und der eleganten Beschreibung ein gelungenes Mitbringsel. 5 Sterne

Veröffentlicht am 14.11.2017

toller Serienauftakt

Schwarzbubenland
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„Schwarzbubenland“ ist der Auftakt einer neuen Krimi-Reihe von Christof Gasser, der seinen Lesen schon durch die „Solothurn-Krimis“ mit Dominik Dornach bekannt ist.

Hier in diesem Krimi spielt die investigative ...

„Schwarzbubenland“ ist der Auftakt einer neuen Krimi-Reihe von Christof Gasser, der seinen Lesen schon durch die „Solothurn-Krimis“ mit Dominik Dornach bekannt ist.

Hier in diesem Krimi spielt die investigative Journalistin Cora Johannis die Hauptrolle. Cora ist alleinerziehende Mutter zweier Kinder. Beide wirken durch die häufigen Abwesenheiten der Mutter ein wenig verloren und suchen außerhalb der engen Familie nach Bestätigung. Sohn Julian ist mit der 15 Jahre älteren Lara liiert und Nesthäkchen Mila, mitten in der Pubertät, chattet mit „Austin“, der gerne Nacktfotos von ihr hätte.
Und, als wenn Cora mit der Familie nicht schon genug Zores hätte, geht ihr ein gut dotierter Auftrag durch die Lappen. Kurze Zeit später erhält sie von Daniel vom Staal, einem ehemaligen Regierungsmitglied, den Auftrag, seine seit fast zwölf Jahren vermisste Ehefrau Elisabeth zu finden – tot oder lebendig.
Auf ihren Recherchen dringt sie tief in die Geheimnisse des (fiktiven) Ortes Gilgenberg ein. Sie erliegt dem Charme eines Burgherrn und kaum scheint sie der verschwundenen Elisbeth einen Schritt näher zu sein, stirbt ein Informant nach dem anderen.

Wird es Cora gelingen, das mysteriöse Verschwinden von Elisabeth vom Staal nach so langer Zeit aufzuklären?

Meine Meinung:

Mit diesem Buch ist Christof Gasser wieder ein fesselnder Krimi gelungen. Anders als bei den Solothurn-Krimis spielt nicht die Polizei und deren Ermittlungsarbeit die große Rolle, sondern die Recherche einer unorthodoxen Journalistin. Cora ist zerrissen zwischen ihrem Beruf, der sie oft an die Grenzen bringt, und ihrer Familie. Sie ist oft inkonsequent und übersieht, dass die 14-jährige Mila, leidet.

Gut gefallen haben mir die Gastauftritte von Dominik Dornachs Team. Eine nette Idee, hier eine Querverbindung zu schaffen.

Fazit:

Ein fesselnder Krimi aus dem Hause Emons, dem hoffentlich noch einige Fälle folgen.5 Sterne.

Veröffentlicht am 08.11.2017

John Finch & Co auf den Spuren der Vergangenheit

Der Zerberus-Schlüssel
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Wie wir es von Gerd Schilddorfer gewöhnt sind, packt er historische Figuren und Ereignisse gekonnt in eine fesselnde Story rund um Flieger-Ass John Finch und seine bewährten Mitstreiter. Co-Pilotin Amber ...

Wie wir es von Gerd Schilddorfer gewöhnt sind, packt er historische Figuren und Ereignisse gekonnt in eine fesselnde Story rund um Flieger-Ass John Finch und seine bewährten Mitstreiter. Co-Pilotin Amber Rains darf genauso wenig fehlen, wie die „Terrible Twins“ und die Mitarbeiter diverser Geheimdienste.

Was verbindet die Fahrt der „Komet“, einem Hilfskreuzer der Deutschen Marine von 1940 mit dem blutigen Dolch, den Llewellyn Thomas, Agent des Britischen Geheimdienstes in Auszeit, in seinem schottischen Exil in der Gegenwart erhält?
Warum wird Rebus, der geniale Kunsträuber vom Mossad kontaktiert? Warum jagen plötzlich mehrere Gruppen einen schmalen Reisebericht eines österreichischen Adeligen aus der Monarchie? Österreich-Ungarn hatte ja bis auf das „Franz-Josefs-Land“ keine wirklichen Kolonien.

Was hat die mumifizierte Leiche, die Annette Krüger in einem baufälligen Hochhaus in Berlin findet mit den Listen aus dem Stasi-Reißwolf zu tun?
Fragen über Fragen, die vom Autor in seiner unnachahmlichen Erzählkunst auf mehr als 800 Seiten beantwortet werden.
Es ist einfach eine Freude, diesen penibel recherchierten Thriller zu lesen, in dem auch der schwarze Humor des Autors immer wieder durchblitzt.
Schön ist, dass einige Figuren, die im Vorgänger (Nostradamus-Coup) ihren ersten Auftritt hatten, geblieben sind, um etwas Licht ins Dunkel der (fremden) Geheimdienste zu bringen.

Unsere wackeren Helden von John Finch über Thomas Calis und Martina Trapp bis hin zu Kardinal Sanseverino mit seinen „Terrible Twins“ legen ein Puzzleteil zum anderen und …

Lest bitte, diesen vierten Teil der Reihe um John Finch und Amber Rains selbst. Nur zur Erinnerung die Vorgänger: „Falsch“, „Heiß“ und „Nostradamus-Coup“.

Fazit:

Ein perfektes Buch, um den Alltag zu vergessen und sich mit einem Glas Rotwein oder Whisky zurückzuziehen. 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.