Profilbild von libri-amici

libri-amici

Lesejury Star
offline

libri-amici ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit libri-amici über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.01.2018

Tod im Höllental

Tod im Höllental
0

Der vierte Band um Serafina Stadlerin stellt einen Abschied, zugleich jedoch auch einen Neubeginn für die unerschrockene Freiburger Begine dar. Serafinas Abschied von den anderen Schwestern von Sankt Christoffel ...

Der vierte Band um Serafina Stadlerin stellt einen Abschied, zugleich jedoch auch einen Neubeginn für die unerschrockene Freiburger Begine dar. Serafinas Abschied von den anderen Schwestern von Sankt Christoffel und ihre Hochzeit mit dem beliebten Stadtphysikus Adalbert Achaz stehen kurz bevor. Eine Schmähschrift gegen die Gemeinschaft der Beginen sowie die Hetzreden des Dominikanermönchs und Wanderpredigers Thomas bereiten der jungen Frau jedoch große Sorgen. Nachdem die junge Lämmlein-Schwester Mia ermordet aufgefunden wird, hofft die Meisterin der Schwestern zu Sankt Christoffel, auf Unterstützung durch den Konstanzer Bischof und macht sich gemeinsam mit ihrer Mitschwester Hedwig von Üsenberg auf den Weg. Mutter Catharina soll Konstanz jedoch niemals erreichen. Ihre Begleiterin Hedwig wird schwer verletzt aufgefunden, Catharina bleibt verschwunden. Serafina startet gemeinsam mit dem Prior der Wilhelmiten-Mönche eine Suchaktion und folgt der Begine ins Höllental…

Obgleich mir die Vorgängerbände dieser Buchreihe nicht bekannt sind, hat mich diese Geschichte um die wunderschöne Begine mit dem dunklen Haar und den tiefblauen Augen sofort in den Bann gezogen. Serafina Stadlerin wird als unerschrockene, hart anpackende und manchmal auch vorwitzige Frau dargestellt, die ihr großes Wissen rund um die Heilkunde immer wieder unter Beweis stellt. Als Protagonistin dieses Historischen Romans sorgt sie mit ihrer impulsiven Art für Spannung und Abenteuer, während ihr Verlobter Adalbert Achaz als ruhiger, bedächtiger und zurückhaltender Mann charakterisiert wird. Der studierte Medicus und Ratsherr in Freiburg genießt ein sehr hohes Ansehen, welches er sich als Fürsprecher für die Angelegenheiten der Beginengemeinschaften zunutze machen möchte. Die Autorin bringt mit Mutter Catharina und Bruder Matthäus sehr liebenswerte Nebenfiguren in die Handlung ein. Ein junger Mann namens Vitus, Mitglied der Gauklertruppe „Straßburger Compania“, Serafinas gutherzige Freundin Grethe und eine Köhlerfamilie am Rande der Höllenschlucht spielen ebenfalls wichtige Rollen in diesem Kriminalfall. Als einer der Antagonisten dieses Buches fungiert der krankhaft ehrgeizige Ratsherr Schneehas, dem die Laienschwestern schon lange ein Dorn im Auge sind. Im vorliegenden Roman taucht immer wieder auch ein tierischer Protagonist namens Michel auf – der süße Mischlingshund ist zwar nicht immer an der Seite Serafinas, sorgt jedoch durch sein unerschrockenes Auftreten für Aufregung und Durcheinander. Die handelnden Figuren sind mir sehr rasch ans Herz gewachsen, und dank des hilfreichen Personenregisters und des Glossars konnte ich mich auch mangels Vorkenntnissen innerhalb kürzester Zeit im Buch orientieren.

Der Autorin ist ein wunderschöner Schreibstil zu eigen, die gründlich recherchierten historischen Details und der durch den Kriminalfall konstant steigende Spannungsbogen bereiteten mir aufregende Lesestunden. Ich durfte tief in das Denken und Handeln der Menschen Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts eintauchen, erfuhr eine Menge über eine faszinierende Gemeinschaft christlicher Frauen, die sich Beginen nannten, ein religiöses, eheloses Leben führten und sich der Armen, Kranken und Sterbenden annahmen. Astrid Fritz berichtet zudem von deren Verfolgung als Ketzerinnen durch die kirchliche Obrigkeit und Ratsherren, denen das unabhängige Leben dieser Frauengemeinschaften ein Dorn im Auge war.

Die optische Gestaltung dieses Buches ist dem Verlag hervorragend gelungen. Die Darstellung einer Frau, die vom Betrachter abgewandt in eine tiefe Schlucht blickt, gleicht einem wunderschönen Gemälde, wirkt sehr aussagekräftig und harmonisch. Der dunkelrote Autorenname und der in goldener Prägeschrift gehaltener Buchtitel wirken elegant und stilvoll. Dieses Buch würde in einem Buchladen allein schon aufgrund seiner bemerkenswerten Optik meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Besonders hervorheben möchte ich das Personenverzeichnis - Dramatis Personae - zu Beginn, sowie das Glossar am Ende des Buches. Ich würde mir diese beiden wertvollen Details als Standardausstattung eines jeden Romans wünschen. Die Schrift für den Buchtext ist zwar ein wenig klein geraten, dies wird jedoch meiner Meinung nach durch den großzügigen Zeilenabstand kompensiert.

FAZIT: Als Quereinsteiger durfte ich die sympathische Begine Serafina Stadlerin durch das Buch „Tod im Höllental“ kennenlernen und an ihrer Seite ein spannendes Abenteuer erleben. Dieser historische Roman aus der Feder von Astrid Fritz hat mir ausgezeichnet gefallen und mir aufregende und interessante Lesestunden beschert.

Ich möchte mich abschließend ganz herzlich bei der Autorin für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars bedanken und freue mich bereits darauf, weitere Werke von Astrid Fritz zu entdecken!

Veröffentlicht am 17.04.2018

Level 9

Level 9
0

Frank Balenger, ein ehemaliger Ranger im Golfkrieg mit einem posttraumatischen Belastungssyndrom, hat gemeinsam mit seiner Lebensgefährtig Amanda die Schrecken des Paragon Hotels überlebt, bei weitem aber ...

Frank Balenger, ein ehemaliger Ranger im Golfkrieg mit einem posttraumatischen Belastungssyndrom, hat gemeinsam mit seiner Lebensgefährtig Amanda die Schrecken des Paragon Hotels überlebt, bei weitem aber noch nicht überwunden (hier bezieht das Buch sich auf den Vorgängerroman von David Morrell „Creepers“).

Im Zuge einer generalstabsmässig geplanten und mit Schauspielern überzeugend dargestellten Szenerie gelingt es einem psychopathischen Computerspiele-Entwickler, Amanda und vier weitere Personen zu betäuben und zu entführen. Alle Entführungsopfer haben eines gemeinsam: sie sind Überlebenskünstler und stellten dies in der Vergangenheit unter extremsten Bedingungen und Lebensgefahr unter Beweis. Und sie haben genau vierzig Stunden Zeit, das „Spiel“ zu gewinnen – ein Spiel, das für sie alle tödlich enden kann.

David Morrell versteht es, die Spannung gleich zu Beginn des Buches aufzubauen und steigert sie bis zum Ende des Buches. Das Ziel des Entführers ist einfach, jedoch arbeitet er mit sehr vielen Fährten und versteckten Hinweisen, dessen Auffinden und Verfolgen dem Leser zum reinsten Vergnügen gereichen.

Mir hat der prägnante Schreibstil des Autors gefallen - nicht zu lange und verschachtelte Sätze. Die Beschreibungen von Landschaft und Situation sind so eindrucksvoll, dass man beim Lesen die unbarmherzige Trockenheit am Tag, die grausame Kälte in der Nacht wie auch den Hunger und Durst der Flüchtenden zu spüren meint. Morrell zeichnet jede Szene mit liebevollen Details, neigt aber keineswegs dazu, sich dadurch zu verzetteln.

Durch die Vorgabe der vierzig Stunden, die den Geiseln Zeit blieb, das tödliche Spiel zu lösen, hört man als "Beinahe-Mitspieler" die Uhr ticken und ist versucht, die Protagonisten zur Eile anzutreiben. Mir hat der Schreibstil dieses Autors bereits bei seinem Vorgänger "Creepers" gefallen und ich wurde auch hier nicht enttäuscht. Morrell schafft es ein weiteres Mal, mich mit seinem Spannungsaufbau von Beginn an von seiner Geschichte zu begeistern und ich fühlte mich wie eine Mitspielerin dieses tödlichen Spiels, die sicher abgeschirmt von den turbulenten Abenteuern und tödlichen Bedrohungen auf ihrer Lesecouch sitzt.

Morrell lässt den Psychopathen seine Opfer geschickt auswählen und durch die Allmacht des Gamemasters sind sie gezwungen, sich gegenseitig ihre schlimmsten Ängste und Erlebnisse einzugestehen. Der Entführer sucht sich regelrechte Überlebenskünstler aus, die er interessant und vielschichtig zeichnet. Er jongliert auch mit Ängsten und es gelingt ihm dabei, den Druck auf die Psyche der einzelnen Personen innerhalb der festgesetzten Frist gekonnt darzustellen.

Die Protagonisten müssen sich wie schon in der Vergangenheit auch in der neuen Situation bewähren, finden wieder Extrembedingungen vor und es kommt nicht nur angesichts der vielen Bedrohungen von außen auch zu Konflikten innerhalb der kleinen Gruppe. An Bethany, die dem immensen Druck nicht standhält, wird ein Exempel statuiert und Morrell veranschaulicht dessen Auswirkungen auf die einzelnen Mitspieler. Er zeichnet sehr wohl auch Schwarz-Weiss, jedoch geht er dabei auf den Hintergrund, die Motive der Handlungen ein, die im Leser Verstehen bzw. Verständnis für die Handlung wecken. Angesichts der Relation zwischen ereignisreichem Plot und Seitenanzahl ist es Morrell jedoch nicht möglich, die Personen noch detaillierter zu zeichnen – und an diesem Punkt vermisse ich ein wenig ihre Vorgeschichten. Der Grund ihrer Auswahl, die dramatischen Vorfälle und ihr Überleben in Extremsituationen, wird zwar angeführt, aber zum Aufbau von Sympathie und dazu, sich mit den Personen noch mehr zu identifizieren, wird eine Spur zu wenig über sie erzählt.

Das vorliegende Taschenbuch hat ein Cover, das farblich an den Vorgänger „Creepers“ erinnert. Mich irritieren jedoch die durch ein Nachtsichtgerät betrachteten flüchtenden Personen zwischen Bäumen – im gesamten Handlungsverlauf kommt es zu keiner solchen Szene. Im Gegenteil – es ist einige Male von der weiten Sicht in dem Gebiet die Rede. Lediglich Frank Balenger, der zuletzt in das gefährliche Spiel einsteigt, bewegt sich kurzfristig in solcher Umgebung.

Fazit: Für mich als Thriller-Fan war "Level 9" ein aufregendes Abenteuer, in das ich tief eintauchen und das ich hautnah miterleben durfte. Erstklassiger Thrill, guter Spannungsaufbau, sorgfältig recherchierte Hintergründe und keine großen Überraschungen, aber dennoch ausgezeichnet konstruierte Szenen.

Veröffentlicht am 19.10.2024

Arvil, kleiner Falke, wir zählen auf dich!

Arvil, der kleine Falke – Das große Rennen
0

Arvil, kleiner Falke, wir zählen auf dich!

„Aron, dein Sohn wird Rennflieger und es gibt nichts, was du dagegen tun kannst.“

Der kleine Falke Arvil ist ein waghalsiges Energiebündel und ein hervorragender ...

Arvil, kleiner Falke, wir zählen auf dich!

„Aron, dein Sohn wird Rennflieger und es gibt nichts, was du dagegen tun kannst.“

Der kleine Falke Arvil ist ein waghalsiges Energiebündel und ein hervorragender Flieger. Er träumt davon, sein Können beim Waldflugrennen zu beweisen und hat dabei auch einen großen und mächtigen Helfer. Doch sein Vater Aron ist damit überhaupt nicht einverstanden und verbietet ihm die Teilnahme. Und so müssen das ungleiche Brüderpaar Arvil und Serge gemeinsam mit ihren Freunden einen Plan schmieden, damit Arvil doch noch seinen Traum verwirklichen kann.

Thomas Forat präsentiert mit dem ersten Band seiner Trilogie um die Abenteuer des kleinen Falken Arvil die Geschichte eines Mischlingskükens, das sich neugierig und wagemutig in sein erstes großes Abenteuer stürzt. Eine Papageienmama namens Isolde, ein Wanderfalkenvater namens Aron, deren Küken Arvil sowie eine adoptierte selbstbewusste kleine Spitzmaus namens Serge sind die Hauptfiguren dieses Romans. Der Autor beschreibt das Umfeld der kleinen Felsenhöhle, in welchem die Familie lebt und schildert das Aufwachsen des kleinen Papageien-Falken. Liebenswerte, aber zum Teil auch bedrohliche Nebenfiguren betreten den Schauplatz der Handlung. Der große und mächtige Weißkopfseeadler Adwanagor, das zierliche Eichhörnchen-Weibchen Malou und die Möwe Jules nehmen ebenso einen Part in dieser Geschichte ein wie der furchteinflößende Rabe Salaniel mit seinen finsteren Freunden.

Im Zentrum des Geschehens steht das gefährliche Waldflugrennen, das vor allem im letzten Drittel des Buches für Aufregung und spannende Szenen verantwortlich zeichnet. Liebevoll ausgearbeitete Charaktere, humorvolle Passagen und die Ermutigung des Autors, niemals seine Träume aufzugeben, zeichnen dieses entzückende Jugendbuch aus. Die ausdrucksstarken und farbenprächtigen Illustrationen von Thomas Forat sind ein wahrer Blickfang, auf den beiden ersten und letzten Innenseiten werden dem Leser zudem die wichtigsten Figuren der Handlung vorgestellt.

Der Autor erzählt die Geschichte des kleinen Falken Arvil in locker-leichtem Schreibstil und kindgerechter Sprache. Die Handlung weist ab dem Start des Flugrennens einen erhöhten Spannungsfaktor auf, humorvolle Passagen mit der pupsenden Stimmungskanone Serge bringen den Leser zum Schmunzeln.

Die optische Aufmachung dieser aktuellen Neuerscheinung stellt durch die farbenfrohen und perfekt zum Inhalt passenden Illustrationen des Autors einen richtigen Blickfang dar. Das Buch besteht aus 22 kurzen Kapiteln, als nützliches und willkommenes Extra gibt es zudem ein Lesebändchen in grüner Farbe. Die angenehme Schriftgröße und entsprechende Zeilenabstände erleichtern den Lesefluss.

Fazit: Der Auftakt zur Arvil-Trilogie ist Thomas Forat mit diesem mitreißenden Abenteuer sehr gut gelungen. Er bietet seiner jugendlichen Zielgruppe ein unterhaltsames Lesevergnügen und beendet diesen ersten Band mit einem spannungsgeladenen Flugrennen und den Worten „Wir sehen uns zur Europameisterschaft in Paris!“

Veröffentlicht am 27.07.2024

Ein Gefühl zwischen Euphorie und Jagdtrieb

Im Kopf des Bösen - Ken und Barbie
0

Ein Gefühl zwischen Euphorie und Jagdtrieb

Nach einem spannenden Auftakt mit dem „Sandmann-Fall“ setzt das Autorenduo Axel Petermann und Petra Mattfeldt seine Buchreihe um wahre Verbrechen mit dem zweiten ...

Ein Gefühl zwischen Euphorie und Jagdtrieb

Nach einem spannenden Auftakt mit dem „Sandmann-Fall“ setzt das Autorenduo Axel Petermann und Petra Mattfeldt seine Buchreihe um wahre Verbrechen mit dem zweiten Band der „Im Kopf des Bösen-Reihe“ fort. „Ken und Barbie“ gewährt detaillierte Einblicke in die Geschichte einer schockierenden Mordserie, in der junge Frauen entführt, misshandelt, vergewaltigt und getötet wurden.

Das Hauptaugenmerk ist auf die autistische Fallanalytikerin Sophie Kaiser gerichtet, die gemeinsam mit Leonhard Michels im ersten Band den sogenannten „Sandmann“ zur Strecke brachte. Die Kriminalbeamtin lässt sich nicht von ihren Gefühlen leiten und betrachtet die Dinge auf eine besondere Art und Weise. Ihre analytische Art, ein eidetisches Gedächtnis und die Fähigkeit, tief in die Psyche eines Täters einzutauchen, um seine Motive und Handlungen nachzuvollziehen, machen sie zu einer außergewöhnlichen Profilerin. Mit Kriminalhauptkommissar Leonhard Michels steht Sophie ein hervorragender Ermittler zur Seite, der sich nicht an den Eigenheiten seiner autistischen Kollegin stört. Er ist zudem der einzige Mensch, der auch Sophies verletzliche Seite kennt und gerne mit ihr zusammenarbeitet. Durch ihre gegenseitige Wertschätzung und das Vertrauen in die Fähigkeiten des anderen stellen Sophie und Leonhard ein außergewöhnliches Team dar, deren Ziel es ist, Serientäter zu überführen.

„Jedes Opfer hat es verdient, dass ihm Gerechtigkeit widerfährt. Und meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen.“ (Sophie Kaiser)

„Sophie mag manch einem eigenartig erscheinen. Für mich jedoch ist sie der logischste Mensch, der mir je begegnet ist. „(Leonhard Michels)


Die Charakterzeichnung der beiden Protagonisten weist eine hohe Authentizität auf und hat mir ausgezeichnet gefallen – ich konnte die Gedanken, aber auch die Emotionen der beiden Figuren hautnah miterleben. Sophies Demonstration ihrer Methoden der Fallanalytik haben mich tief beeindruckt. Es war höchst interessant, die Ermittlungsarbeit der Kriminalbeamten – insbesondere der beiden Protagonisten – mitzuverfolgen, wobei die Aspekte des Autismus und die Arbeit einer Profilerin mich persönlich am meisten faszinierten. Mit den Ermittlerkollegen der Kripo sowie den Familien und Freunden der Opfer werden zahlreiche Nebenfiguren eingebracht. Die Identität des Täters bleibt lange im Dunkeln, seine Aktivitäten und Gedanken werden im Buch kursiv dargestellt.

Axel Petermann und Petra Mattfeldt beschränkten sich in ihren Ausführungen jedoch nicht allein auf die Ermittlungstätigkeiten, sie beleuchteten vielmehr auch die Hintergründe – die Auswirkungen der Morde auf das Umfeld der Opfer, Selbstvorwürfe und Anklagen, Verzweiflung und Trauer sowie Beziehungen, die an diesen traumatischen Erlebnissen zerbrochen sind.

Der einnehmende und fesselnde Schreibstil und der hohe Spannungsbogen haben mich bereits im ersten Band voll und ganz für sich eingenommen. Und obgleich man als Leser dank kursiver Passagen Einblicke in das Denken und Handeln sowie die Motive und Vergangenheit des Täters erhält, bleibt dessen Identität lange Zeit im Dunkeln. Das Buch weist bereits aufgrund der Thematik ein durchgehend hohes Spannungsniveau auf, das durch die kursiven, auf den Täter bezogenen Passagen, deutlich erhöht wird. Tragisch, da dieses Buch auf einem realen Fall basiert, auf dem im Anhang ausführlich Bezug genommen / eingegangen wird.

Das aufwändig gestaltete Buchcover zeigt ein düsteres, auf den Inhalt bezogenes Szenario. Auf der ersten Innenseite dieser Hochglanzbroschur findet man eine Kurzvorstellung inklusive Foto beider Autoren. Fettgedruckte Angaben von Zeit und Schauplatz der Handlung sowie ein kurzes, auf den Inhalt bezogenes Zitat vor jedem einzelnen Kapitel tragen zur Orientierung und Übersichtlichkeit bei. Wie bereits erwähnt heben sich die Passagen über die Aktivitäten des Täters durch ein kursives Schriftbild vom restlichen Inhalt ab.

FAZIT: Die fesselnde, auf einem wahren Kriminalfall beruhende Neuerscheinung „Im Kopf des Bösen – Ken und Barbie“ hat aus meiner Sicht den Reihenauftakt „Der Sandmann“ bei weitem übertroffen. Als passionierter Krimi-Fan mit einer Vorliebe für das Profiling und einem mindestens ebenso großen Interesse für die verschiedenen Ausprägungen des Autismus lag mein persönlicher Fokus auf der Ermittlungsarbeit und den faszinierenden Einblicken in die Welt der Fallanalytik. Obgleich ich die Gräueltaten dieses sadistischen Mörderpaares zutiefst erschütternd und abstoßend fand und ich mir das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen nicht annähernd vorstellen kann, hat mich die Arbeit der sympathischen Protagonistin Sophie Kaiser völlig in den Bann gezogen. Aus genannten Gründen stellt dieses Buch daher eine hochspannende Lektüre dar und ich sehe einer Fortsetzung dieser interessanten Reihe erwartungsvoll entgegen.

Veröffentlicht am 19.07.2024

Drachenschiffe am Horizont – die Wikinger auf den Hebriden

Die Liebenden von Islay
0

Drachenschiffe am Horizont – die Wikinger auf den Hebriden

Freya MacLean ist alleinerziehende Mutter einer zwölfjährigen Tochter und besitzt ein kleines Gästehaus auf der Hebrideninsel Islay. Als sie ...

Drachenschiffe am Horizont – die Wikinger auf den Hebriden

Freya MacLean ist alleinerziehende Mutter einer zwölfjährigen Tochter und besitzt ein kleines Gästehaus auf der Hebrideninsel Islay. Als sie bei einem Unfall schwer verletzt ins Krankenhaus muss, springt ihre Schwester Shona ein und kümmert sich um ihre Nichte Erin und das Gästehaus in dem kleinen verschlafenen Ort am Loch Indaal. Der Fund einer sehr alten silbernen Spange aus der Zeit der Nordmänner animiert Erin und Shona dazu, mehr über die Besitzerin dieser Gewandnadel herauszufinden. Mit der Unterstützung von Gavin Ramsay, dem Inhaber einer kleinen Destillerie, begeben die beiden sich auf Spurensuche und kommen dabei gefährlichen Menschen in die Quere.

„Irgendetwas geht hier vor und das macht mir zunehmend Angst“ (Shona MacLean)

In den vierunddreißig Kapiteln dieses Buches erzählt die Autorin die Geschichte der MacLeans in der Gegenwart, sie thematisiert aber auch eine Liebesgeschichte aus längst vergangenen Zeiten. Der siegreiche Kriegsherr Fjell Halvorson galt im Jahre 1085 als bester Schwertkämpfer und erfolgreicher Heerführer, er hatte ein Auge auf eine hochgewachsene Schönheit mit ebenmäßigen Zügen, blondem Haar und blauen Augen geworfen. Mit dem Segen des Vaters, jedoch gegen den Willen ihrer christlichen Mutter, heiratete Hulda Rokadóttir den attraktiven Wikinger mit dem wilden braunen Haar und den dunklen Augen. Während Fjell und seine Männer die meiste Zeit auf ihren Drachenschiffen unterwegs waren, wartete Hulda geduldig auf die Rückkehr ihres Ehemannes. Huldas Volk glaubte an die Macht der Nornen, welche die Schicksalsfäden verweben. Sie fügten sich dem Willen ihrer Götter und brachten Opfer dar, um sie gnädig zu stimmen. Fjells Leben gehörte wie das eines jeden Wikingers seinem Schwert, er glaubte an die alten Götter und daran, dass sein Schicksal von Geburt an vorherbestimmt ist. Die gegenseitigen Machtkämpfe und Raubzüge der Nordmänner waren stets mit großen Gefahren verbunden. Nicht alle kehrten wohlbehalten wieder zurück zu ihren Frauen und nur ein Krieger, der mit seinem Schwert in Händen im Kampf starb, fand nach ihrem Glauben Einlass in Walhall.

„Solange ich ein Schwert führen kann, wird dir niemals jemand ein Leid tun.“ (Fjell zu Hulda)

In Constanze Wilkens Roman stehen zum einen die Geschichte der sympathischen und liebenswerten Familien MacLean und Ramsay im Mittelpunkt, wobei Shona und Gavin als Protagonisten fungieren. In einem zweiten Erzählstrang entführt die Autorin ihre Leser dann in das elfte Jahrhundert und gibt anhand der Lebensgeschichten von Fjell Halvorson und Hulda Rokadóttir interessante Einblicke in den Alltag und die Kultur der Wikinger, die sich auf Islay, der Königin der Hebriden, niedergelassen hatten.

Die große Leidenschaft der Autorin für die Hebriden äußert sich nicht nur in der bildhaften Beschreibung der malerischen Landschaft und eindrucksvoller Schauplätze, auch das zauberhafte Buchcover zeigt ein märchenhaft schönes Bild dieser Inselgruppe vor der Nordwestküste Schottlands. Eine hervorragende Recherche historischer Hintergründe trägt gemeinsam mit dem einnehmenden Schreibstil sowie interessanter Charaktere dazu bei, dass man diese Lektüre nur ungern aus der Hand legen möchte. Ich durfte einen Blick hinter die Fassade der gefürchteten Nordmänner werfen, die mit ihren Drachenschiffen zu Raubzügen und Plünderungen auszogen und dabei Angst und Schrecken verbreiteten. Anhand der Aktivitäten des Protagonisten Fjell und seiner Krieger wird die Fähigkeit zum klugen Taktieren dieser ausgezeichneten Seefahrer aufgezeigt, zugleich aber auch die menschliche Seite dieses streitbaren Volkes offenbart, dem das Reisen zwar im Blut lag, die aber dennoch immer wieder gerne zu ihren Ehefrauen und Kindern zurückkehrten.

Fazit: Ich habe es genossen, erneut ein wenig über die Geschichte einer Hebrideninsel zu erfahren und an der Seite von Fjell Halvorson und Hulda Rokadóttir in das Jahr 1085 nach Ìl zu reisen. Aber auch die bildhaften Beschreibungen im Handlungsstrang der Gegenwart mit Shona MacLean und Gavin Ramsey als Protagonisten weckten den Wunsch in mir, diesen wunderschönen Flecken Erde einmal mit eigenen Augen zu sehen. „Die Liebenden von Islay“ war eine unterhaltsame, aber auch sehr informative Lektüre, die mir das Leben der Wikinger näherbrachte. Ein Roman zum Träumen, mit atemberaubenden Landschaftsbeschreibungen, zwei Zeitebenen und überzeugenden Figuren – das perfekte Buch, um der Langeweile zu entfliehen und Abenteuer im Kopf zu erleben.