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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.04.2024

überraschend wie überzeugend viel Romantik in einer (noch) nicht ganz so düsteren Dystopie

Honesty. Was die Wahrheit verbirgt
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Mit "Honesty" hatte ich viel Lesefreude! Mit Meander (kurz Mae) und aus ihrer Sicht erleben wir den dystopischen Staat Sestiby, der gob das ehemalige Deutschland umfasst. In Sestiby sagt jede*r die Wahrheit, ...

Mit "Honesty" hatte ich viel Lesefreude! Mit Meander (kurz Mae) und aus ihrer Sicht erleben wir den dystopischen Staat Sestiby, der gob das ehemalige Deutschland umfasst. In Sestiby sagt jede*r die Wahrheit, dank der verpflichtenden Einnahme eines Medikamentes. "Schlechte" Gefühle wie Neid, Wut, Eifersucht und Hass, aber auch Trauer unterbrindet dieses Medikament ebenfalls. Nur bei Mae nicht, seit sie denken kann fühlt sie und muss aufpassen dafür nicht angeklagt zu werden, denn nur, wenn alle unter der Wirkung des Medikaments stehen, kann es Zusammenleben und Frieden geben, oder?

Gleich zu Beginn wird eine der Stärken des Buches deutlich: die Charaktere und ihre Beziehungen untereinander. Mae und ihre Familie sind schnell ins Herz geschlossen, auch die weiteren, im Verlauf des Buches eingeführten wichtigen Charaktere machen Spaß und haben Persönlichkeit und treten als glaubhafte Akteure ihrer selbst auf, auch wenn wir mit Mae bangen und zweifeln und Vertrauen gewinnen und verlieren. Dass einige Charaktere nicht-binär oder schwul/Lesbisch oder aromantisch sind passiert ganz nebenbei, Franzi Kopka ist hier eine coole casual queer representation gelungen die über Nebencharaktere hinausgeht, auch Maes Väter sind ein Schwules Ehepaar. Mir gefällt besonders, dass Sestiby deswegen nicht ein Deut weniger dystopisch ist, im Gegenteil, queere Identitäten werden genauso knallhart nach Logik des Systems in Gesetze eingebunden.

"Honesty" kommt mit einer interessanten Mischung aus Bedienen von tropes und klassischen Elementen sowie den Brüchen damit. Eine KI, ein überwachender Staat, eine Pandemie als Hintergrund, Denglische Begriffe wie "HealFix" und Elemente die deutlich an einzelne relevante Werke erinnern, wie zb. die Aufteilung von Sestiby in Ringe die den sozialen Status festlegen. Gleichzeitig steht Mae mit ihrem Problem von Anfang an nicht alleine da, sondern hat den Rückhalt ihrer Famile. Außerdem achtet Franzi Kopka auf eine weitestgehend ent-genderte Sprache indem sie, nicht das weiter verbreitete gender-Sternchen, sondern, das Partizip ("Aufsehende"/"Behandelnde") nutzt. Ich habe allerdings nicht lange gebraucht um mich in diesen sprachlichen Stil einzufinden.
Im Klappentext angeteasert, liefert sie eine enemies-to-lovers Geschichte, die mich überzeugt hat. Wer diese trope nicht mag sollte das Buch lieber sein lassen, denn neben der Dystopie findet erstaunlich viel Romantik Platz auf den Seiten. In der ersten Hälfte stehen diese ganzen Aspekte auch noch etwas unverbunden nebeneinander, aber mit der Zeit ergibt sich immer mehr ein Gesammtbild, was ich insbesondere vor dem Hintergrund der Trilogie und noch kommenden Bände auch ok finde. Es dauerte eben etwas, so war mehr Zeit zu flirten. Die angelegten politischen Themen werden sicherlich noch tiefer Thema werden, wenn es weitergeht.

"Honesty" war durchaus anders als erwartet, aber enttäuscht bin ich nicht. Immer wieder landeten Sätze treffsicher und brachten mich zum lachen, zum frösteln oder vor Spannung schnell weiter lesen. Ich hatte meinen Spaß und hoffe sehr ihn in der restlichen Trilogie fortsetzen zu können.

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Veröffentlicht am 21.10.2024

es ist wie es ist

Shit Bag
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„Shit bag“ kommt unterhaltsam, humorvoll und mit einem flotten Erzähltempo daher. Freya ist mir zwar nicht auf Anhieb sympathisch gewesen, aber ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und mitfühlen. ...

„Shit bag“ kommt unterhaltsam, humorvoll und mit einem flotten Erzähltempo daher. Freya ist mir zwar nicht auf Anhieb sympathisch gewesen, aber ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und mitfühlen. Von Krankenhaus über Poo-Camp zurück zum Schulalltag, die Entwicklung die sie durchmacht ging mir ein bisschen zu schnell, trotzdem ist alles nachvollziehbar. Die überwiegend selbstironische und in bester Teenager-Manier ab und zu ziemlich emotional-dramatische Erzählweise schafft es gleichzeitig das Thema „Stoma Beutel“ mit angemessener Wichtig- aber ohne zur Schau gestellter, übertriebener Ernsthaftigkeit zu behandeln. Es ist, wie es ist, manchmal Scheiße und manchmal trotz/mit/wegen Scheiße ziemlich schön. Mir hat diese Erzählweise sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 19.10.2024

sehnsuchtsvolles Bilderbuch vielleicht eher für Erwachsene

Die Geschichte vom zauberbunten Garten
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In einer grauen Stadt gibt es einen bunten Garten. Und vielleicht muss nicht alles so trist bleiben, wie es ist...
Die Geschichte vom zauberbunten Garten ist einfach gehalten, wir erfahren jeweils wenig ...

In einer grauen Stadt gibt es einen bunten Garten. Und vielleicht muss nicht alles so trist bleiben, wie es ist...
Die Geschichte vom zauberbunten Garten ist einfach gehalten, wir erfahren jeweils wenig über die Charaktere. Diese bleiben dadurch schemenhaft, bieten aber auch viel Raum zur Projektion. Der Text ist kurz und steht bündig unten auf der Seite. Der Text ergänzt die Bilder, statt sie zu beschreiben, er unterstreicht, was die Bildsprache viel eindrücklicher rüber bringt. Denn die Veränderung im Laufe der Geschichte zeichnet sich in der Gestaltung der Bilder ab. Von einer grauen Stadt, über ein Aufatmen im bunten Garten, einer Oase, hin zur sich immer weiter ausbreitenden Farbe überall. Die Blumen und die Farbe und eine alte Frau die beides in der Stadt verteilt. Der metaphorische Gehalt wird am Ende sehr passend mit der direkten Ansprache der Lesenden verknüpft.
Die Graphiken haben eine weiche Zeichnung, die sogar die ganz graue Stadt weich wirken lässt. In Farbe verstärkt sich dieser Effekt noch. Die Zeichnungen sind großflächig und mit wohlgesetzten Details, zusammen mit den strahlenden Farben und der Weichzeichnung ergibt sich ein verträumter Anblick. Sie bieten viel Raum, damit Stimmung und Gefühle sich entfalten können. Sie laden zum Verweilen ein. Die ausstrahlenden Farben in der grauen Stadt wecken Hoffnung und Sehnsucht bei mir, die voll kolorierten Szenen im Garten Mut.
Es ist ein feinfühlig gestaltetes Bilderbuch in dem die einzelnen Aspekte zu einem runden Gesamtwerk zusammen kommen. Ich würde dieses Buch allerdings vermutlich eher einer erwachsenen Person schenken, als einem (jungen) Kind.

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Veröffentlicht am 17.10.2024

Die perfekte Herbst new-adult Romanze

Take Me Home to Willow Falls (knisternde New-Adult-Romance mit wunderschönem Herbst-Setting)
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Der Herbst ist stürmisch und nass-kalt, aber auch mit goldenem Licht und voller wunderschöner Farben, insbesondere in der bezaubernden Kleinstadt Willow Falls, die uns Jared gleich zu Beginn voller Liebe ...


Der Herbst ist stürmisch und nass-kalt, aber auch mit goldenem Licht und voller wunderschöner Farben, insbesondere in der bezaubernden Kleinstadt Willow Falls, die uns Jared gleich zu Beginn voller Liebe vorstellt. Jahre nach der ersten Begegnung von Jared und Cassie treffen sie sich unter denkbar ungünstigen Umständen wieder, aber der „Farbtopf“ Willow Falls wird zur Zuflucht vor dem Sturm, im übertragenen Sinne. Denn Cassie wird für die geplatzte Hochzeit zwischen ihrer Freundin und ihrem Ex verantwortlich gemacht…
Forced proximity, fake dating, slow burn: Cassies unerwartete und plötzliche Anwesenheit in Jareds Leben sorgt für einen herzwärmend familiären Beziehungsaufbau, der seine Geschwister einschließt. Während Cassie mit dem Cybermobbing ihrer Freundin und ihrem verpatzten Examen ihren Weg finden muss versucht Jared die Familienfirma zu retten, zwischen allem die Frage, ob es Hoffnung auf ein „Jared & Cassie“ gibt. Für uns Lesende wird schnell klar, die beiden tun sich gut. Und das ist unfassbar schön zu lesen. Auch, weil der Schreibstil locker, alltagsnah und einladend daher kommt, was durch die Ich-Erzählperspektiven noch verstärkt wird. Die Entwicklung der Story ist recht vorhersehbar, meinem Mitfiebern hat das aber keinen Abbruch getan.
Die Art, wie das Buch social media thematisiert hat mit gefallen. Es wird gleichzeitig deutlich, dass das Verhalten auf solchen Apps weitreichende Konsequenzen haben kann, aber auch, dass Beziehungen über diese Filterblase hinausgehen können. Social media ist in dieser Darstellung mit dem Leben offline verwoben ohne ihm gleichgesetzt zu sein, eine Nuance die sich gut in die Erzählung einfügt.
Aus meiner Sicht hat die Autorin die new-adult Lebensphase gut getroffen und eine überzeugende Mischung aus Freundschaft, Liebe, Familie, Verantwortung und Lebensträumen geschaffen. Es ist leicht mit den Protagonist*innen mit zu fühlen und zu fiebern. Eine solide cosy Romance, perfekt für den Herbst!

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Veröffentlicht am 02.10.2024

ein Liebes-Märchen

A thousand heartbeats - Der Ruf des Schicksals
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Die Erzählung der Geschichte von Annika und Lennox besticht durch ihre ruhige, aber bestimmte Entfaltung. Alles zu seiner Zeit, hin zu einem zwar vorhersehbaren, dadurch aber nicht weniger passenden und ...

Die Erzählung der Geschichte von Annika und Lennox besticht durch ihre ruhige, aber bestimmte Entfaltung. Alles zu seiner Zeit, hin zu einem zwar vorhersehbaren, dadurch aber nicht weniger passenden und bedeutungsvollen Ziel. Zunächst lernen wir die beiden Hauptcharaktere in ihrem jeweiligen Alltag kennen, schließen sie unabhängig voneinander ins Herz, so feinfühlig wie Kiera Cass die Nuancen ihrer Sehnsüchte und Ängste beschreibt. Mit der Zeit kommen die Spannungen, was die beiden miteinander verbindet und ob diese Verbindung nicht das Gegenteil eines miteinander heißt.

Der Schreibstil ist beständig, das Tempo insgesamt gemächlich, für mich wurde die Erzählung aber keineswegs langweilig oder eintönig. Vielmehr ist in diesem Buch der Weg das Ziel. Es fühlt sich wie eine Ehre an, die Entwicklungen der Charaktere zu verfolgen. Da sind ernste Momente und Schwermut genauso wie Witz und gestohlene Momente der Hoffnung. Annika und Lennox dabei zu zusehen, wie sie ihr Potential ausschöpfen und ihre starren Regeln und Rollen als Prinzessin und Soldat hinterfragen und ihr Schicksal formen macht Freude.

Dabei fehlt es der Erzählung nie an den richtigen Details um lebendig zu werden. Die Art wie wir in kleinen Erlebnissen statt ausufernden Beschreibungen am Worldbuilding teilhaben unterstreicht perfekt den Fortgang der Geschichte. Die beiden Ich-Erzählperspektiven unterscheiden sich im Schreibstil nicht, sodass sie sich für mich im Laufe der Geschichte immer weiter verwoben haben. Kiera Cass weiß es dieses stilistische Mittel zu nutzen, zaubert aus parallelen Beschreibungen und dem Fakt, dass wir als Lesende immer mehr wissen als Annika und Lennox eine angenehme Spannung und Involviertheit. Auch wenn der Fokus durch die Erzählperspektiven klar gesetzt ist haben alle Charaktere eine ansprechende Tiefe.

Ich fand „a thousand heartbeats” flüssig und leicht zu lesen. Alle Aspekte der Erzählung konnten mich berühren und ich dieses Buch guten Gewissens weiterempfehlen.

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