Wahre Achterbahnfahrt der Gefühle
„5 Tage, die uns bleiben“ von Julie Lawson Timmer (erschienen 16.04.2015) ist ein emotionaler, tragischer Roman, bei dem sicher kaum ein Auge trocken bleibt.
Das Buch vereint zwei völlig unterschiedliche ...
„5 Tage, die uns bleiben“ von Julie Lawson Timmer (erschienen 16.04.2015) ist ein emotionaler, tragischer Roman, bei dem sicher kaum ein Auge trocken bleibt.
Das Buch vereint zwei völlig unterschiedliche Geschichten miteinander, die aber eine Gemeinsamkeit haben – noch 5 Tage, die bleiben.
Scott hat zusammen mit seiner Frau Laurie für ein Jahr die Vormundschaft für einen 8jährigen übernommen. Jetzt bleiben ihm nur noch 5 Tage, um sich von ihm zu verabschieden und damit klarzukommen, dass der Junge wieder zu seiner drogensüchtigen Mutter zurückkehren muss. Während die schwangere Laurie sich auf ihr gemeinsames Kind freut, geht für Scott eine Welt unter, weil er sein Herz dem Jungen geschenkt hat.
Mara hat vor 4 Jahren erfahren, dass sie an der unheilbaren Huntington-Krankheit leidet. Um sich und ihrer kleinen Tochter, sowie ihrem Mann einen qualvollen Leidensweg zu ersparen und damit sie sie als fröhlichen Menschen in Erinnerung behalten, hat sie sich damals vorgenommen, sich nach dem Auftreten bestimmter Symptome das Leben zu nehmen. Als diese auftreten, sind es noch 5 Tage bis zu ihrem Geburtstag, den Tag, den sie sich als Todestag ausgesucht hat. 5 Tage, um sich von der Familie, den Freunden zu verabschieden, 5 Tage, um die letzten gemeinsamen Momente in sich aufzunehmen. 5 Tage, um allen zu zeigen, wie lieb sie sie hat.
Das Buch ist sehr gefühlvoll geschrieben. Scotts Verzweiflung über den Verlust des Jungen und seine Zerrissenheit darüber, was das Beste für ihn sein wird, wird deutlich beschrieben.
Aber vor allem Maras Geschichte zieht einen in den Bann. Ihre Gedankengänge, warum sie sich für den Freitod entschieden hat, sowie ihre Zweifel, ob sie nicht vielleicht doch noch das Ganze ein Jahr oder länger hinauszögern kann, sorgten für tiefstes Verständnis bei mir. Zwischendurch immer wieder die Hoffnung, dass es doch noch nicht so schlimm um sie steht und dann wieder die Verzweiflung, wenn das nächste Unglück geschieht und sie wieder in ihrem Entschluss bestärkt.
Ich war gefangen zwischen der Bewunderung für Mara, wie akribisch sie alles geplant hat, welche Gründe sie alle aufgeführt hat, warum sie es tun will und warum ausgerechnet an ihrem Geburtstag, und den Zweifeln darüber, ob es jetzt von ihr egoistisch oder selbstlos ist, so zu handeln.
Die beiden Geschichten werden locker durch ein Forum verbunden, in dem sich Scott und Mara über Pflegekinder austauschen.
Das Cover ist sehr dezent und zeigt eine Mutter, die ihre Tochter an der Hand hält. Im Kontrast steht die schwarze, traurige Silhouette der beiden zu der grünen, Hoffnung spendenden Titelfarbe.
Das Buch regt sehr zum Nachdenken an. Wie würde man selber in so einer Situation entscheiden? Nutzt man seine Tage wirklich sinnvoll? Sagt man seinen Liebsten oft genug, dass man sie liebt?
Fazit:
Ein sehr schönes, gefühlvolles und trauriges Buch, das für eine Achterbahn der Gefühle sorgt und einem lehrt, sein Leben zu genießen, sowie verständnisvoller mit anderen umzugehen – weil es nicht immer alles so ist, wie es scheint.