Von der jüdischen Stieftochter zur glühenden Nationalsozialistin
ReichskanzlerplatzMagda Goebbels ist vielen bekannt als die Vorzeigemutter des NS-Staates und überzeugte Nationalsozialistin. In Nora Bossongs Roman lernen wir jedoch eine andere Seite von ihr kennen: die junge, schüchterne ...
Magda Goebbels ist vielen bekannt als die Vorzeigemutter des NS-Staates und überzeugte Nationalsozialistin. In Nora Bossongs Roman lernen wir jedoch eine andere Seite von ihr kennen: die junge, schüchterne Magda Friedländer, Stieftochter eines jüdischen Kaufmanns. Sie heiratet zunächst den Industriellen Günther Quandt und später Joseph Goebbels.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Hans erzählt, einem fiktiven Freund von Magdas Stiefsohn, der homosexuell ist. Hans’ Perspektive verwebt sich mit Magdas Lebensweg, während die politischen Entwicklungen von der Weimarer Republik bis zur NS-Zeit eng mit ihren persönlichen Entscheidungen verknüpft sind. Deutlich wird dabei, dass Magda Goebbels ihre Entscheidungen stets bewusst traf; ihr Weg, so zeigt es der Roman, war von ihr selbstbestimmt und gewollt.
Hans ist eine erfundene Figur, doch es gibt Gerüchte über eine reale Affäre Magdas. Wer dieser Geliebte war, bleibt bis heute unklar, was Bossongs fiktionale Darstellung noch interessanter macht.
Bossongs Roman ist eine beeindruckende Mischung aus Fakten und Fiktion, einfühlsam und bildreich erzählt. Sie ermöglicht den Lesenden, in die komplexe Entwicklung ihrer Protagonisten einzutauchen, und erzählt die Geschichte auf eine Weise, die einfühlsam und ehrlich ist, ohne dabei eine Entlastung von Schuld anzubieten.
Von der jüdischen Stieftochter zur glühenden Nationalsozialistin – Bossong schafft es, die Widersprüche und Entwicklungen von Magda Goebbels’ Leben lebendig und differenziert darzustellen.