Profilbild von Blubie

Blubie

Lesejury Star
offline

Blubie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Blubie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.02.2022

Sprachgewaltig

Plus ultra
0

Zwei sehr verschiedene Charaktere treffen per Zufall aufeinander, weil sie auf der Such nach derselben Person sind. Man erfährt ein bisschen was über die Geschichte des spanischen Bürgerkrieges und den ...

Zwei sehr verschiedene Charaktere treffen per Zufall aufeinander, weil sie auf der Such nach derselben Person sind. Man erfährt ein bisschen was über die Geschichte des spanischen Bürgerkrieges und den Flüchtlingen, die sich nach Mexiko absetzten, es gibt ein wenig Action, es gibt ein wenig Spannung, es gibt philosophische Betrachtungen und es gibt vor allem eines: eine wunderbar lyrische Sprache.
Müller ist ein Wortakrobat, der herrliche Beschreibungen und Formulieren benutzt, von denen ich nicht genug bekommen konnte.
Die Handlung ist spannend, das Ende leider viel hastiger als der Rest des Romanes, aber auch gut und nicht so vorhersehbar, wie ich das etwa in der Mitte des Buches noch dachte.
Für mich allerdings gingen Sprache und Handlung nicht ganz zusammen, zeitweise hatte ich das Gefühl zwei Bücher parallel zu lesen.
Da dies ein Debütroman ist, wird es spannend sein Marco Müllers schriftstellerisches Wachstum beobachten zu dürfen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.06.2023

Ein Roman der einen nicht kalt lässt

Der leere Platz
0

Selten hat mir ein Buch so viel abverlangt wie dieses, und das ist nicht nur der schweren Thematik geschuldet. Es geht um eine Familie, die schöner, priviligierter und glücklicher kaum sein könnte, und ...

Selten hat mir ein Buch so viel abverlangt wie dieses, und das ist nicht nur der schweren Thematik geschuldet. Es geht um eine Familie, die schöner, priviligierter und glücklicher kaum sein könnte, und dem gerade erwachsen gewordenen Sohn, der von einem Tag auf den anderen von der Bildfläche verschwindet.
Er taucht einige Zeit später völlig verändert wieder auf, dann wieder für lange Zeit ab... bis schließlich die Psychiatrie anruft - Diagnose Schizophrenie.
Soweit kurz und straff worum es geht, ohne etwas vorwegzunehmen.
Was macht das mit einer Familie, wenn ein Mitglied psychisch schwer erkrankt, vor allem das wird in diesem Buch thematisiert.
Das und dieses absolut magische Buchcover, haben mich extrem angesprochen und ich habe vorab schon sehr viele positive Rezensionen gelesen.
Mich hat dieser Roman schwer zwiegespalten, denn auf der einen Seite fand ich ihn stilistisch gut geschrieben, vor allem die Hilflosigkeit und Zerrissenheit Marlens (Mutter des erkrankten jungen Mannes) waren schmerzhaft spürbar. Wir erfahren diese Geschichte ja aus ihrer Sicht... und genau da hatte ich mein erstes Problem:
Ich kam mit Marlen einfach nicht klar, ich fand sie weder besonders sympathisch noch konnte ich ihre Aktionen (vielmehr noch ihr Nichthandeln) nachvollziehen. Es taten sich beim Lesen für mich so viele Fragen auf, die mich extrem beschäftigt haben... einige werden am Ende des Buches "beantwortet", aber eher so nach dem Motto "Na halt WEIL". Meine Fragen konnten also nur unbefriedigend abgeschmettert werden oder aber wurden teilweise gar nicht beantwortet. Näher darauf eingehen kann ich in dieser Rezension leider nicht, weil ich spoilern würde.
Ein weiteres Problem war für mich das doch eher sehr spezielle Lebensformat der Familie, ich konnte mich damit nicht einmal annähernd identifizieren: reich, überpriviligiert, First-World-Problems (den schizophrenen Sohn natürlich ausgenommen), weisse Reiche in Marokko, isoliert von der marokkanischen Wirklichkeit.... nunja, es machte mir die Menschen nicht wirklich sympathischer.
Das Ende des Buches hat mich kopfschüttelnd zurück gelassen (ich hab mir sogar verzweifelt an die Stirn gepatscht), das war mir dann einfach zu viel an Spiritualität und ich bin mir nicht sicher, ob es dem ernsten Thema Schizophrenie wirklich gerecht wird. Und genau da habe ich mein drittes Problem:
Ist dies eine authentische, eine biografische Erzählung, eine Geschichte die im näheren Umfeld der Autorin passierte? Es mag Leser*innen geben, denen es egal ist, hauptsache es ist eine gut erzählte Geschichte. Mir ist das nicht egal, weil ich immer gerne wissen möchte, wie ich ein Buch einordnen soll. Warum sich eine Autorin dieses und keinem anderen Thema widmet. Und immerhin ist eine psychische Erkrankung ein ernsthaftes Thema, über das man sich gut informieren sollte, wenn man darüber ein Buch schreibt. Ist es autobiografisch, dann sehe ich es als Erfahrungsbericht mit all den Gefühlen, die damit einher gehen....
Und genau da stehe ich vor einer Wand, ein aufklärendes Nachwort hätte ich für mich sehr hilfreich gefunden.
Ich kann nicht behaupten, dass das Buch schlecht wäre, das ist es ganz sicher nicht. Aber durch die Figur der Mutter war es für mich manchmal wirklich schwer zu lesen.
Sollte es sich um eine wahre Geschichte handeln, so hoffe ich sehr, dass Marlen sich mittlerweile selbst professionelle und SERIÖSE Hilfe geholt hat, denn diese hat sie bitter nötig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.12.2024

Nette Adventslektüre

White Christmas – Das Lied der weißen Weihnacht
0

Ein nettes Buch über Irving Berlin, das gut in die Weihnachtszeit passt. Es geht am Rande um das berühmte Lied „White Christmas“, viel mehr um die Liebesgeschichte zwischen Irving und Ellin.
Das war angenehm ...

Ein nettes Buch über Irving Berlin, das gut in die Weihnachtszeit passt. Es geht am Rande um das berühmte Lied „White Christmas“, viel mehr um die Liebesgeschichte zwischen Irving und Ellin.
Das war angenehm zu lesen und die meiste Zeit konnte ich gut nachvollziehen in welcher Zeit das Buch spielt. Die Lovestory wird hauptsächlich aus der Sicht Ellins erzählt, das lässt Irving Berlin zeitweise recht blass und distanziert erscheinen.
Allerdings gab es für meinen Geschmack zu viele Phrasen- und Gedankenwiederholungen.
Wer historische Romane über berühmte Persönlichkeiten mag, wird das Buch sicher mögen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.11.2024

Ein anstrengendes Buch über Einsamkeit und Isolation

Ein tugendhafter Mann
0

Das ist keine einfache Aufgabe für mich, zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben. War es ein schlechtes Buch? Nein, auf gar keinen Fall. War der Schreibstil schlecht? Das schon mal gar nicht, der Schreibstil ...

Das ist keine einfache Aufgabe für mich, zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben. War es ein schlechtes Buch? Nein, auf gar keinen Fall. War der Schreibstil schlecht? Das schon mal gar nicht, der Schreibstil war für mich sogar das beste an dem Buch, allerdings auch eines der Probleme, die ich beim Lesen hatte. So gut der Schreibstil auch war, er wirkte auf mich derart antiquiert, dass ich Mühe hatte, mir immer vor Augen zu halten, dass die Handlung NICHT 1900-1920 spielt.
Die Handlung.... wir begleiten Lewis als jungen Studenten bis etwa zu seinem 40. Lebensjahr. Einen Entwicklungsroman kann ich es allerdings nicht nennen, denn er wird nur einfach älter, von Entwicklung keine Spur. Lamoyant spult er seinen langweiligen Alltag ab, es gibt keine erkennbaren Höhen, eher Tiefen. Er versucht so sehr tugendhaft zu sein, dass ich vor Langeweile fast gestorben bin beim Lesen. Dieser Mann und sein Leben, sein Umfeld, das alles ist so trostlos und einsam und ermüdend... für mich war es eine Qual.
Aber da war eben dieser sehr aussergewöhnliche Schreibstil, der mich bis zum Schluß aushalten ließ. Hat es sich dann wenigstens gelohnt? Für mich leider nicht, ich habe mich beim Lesen nicht wohlgefühlt, mein Interesse für den Protagonisten nahm immer mehr ab und das Ende hat bei mir nur ein Schulterzucken ausgelöst.
Das Nachwort wirft etwas Licht auf die Autorin, die das Buch in den 80er Jahren als ältere Frau schrieb, und man versteht ein wenig mehr, warum die Handlung so ist, wie sie ist.
Ein Buch über Einsamkeit und Isolation, das mich leider nicht überzeugen konnte, toll übersetzt von Wibke Kuhn.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.10.2024

Über die Freiheit

Sing, wilder Vogel, sing
0

Dies ist die Geschichte einer irischen Frau, die als Kind verstossen wird weil ein Fluch auf ihr lastet, später den großen Hunger überlebt und schließlich in Amerika landet... immer auf der Suche nach ...

Dies ist die Geschichte einer irischen Frau, die als Kind verstossen wird weil ein Fluch auf ihr lastet, später den großen Hunger überlebt und schließlich in Amerika landet... immer auf der Suche nach etwas, das sie nicht greifen kann.

Der Schreibstil ist klar und geradlinig, vielleicht an manchen Stellen zu emotionslos und das war leider mein Problem mit diesem Buch, denn ich konnte Honora - die Hauptprotagonistin - nicht fühlen. Obwohl ich sie durch viele Tiefen (Höhen gibt es so gut wie keine) begleitet habe, so blieb sie mir unnahbar und fremd.
Ich verstehe, was die Autorin mit dieser Geschichte erzählen will, aber - wie so viele LeserInnen vor mir - fand ich aber die Anzahl der Schicksalsschläge zu viel (so ein bissl "Wanderhure" für Anspruchsvolle).
Der erste Teil in Irland hat mir definitiv mehr zugesagt, als die Wild-West-Story des zweiten Teil, aber ja... ohne diesen gäbe es allerdings das schlüssige, wenn auch arg kitschige, Ende nicht.
Ja, man kann es als feministische Literatur sehen, es ist auch sicher nicht schlecht, aber leider hat es meinen Geschmack nicht zu hundert Prozent befriedigen können.
Pociao und Roberto de Hollanda waren die ÜbersetzerInnen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere