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Veröffentlicht am 09.11.2024

Grandios

Der Verrat von Oyster Shore
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Auch dieser unglaublich empathisch geschriebe Roman von Ruth Saberton spielt auf zwei Zeitebenen, jedoch nicht wie so oft im Wechsel.
Im ersten Drittel des Buches zieht Lowenna Scott nach privaten und ...

Auch dieser unglaublich empathisch geschriebe Roman von Ruth Saberton spielt auf zwei Zeitebenen, jedoch nicht wie so oft im Wechsel.
Im ersten Drittel des Buches zieht Lowenna Scott nach privaten und beruflichen Ärger in die Heimat ihrer Großmutter nach Cornwall.
Und während sie einer alten Geschichte ihrer Granny nachgeht, kommt sie einem Geheimnis aus der Vergangenheit auf die Spur.
In Oyster Shore trifft Lowenna auf den Australier Noah, der nach dem Tod von Ehefrau und Mutter nach Cornwall gekommen ist um die Suche der Mutter nach den cornischen Wurzeln der Familie zu vollenden.
Der größere Teil der Geschichte spielt ca. 100 Jahre früher.
Die "Dorfkinder" Ned und Merrik sind enge Freunde, doch die Freundschaft bekommt Risse als der reiche Industriellensohn Gerald dazukommt.
Madalyn, Tochter aus einer verarmten Adelsfamile bringt weitere Dynamik in die Gruppe, denn jetzt geht es erst recht um Neid, Eifersucht und Standesunterschiede.
Ned und Madalyn fühlen schon als Kinder eine enge Bindung zueinander und verlieben sich ineinander als sie älter werden.
Der missgünstige Gerald, der sich von jeher ungeliebt und zurückgesetzt gefühlt hat, setzt seine bösen Spielchen, die dramatische Folgen haben, immer weiter fort.
Und tatsächlich kommt es zur Katastrophe.
In den letzten Kapiteln, nun wieder mit Lowenna und Noah, werden die Fäden aus der Vergangenheit zusammengefügt und offenbaren eine unglaubliche Geschichte um Liebe, Verrat und Vergebung.
Der bildgewaltige Schreibstil lässt dem lesen (oder hören) Cornwall und das kleine Bootshaus vor dem inneren Augen auferstehen.
Ich mochte Ned und Madalyn unglaublich gern, Gerald hätte ich regelmäßig anschreien und schütteln mögen.
Ihm seine Taten zu vergeben, würde mir auch nach 100 Jahren schwerfallen, auch wenn er am Ende schrecklich büßen muss, wir man bereits im Prolog erfährt (ist also kein Spoiler).
Interessant fand ich, dass Kit Rivers, eine der Hauptpersonen aus "Der Liebesbrief" hier im historischen Teil der Geschichte eine Nebenrolle spielt.
"Der Verrat von Oyster Shore" ist eine unglaublich intensive Geschichte, die ich regelrecht inhaliert habe.

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Veröffentlicht am 01.11.2024

Anders als erwartet. Besser.

Wohnverwandtschaften
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Constanze zieht nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten in die Wohngemeinschaft von Jörg, Anke und Murat.
Was zunächst als Übergangslösung gedacht war, entpuppt sich als zunehmend stabil.
Da ist Jörg, ...

Constanze zieht nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten in die Wohngemeinschaft von Jörg, Anke und Murat.
Was zunächst als Übergangslösung gedacht war, entpuppt sich als zunehmend stabil.
Da ist Jörg, dem die Wohnung gehört und der eine große Reise plant; Anke, die als mittelalte Schauspielerin kaum noch gebucht wird und plötzlich nicht mehr die einzige Frau in der WG ist; und Murat, der sich einfach keine Sorgen machen will und dessen Lebenslust auf die anderen mitreißend und manchmal auch enervierend wirkt.
Constanze sorgt als Neuankömmling dafür, dass sich die bisherige Tektonik gehörig verschiebt.
Alle vier haben ihre eigenen Träume und Sehnsüchte und müssen sich irgendwann der Frage stellen, ob sie eine reine Zweck-WG sind oder doch die Wahlfamilie.

Anke und Murat waren einige Zeit nach dem Tod von Jörgs Ehefrau Brigitte bei ihm eingezogen, da dieser nicht länger allein leben wollte.
Constanze komplettiert nun das Quartett.
Die vier kommen im Wechsel zu Wort und so erfährt man ihre ganz unterschiedlichen Gedanken und Gefühle. Ihre Hoffnungen, Enttäuschungen - ihre sich wandelnden Lebensplanungen.
Jörg plant eine Camping-Tour nach Georgien und freut sich sehr darauf.
Murat kocht für alle und ist generell für Geselligkeit und gute Laune zuständig.
Anke bekommt keine Jobs mehr, ist zunehmend traurig, frustriert, wütend.
Constanze ist die Neue und muss sich an die neue Dynamik erst gewöhnen.
Alles ändert sich dramatisch als sich Jörg nach einer Blinddarm-OP extrem verändert.
Was zuerst wie eine Nebenwirkung der Narkose aussieht, entpuppt sich als eine ernste neurologische Erkrankung.
Der Alltag wird immer komplizierter, immer schwieriger.
Aber Anke, Constanze und Murat erkennen, dass sie mehr sind als nur Mitbewohner.
Sie wachsen zusammen und über sich hinaus.
Gemeinsam werden sie Jörg helfen sich nicht zu verlieren.

Die wechselnden Perspektiven fand ich sehr gut gelungen, da man den Protagonist(inn)en so sehr, sehr nahe kommt.
Unglaublich berührt haben mich dabei die Passagen von Jörg. Sein "Innenleben" wird so emotional vermittelt, dass es einen sprach- und hilflos macht.
Eine beginnende Demenz aus Sicht der betroffenen Person wird hier unglaublich realistisch beschrieben und zeigt so anschaulich dessen ganz neue, eigene Welt.
Besonders zu erwähnen ist in dem Zusammenhang Heiko Deutschmann, der Jörgs Part genial zum Leben erweckt.
Eine wunderbare Geschichte über Freundschaft, dessen halboffenes Ende zu Herzen geht.

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Veröffentlicht am 29.10.2024

Spannende Fortsetzung

Alte Taten, neuer Zorn
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Ein besonders heikler Fall landet 1949 auf dem Schreibtisch von Kriminalinspektor Carl Bruns: In Essen wurde der angesehene Richter Dr. Vahrendonk Opfer eines Giftmords.
Erste Ermittlungen ergeben, dass ...

Ein besonders heikler Fall landet 1949 auf dem Schreibtisch von Kriminalinspektor Carl Bruns: In Essen wurde der angesehene Richter Dr. Vahrendonk Opfer eines Giftmords.
Erste Ermittlungen ergeben, dass der Tote zu Hause ein wahrer Tyrann war und seine junge Ehefrau misshandelte, als er von ihrer Affäre erfuhr.
Ist sie die gesuchte Mörderin? Plötzlich tauchen als Anklageschriften formulierte Vorwürfe auf, die Vahrendonk schwer belasten: Während der Nazizeit soll er aufs Grausamste seine Macht missbraucht haben.
Durch die Urteile des Richters hat ein Vater seine Tochter verloren, ein Sohn seinen Vater, ein jüdischer Anwalt seine ganze Familie.
Sie alle haben ein Motiv für den Mord.
Doch für wen geht Vergeltung über alles?

Eine Krimi-Reihe die authentisch und anschaulich die Verstrickungen von Polizei und Justiz in Nazi-Verbrechen und deren Aufarbeitung in der Nachkriegszeit erforscht.

Auch der neue Fall von Carl Bruns und seinem neuen Kollege Harry (der hier tatsächlich regelmäßig den Wagen holt 😉), zeugt von den Verstrickungen von Polizei und Justiz der Nachkriegszeit zu den "Vorgängern" aus der NS-Zeit - und auch, dass viele "gesetzestreue" Richter und Staatsanwälte des dritten Reiches auch nach Kriegsende noch - oder wieder - Recht sprechen.
Wie viel der braunen Gesinnung ist in den Köpfen der "neuen" Amtsträger innerhalb von Judikative und Exekutive noch vorhanden?
Übt jemand späte Rache aus?
Bruns, der mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn ausgestattet ist, sticht bei seinen Nachforschungen in ein Wespennest.
Seine Ermittlungen werden jedoch regelmäßig ausgebremst, der Klüngel hält zusammen, hat doch so mancher braunen Dreck im Keller.
Aber Bruns gibt nicht auf, auch wenn er nicht nur einmal kurz davor steht, seinen Job zu verlieren.
Der zwielichtige Reporter Brinkmann bleibt hartnäckig in Bruns Nähe.
Was weiß er? Ist er in die anonymen Drohungen verwickelt?
Auch im Privatleben von Carl und seiner Verlobten Anne wird es turbulent.
Lebt Annes Ex-Mann etwa doch noch?
Was läuft zwischen Annes Schwester Frieda und Harry?
Wieso verfügt Harry über so viel mehr Geld als ein kleiner Kriminalpolizist regulär verdienen kann?
Die Beschreibungen der gefällten Urteile in der Vergangenheit aus nichtigen, zwielichtigen oder rein bösartigen Gründen sind umso schrecklicher zu lesen, da sie tatsächlich so oder ähnlich gefällt wurden.
Auch die Weiterbeschäftigung von so manchen "Staatsdienern" macht auch im Nachhinein Bauchschmerzen.
In dem Zusammenhang empfehlenswert ist der Film "Rosen für den Staatsanwalt" mit Martin Held und Walter Giller!

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Veröffentlicht am 20.10.2024

Alex Beer in Bestform

Die weiße Stunde
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Nach 3 Jahren Pause lässt Alex Beer den zuweilen etwas ruppigen August Emmerich endlich wieder im historischen Wien auf Verbrecherjagd gehen.
Gemeinsam mit seinem Assistenten Ferdinand Winter muss er einen ...

Nach 3 Jahren Pause lässt Alex Beer den zuweilen etwas ruppigen August Emmerich endlich wieder im historischen Wien auf Verbrecherjagd gehen.
Gemeinsam mit seinem Assistenten Ferdinand Winter muss er einen Mörder finden, der seine weiblichen Opfer brutal zu Tode prügelt.
Ist der vermeintliche Täter von vor 10 Jahren wieder da?
Die Eltern des damals Tatverdächtigen haben angeblich keinen Kontakt mehr zu ihrem Sohn. Emmerich ist jedoch davon überzeugt, dass die beiden etwas verschweigen.
Der frühere, mittlerweile pensionierte Ermittler Wertheim lässt ebenfalls nicht locker - dass er seinen letzten Fall nicht lösen konnte nagt anscheinend sehr an ihm!
Dieser neue Fall ist unglaublich spannend und man hat kaum Zeit um Luft zu holen.
Alex Beer ist eine wahre Meisterin beim ersinnen von falschen Fährten und Hinweisen - die mich erneut spektakulär in die Irre geführt haben!
Auch im Privatleben der Ermittler tut sich etwas: Emmerich hat endlich herausgefunden wer sein Vater ist.
Dieser ist mittlerweile verstorben, das von ihm geerbte Haus ist jedoch dringend renovierungsbedürftig und Geld dafür ist natürlich nicht da. Aber seine kleine "Familie" hat endlich ein Zuhause.
Ob der ominöse, zum Erbe gehörende Schlüssel womöglich einen Schatz birgt?
Ferdinand Winters "Problem" ist seine Großmutter, denn die will ihn endlich verheiratet sehen und arrangiert für ihn Rendezvous!
Sieht Winter denn nicht, dass die Sekretärin Fräulein Grete längst für ihn schwärmt?
Das offene Ende (wohin ist Veit Kolya verschwunden?) verspricht weitere Fortsetzungen.
Wie auch in den Vorgängern liest auch hier Cornelius Obonya wieder einfach großartig. Wie er es schafft sämtlichen Protagonist(inn)en eine eigene Stimme zu verleihen, dass ist unübertroffen!

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Veröffentlicht am 13.10.2024

Rezension für das Hörbuch

Die Bilder der Frauen
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Wie bereits bei "Die Kleider der Frauen", spielt auch dieser Roman abwechselnd auf zwei Zeitebenen.
Jessica May ist selbstbewusst und weiß was sie will: Statt weiter als Model zu arbeiten, will sie selbst ...

Wie bereits bei "Die Kleider der Frauen", spielt auch dieser Roman abwechselnd auf zwei Zeitebenen.
Jessica May ist selbstbewusst und weiß was sie will: Statt weiter als Model zu arbeiten, will sie selbst Fotos machen.
Aber nicht von Kleidern oder Pflanzen, sondern von Menschen aus dem wahren Leben. Bilder die berühren!
Sie reist nach Frankreich um Fotos vom Krieg zu machen, echte, reale Fotos - keine zensierten!
Als Frau wird sie aber nicht ernst genommen und es werden immer wieder neue "Gründe" gefunden sie auszubremsen.
Aber Jess gibt nicht auf und macht sich tatsächlich einen Namen als Kriegsfotografin!
Mitten im Kriegsgeschehen verliebt sie sich in den US-Soldaten Dan - und in das von ihm gerettete Waisenmädchen Victoire.
Nach dem Krieg wollen sie gemeinsam eine Familie gründen, doch das Schicksal scheint es anders zu wollen.
Fabienne soll in Frankreich eine Foto-Ausstellung eines geheimnisvollen Fotografen kuratieren.
Sie erkennt bald, es sind Bilder der berühmten Jessica May, die sich nach Kriegsende aus der Öffentlichkeit komplett zurückgezogen hatte.
Auf einem der Fotos von einem kleinen Mädchen, entdeckt Fabienne auf der Rückseite den Namen ihrer Mutter: Victoire Hallworth.
Kannte Jessica ihre Mutter etwa?
Was hat ihre Mutter ihr aus der Vergangenheit verschwiegen?
Als Jessica sich Fabienne als die geheimnisvolle Fotografin zu erkennen gibt, erzählt sie ihr von ihrer Zeit in Frankreich während des Krieges, von ihrer Liebe zu Dan - und wie diese tragisch zerbrach.
Und endlich erfährt Fabienne auch von der Vergangenheit ihrer Mutter und das diese Jess vor vielen Jahren das Versprechen gab, über deren großes Geheimnis zu schweigen.
Und plötzlich ist nichts mehr so, wie Fabienne ihr Leben lang geglaubt hat.

Die Geschichte von Jessica May orientiert sich sehr stark an der berühmten Fotografin Lee Miller, ist aber nicht 1:1 mit der Realität identisch.
Es gab weder einen Dan, noch eine Victoire in Lee Millers Leben.
Sehr vieles aus ihrem Leben wurde jedoch in der Geschichte verwoben.
Im Roman erwähnte Personen, wie z.B. Martha Gellhorn hat es genau so gegeben.
Auch hier explizit erwähnte Fotos von Jessica May, wie z.B. vom D-Day, der Schlacht von Saint-Malo, der Befreiung von Paris, aus einem KZ, in Hitlers Badewanne, hat Lee Miller tatsächlich gemacht.

Die komplette Geschichte ist unglaublich faszinierend geschrieben.
So wie Jess/Lee Fotos mit emotionaler, bewegender Sichtweise macht, schafft Natasha Lester es, die Handlung - trotz Beschreibungen von Krieg und den Gräueln deser Zeit, ausgesprochen empathisch, aber nie brutal zu erzählen.
Die Verbindung zwischen Jessica und dem Mädchen Victoire als Fabiennes Mutter hat sich irgendwann abgezeichnet, jedoch hat die Autorin noch einen ganz unerwarteten Twist, der eine komplett neue Verbindung von Jessica zu Fabienne schafft, eingebaut, der mich doch sehr überrascht hat.
Das sehr emotionale Ende hat mich, ich muss da ganz ehrlich sein, zum weinen gebracht.
Hat mich "Die Kleider der Frauen" schon begeistert, legt "Die Bilder der Frauen" noch eine große Schippe drauf.
Sprecherin Elke Appelt liest wieder großartig!
Jetzt wartet "Die Farben der Frauen" auf mich.

Auch in Papierform zum lesen verfügbar.

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