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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.10.2024

Dramatische Zeiten

Vaterländer
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Sabin Tambrea legt mit ‘Vaterländer‘ seinen zweiten Roman vor. Er wagt sich an die Geschichte seiner rumänisch-ungarischen Familie, die geprägt ist vom brutalen Regime des rumänischen Nicolae Ceaușescu, ...

Sabin Tambrea legt mit ‘Vaterländer‘ seinen zweiten Roman vor. Er wagt sich an die Geschichte seiner rumänisch-ungarischen Familie, die geprägt ist vom brutalen Regime des rumänischen Nicolae Ceaușescu, von Angst, von Entbehrung und der Suche nach einer neuen Heimat. Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts flüchtet sein Vater Béla während eines Auslandkonzertes in den Westen. Erst zwei Jahre später durften seine Frau und seine beiden Kinder zu ihm kommen.
Während das Leben des Großvaters und seines Vaters von unglaublichen Repressalien der Securitate bestimmt waren, sind die Erinnerungen Sabins an seine Kindheit eher glücklicher Natur. Insbesondere der Großvater war der Willkür des rumänischen Geheimdienstes durch brutalste psychische und physische Folter ausgesetzt.
Der Roman ist emotional sehr berührend, in dem historische Gegebenheiten eines totalitären Staates mit den sehr persönlichen Erlebnissen der Familie verwoben werden. Er gibt Zeugnis ab über eine Zeit schrecklicher menschenverachtender Politik und gleichzeitig versucht er Zuversicht zu vermitteln.

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Veröffentlicht am 24.10.2024

Ein schweres Leben

Sing, wilder Vogel, sing
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Jacqueline O’Mahony lässt uns in ihrem Roman ‘Sing, wilder Vogel, sing‘ den schweren, entbehrungsreichen Weg von Honora gehen. Als bei ihrer Geburt die Mutter verstarb, wandte sich ihr Vater von ihr ab, ...

Jacqueline O’Mahony lässt uns in ihrem Roman ‘Sing, wilder Vogel, sing‘ den schweren, entbehrungsreichen Weg von Honora gehen. Als bei ihrer Geburt die Mutter verstarb, wandte sich ihr Vater von ihr ab, denn nach uraltem Aberglauben, war das Kind von einem bösen Zauber umgeben, der ins Unglück führt. Hier spielte ein Rotkehlchen Schicksal. Und so wuchs Honora mehr oder weniger auf sich gestellt in den Wäldern ihrer Heimat auf. Eine alte Kräuterfrau hielt ein wenig Kontakt zu ihr. Die große Hungersnot Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, die Irland heimsuchte und unzählige Opfer forderte, überlebte sie, musste allerdings persönliche Opfer in Kauf nehmen. Schließlich führte sie ihr Weg mit der großen Auswandererwelle nach Amerika. Das Leben geht auch hier hart und rücksichtslos mit ihr um.
Schonungslos ehrlich beschreibt die Autorin die Brutalität, der die Protagonistin aussetzt war. Ihr Kampf ums Überleben ist unglaublich hart, doch ihr Mut und die Zuversicht sind nicht zu brechen. So stellt sie sich einer Herausforderung nach der anderen. Die Geschichte ist spannend erzählt und stellt einen starken weiblichen Charakter in den Mittelpunkt.

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Veröffentlicht am 23.10.2024

Veränderungen

Leonard und Paul
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Rónán Hession erzählt in seinem Debütroman ‘Leonard und Paul‘ die Geschichte eben dieser beiden Mitdreissigjährigen, die auf dem ersten Blick recht eigenwillig, in sich gekehrt erscheinen. Sie leben noch ...

Rónán Hession erzählt in seinem Debütroman ‘Leonard und Paul‘ die Geschichte eben dieser beiden Mitdreissigjährigen, die auf dem ersten Blick recht eigenwillig, in sich gekehrt erscheinen. Sie leben noch im elterlichen Haushalt und ihr Kontakt beschränkt sich auf gemeinsam verlebte Stunden an den Wochenenden, an denen Gesellschaftsspiele und nicht das Gespräch im Vordergrund stehen. Auch beruflich sind sie eher bescheiden, sehr zurückhaltend. Sie haben es sich gemütlich gemacht in ihrer Komfortzone. Doch das Leben zwingt sie zu drastischen Veränderungen.
Der Autor zeigt einen ruhigen, sehr überzeugenden Schreibstil. Seine Stärke liegt in der Beobachtung menschlicher Charaktere, die in seinem Buch gut ausgebaut und authentisch herüberkommen. Er lässt uns teilhaben an ihren Gedanken, ihrer Wandlung und daran, wie wichtig Freundschaft und familiärer Zusammenhalt sind, welche Stützen sie darstellen und den Menschen als liebenswertes Wesen darstellen.

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Veröffentlicht am 21.10.2024

Einsamkeit und Liebe

Nach uns der Himmel
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Simone Buchholz schenkt uns Lesern mit ‘Nach uns der Himmel‘ eine Geschichte, die auf dem ersten Blick klar und eindeutig interpretierbar erscheint. Doch dieser Schein trügt, weil beim genaueren Hinsehen ...

Simone Buchholz schenkt uns Lesern mit ‘Nach uns der Himmel‘ eine Geschichte, die auf dem ersten Blick klar und eindeutig interpretierbar erscheint. Doch dieser Schein trügt, weil beim genaueren Hinsehen und fortscheitendem Leseerfolg feine Nuancen beim Abweichen vom Mainstreamgedanken, Gedankenspiele zulassen und gewaltige Metapher für Liebe, Freundschaft, Vertrauen, Trauer und Tod erkennbar machen.
Fein konstruiert beginnen die beiden Lesestränge scheinbar unabhängig voneinander und fließen nebeneinander her. Umso erkenntnisreicher erweist sich ihr Aufeinandertreffen, ihr Zusammenprall in einen mitreißenden Strom, der Gefühle freisetzt und durch seine Darstellung von Parallelen zum alltäglichen Leben, das Ausbrechen aus dem Schmerz verdeutlicht. Welche Bedeutung besitzt das aus Unachtsamkeit oder menschlichem Begehren resultierende Fehlverhalten für die Befreiung aus mentalen Fesseln? Letztendlich stellt sich die Frage was am Ende bleibt, wofür es sich lohnt positive Energien freizusetzen.
Der Roman ist schnell gelesen, besitzt jedoch einen Nachhall, der vielseitige Fassetten unseres Lebens berührt, nicht unbedingt vordergründig aber auf dem zweiten Blick um so tiefgreifender. Die Einsamkeit letztendlich, in den Charakteren der Protagonisten in ihrer Unterschiedlichkeit treffend beschrieben, schränkt die Freiräume in jeglicher Form stetig ein, kommt schleichend, entwickelt sich als Dämon.
Meine Leseempfehlung bekommt dieser Roman, der berühren möchte.

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Veröffentlicht am 15.10.2024

Innere Kraft des Wohlbefindens stärken

Die Kunst des InnSæi
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Wer liebt ihn nicht den Zustand der inneren Zufriedenheit und Wärme, das Gefühl wohltuender Balance, mit sich und seiner Umwelt gefunden zu haben. Die Hektik des Alltags, die Vielfalt der stetig ankommenden ...

Wer liebt ihn nicht den Zustand der inneren Zufriedenheit und Wärme, das Gefühl wohltuender Balance, mit sich und seiner Umwelt gefunden zu haben. Die Hektik des Alltags, die Vielfalt der stetig ankommenden Informationen draußen vor zu lassen und im Einklang mit sich und seiner Umgebung zu sein, ist eine uralte Heilkunst, die auch in der isländischen Kultur Wurzeln geschlagen hat. Durch Achtsamkeit, Selbstreflexion und konzentrierte Atemübungen die innere Balance stärken, gibt dem allgemeinen Wohlbefinden Stabilität.
Ein wenig Übung und Ausdauer gehört schon dazu, doch Hrund Gunnsteindóttir zeigt in ihrem Sachbuch 'Die Kunst des InnSæi' Wege zur inneren Ausgeglichenheit auf, indem sie auf uralte Traditionen der Selbstheilung schaut und ihr eigenes Handeln in ihrem Leben kritisch unter die Lupe nimmt. Es sind immer nur kleine wohl proportionierte Schritte, die Erfolg versprechen durch stete routinierte, bewusst angewandte Wiederholungen. Einen Blick in diese Art zu leben zu riskieren, lohnt sich.

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