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Veröffentlicht am 23.10.2024

Krimi mit nachdenklichen Tönen und viel 50er Jahre Flair

Frisch ermittelt: Der Fall Hartnagel
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Dies ist bereits der dritte Band aus der Reihe mit Martha Frisch, der zwar auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann, aber ich empfehle mit dem ersten Teil zu beginnen.

In Marthas Heißmangel dreht sich ...

Dies ist bereits der dritte Band aus der Reihe mit Martha Frisch, der zwar auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann, aber ich empfehle mit dem ersten Teil zu beginnen.

In Marthas Heißmangel dreht sich dieses Mal alles um den im Park seiner Einrichtung tot aufgefundenen Direktor Dr. Hartnagel. Er betreibt in der Evenburg ein Kinder-Erholungsheim. War es Suizid oder doch Mord? Für Kommissar Onnen ist schnell klar, dass es ein Suizid war, aber er hat seine Rechnung ohne Martha gemacht, die mit Hilfe ihres Neffen nach und nach Informationen sammelt, die kein gutes Licht auf Hartnagel werfen und einen anderen Schluss zulassen.

Da ich auch die Vorgänger kenne, sind mir Martha und einige andere bereits ans Herz gewachsen. Besonders die großherzige Martha mag ich mit ihrer realistischen Sicht auf die Dinge. Sie hat es als Witwe nicht leicht, klagt aber nicht, sondern packt an.

Ich liebe diesen Sprung in die 50er Jahre. Er katapultiert mich teilweise zurück in meine Kindheit. Der Zeitgeist wurde von den Autorinnen Franke & Kuhnert sehr gut eingefangen mit Rock ‘n‘ Roll, Milchbar, Jukebox, abendlichen Häppchen vor dem Fernseher (den längst noch nicht alle hatten zu der Zeit) und der von mir so geliebten Ahoi-Brause. Aber alte Strukturen mussten noch aufgebrochen werden, es gab noch die alten Seilschaften und Frauen mussten um ihre Stellung und ihr Mitspracherecht in der Gesellschaft kämpfen.

Ich kannte bereits einige Berichte zu den sogenannten Kinder-Erholungsheimen, die mir jedes Mal an die Nieren gehen. So war es auch hier bei den Schilderungen wie mit den Kindern umgegangen wurde. Da blutet mir echt das Herz. Eigentlich sollte den Kindern etwas Gutes getan werden, aber oft war das Gegenteil der Fall. Sicher war es nicht überall so, aber auch nicht so selten wie man gerne denken möchte.

Ein von Beginn an spannender Krimi, der mich gefesselt hat und bei dem ich sehr lange miträtseln konnte, um am Ende von Täter und Motivation überrascht zu sein. Für mich sind die Bücher dieser Reihe nicht nur wegen der Zeit, in der sie spielen besonders, sondern auch weil ich viele der Schauplätze persönlich kenne. Ich hoffe auf weitere Fälle mit Martha & Co..

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Veröffentlicht am 21.10.2024

Von Feen, Piraten und seltsamen Kreaturen

Feenstaub und Enterhaken
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Seidenraupe möchte keine Tierfee sein und ich kann sie verstehen. Wer möchte schon täglich den Fröschen die Schenkel massieren oder den Igeln die Flöhe aus den Stacheln pulen. Seidenraupe möchte gerne ...

Seidenraupe möchte keine Tierfee sein und ich kann sie verstehen. Wer möchte schon täglich den Fröschen die Schenkel massieren oder den Igeln die Flöhe aus den Stacheln pulen. Seidenraupe möchte gerne in die Welt und Abenteuer erleben. Schneller als gedacht erfüllt sich ihr Traum und sie landet als Seiran auf dem Piratenschiff von Raven.

Ich muss Jaqueline Weichmann-Fuchs ein dickes Lob aussprechen für ihre blühende Phantasie. In Anlehnung an das Märchen „Die sieben Raben“ hat sie eine Geschichte voller aufregender Abenteuer an coolen Schauplätzen mit seltsamen und gefährlichen Kreaturen geschaffen. Und über all dem lag Magie dank einer Prise Feenstaub. Die sehr individuellen Charaktere, die mir hier begegnet sind, mochte ich sehr, egal ob Fee, Pirat, Klabautermann oder Schiffskater. Und nicht nur Seidenraupe alias Seiran hütet hier lange ein Geheimnis bzw. schleppt ein Päckchen mit sich.

Die Autorin hatte mich vor ihrem speziellen Schreibstil gewarnt. Meine Sorge war aber völlig unberechtigt, denn der Schreibstil gefiel mir gut. Ihre Dialoge sind voller Witz und erinnerten mich manchmal an ein Feuerwerk aus Worten. Hinzu kam immer wieder Situationskomik, die nicht nur mein Kopfkino anwarf, sondern mich auch in lautes Gelächter ausbrechen ließ.

Bemerkenswert fand ich das ernste Thema der Selbst- versus der Fremdbestimmung, welches in diese märchenhafte und äußerst unterhaltsame Geschichte eingebettet ist und zum Nachdenken anregt.

Ich fühlte mich bestens unterhalten und es war zwar mein erstes Buch von Jaqueline Weichmann-Fuchs, aber definitiv nicht mein letztes. Zum Glück kann ich mich bis zum nächsten Abenteuer mit den Vorgängern amüsieren.

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Veröffentlicht am 17.10.2024

Großartige Sammlung von Kurzkrimis

Gras drüber
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Was für eine unterhaltsame Sammlung an Kurzkrimis. Ich kenne Kathrin Heinrichs von ihren Krimis mit Anton & Sofia und natürlich der Reihe mit Vincent Jacobs.

Wer hier blutüberströmte Leichen und intensive ...

Was für eine unterhaltsame Sammlung an Kurzkrimis. Ich kenne Kathrin Heinrichs von ihren Krimis mit Anton & Sofia und natürlich der Reihe mit Vincent Jacobs.

Wer hier blutüberströmte Leichen und intensive Polizeiarbeit erwartet, wird enttäuscht sein. Denn bei diesen so unterschiedlichen Kurzkrimis kommt der spezielle Humor der Autorin zum Tragen. Er ist teilweise sarkastisch oder zynisch, aber auch humorvoll und genau meins. Zu Beginn wusste ich oft gar nicht worauf die Geschichte hinauslaufen würde, war am Ende überrascht und konnte oft in lautes Gelächter ausbrechen. Am liebsten mochte ich als Sauerländerin natürlich die Geschichten, die im Sauerland spielen, da ich zusätzlich auch die Lokalitäten kenne.

Ein Potpourri kurzweiliger Unterhaltung für Zwischendurch. Mir hat die Sammlung sehr gut gefallen und daher gibt’s auch fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Super recherchiert und fesselnd geschrieben

Am Fluss der Zeiten
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Ich lese die Bücher von Ulrike Renk sehr gerne, denn sie zeichnen sich durch eine hervorragende Recherche und eine fesselnde Geschichte aus. So war es auch dieses Mal. Ich verfolgte Elzes Leben Mitte des ...

Ich lese die Bücher von Ulrike Renk sehr gerne, denn sie zeichnen sich durch eine hervorragende Recherche und eine fesselnde Geschichte aus. So war es auch dieses Mal. Ich verfolgte Elzes Leben Mitte des 16. Jahrhunderts als Tochter eines eigenbehörigen Bauern im Münsterland, die ihr Gesindejahr bei einem Domherrn in Münster ableisten muss.

Wie von der Autorin gewohnt, hat sie ihre Charaktere sehr unterschiedlich, aber unglaublich authentisch dargestellt. Allen voran mochte ich Elze sehr, sie ist eine sympathische, kluge und neugierige Person, dabei empathisch ihren Mitmenschen gegenüber. Auch Stine, die immer noch unter ihren Erlebnissen in Münster mit den Täufern leidet, hat sich nach und nach in mein Herz geschlichen. Aber auch die anderen Familienmitglieder mochte ich.

Mir hat der Einblick in das Leben der Eigenbehörigen zu jener Zeit sehr gut gefallen, denn davon war mir bisher das Meiste unbekannt, genau wie viele Begriffe, die zum Glück im Glossar erklärt werden. Auch hatte ich mich bisher noch nicht intensiver mit der Zeit der Täufer in Münster beschäftigt. Ich kenne die Käfige an der Lamberti Kirche und ich kannte im groben ihre Bedeutung. So habe ich durch diesen anschaulichen Bericht mein Wissen wieder erweitern können. Das mag ich so an historischen Romanen.

Geschichte und Schreibstil haben mich von Beginn an gefesselt. Einerseits wollte ich langsam lesen und das Buch genießen, aber andererseits wollte ich auch wissen wie es mit Elze weitergeht. Ich habe nicht nur mit ihr gelitten, geweint und mitgefiebert, sondern auch mit ihren Familienmitgliedern. Für mich ist so ein hartes und teilweise fremdbestimmtes Leben wie es für die Eigenbehörigen normal war kaum vorstellbar.

Der Auftakt dieser Trilogie war für mich ein Lesegenuss und ich fiebere der Fortsetzung entgegen. Leider ist es nicht möglich, mehr als fünf Sterne zu vergeben.

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Veröffentlicht am 12.10.2024

Wenn die Vergangenheit plötzlich gegenwärtig wird

Und täglich grüßt die MörderMitzi
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Es ist schon einige Zeit her, dass ich aus dieser Reihe um die Mördermitzi einen Band gelesen habe, aber immer noch trägt Mitzi schwer an einer vermeintlichen Schuld aus Kindertagen. Eine unverhoffte Begegnung ...

Es ist schon einige Zeit her, dass ich aus dieser Reihe um die Mördermitzi einen Band gelesen habe, aber immer noch trägt Mitzi schwer an einer vermeintlichen Schuld aus Kindertagen. Eine unverhoffte Begegnung versetzt Mitzi in ein Hochgefühl. Die Warnungen ihrer Freundin Agnes schlägt sie in den Wind. Als neue Revierleiterin muss sich Agnes um einen Bogenschützen kümmern, der Angst und Schrecken verbreitet und kann sich nicht so um die Belange der Freundin kümmern. So steckt Mitzi bald wieder im dicksten Schlamassel.

Mitzi ist eine liebenswerte und sympathische Person. Aufgrund ihrer Vergangenheit kommt sie leider nicht zur Ruhe. Sie pendelt zwischen ihrer Freundin Agnes, ihrer eigenen Wohnung und der ihres Freundes hin und her. Nichtsahnend von dem perfiden Spiel bringt sie hier ein sehnlicher Wunsch im wahrsten Sinne des Wortes an den Abgrund.

Ich mag den bildhaften Schreibstil von Isabella Archan sehr. In vielen Szenen setzte sich mein Kopfkino ganz allein in Bewegung. Sie weiß von Beginn an einen Spannungsbogen zu bilden und ihn auch zu halten. Mit ihren Wendungen hat sie mich auch auf die ein oder andere falsche Fährte gelockt. Aber ich mag es auch, wenn ich bis kurz vor Schluss noch miträtseln kann.

Der Krimi hat mir einige spannende und unterhaltsame Stunden beschert und ich freue mich auf weitere Fälle mit der Mördermitzi.

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