Jeder hat Talente
Nickel der DackelDie ganze (Hunde-)Familie liebt Sport und Wettkämpfe, nur Nickel, der Dackel nicht. Wie er damit umgeht und sich behauptet, davon handelt dieses Bilderbuch.
Bei seinem Herrchen und Frauchen leben noch ...
Die ganze (Hunde-)Familie liebt Sport und Wettkämpfe, nur Nickel, der Dackel nicht. Wie er damit umgeht und sich behauptet, davon handelt dieses Bilderbuch.
Bei seinem Herrchen und Frauchen leben noch drei weitere Hunde „allesamt Champions von irgendwas“ (S. 5), die Nickel als „Geschwister“ (ebd.) bezeichnet, obwohl alle von einer anderen Rasse sind, aber die sechs betrachten sich als „Familie“. Nickel ist kein „Champion von irgendwas“ und liebt auch keine Wettkämpfe.
Nickel erlebt viel Zurückweisung. Ein Trost sind ihm seine gesammelten Objekte, angefangen von bemalten Steinen über selbstgeknetete Modelle bis hin zu einem alten Ölkännchen (S. 8/9), die alle detailgetreu aufgemalt sind. Doch diese für sie nutzlosen Dinge werfen sein Herrchen und Frauchen immer wieder weg, so viel er auch sammelt und sich immer neue Verstecke sucht. Das stürzt Nickel in tiefe Verzweiflung.
Um nicht ein „alter, gebeugter, griesgrämiger Dackel“ (S.11) zu werden, entwickelt Nickel einen Plan, um unbemerkt aus seinem Haus fliehen und wiederkommen zu können. Sein Fluchtwerkzeug ist dabei eine Ausziehleiter, die er zur Rutsche umfunktioniert.
So läuft er eines Nachts davon und findet dank seiner vorzüglichen Nase, die Farbspuren erriecht, ein Künstleratelier, indem er willkommen ist. Dort sitzt ein Maler an seiner Staffelei und mit ihm arbeiten hier noch andere Tiere an ihren Werken. Und so beginnt auch Nickel dort zu malen. (Sehr humorvoll zu sehen, wie er auf zwei Beinen dort beseelt vor seiner Staffelei steht. S. 22) Im Morgengrauen schleicht er sich zurück, wieder und wieder, doch eines Tages wird er von seiner Familie entdeckt.
Da gesteht er alles und erwartet seine Strafe. Doch alle sind begeistert von seinen Werken und erkennen endlich, dass Nickel halt ein ganz anderes Talent hat als sie.
Die witzige Story mit den doch teilweise stark vermenschlichten Tieren lebt sehr durch die Zeichnungen der Autorin. Allein Nickel der Hauptprotagonist ist als Dackel doch sehr in die Länge gezogen gemalt, seine Gesichtszüge auf den verschiedensten Seiten sprechen Bände. Seine Gefühle und Empfindungen kann jeder hier klar ablesen.
Die Bilder sind meist über eine Doppelseite ausgebreitet, wobei das besondere Format des Buches – zwei A4 Seiten quer aneinander - dieses besonders betont und dabei genauso lang ist wie Nickel. Das Buch nimmt also das „Dackelformat“ auf.
Alles ist sehr farbenfroh gehalten, besonders schön die beiden Doppelseiten mit der blauen Nacht (S. 16/17 und S. 18/19), in der Nickel zum ersten Mal flieht. Diese wirken fast wie ein Gemälde, gemischt aus Van Gogh und Monet, denn ganz bestimmt spielt dieses Bilderbuch in einer französischen Stadt, vielleicht sogar in Paris selbst.
Die einzelnen Objekte auf den bunten Zeichnungen sind dabei klar mit einem dünnen schwarzem Zeichenstrich umrissen, innerhalb dieses Rahmens aber teilweise verwaschen eingefärbt.
Die Bilder umrahmen stets den Text, nehmen ihn teilweise sogar in ihre Farbgebung auf. Manche Doppelseiten sind wie Wimmelbilder gezeichnet, so dass es für die Lesenden viel zu entdecken gibt.
In einer fantasievollen, witzigen, teilweise überzeichneten Geschichte zeigt die Autorin und Künstlerin in humorvoller Weise, wie wichtig es ist, die Talente aller in einer Familie/Gruppe zu sehen und zu würdigen und jedem seinen Raum zur Entfaltung dieser zu lassen.