Realistische Zwischenwelten – ein spannendes Experiment
Ein extrem turbulenter Landeanflug mit einem Ferienflieger, schließlich Abbruch der Landung und Neustart. Was an sich schon wie Horror klingt (und auch genau so beschrieben wird)) ist aber nur der Anfang ...
Ein extrem turbulenter Landeanflug mit einem Ferienflieger, schließlich Abbruch der Landung und Neustart. Was an sich schon wie Horror klingt (und auch genau so beschrieben wird)) ist aber nur der Anfang einer Serie von seltsamen Ereignissen.
Acht Passagiere landen schließlich auf einer Ferieninsel. Alle tragen irgendwie ein Päckchen mit sich rum, glücklich ist keiner von ihnen. Doch nach einer Weile stellt sich eine gewisse Gleichmut ein und sie können sich plötzlich – wenngleich in neuen Konstellationen - aufeinander einlassen. Liegt es daran, dass die Welt um sie herum sich scheinbar gar nicht um sie kümmert? Sie werden nicht wahrgenommen, Dinge ums sie herum verändern sich, ihr Gedächtnis lässt sie im Stich… und trotzdem sind sie irgendwie zufriedener denn je. Simone Buchholz zeichnet interessante Menschen. Mit wenigen, aber sehr stimmigen Charakterzügen und sehr genauen Beobachtungen.
Anfangs ein bisschen verstörend, später immer mehr Raum einehmend, wirft ein zweiter Erzählstrang Fragen auf. Was sind das für Wesen, die immer wieder von außen auf die acht Gestrandeten schauen, von einem Fehler sprechen und meinen, dass sie etwas geraderücken müssen? Diese zweite Ebene wird in jedem Kapitel ein Stück mehr entwickelt. Ich schwanke beim Lesen zwischen Neugier und Unverständnis. Und am Ende wird’s für mich ein bisschen zu philosophisch.
Überhaupt lässt für mich gegen Ende die Faszination etwas nach. Vielleicht, weil die (absolut überraschende!) Geschichte bereits etwas früher auserzählt ist. Das Buch enthält ohnehin nur 219 Seiten. Möglicherweise sollte es nicht noch kürzer werden.
In der Hand halten wir ein haptisch und optisch sehr gelungenes Buch. Das Cover lässt den Blick aus dem Flugzeug aufs Meer zu, was auf mich sehr einladend wirkt. Der Schutzumschlag ist praktisch ins Hardcover integriert. Eine sehr schöne Lösung.
Ein optisch schönes Buch, ein kurzweiliges Lesevergnügen und ein leicht verstörender Blick in die Welt zwischen Leben und Tod.