Die Methode AfD ist aktueller denn je und meiner Meinung nach Pflichtlektüre für jeden, der unseren Rechtsstaat verteidigen möchte. Das Buch liest sich flüssig. Besonders hat mir gefallen, dass Interviews ...
Die Methode AfD ist aktueller denn je und meiner Meinung nach Pflichtlektüre für jeden, der unseren Rechtsstaat verteidigen möchte. Das Buch liest sich flüssig. Besonders hat mir gefallen, dass Interviews mit Aussteigern darin verarbeitet werden. In erschreckender Klarheit wird aufgezeigt, wie tief die Machtstrukturen gehen und wie es die AfD geschafft hat, ihre Funktionäre an wirklich wichtige Positionen in Institutionen aller drei Gewalten zu bringen und so Einfluss zu nehmen. Die tiefe Spaltung innerhalb der Partei birgt in mir etwas Hoffnung. Sie führt vielleicht eines Tages dazu, dass sich die Partei von innen heraus selbst zerstört.
Ein bisschen Melancholie bleibt trotzdem, denn auch die Autoren können letztlich keine klaren Empfehlungen aussprechen, wie man der Partei am besten Herr werden kann. Offener Diskurs über die politischen Inhalte? Oder doch lieber pure Ignoranz, um ihnen nicht die große Bühne zu bieten, die sie begehren?
Das Buch Unterleuten handelt von einem gleichnamigen 200 Seelen Dorf in Brandenburg. Nach außen handelt es sich um ein kleines idyllisches Dorf, doch schnell wird klar, dass der Schein trügt. Die Bewohner*innen ...
Das Buch Unterleuten handelt von einem gleichnamigen 200 Seelen Dorf in Brandenburg. Nach außen handelt es sich um ein kleines idyllisches Dorf, doch schnell wird klar, dass der Schein trügt. Die Bewohner*innen des Dorfes tragen untereinander die verschiedensten Konflikte aus. Das soziale Gefüge gerät endgültig aus den Fugen, als ein Großinvestor die Errichtung eines Windparks in dem kleinen Dorf plant. Sofort beginnt das große Hauen und Stechen und jeder ist dabei auf den eigenen Vorteil bedacht. Während die Vogelschützer die Errichtung des Windparks um jeden Preis verhindern wollen, wähnen andere Leute großen Profit. Aus Feinden werden plötzlich Freunde, aus Freunden Feinden. Allianzen werden geschmiedet und gleichzeitig wird die Vergangenheit immer wieder aufgerollt.
Der Aufbau des Buches geiel mir: Das Buch ist in sechs Abschnitte unterteilt und diese wiederum gliedern sich in mehrere kurze Kapitel, die jeweils aus Sicht der unterschiedlichen Dorfbewohner erzählt werden. Obwohl diese Gestaltung bei mir üblicherweise für einen tollen Lesefluss sorgt, las sich das Buch für mich ziemlich stockend und zäh. Denn die Begeisterung der übrigen Rezensierenden kann ich leider nicht teilen. Meiner Meinung nach werden hier schlicht jegliche Klischees über das Dorfleben abgebildet. Ich habe so oft mit den Augen gerollt, weil die Darstellung der Charaktere so vorhersehbar war. Da waren die zugezogenen Städter, die von den Alteingesessenen zunächst komisch beäugt wurden und die so manches im Dorf umkrempeln wollten. Und dann waren da die Alteingesessenen, die ihre Streitigkeiten (die vor Jahrzehnten entstanden sind und nie gelöst wurden) lieber unter sich klären. Jeder der Alteingesessenen hatte seine persönliche Geschichte mit den anderen Dorfbewohnern. Und jeder ist auf seinen Vorteil bedacht, möchte aber niemandem etwas schuldig sein.
Natürlich hat auch jeder eine Meinung über die anderen Personen im Dorf und in der Regel rührt diese Meinung aus einer Menge Vorurteilen und Irrtümern her, die sich in Wahrheit als falsch entpuppen. Man kann den Roman sicherlich als gesellschaftskritisches und literarisches Kunstwerk betrachten. Ich (die zeitweise in der Stadt und zeitweise auf dem Land gelebt hat) finde aber, dass hier schlicht eine Reihe von Dorfklischees bedient wird und die Wahrheit vielfach eine Andere ist.