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Veröffentlicht am 01.11.2024

Nicht alles steht in der Bibel!

Jo und die eiligen drei Könige
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Für mich gehört die Weihnachtsgeschichte nach dem Lukas-Evangelium zu Weihnachten. Aber nicht nur die Bibelgeschichte, sondern auch Geschichten, die aus anderen Blickwinkeln geschrieben werden, lese ich ...

Für mich gehört die Weihnachtsgeschichte nach dem Lukas-Evangelium zu Weihnachten. Aber nicht nur die Bibelgeschichte, sondern auch Geschichten, die aus anderen Blickwinkeln geschrieben werden, lese ich sehr gern. Mittlerweile kenne ich auch einige, die aus der Sichtweise von Tieren erzählen.
In diesem Buch ist es Jo, ein kleiner Hund, der ziemlich schnell entdeckt, dass die drei Könige ohne seine Hilfe wohl kaum den Weg zur Krippe finden werden. Nicht nur, dass jeder von ihnen ein anderes Handicap hat, sondern auch durch die Tatsache, dass der Stern nicht immer deutlich zu sehen ist, wäre das Vorhaben ohne Jos Hilfe, der bekanntlich eine ganz besondere Spürnase hat, zum Scheitern verurteilt.
Es ist eine turbulente und humorvolle Geschichte, die mich oft zum Schmunzeln und zum Lachen gebracht hat. Daran ist nicht nur der witzige Schreibstil des Autors Rüdiger Bertram beteiligt, sondern in hohem Maße auch der Illustrator Karsten Teich mit seinen bunten Illustrationen. Seine Bilder passen bis ins kleinste Detail zu den Texten und sind eine tolle Ergänzung zur Erzählung.
Erwähnenswert sind noch Jos Gedanken an seine Großmutter, einer weisen Hundedame, die mit ihren Sprüchen dafür sorgt, dass einige Dinge besonders nachdenkenswert sind.
Dieses Buch von Jo und den eiligen drei Königen ist es wert, dass man sie zu einer wunderschönen Weihnachtsgeschichte zählt. Darum meine volle Lese- und Vorlese-Empfehlung!

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Veröffentlicht am 24.10.2024

Grausam und erschütternd

Die Nacht der Bärin
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„Dann trifft die Nachricht vom Tod ihrer Großmutter ein, und damit tun sich Abgründe auf. Warum hat Jules Mutter nie von ihr oder der eigenen Kindheit erzählt?“

Diese zwei Sätze aus der Buchbeschreibung ...

„Dann trifft die Nachricht vom Tod ihrer Großmutter ein, und damit tun sich Abgründe auf. Warum hat Jules Mutter nie von ihr oder der eigenen Kindheit erzählt?“

Diese zwei Sätze aus der Buchbeschreibung hätten mich eigentlich schon stutzig machen müssen. Doch da gibt es ja auch das Cover mit dem wunderschönen Blumenstrauß, bei dessen Anblick ich den dazu passenden Garten am Haus der Großmutter vor Augen habe. Aber die Geschichte ist alles andere als schön.

Erst nach dem Tod der Großmutter erfährt Jule, dass ihre Mutter Anna, deren Schwester und auch ihre Großmutter viele Jahre Opfer häuslicher Gewalt waren. Schnell wird klar, warum Anna nie aus ihrer Kindheit erzählt hat. Doch ebenso schnell kommt auch die große Frage auf, warum Annas Mutter bei ihrem Mann geblieben ist, warum sie nicht ihre Kinder geschnappt hat und fortgelaufen ist.

Die Autorin Kira Mohn teilt die Geschichte in zwei Zeitebenen. Sie beschreibt die Kindheit der Schwestern Anna und Maja, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Das, was die Mädchen psychisch und physisch ertragen müssen, lässt sie ebenso deutlich werden wie die Zeit, wenn die Mädchen im Wald unterwegs sind und sich dort eine eigene, eine heile Welt – mit Waldfeen und einer Bärin mit ihren Kindern – erschaffen.

Auch wenn ich bei diesem Buch nicht im Entferntesten mit einer so dramatischen und brutalen Thematik gerechnet hätte, hat die Autorin mich so sehr in den Bann gezogen, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte. Mir zerreißt es fast das Herz, weil ich beim Lesen an die vielen Frauen und Kinder denken muss, die auch heute noch Opfer häuslicher Gewalt werden. Ganz schreckliche Gefühle und Übelkeit überkamen mich, wenn ich die kurzen Sätze gelesen habe, die jeweils zu Beginn eines Kapitels standen – Worte des Täters.

Zum Schluss möchte ich noch meiner Bewunderung für Kira Mohn Raum geben. Sie versteht es, mit ihrer Geschichte aufzurütteln, aber auch betroffenen Frauen und Kindern Mut zu machen, ihnen zu sagen, dass sie nicht wertlos, sondern wertvolle Menschen sind. Das geht besonders aus dem Nachwort hervor. Dort gibt es außerdem Hinweise auf Anlaufstellen, bei denen es Hilfe gibt.

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Veröffentlicht am 22.10.2024

So viel mehr als ein Bilderbuch

Mukiza
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Den Autor Hannes Jaenicke kenne und bewundere ich nicht nur als Schauspieler. Einblicke in sein Engagement im Tier- und Umweltschutz habe ich bei einer Buchvorstellung zu "Aufschrei der Meere" ...

Den Autor Hannes Jaenicke kenne und bewundere ich nicht nur als Schauspieler. Einblicke in sein Engagement im Tier- und Umweltschutz habe ich bei einer Buchvorstellung zu "Aufschrei der Meere" bekommen, in deren Zusammenhang er über die Gefahren für die Meere durch Umweltverschmutzung gesprochen hat.
Sein Bilderbuch „Mukiza“ erzählt „die wahre Geschichte eines Berggorillas“, der in einem Nationalpark in Uganda geboren und aufgewachsen ist. Seine Kindheit ist voller Neugier, es gibt immer wieder Neues und Interessantes zu entdecken. Doch es lauern auch Gefahren, die häufig von Menschen gemacht sind.
Mich begeistert nicht nur die Art, wie Hannes Jaenicke das Leben von Mukiza beschreibt, sondern es sind dazu die Illustrationen von Julius Brümmer, die die Bilderbuchgeschichte wunderbar ergänzen, die berühren, aber auch nachdenklich machen.
Mukizas wahre Geschichte, die der Bilderbuchgeschichte ähnlich ist, wird am Ende aufschlussreich erklärt.
Außerdem gibt es Informationen zum Verein „Berggorilla & Regenwald Direkthilfe e. V.“, der sich gegründet hat, um die letzten Gorillas zu retten und ihre Lebensräume zu schützen.
Fachliche Begleitung bei der Entstehung des Bilderbuches gab die Wissenschaftlerin Dr. Matha Robbins.
Sehr gern gebe ich eine Leseempfehlung für "Mukiza", ein Buch, das nicht nur eine schöne Geschichte erzählt, sondern aufrüttelt und Sensibilität weckt für die Dringlichkeit, Natur und Umwelt zu schützen.

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Veröffentlicht am 15.10.2024

Spooky

Wintergeister
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Ich war neugierig darauf, was sich hinter dem Titel „Wintergeister“ verbirgt. Das Ergebnis waren einige unterhaltsame, gruselige, manchmal humorvolle und spannende Lesestunden.

Die sechs Spukgeschichten ...

Ich war neugierig darauf, was sich hinter dem Titel „Wintergeister“ verbirgt. Das Ergebnis waren einige unterhaltsame, gruselige, manchmal humorvolle und spannende Lesestunden.

Die sechs Spukgeschichten verschiedener Autor*innen hatten eine Länge von jeweils 30 bis 40 Seiten. Meine klaren Favoriten waren „Ada Lark“ von Jess Kid und „Jenkin“ von Catriona Ward.

Am liebsten habe ich das Buch bei schummrigem Licht zur Hand genommen, eingemummelt in eine Decke und bei einer Tasse Tee. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es bei stürmischem Wetter noch wirkungsvoller sein wird. Da ich aber die Rezension noch rechtzeitig vor der ganz dunklen Jahreszeit schreiben wollte, habe ich mich von den Geschichten vorher ins Land der Wintergeister mitnehmen lassen.

Sehr gern empfehle ich das Buch, das auch als Geschenk geeignet ist, über das sich Gruselfreunde bestimmt freuen.

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Auf den Blickwinkel kommt es an

Tage mit Milena
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War es Zufall oder Schicksal, dass Luzie den Sekundenkleber ausgerechnet in Annikas Papierwarenladen gekauft hat?
Mich hat die Szene, als Luzie auf der Straße klebte, an eine Situation erinnert, ...

War es Zufall oder Schicksal, dass Luzie den Sekundenkleber ausgerechnet in Annikas Papierwarenladen gekauft hat?
Mich hat die Szene, als Luzie auf der Straße klebte, an eine Situation erinnert, in der ich persönlich ein junges Mädchen gesehen hatte, das auf dieselbe Weise den Verkehr auf einer belebten Kreuzung lahmgelegt hatte. Ein riesiges Polizeiaufgebot, eine Autoschlange und aufgebrachte Menschen haben damals auch bei mir kein Verständnis für die Klimaaktivistin geweckt. Und jetzt erlebe ich in dem Buch von Katrin Burseg die gleiche Situation aus Luzies Blickwinkel. Zeit zum Nachdenken!
Auch Annika sieht Luzie, festgeklebt auf der Straße. Wieder ein anderer Blickwinkel, denn Annika denkt zurück an die Zeit, als sie in den Achtzigerjahren mit Freunden zu den Hausbesetzern in der Hamburger Hafenstraße gehörte. Was damals wirklich geschehen ist, das hat Annika weder erfahren noch aufgearbeitet. Sie weiß nur, dass sie Luzie vor einem folgenschweren Fehler bewahren muss.
Mich hat die Geschichte ganz persönlich getroffen und tief berührt - nicht nur durch die persönlich erlebte Szene auf der Kreuzung. Auch an die Zeit der Hausbesetzung in Hamburg habe ich intensive Erinnerungen, wenn auch keine persönlichen.
So hat das Buch für mich eine ganz besondere Bedeutung bekommen. Ich habe die Geschichte förmlich in mich hineingefressen. Sie hat mich aufgerüttelt und erkennen lassen, dass nicht zwingend nur die eigene Sichtweise die richtige sein muss.
Sehr empfehlenswert!

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