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Veröffentlicht am 05.09.2020

Fusia und ihre Dreizehn

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
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Das Cover fällt zunächst nicht unbedingt auf. Ein wenig sparsam ist es gehalten. Ein wenig Himmel, ein Mädchen in Schwarz und der rot farbige Titel. Was mir aber sofort aufgefallen ist, ist der Zusatz ...

Das Cover fällt zunächst nicht unbedingt auf. Ein wenig sparsam ist es gehalten. Ein wenig Himmel, ein Mädchen in Schwarz und der rot farbige Titel. Was mir aber sofort aufgefallen ist, ist der Zusatz "Nach einer wahren Geschichte". So etwas macht mich immer neugierig. Und als ich die Beschreibung zum Buch gelesen hatte, war ich noch sehr viel neugieriger.

Sharon Cameron beschreibt die wahre Geschichte der Stefania Podgórska. Sie ist um 1923 geboren, ihr Vater starb früh nach einer Krankheit. Ihre Mutter, eine Hebamme, versuchte auf einem Bauernhof die acht Kinder aufzuziehen. Früh kommt Stefania, die Fusia genannt wird, nach Przemysl um dort bei der jüdischen Familie Diamant zu arbeiten und zu wohnen. Im September 1939 beginnt der zweite Weltkrieg und die Deutschen marschieren in Polen ein... das Ende der jungen Liebe zwischen Izio Diamant und Fusia. Und der Beginn einer furchtbaren Zeit...

Die Begebenheiten der Jahre zwischen 1936 und Juli 1944 wird aus der Ich - Perspektive der Protagonistin erzählt. Dadurch wird das Buch sehr persönlich, auch weil der Sprachstil eher einfach ist. So wie eben ein junges Mädchen, eine junge Frau ihre Geschichte berichten würde. Und genau das hat mich unglaublich berührt und in das Geschehen extrem hinein gezogen. Es war auch der Grund, weshalb ich manches Mal nicht so schnell weiter lesen konnte, weil mir die Ereignisse sehr nah gingen.

"Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete" hat mich ausgesprochen gefesselt. Eigentlich sind es sogar zwei Mädchen, denn auch Fusias kleine Schwester Helena wird gerät im wahrsten Sinne zwischen die Fronten. Den abscheulichen Grausamkeiten, den Schrecken des Krieges und der bösen Fratze des Antisemitismus stehen extremer Mut, große Menschlichkeit und unglaubliche Leidenschaft gegenüber. Gegen die aussichtslose Situation kämpft die junge Frau ohne zu resignieren. Da ist ihre innere Kraft und ihr starker Glaube nur zu bewundern.

Das Buch wird mit einem ausführlichen Nachwort und Fotos der beteiligten Personen komplettiert. Das bringt zum einen eine weitere Nähe und zeigt zudem, wie intensiv die Autorin recherchiert hat.
Es gibt auch einen Film aus dem Jahr 1996. Kellie Martin verkörpert in "Hidden in Silence" die Fusia.

Auch wenn es eine Vielzahl von Büchern zum Thema Zweiter Weltkrieg gibt, ist dieses hier besonders und absolut lesenswert.

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Veröffentlicht am 16.04.2019

Nah und fern

Zeilen ans Meer
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Das Buch hat mir erstmal von außen gefallen. Das Cover ist sehr schön mit seinen dezenten Farben und dem Blick auf Strand, Meer und Himmel. Da kommt man schon ein wenig ins Träumen.

Die Inhaltsangabe ...

Das Buch hat mir erstmal von außen gefallen. Das Cover ist sehr schön mit seinen dezenten Farben und dem Blick auf Strand, Meer und Himmel. Da kommt man schon ein wenig ins Träumen.

Die Inhaltsangabe fand ich interessant. Da gibt es die Anmerkung "Doch kann man sich in einen Menschen verlieben, den man noch nie gesehen oder gesprochen hat? "
Und ich weiß aus meiner eigenen Erfahrung, dass man das kann! So war ich natürlich absolut gespannt auf das Buch.

Und ich wurde in keiner Weise enttäuscht.
Sarah Fischer schreibt in einem bildlichen und sehr fesselnden Stil, der es mir arg schwer gemacht hat, das Buch aus der Hand zu legen. Ich mag das Gefühlvolle, das hier auch nicht in den Kitsch abdriftet.
Die Idee, ein Buch aus Briefen zusammenzustellen, ist nicht neu, bei "Zeilen ans Meer" aber wirklich gut umgesetzt.

Die Hauptperson Lena hat mir nicht nur deshalb gefallen, weil meine Tochter den selben Namen trägt. Sie wird hier als sympatische Frau und wundervolle Mutter gezeichnet.
Der Protagonist Sam ist warmherzig , mitfühlend und hat einen Hang zum Poetischen. Gerne habe ich mit den beiden gefiebert.

Ich kann diesem Buch gerne alle 5 Sterne und eine Leseempfehlung nicht nur für den nächsten Sommerurlaub geben.

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Veröffentlicht am 09.07.2018

Der Countdown beginnt, Maschinen an!

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Mich hat das Cover angesprochen. Die Farben sind sehr schön und das Motiv schon besonders. Wenn man das Buch dann in der Hand hält fühlt es sich auch gut an. Die Buchstaben und Teile des Bildes sind erhaben ...

Mich hat das Cover angesprochen. Die Farben sind sehr schön und das Motiv schon besonders. Wenn man das Buch dann in der Hand hält fühlt es sich auch gut an. Die Buchstaben und Teile des Bildes sind erhaben und fühlen sich ganz schmeichelnd an. Die Ausstattung macht schon einen besonderen Eindruck.

Der Schreibstil gefällt mir. Der Autor schreibt so, dass man die Geschichte flüssig lesen kann. Dabei werden die Charaktere ausgesprochen bildhaft gezeichnet. Ich habe gefühlt neben Miss Gladys auf dem Sofa gesessen und bin mit Thomas Major in der kapsel zum Mars geflogen. Aufgeteilt wurde das Buch in zahlreiche nicht zu lange Kapitel, was ich als angenehm empfinde.

Die Geschichte mutet zunächst einmal skurril an. Und im Prinzip ist sie das auch. Dieser nicht gerade menschenfreundliche Thomas, der seinen Namen aufgrund des Liedes SPACE ODDITY von David Bowie trägt und die liebenswerte allmählich dement werdende 71 jährige Gladys Ormerod, die sich um ihre Enkel Ellie und James kümmert, deren Mutter gestorben ist. Zwei gegensätzliche Persönlichkeiten, die durch Zufall zueinander finden. Und sich dann helfen. Und hier schleichen sich dann diverse Themen in die Geschichte ein. Vor allem sind da grenzenlose Freundschaft und familiärer Zusammenhalt zu nennen. Und das mit viel Tiefgang, aber ohne drohenden Zeigefinger. Dafür wird dem Leser mit viel Witz und Ironie, aber nie ins Lächerliche gezogen, eine lebensbejahende Episode der beiden Protagonisten erzählt.

Ich finde das Buch bezaubernd. Es hat durchaus noch einen Nachhall, wenn die letzte Seite schon gelesen ist. Es ist ein unterhaltsames Buch für kühle Herbsttage am Kamin mit genügend Tee oder auch als Geschenk für jemanden, der sich gern auf eine Reise durch die witzigen und traurigen Aspekte einer besonderen Freundschaft begibt.

Veröffentlicht am 02.11.2024

Ich denke, also hab ich Probleme

Genug gegrübelt, lieber Kopf!
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Eigentlich lese ich keine psychologischen Ratgeber mehr, weil sie mir zu oberflächlich, zu oberlehrerhaft, zu wissenschaftlich oder auch einfach nur viel zu allgemein gehalten sind.
Da ein Familienmitglied ...

Eigentlich lese ich keine psychologischen Ratgeber mehr, weil sie mir zu oberflächlich, zu oberlehrerhaft, zu wissenschaftlich oder auch einfach nur viel zu allgemein gehalten sind.
Da ein Familienmitglied aber absolut zu den Grüblerinnen gehört, war es mir doch ein Anliegen, hier mal ein wenig Kenntnis zu erlangen.

Das Buch ist übersichtlich in relativ kurze Kapitel gegliedert und klar strukturiert. Die Texte sind eher einfach und verständlich geschrieben und werden durch Bilder und Zitate aufgelockert. Als Beispielspersonen treten unter anderem Gisela Grüblerin, Peter Pessimist oder auch Regina Regeltreu auf. Durch sie hat man eine Möglichkeit, für sich selbst eine Art Einstufung zu finden.

Interessant fand ich zu Beginn den Unterschied zwischen Grübeln und Nachdenken kennen zu lernen. Auch ansonsten spricht die Autorin einige wissenswerte Aspekte an. Dabei geht sie jedoch nur bedingt in die Tiefe und spricht so eine größere Allgemeinheit an.

Was mir fehlt, sind ein paar weiterer Umsetzungstipps um tatsächlich aus dem Gedankenkarussell aussteigen zu können.

Alles in allem ist es ein informatives kleines Buch, dass zumindest Anstöße gibt, um negative Denkgewohnheiten zu erkennen.

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Veröffentlicht am 23.10.2024

Der Leichnam eines Kindes

Die Lungenschwimmprobe
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Das Buchcover ist auffällig und erinnert mich an ein sehr altes Lehrbuch der Medizin. Und das passt absolut zum Inhalt.

Der Autor Tore Renberg war mir bis dato nicht bekannt, obwohl bereits vier seiner ...

Das Buchcover ist auffällig und erinnert mich an ein sehr altes Lehrbuch der Medizin. Und das passt absolut zum Inhalt.

Der Autor Tore Renberg war mir bis dato nicht bekannt, obwohl bereits vier seiner Bücher in Deutschland erschienen sind.
Auch als Musiker, er spielt Geige und Klavier und war und ist in verschiedenen norwegischen Bands aktiv, ist er mir noch nicht aufgefallen.
Die Thematik des aktuellen Buches hat mich aber sehr interessiert, zumal es in Leipzig spielt, einer Stadt die ich kürzlich besucht habe.

Tore Renberg nimmt uns mit in die Jahre 1681-1696. Der Dreißigjährige Krieg, einer der längsten und blutigsten Auseinandersetzungen in Europa, liegt 33 Jahre zurück und gerade fegt letztmalig die Pest über Leipzig.
Die gerade einmal 15 Jahre junge Anna Voigt ist angeklagt, ihr neu geborenes Kind getötet zu haben. In dem spektakulären Fall verteidigt sie der Rechtsgelehrte Christian Thomasius mit Hilfe von dem Doktor Johannes Schreyer.

Ein Buch mit 702 Seiten muss mich zügig in die Geschichte ziehen, damit ich es nicht wieder weglege. Und genau das ist diesem Werk gelungen.
Man muss bereit sein, sich teilweise auf barocke Sprachgewohnheiten einzulassen und durchaus ein Faible für Medizin und Rechtsprechung haben, damit man sich für das Buch begeistern kann.
Der Autor hat für das Buch jahrelang recherchiert und erzählt die Geschichte der Anna Voigt gespickt mit diversen wahren Begebenheiten.

Auch wenn der Schreibstil ein wenig gewöhnungsbedürftig ist, da einige etwas langatmige Passagen, manche Schachtelsätze und Sprünge in Zeit und Perspektive zu überwinden sind, kann ich das Buch empfehlen. Manche Szenen sind brutal und haben mich schauern lassen, aber ich denke, sie sind den damaligen Situationen nachempfunden.

Ein wenig schade ist es, dass der ausführliche und wirklich hoch interessante ausführlich Anhang nur mittels Code über einen PDF-Download zu lesen ist. Auch wenn ich verstehe, dass das Register, die Karten und die Quellenhinweise das dicke Werk noch zusätzlich umfangreicher gemacht hätten.

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